Lohnaufbesserung
tut not!
Der totale Krieg hat eine totale
Vernichtung und eine totale Ver¬
elendung nach sich gezogen. Beim
Wiederaufbau der Wirtschaft musste
daher dem Bergbau als Schlüsselin¬
dustrie das größte Interesse entgegen¬
gebracht. werden. Ohne Kohlen
kein Wiederaufbau! Im In¬
teresse oller liegt eine Höchst-
iörderung an Kohlen. Mehr Kohlen
bedeutet die Ankurbelung anderer
Wirtschaftszweige und damit die
Möglichkeit der Erzeugung lebens¬
notwendiger Wirtschaftsgüter. Das
bedeutet, aus der Notzeit heraus¬
wachsen wieder in normale Ver¬
hältnisse hinein.
Die Zusatzverpflegung der Saar¬
bergarbeiter muß der Außenstehende
in diesem Sinne zu verstehen versu¬
chen. Die Schwere der Bergmanns¬
arbeit verlangt einen Ausgleich für
den enormen Kräfteverschleiß. Eine
starke Belastung für den Bergmann
war die noch nicht ausreichende Ver¬
pflegung seiner Familie. Durch die
Einführung der Familienzusaizver-
pfiegung wurde auch hier ein zweck¬
entsprechender Weg beschriften. Lei¬
der kann diese Maßnahme sich nicht
ganz zum Vorteil einer besseren Lei¬
stung auswirken, weil man unver¬
ständlicherweise die Uebertagebeieg-
schaft, ohne den Bergbau als ganzes
zu betrachten, von der Familienson-
derzuteilung ausgeschlossen hat. Die
sonstigen Zuwendungen, die der
Saarbergmann bekommt, sind eine
Anerkennung der geleisteten Wieder¬
aufbauarbeit. Im Ruhrbergbau hat
man sich zu diesen Zuwendungen
nicht entschließen können — sehr
zum Nachteil der Leistung.
Jede geleistete Arbeit muß sich vor
allem in einer gerechten Bewertung
durch einen auskömmlichen Lohn
niederseh lagen. Ein großer Teil der
im Bergbau Beschäftigten verdient
einen Schichtlohn, der unter sechs
Mark liegt. Der im Gegensatz z u m
Lohnstop nicht konsequent durch-
geJuhrte Preisstop, hat zur Folge,
daß der geringen Kaufmöglichkeiten
der Lebensunterhalt vieler Berg¬
mannsfamilien unter den gegenwär¬
tigen Lohnverhältnissen nicht aus¬
kömmlich bestritten werden kann.
Im Bergbau baut sich die Entloh¬
nung auf fachlichem Können auf,
das nur nach längerer Anlaufzeit er¬
reicht wird. Alle Neubergleute er¬
halten jedoch eine gegenwärtige Ent¬
lohnung, die weit unter dem Ver¬
dienst ihrer früheren Tätigkeit liegt.
Zu beachten ist weiterhin, daß kein
Industriezweig unter einer so schar¬
fen Einsatzkontrolle steht wie der
Bergbau. Hinzu kommt eine Mehr¬
arbeit von sechs .zw leistenden Sonn¬
tagsschichten im Interesse der Be¬
völkerung.
In Anbetracht der starken Inan¬
spruchnahme der physischen Einsatz¬
fähigkeit ries Bergmannes wird man
die Berechtigung der Forderung einer
Lohnaufbesserung nicht bestreiten
können. Diese nur kurz gestreiften
Lohnverhältnisse im Bergbau haben
keil, das zu lösen nicht zuletzt auch
Sonntagsarbe
Im vergangenen Winter hat der
Saarbergmann für die frierende Be¬
völkerung, für Krankenhäuser und
Altersheime freiwillig an zwei Sonn¬
tagen seipen Schweißkittel angezo¬
gen, ist in den Schacht gefahren und
hat Kohlen gegraben. Der Dank der
Bevölkerung — ein klein wenig An¬
erkennung hätte er erwartet — ist
ausgeblieben.
Diesmal muß auf Anordnung des
Kohlen-Kontrollrates in allen Berg¬
revieren an sechs Sonntagen gear¬
beitet weiden. Die am 13. Oktober
1946 in Reden-Klinkthal versam¬
melten Funktionäre des Industrie¬
verbandes Bergbau der Einheitsge¬
werkschaft haben hierzu Stellung
genommen und vertreten folgenden
Standpunkt:
„Wir Bergarbeiter sind uns be¬
wußt, daß der Wiederaufbau ab¬
hängig ist von der Kohlengewinnung.
Wir sind auch realistisch genug um
zu wissen, daß nur durch eine Koh¬
lenzuteilung die Bevölkerung vor
dem Schlimmsten bewahrt werden
kann. Wir Bergarbeiter fühlen uns
aber auch verpflichtet herauszu¬
stellen:
1. Keine Bcrufsgrnppe steht unter
einer ähnlichen Ar beilsei nsalzkon-
trolle wie der Bergarbeiter.
2. Der Verschleiß unserer Arbeits¬
kraft, bedingt durch die Schwere
unserer Arbeit ist weit größer als. die
Zusatzverpflegung ausmacht. Durch
die Mehrarbeit und durch das Feh¬
len eines Ruhetages wird noch viel
mehr die Substanz des Körpers an¬
gegriffen.
- Das gesamte deutsche Volk muß
heute das verbrecherische Treiben
. . . Ein Irrtum
Alle sozialen Maßnahmen der Saar¬
gruben dienen vor allem dem Zweck,
eine Steigerung der Kohlenförderung
zu erzielen. So erhält der Bergmann
beben der Schwer- bezw. Schwerst-
arbeiterzulage auf dem Werk selbst
zusätzliche Verpflegung, Rauchwa¬
ren, Anwesenheitsprämie, Kohlen¬
prämie u. dgl. Zuwendungen, die
durch die Bedeutung dieses schwe¬
ren Berufes gerecht fertigt werden.
Die neu eingeführte Familienzusatz-
Verpflegung für die Unter!agebeleg-
sehaft soll darüber hinaus den Berg¬
mann unter Tage von der Sorge um
die Ernährung der Familie befreien.
Es ist aber ein weitverbreiteter
Irrtum, irn Bergbau nur die tech¬
nische Apparatur zu sehen und die
Wirksamkeit eines lebendigen Orga¬
nismus außer Betracht zu lassen. Um
^in Optimum an technischer und
wirtschaftlicher Leistung zu erzielen,
bedarf es eines reibungsfreien
Betriebsablaufes mit gerecht
bewerteten und froh schaffenden
Menschen. Die Ausschaltung der
Uebertagebelegschali von der Fami¬
lienzusatzverpflegung ist nicht ge¬
eignet, die Leistungshöhe im Bergbau
zu halten. Es ist unverständlich, daß
Familienmitglieder von neuangefah-
renen betriebsfremden Bergleuten
höher bewertet werden, als der Berg-c
mann über Tage selbst. Es gibt zahl¬
reiche Uebertagcleute, die deshalb
nicht unter Tage ein fahren dürfen,
weil man ihren starken Arm, ihre
betriebliche Erfahrung und Intelli¬
genz über Tage braucht.
Wir Gewerkschaftler wissen, daß
diese Anordnung von dem Kohlen-
Kontrollrat in Berlin erlassen wor¬
den ist und nicht von der Militärre¬
gierung und der Saargrubenverwal¬
tung verantwortet werden kann. Im
Interesse der Kohlenförderung wün¬
schen wir, daß alle in Frage kom¬
menden Stellen auf diese unter¬
schiedliche Behandlung aufmerksam
machen. Al. Schm.
sich zu einem Lohnproblem enlwik-
im Interesse der Leistungssteigerung
hegt.
Der Industrieverband Bergbau der
Einheitsgewerkschaft. die Int e ressen -
Vertretung der Saarbergarbeiter, ver¬
tritt den Standpunkt, daß eine Lohn¬
erhöhung von 20% unumgänglich
notwendig ist.
Die Verbandsleitung hegt die Hoff¬
nung, daß dieser berechtigten For¬
derung Rechnung getragen wird. Ihre
Erfüllung ist die beste Voraussetzung
eines raschen und dauerhaften Wie¬
deraufbaues unserer Wirtschaft.
Alois Schmitt.
it im Ber<rb
o
ler Nazibanditen teuer bezahlen. Die
Schuld der Bengarlreitcr ist aber nicht
größer, als dieder andern Volksschich¬
ten. Wir fordern daher ähnlich drin¬
gende Aufbaumaßnahmen auch bei
andern Berufsschichten. Der Bevöl¬
kerung fehlt es nicht nur an Kohlen,
sondern auch an andern lebenswich¬
tigen Bedarfsgüter.
Wir fordern auch die Instand¬
setzung der Bergarbeiterzüge.
Alihilfe erwünscht
Daß Bauern als Erzeuger von Nah¬
rungsmitteln hungern, dürfte ein
schlechter Witz sein, daß aber Berg¬
arbeiter, die die Kohlen gewinnen,
frieren, ist leider eine Tatsache. An
sechs Sonntagen müssen die Berg¬
leute in den Schnobt einfahren, um
im Interesse der Bevölkerung für
Heizung und Lebenswichtigem Koh¬
len zu fördern.
Der Weg zur Arbeit in den Berg¬
arbeiterzügen ist für die Bergleute
eine Qual und ein Hohn. Um 4 Uhr,
spätestens um 5 Uhr in der Nacht
öffnen sich die Türen der Berg-
roannshauser in den Dörfern und
dann geht es zum Zug, der sie zur
Arbeit bringt. Daß die Bergarbeiter¬
züge geheizt sind, wagt man ja nicht
zu verlangen, daß aber da, wo Fen¬
ster sem sollen, eine gähnende Lucke
klafft, könnte zumindesten durch
einen Verschlag behoben werden.
Durch diese Unterlassung sind die
Bergleute der Kälte und der Zug¬
luft ausgesetzt. Vergessen wir nicht,
diese Züge benutzt der Bergmann,
wenn er am Sonntag im Interessi» der
frierenden Bevölkerung zur Schicht
fährt.
Sehen wir von der menschlichen
Bewertung des Bergmanns und von
einer Dankbarkeit ihm gegenüber ab
und betrachten die Angelegenheit
nur von der wirtschaftlichen Seite.
Wieviel Arbeitsstunden gehen dem
Bergbau durch den Ausfall erkrank¬
ter Bergleute unter diesen Umstän¬
den verloren? Und welche Auswir¬
kungen hat dieser Notstand? Viele
Tonnen der so notwendigen Kohlen
können nicht gefördert werden. Vom
Bergmann aber verlangt man Mehr¬
leistung durch Sonntagsarbcit. A.Soft.
Soziale Mitteilungen
Achtung Kriegsblinde!
Sämtliche Kriegsblinde, die im Be¬
sitze eines Führerhundes sind, wol¬
len sieh sofort bei der orthopä¬
dischen Versorgungsstelle Herrn
Obermedizinalrat Dr, Dünnebicr,
Saarbrücken J, Wilhelm-Heinrieh-
Slraße35, melden. Durch die ortho¬
pädische Versorgungsstelle werden
sämtliche Führerhunde erfasst zur
Abgabe von Futtermitteln durch das
Landesernährungsamt.
Lebensmittelzulage für
Schwerbeschädigte Die Ver-
einigung der Kriegsbeschädigten und
Kriegshinterbliebenen des Saarge¬
bietes hat an das Mitglied der Ver-
waltungskommission des Saargebie¬
tes, Herrn Regierungsdireklor N e u-
f a n g , den Antrag gerichtet, im Er¬
werbsleben stehende Schwerbeschä¬
digte und erwerbsunfähige Kriegs¬
beschädigte in die nächsthöhere
Kategorie • der Lebensmittelkarte
einzustufeh, falls nicht schon eine
höhere Einstufung auf Grund eines
ärztliche^ Gutachtens erfolgt ist.
Die Vereinigung macht besonders
darauf aufmerksam, daß sowohl bei
den Amputierten als auch bei den
auf Grund ihrer Verletzung diesen
gleichstehenden Beschädigten und
bei den innerlich kranken Kriegs¬
beschädigten eine ausreichende Er¬
nährung die hauptsächlichste Vor¬
aussetzung dafür ist, daß in dem
Zustand dieser Beschädigten eine
weitere Verschlimmerung verhütet
wird. Wir geben der Hoffnung Aus¬
druck, daß die Verwaltungskom¬
mission dem Anträge der Vereini¬
gung stattgeben wird.
Zusatzurlaub für Sch we r-
beschädigte. Die Oberpost¬
direktion teilt uns mit, daß in ihrem
Bereich der Zusatzurlaub zusätzlich
zu dem Urlaub auf Grund der Ver¬
ordnung des Regierungspräsidiums
Saar gewährt wird. .Wir nehmen mit
Genugtuung davon Kenntnis und
hoffen, daß auch die anderen Be¬
hörden und Dienststellen (Stadtver¬
waltung Saarbrücken) dieses Bei¬
spiel befolgen werden.
Rechtsschutz
Die Einheitsgewerkschaften sehen
eine ihrer Hauptaufgaben darin, die
arbeitsrechtlichen und sozialen Be¬
lange der Arbeitnehmerschaft wabr-
zunehmen. Um diese Aufgaben auch
so durchzuführen, wie es im Inter¬
esse der Mitglieder geboten erscheint,
wurde folgende organisatorische Re¬
gelung getroffen:
Die Zentralstelle für Arbeitsrecht
und Sozialpolitik der Einheitsgewerk¬
schaft ist Saarbrücken, Brauerstr. fi—Ö,
Ge wer ksi haftshau«. Sprechstunden
sind: Montags — Mittwochs — Frei¬
tags, vormittags von 8 bis 12 Uhr,
nachmittags von 2 bis 4 Uhr.
Beratungsstellen des Rechlsschulz-
büros sind vorerst wie folgt vorge¬
sehen:
St. Wendel: Montags von 9 bis 12
Uhr im Betriebsam! der Eisenbahn,
Mumssli aße.
Neunkirchen: Montags von 14 bis 17
Uhr, Lokal Müller, Wellesweiierslraße.
Saarlouis: Dienstags von 9 bis 12
Uhr, Alle Brauerslruße.
Völklingen: Dienstags von 14 bis 1?
Uhr, Poslstraße 21.
Homburg: Mittwochs von 9 ins 12
Uhr, Denisstraße !.
St. Ingbert: Mittwochs von 14 bis 17
Uhr, Kaiserstraße 43.
Dudweiler: Donnerstags von 10 b>d
12 Uhr, Lokal Kopp, Büchelslraßg.
Sulzbarh: Donnerstags von 14 bis 12
Uhr, Volkshaus.
Riegel,-berg: Samstags von 9 bis 12
Uhr. Lokal GobrieL