S1"île 6
.Die Arbeit*
November 1946
Verwaltungsangestellte
Von einem Beruf soll hier die
Bede sein, der mehr denn je im
Blickpunkt des öffentlichen Interes¬
ses steht. Meist verkannt, selbst von
den organisierten Kollegen, wird er
im allgemeinen als der'..Stehkragen¬
prolet“ bezeichnet. Und doch ist er
der emsige Diener an der Allge¬
meinheit. Darum soll ihm an dieser
Stelle eine verdiente Würdigung zu-
teil werden. Immer war er bemüht,
,:ür unbedingte Ordnung und Sau¬
berkeit in der Verwaltung zu sor¬
gen. Ob im Finanzwesen, in der
Fürsorge, den Erniihrungs- und
Wirtschaftsämtern und wie alle die
Dienststellen oder Verwaltungen
heilten, überall ist er der fleissige
Arbeiter, der seine ganze Kraft für
seine Aufgaben widmet. Er kennt
alle Sorgen, die uns heute bewegen,
ja er wird mehr Elend und Not,
mehr Sorgen und Herzeleid gewahr,
Ein gewerkschaftlicher
Erfolg
Dem Tndustrieverbnnd Bergbau der
Einheitsgewerkschaft ist es dank der
¡tatkräftigen Unterstützung durch den
Beauftragten für Gewerkschaftsfra-
gen in der Militärregierung, Mr.
Rieth, gelungen, auch für die Ueber-
tagebelegschaft die Zurückerstattung
des Fahrgeldes durchzusetzen.
wie irgend ein anderer. Ihm wird
manches an vertraut, was niemals
die Öffentlichkeit erfährt. Und
meistens ist er nicht in der Lage,
sofortige Hilfe zu geben, da auch er
von den Bestimmungen eingeengt
■wird, die nun einmal in einem or¬
dentlichen Behördenapparat uner¬
läßlich sind. Dabei ist die Ansicht
fa ¡sch, die in ihm einen trockenen
Aktenmensch sieht. Gewiß ist er
nun einmal angewiesen, alle Vor¬
gänge aktenmäßig zu belegen, aber
diese Akten zeugen von seinem
Fleiß, von seiner Gewissenhaftigkeit
und Korrektheit. Sie sind die Doku¬
mente seines Pflichtbewußtseins, die
zumeist nur seinen Vorgesetzten
offen stehen. Denn aus seinem
Amtsbereich wird seilen etwas über
diese Kleinarbeit bekannt. Wenn
nun seiner Tätigkeit Grenzen gesetzt
sind, dann wird das meistens vom
Publikum nicht verstanden. Dann
ist er den wüstesten Angriffen aus-
gesetzt und keiner ahnt, wie in sei¬
nem Herzen sich solche ungerecht¬
fertigten Angriffe auswirken. Man
nennt ihn obendrein noch „Büro¬
krat“ und will seine Verbitterung
nicht verstehen. Wie oft wird er
noch eilige Sachen auch nach seiner
Dienstzeit bearbeiten, um ja die lei¬
digen Termine <.'nzuhalten.
Und sonst? Sein Gehalt ist mehr
als bescheiden, naturelle Zulagen er¬
hält er nicht, er soll immer sauber
und ordentlich gekleidet im Dienst
sein. Keine Dienststelle oder Be¬
hörde wird auf ihre Arbeit verzich¬
ten können. Und wir wollen nicht,
vergessen, daß sie unsere Kollegen
sind, und mit uns in der Einheits¬
gewerkschaft der Arbeiter, Ange¬
stellten und Beamten marschieren.
Sie haben genau das gleiche Ziel,
wie der Kollege am Schraubstock
oder im Schacht. Sie treten ebenso
ein für ein besseres Dasein aller
schaffenden Menschen wie wir, da¬
rum denkt daran, wenn ihr sie ir¬
gendwo und wann beansprucht.
Würdigt auch ihre Arbeit, die nicht
leicht und sehr verantwortungsvoll
ist und achtet sie als Kollegen!
M. Hl.
18 000 Metallarbeiter organisiert
Der Induslricverband Metall wurde
am 16. Dezember 1945 in Völklingen
gegründet. Zu dieser Griindungsver-
sammlung waren die Beschäftigten
der Metallindustrie der einzelnen
Werke, soweit sie damals belegt
waren, eingeladen. Den Anord¬
nungen der Militärbehörde zufolge
wurde in dieser Gründungsver¬
sammlung nach den Ausführungen
des jetzigen Präsidenten der Ein¬
heitsgewerkschaft Wacker sowie des
jetzigen Vorsitzenden des Industrie¬
verbandes Metall, Fliegler, der Vor¬
stand, bestehend aus zwölf Mitglie¬
dern und zwar paritätisch aus vier
Vertretern der früheren Freien Ge¬
werkschaft, vier Vertretern der
früheren Christlicheh Gewerkschaft
und vier Vertretern der früheren
R. G. O gebildet
In der Metallindustrie sind vom
Verband bis zum September 1946
insgesamt 66 Betriebe erfasst wor¬
den. Das Organisai ionsverhältnis
muß in rillen Betrieben als vorerst
zufriedenstellend betrachtet werden
und hat auch in der Schwerindustrie
in Dillingen und Völklingen sich
wesentlich gebessert. Die weiterver-
arbeilende Eisenindustrie zeigt eine
Beteiligung von 3U und 100 Prozent.
Besonders stark organisiert sind die
Betriebe im Homburger Bezirk. Die
Gesamlinitgliederzahl unseres Ver¬
bandes ist seit April um mehr als
50 Prozent gestiegen und beträgt
heute rund 18 000 Mann.
Die von der Militärverwaltung ge¬
forderte Gründung von Ortsverwal-
tungen zur Belebung der örtlichen
Gewerkschaften sind bis heute zum
größten Teil durchgeführt. Es be¬
stehen zur Zeit 24 Ortsverwaltungcn
des Industrieverbandes Metall. Wei¬
tere Gründungen von Ortsverwal¬
tungen sind noch in Vorbereitung.
Auf Grund des bestehenden I.ohn-
stoppes konnten ausser geringen
Lohnausgleichen keine erheblichen
Lohnerhöhungen erzielt werden, ob¬
schon die Lohngestaltung in einzel¬
nen Betrieben einer dringenden
Überprüfung und Aufbesserung be¬
dürfte. .Die Neugestaltung und Ab¬
schlüsse der Tarifverträge liegt im
Interesse der Erhaltung des Lebens¬
niveaus der Arbeiterschaft. Eine
starke Verminderung des Einkom¬
mens vieler Arbeiter hat seine Ur¬
sache durch Verpflanzung der Me¬
tallarbeiter in andere Betriebe.
Durch diese Verlegungen ist es nicht
zu vermeiden, daß gelernte Kräfte,
die den Handwerkerlohn erhielten,
als Hilfsarbeiter beschäftigt wurden
und dadurch einen erheblichen
Lohnausfall erleiden. Es muß daher
unter allen Umständen versucht
werden, Handwerker, die zwangs¬
weise einem anderen Betrieb zuge¬
führt werden, wieder im neuen Be¬
trieb auf ihren gelernten Arbeits¬
platz zu stellen oder ihnen durch
einen Zuschuss den Lohnausfall zu
ersetzen.
Auf arbeitsrechtlichem Gebiet be¬
teiligte sich der Industrieverband
Metall an allen Besprechungen, die
zur Schaffung des Arbeitsrechts so¬
wie Arbeitsgerichten, sowohl der
Benennung der Richter und der Bei¬
sitzer, statt fanden. Desgleichen
nimmt der Verband an allen Kon¬
ferenzen teil, die der Lehrlingsaus¬
bildung. dem Lehrvertrag und der
Gesellenprüfungen und der Neuge¬
staltung der Sozialversicherung gel¬
ten. Der Entnazifizierung der Be¬
triebe schenkt der Verband seine
besondere Aufmerksamkeit. Fast in
allen Entnazifizierungsausschüssen
sind Vertreter des Industrieverban¬
des Metall tätig.
Kollege Klopp zum Schrififiihrer
und Kollege Esch zum Kassierer
gewählt. Wir wünschen der neuen
Ortsgruppe der Einheitsgewerk¬
schaft vollen Erfolg.
Industrieverband
der Fabrikarbeiter
Die wirtschaftliche Lage in den
dem Industrieverband der Fabrikar¬
beiter eingeordneten Betrieben ist
im allgemeinen als katastrophal zu
bezeichnen. Sämtliche Betriebe (ins¬
gesamt kommen nach bisher ge¬
troffenen Feststellungen mit Klein-
und Kleinstbetrieben 22 in Frage)
haben, von einigen Ausnahmen ab¬
gesehen, schwer unter den Kriegs¬
einwirkungen gelitten und befinden
sich in der Aufbauarbeit.
Das Chamottwerk Homburg hat
die Aufbauarbeiten bald beendet
und soll in nächster Zeit die Teil¬
produktion aufnehmen. Das gleiche
gilt für die Plattenfabrik Pabst in
Homburg.
Die Papierfabrik Wörschweiler
stellt zu einem geringen Teil Kar¬
tons her. Die Hauptproduktion kann
aber noch lange nicht aufgenommen
werden.
In der Tafelglashütte St. Ingbert
ist die Produktion normal. Das Werk
hatte keine Kriegsschäden. Im Kri¬
stallglaswerk Wadgassen wird, be¬
dingt durch das Fehlen der notwen¬
digen Fachkräfte, Teilarbeit gelei¬
stet. Die Rheinischen Lederwerke St.
Ingbert sind zum Teil produktiv tä¬
tig und zum Teil mit Aufbauarbei¬
ten . beschäftigt. Die Schuhfabrik
Trebor, Friedrichsthal, arbeitet in¬
folge Materialmangel nur mit der
Hälfte der Belegschaft. In diesem
Werk sind durchschnittlich nur
junge Burschen und Mädchen be¬
schäftigt; der Organisationsaufbau
ist daher äusserst schwer.
41IS DEN VERIS ANDEN
Ein Jahr nach der Gründung der
Einheitsgewerkschaft, Industriever¬
band Eisenbahn-, Post- und Fern¬
meldewesen findet am Sonntag, den
17. November 1946, vormittags 9 Uhr
im „Johannishof“ Saarbrücken 3.
Mainzer Straße, eine Großkund¬
gebung dieses Industrieverbandes
statt, zu der alle Eisenbahner ein¬
geladen sind.
Die Kundgebung soll Zeugnis ab-
legen von der Geschlossenheit der
Eisenbahner aller Berufsgruppen,
ihrem unbestreitbaren Einsatzwillen
und der Bereitschaft am Aufbau
unserer Heimat und an der Schaf¬
fung einer demokratischen Wirt¬
schaft mitzuarbeiten.
In dieser Kundgebung werden
sprechen: Ed. Weiter, Vorsitzen¬
der des Industrieverbandes Eisen¬
bahn-, Post und Fernmeldewesen,
über: Warum Einheit? Entna¬
zifizierung. — Dienstdauervorschrift
und Neugestaltung der Eisenbahn-
Direktion; Me il chen, Präsident
der Eisenbahn-Direktion, Saar¬
brücken, über: Stellung der Eisen¬
bahn-Direktion zur Einheitsgewerk¬
schaft. — Zusammenarbeit zum
Zweck der Produktionssteigerung;
Rieth, Vertreter der Militär-Re¬
gierung, über: Militär-Regierung und
Einheitsgewerkschaft, sowie über
akute Tagesfragen; Wacker, Prä¬
sident der Einheitsgewerkschaft,
über: Einheitsgewerkschaft und Mit-
bestimmungsrecht.
Die Einheitsgewerkschaft, Tndustrie-
verband Eisenbahn, Post und Fern¬
meldewesen batte für Sonntag, dem
13. Oktober, zur ersten öffentlichen
Kundgebung in der Aula des Gymna¬
siums St. Wendel aufgerufen. Der
Besuch war zufriedenstellend. Um
14.49 Uhr Eröffnung, Begrüßung der
Erschienenen, Ehrung der in KZ-Ge-
mordeten, der Opfer des Bombenkrie¬
ges und der Gefallenen durch den
Kreisvorsitzenden Hart. Präsident der
Einheitsgewerkschaft Wacker sprach
hierauf über Ziel und Zweck der Ge¬
werkschaft und über die bisher ge¬
leistete Arbeit. Der 1. Vorsitzende
des Industrieverbarides Eisenbahn,
Post und Fernmeldewesen, Weiter,
referierte sodann über allgemeine
Fragen. gerechte Entnazifizierung,
Wiederaufbau auf demokratischer
Grundlage, über Fachschulen und Ge-
wei ksclnii tsscluil«* tür die Jugend¬
lichen. Mit Dunkworten an die beiden
Redner und der Bitte an die Funktio¬
näre, die Jugendlichen für die Ge¬
werkschaft zu gewinnen und die noch
Abseitsstehenden heranzuziehen,
schloß gegen 16,45 Uhr der Kreisvor¬
sitzende Hart die Kundgebung.
*
Am Samstag, dem 26. Oktober 1946,
fand in Kleinblittersdorf im Lokale
Schäfer die Gründungsversammlung
für die Ortsgruppe Kleinblittersdorf
der Einheitsgewerkschaft, Industrie¬
verband Eisenbahn, statt. In dem
durch den Krieg am stärksten mit¬
genommenen Gebiet von Hanweiier
bis Brebach haben sich die Eisen¬
bahner nun, da sie die dringendsten
Arbeiten zum Aufbau ihrer Woh¬
nungen und Arbeitsstätten geleistet
haben, zusammenge Lunden, um auch
den Gewerkschat'tsgedanken zu
pflegen und im Anschluß an die Ein¬
heitsgewerkschaft zum Ausdruck zu
bringen, daß sie gemeinsam mit
allen Eisenbahnern unseres Gebietes
bereit sind, ihren Beitrag zu der
Wiedergutmachung zu leislen. In
dieser Versammlung sprach Kollege
Weiter über Zweck und Ziel der
Einheitsgewerkschaft. Die Versamm¬
lungsteilnehmer folgten seinen Aus¬
führungen mit größter Aufmerk¬
samkeit. In der darauf folgenden
geheimen Waid wurde Kollege
Schleimer zum I. Vorsitzenden,
Die Dynamitfabrik Saarwellingen
hat die Aufbauarbeiten beendet. Die
gesamte Belegschaft wurde am 30.
März ohne Bezahlung bis auf wei¬
teres beurlaubt. Der Anlauf des Be¬
triebes ist abhängig von der Be¬
schaffung der Rohstoffe. Die Ange¬
stellten verbleiben vorerst im Betrieb
lind sollten täglich 2—3 Stunden zu
Abwicklungsarbeiten Verwendung
finden.
Das Terrakottawerk Merzig führt
nur Aufbauarbeiten aus. Die Stein-
gutfabrik Mettlach hat in der Ge¬
schirrabteilung die Produktion vor
Achtung! Betriebsräte und Betriebs-
gewerkscha ft sgrnppenleit ungen.
Am Samstag, den 16. November
1946, nachmittags 2' Uhr, findet in
der Aula (Gymnasium) am Land-
wehrplatz zu Saarbrücken die erste
Gewerkschaftsjugendkonferenz statt.
Wir wenden uns hiermit an die
Betriebsräte und Betriebsgewerk¬
schaftsgruppenleitungen, dafür zu
sorgen, daß aus jedem Betrieb und
jeder Verwaltung, wo Jugendliche
beschäftigt sind, Jugenddelegierte zu
dieser Konferenz entsandt werden.
einiger Zeit aufgenommen. Eine
weitere Abteilung soll nach Zu¬
weisung der notwendigen jungen
Arbeitskräfte folgen. Zum überwie-,
genden Teil werden jedoch nur Auf¬
bauarbeiten ausgeführt. Das gleiche
gilt für die Mosaikfabrik Mettlach.
Die Aufbauarbeiten im Sauerstoff¬
werk Gersweiler kommen dem¬
nächst. zum Abschluß. Der Anlauf
des Betriebes wird aber so schnell
nicht erfolgen können, da bei der
Räumung , im Dezember 1944 die
Maschinen abtransportiert wurden.
Insgesamt werden gegenwärtig in
den von dem Verband erfassten Be¬
trieben 1664 (vor 1939: 4724) Arbeiter
beschäftigt. Davon gehören der
Einheitsgewerkschaft rund 1000 als
Mitglieder an.