VOR ORT
In tausend Herzen
Der gleiche Schlag,
Der Hände Werk
Es trägt zu Tag
Das Leben.
Der Schächte
Unergründlich Reich
Die Erde birgt
Und nimmt zugleich
Das Streben
Des Menschen, der in harter Fron
Lichtfern erkämpft um kargen Lohn
Das Leben.
Tag wird zur Nacht und Nacht zum Tag
Im Zeitenlauf der Schicht,
Sie kantet das Gesicht
Dem Hauer, der im Glanz der Sonne
Des Schöpfers Gnade, ewige Wonne
Dankbar empfängt nach Müh’ und Plag’.
Zurück dem Leben
Ist gegeben.
Der Erfolg gibt uns Recht
Gewerkschaftliche Initiative im Bergbau
Ein gütiges Geschick und die be¬
wußte Rücksichtnahme der kämpfen¬
den alliierten Streitmacht hat den
Saar-Bergbau vor dem Schlimmsten
bewahrt. Geblieben waren uns Saar-
Bergarbeitern nach der Befreiung
vom Nazijoch die Produktionsmittel
und unsere Arbeitskraft. Sie sind
für uns die Grundlagen zur Wieder¬
gutmachung und zum Wiederaufbau.
Angeregt durch gewerkschaftliche
Initiative früherer Gewerkschaftler,
kam es zur Bildung von Betriebs¬
vertretungen auf den Saar-Gruben.
Die Betriebsvertretungen bereiteten
die Vorarbeiten zur Bildung einer
Gewerkschaft vor. Aus den blutigen
Ereignissen der Vergangenheit hat
auch die Saarbergarbeiterschaft eine
Lehre gezogen und bekannte sich
freudig zu der gewerkschaftlichen
Einheit.
Am Sonntag, den 18. November
1945, schrieben die Arbeiter, Ange¬
stellten und Beamlen des Saar-
Bergbaues ein neues Blatt ihrer Ge¬
schichte und konstituierten den In¬
dustrieverband Bergbau der Ein¬
heitsgewerkschaft. In paritätischer
Zusammensetzung der früheren drei
Gewerkschaftsrichtungen wurde die
Verbandsleitung vorgeschlagen und
einstimmig gewählt.
Wenn wir heute die gewerkschaft¬
liche Aufbauarbeit und die gewerk¬
schaftlichen Erfolge einer Betrach¬
tung unterziehen, so kann man nicht
umhin, aufzuzeigen, unter welchen
Voraussetzungen und Umständen die
geleistete Arbeit getätigt wurde. An
notwendigen Dingen war nichts vor¬
handen. Kein Raum, kein Papier,
keine Schreibmaschine, keine Fahr¬
gelegenheit,, weder das eine noch das
andere, dafür aber viel Energie und
Opfersinn der Funktionäre. Die Be¬
schattung des Notwendigsten schien
oft unmöglich und manche Notlösung
mußte gesucht und gefunden werden.
Und dennoch, all diesen Schwierig¬
keiten zum Trotz, hat der Industrie¬
verband Bergbau Erfolge vorzuwei¬
sen, die sonst nur in jahrzehnte¬
langer Arbeit erzielt werden konnten.
Diesen raschen Fortschritt in un¬
serem organisatorischen Aufbäu ver¬
danken wir aber vor,allem dem gro¬
ßen Verständnis und der Hilfe des
Herrn Gouverneurs des Saargebietes,
Oberst Grandval, die dem In¬
dustrieverband Bergbau in beson¬
derem Maße zuteil geworden sind.
• Die Produktion
Die Steigerung der Kohlenförde¬
rung ist ■ die wichtigste Voraus¬
setzung für die Ankurbelung anderer
Wirtschaftszweige und die entschei¬
dende Grundlage der Beschattung
notwendiger Lebensgüter. In zahl¬
reichen Versammlungen und Bespre¬
chungen wurden im einzelnen diese
wirtschaftlichen Zusammenhänge
und Notwendigkeiten erörtert, in¬
struktiv dargelegt und durch Zahlen¬
material belegt. Das Ergebnis dieser
aufklärenden Tätigkeit fand ihren
eindrucksvollsten Niederschlag in
der gesteigerten Koblenproduklion.
Si5 ist mit ein Verdienst gewerk¬
schaftlichen Einsatzes.
Die Ernährung <
Der totale Einsatz des Bergmanns
bei der Gewinnung der so notwen¬
digen Kohle setzt beste Ernährung
voraus. In schriftlichen Eingaben und
persönlichen Verhandlungen mit den
zuständigen Dienststellen ist diesem
Erfordernis immer wieder und mit
allem Nachdruck Rechnung getragen
worden. Dem Saar-Bergarbeiter un¬
ter Tage stehen heute 3600 Kalorien
pro Tag zu. Die gleiche Schwerst-
arbeiterzulage erhalten die Berglehr¬
linge, die Schlammlader und ver¬
schiedene andere Kategorien über
Tage.
Sonstige Zuwendungen
Darüber hinaus hat sich der Indu¬
strieverband Bergbau in die Beschaf¬
fung von Schuhen, Kleidern, Spinn¬
stoffen, Seife, Fahri'adbereifung u. a.
mehr eingeschaltet. Haben sich dar¬
über die „Unorganisierten“ schon
einmal Gedanken gemacht?
- Lohnfrage
Der gegenwärtige Lohnstopp ge¬
stattet es nicht, eine Lohnbewegung
in die Wege zu leiten. Im Rahmen
des Möglichen wurden jedoch beach¬
tenswerte Erfolge erzielt. Dank der
gewerkschaftlichen Initiative konn¬
ten die Feiertage bezahlt werden. Es
bedurfte hierzu allerdings der grö߬
ten Anstrengungen. Aber allein mit
diesem Erfolg dürfte der Gewerk¬
schaftsbeitrag für das ganze Jahr hin
ausgeglichen sein. Ferner wurde er¬
reicht, die Urlaubstage des Kalender¬
jahres 1945 abzugelten. Dafür mu߬
ten über zwei Millionen Mark aufge¬
bracht werden. Die Sorgen um die
Beschattung dieses Geldes überließ
der „Unorganisierte“ natürlich an¬
deren. Weiter erhalten Bergarbeiter
über 44 Jahre eine Prämienzulage
von 0,50 Mark, soweit sie an der
Kohlenförderung unmittelbar betei¬
ligt sind. Es erhalten alle Bergarbei¬
ter in der direkten Kohlengewinnung
bei vollen Schichten jeden Monat
vier Zentner Kohlen als Prämien.
Das Verfügungsrecht steht dem
Empfänger ohne Begrenzung zu. In
der Nazizeit gab es Schachtanlagen,
die Frauen unter Tarif ausbezahlten.
Ihre rechtliche Anpassung konnte
herbeigeführt werden. Gegen die
Fahrpreiserhöhung wurde ange¬
kämpft und ein beachtenswerter
Teilerfolg zu Gunsten der unter Tage
Beschäftigten und der Jugendlichen
über Tage erzielt.
Unseren gewerkschaftlichen Be¬
mühungen ist es gelungen, die
Steuererhöhung bei Tabakwaren vom
Saar-Bergbau fernzuhalten. Das
bedeutet für die Bergarbeiter eine
Ersparnis von 16 Millionen Mark
jährlich und ist einer täglichen
Lohnerhöhung von über einer Mark
gleicj?zusetzen. Auch die Anwesen¬
heitsprämie von einer Mark täglich
dürfte für viele Kameraden einen
^finanziellen Vorteil bedeuten. Den¬
noch werden die Gewerkschaften
nichts unterlassen, Verpflegungs- und
Lohnverhältnisse einer laufenden
Prüfung zu unterziehen und Ma߬
nahmen anzuregen, die eine Lei¬
stungssteigerung im Bergbau ge¬
währleisten. Unser gewerkschaft¬
liches Ziel ist: Für den Bergmann
den höchsten Lohn und die beste
Verpflegung.
Deputatkohlen
Die Deputatkohlen konnten in der
vorgesehenen Menge den aktiven
Bergarbeitern zugesichert werden.
Das gleiche gilt für die Pensionäre
und Witwen. Ledige Bergarbeiter
erhielten auf gewerkschaftliche Ini¬
tiative hin im vorigen Herbst V; To.
Kohlen zusätzlich, Frauen von noch
nicht zurückgekehrten Bergarbeitern
bis jetzt 2V2 To. Kohlen.
•> Urlaub
Neben der Urlaubsabgeltung für
das Jahr 1945 sind die alten Urlaubs¬
richtlinien mit Beginn des Jahres
1946 wieder in Gültigkeit gesetzt
worden.
Arbeitszeit
Die Arbeitszeit über Tage war an¬
fangs auf 8*/2 Stunden festgesetzt
worden. Auch hier ist es den ge¬
werkschaftlichen Bemühungen der
Betriebsvertretungen gelungen, die
Arbeitszeit allgemein auf 8 Stunden
festzulegen. Vei'gessen wir nicht, daß
im Ruhrbergbau bis vor Wochen die
über Tage Beschäftigten eine 10-
stündige Arbeitszeit ableisten mu߬
ten.
Solidarität
Für die frierende und notleidende
Bevölkerung haben die Bergleute an
zwei Sonntagen freiwillig gearbeitet.
Ueber den Erfolg dieses Solidaritäts¬
beweises berichten wir auf Seite 1
unserer heutigen Ausgabe.
Unterstützungen
Die seit Februar erfolgte Ausschal¬
tung des Tabakgroßhandels von der
Belieferung der Gruben mit Rauch¬
waren brachte eine Ersparnis von
monatlich 20 000,— Mark. Diese
Summen sind ausnahmslos der Un¬
terstützungskasse zugeführt worden
und geben der Kasse die Möglichkeit,
in erhöhtem Maße den Unterstüt¬
zungsanträgen, die monatlich von der
Betriebsvertretung überprüft wer¬
den, zu entsprechen.
Rechtsschutz
Viele Kameraden haben das Rechts¬
schutzbüro der Einheitsgewerkschaft
in Saarbrücken, Brauerstraße, schon
in Anspruch genommen. Ueber die
Erfolge werden wir später berichten.
Entnazifizierung
In die Entnazifizierung des Saar-
Bergbaues hat sich der Verband
maßgebend eingeschaltet. Es wurden
bis jetzt 620 Sanktionen verhängt,
darunter: Entlassungen, Pehsionie-
rungen, Dienstdegradierungen, Ge¬
haltskürzungen.
Verbandskameraden! Die Gewerk¬
schaftsarbeit ist damit noch lange
nicht erschöpfend behandelt. Unser
Industrieverband Bergbau der Ein¬
heitsgewerkschaften steht, und das
dürfte wohl unser größter Erfolg sein.
Allen Anfeindungen zum Trotz hat
er sich als eine einheitlich ausgerich¬
tete Organisation bewährt, die weiß,
was sie will! Man wird mit ihr rech¬
nen müssen und ihre Existenz allein
schon genügt, um den Forderungen
der Bergarbeiter Gewicht und Nach¬
druck zu verleihen. Aber auch in
anderen Körperschaften und öffent¬
lichen Ausschüssen ist der Verband
im Interesse seiner Mitglieder aktiv
tätig. So finden wir seine Gewerk¬
schaftsfunktionäre im Landesernäh¬
rungsausschuß und im Aufsichtsrat
des „Asko“, in der Bergbau-Berufs¬
genossenschaft, in dem Knapp¬
schafts - Oberversicherungsamt und
in den Arbeitsgerichten.
Kameraden! Die Gewerkschaften
müssen tagtäglich ihre Arbeit unter
Beweis stellen. Unser Verband hat
gute Funktionäre, aber es müssen
noch mehr werden, die der Gewerk¬
schaftsarbeit zur Verfügung stehen.
Aber nicht nur die Funktionäre allein
sind dazu da, sondern jedes Mitglied
muß aufklärend tätig sein und für
die Einheitsgewerkschaft werben.
Unser Start war gut und hat uns be¬
achtliche Erfolge gebracht. Nun heißt
es, auf diesem Fundament weiter¬
bauen, bis wir alle Belegschaften des
Saar-Bergbaues erfaßt haben. Viele
tausend neue Mitglieder sind in den
letzten Wochen unserem Verband
beigetreten. Ihr Beispiel soll den
Säumigen Ansporn sein.
Denken wir immer daran: Die Ge¬
werkschaften werden die Träger der
Zukunft sein! Glück auf!
Verbands-Mitteilungen
Presse
Kollegen vom Industrieverband
Bergbau! Wir haben in unserem Ver¬
band nicht die frühere Zusammen¬
setzung der Vorstände übernommen,
wie: Vorsitzender, Schriftführer,
Kassierer und Beisitzer, sondern wir
sind neue Wege gegangen. Bis in die
kleinste Einheit ist jeder Einzelne in
der Leitung mit der Bearbeitung
eines bestimmten Aufgabengebietes
betreut. So ist der Presse-Funktionär
in allen Leitungen auch immer der
Protokollführer in allen Silzungen
und Besprechungen. Die Bearbeitung
des Protokolls zu einem Pressebericht
bedarf dann weniger Arbeit. Presse¬
berichte, die den Bergbau angehen,
übermittle man an folgende Adresse:
Industrieverband Bergbau
der Einheitsgewerkschaft,
Abt. Presse und Propaganda.
Rundfunk
Radio Saarbrücken gibt dom Indu¬
strieverband Bergbau jeden Sonntag,
19.30 Uhr Gelegenheit, „Aus der Welt
des Bergmanns“ zu berichten. Unter
diesem Motto wird zu allen aktuellen
Fragen, die den Saarbergmann an¬
gehen, kurz Stellung genommen.
Werbung!
Die beste Propaganda der Gewerk¬
schaft ist ihre Aktivität und sind
ihre Erfolge. Das schließt aber nicht
aus, Aufklärung und W'erbung zu
verstärken, wenn uns auch aus zeit¬
bedingten Gründen nur wenige Pro¬
pagandamittel zur Verfügung sieben.
Es bleibt also der Geschicklichkeit
eines jeden Einzelnen selbst über¬
lassen, überall, auf der Arbeit, im
Zug, am Biertisch, in den Vereinen,
Körperschaften und Parteien propa¬
gandistisch tätig zu sein. Meldet uns
Erfolge zum Ansporn für andere.
Schulungsmaterial
'Kameraden, wir haben eine Bitte.
Dringend benötigen wir Schulungs¬
material: Bücher, Zeitschriften und
Zeitungen aus der gewerkschaft¬
lichen Vergangenheit. Stellt uns das
Material zur Verfügung, wir benö¬
tigen es dringend. In jedem Buch
wird der Geber dankend vermerkt,
darüber hinaus selbstverständlich
auch entschädigt.