ten und Stunden. Die Krippe zu Bethlehem lehrt uns, daß er
da, wo es auch die Menschen am allerwenigsten erwarten, aller⸗
wege Seinen Heilsrat ausführt und die Menschenkinder, mit
oder ohne ihren Willen, zu Dienern und Werkzeugen Seiner
heiliggnädigen Absichten und Wege zu machen weiß. Das ist
die einzige Leuchte in unseren Händen, die das rechte Licht über
die wildbewegten Wogen der Gegenwart hinauswirft, und zu ihr
schauen wir auf, wie die mit den Wellen in finsterer Sturmnacht
kämpfenden Schiffer zu dem das Dunkel durchdringenden milden
Strahle ihres Leuchtturmes.
Man mmuß ja mit dem Apostel wohl bei dieser Jahreswende
sagen; Es ist böse Zeit. Ohne Zweifel schauen vornehmlich
auch die perantwortlichen Leiter unserer Geschicke sorgenvoll in
die Zukunft. Unserm greisen Kaiser ist es noch beschieden,
zum J. Januar sein 8Ojähriges Dienstjubtläum zu feiern. da
er am 1. Januar 1897 in Königsberg als Offizier von seinem
Vater eingekleidet wurde. Unmittelbar darauf erfolgte die Ab—
reise nach Memel und erlebte Preußen seinen tiefsten Nieder—
gang. Er hat mit den übrigen höchsten politischen und militä—
rischen Autoritäten unseres Reiches mit Ungeduld und Spannung
darauf gewartet, daß die Reichstagskommission die Militär⸗
vorlage, die an Wichtigkeit alles andere im Augenblicke über—
ragt, noch vor Weihnachten unter Dach und Fach bringen werde.
Bekanntlich hat auͤch der Prinzregent von Baiern bei seinem
Aufenthalte in Bexlin in diesem Sinne, an das Pflichtgefühl
und die patriotische Gesinnung der baierischen Abgeordneten
appelliert. Moltkes Worte im Reichstage, die er ganz gewiß
mit dem vollen Bewußtsein ihrer großen Tragweite gesprochen
hat, haben überall einen ungeheuren Eindruck gemacht. Trotz
alledem hat sich die Mehrheit der Militärkommission, aus den
deutschfreisinnigen, klerikalen und sozialdemokratischen Mit—
gliedern bestehend, nicht entschließen können, die Vorlage zu
bewilligen und vor Weihnachten zum Abschlusse zu bringen,
Sie hat statt der verlangten 41000 Mann nur 140009 auf drei
Jahre und für das erste derselben 8800 Mann mehr, also 22800
zugestanden. Sie hat es fertig gebracht, ihr Parteiinteresse und
77* auf anderen Gebieten herrschende Unzufriedenheit auch in diese
orlage, die doch das oberste aller gemeinsamen Interessen der
Sicherheit unseres Reiches umfaßt, hineinzutragen. Man mag
wohl dabei an jene bekannte Aeußerung Bismärcks denken, der
den Parteigeist einmal als den alten bösen Erbfeind der Deut—
schen schilderte, welcher unablässig an ihrem Lebensmarke und ihrer
schwer genug errungenen Einheit nagt. Nun ist der Reichstag
in die nnee gegangen und hat die Sache ganz in der Schwebe
ndehen. Erst am 4. Januar ninimt er und die Militär⸗
ommission die Arbeiten wieder auf. Wir denken, daß sich die
derren angesichts der im Lande herrschenden Stinimung, die sie
in den Ferien reichlich kennen lernen werden und die einem
Moltke in Dingen des Heeres wahrlich mehr Zutrauen schenkt,
als den gewandtesten Redekämpfern im Parlamente, noch eines
bessern besinnen und mit anderen Gedanken nach Berlin zurück—
fahren werden. Andernfalls stände die Auflösung des Reichs—
tags vor der Thür und diese Schadenfreude soll doch unsern
jeindlichen Nachbarn nicht bereitet werdeu.
Ohnehin werden die Franzosen den bisherigen Gang der
Dinge im Reichstage nicht gut von ihrem Standpunkte aus
verstehen und ihre Schlüsse * die inneren Zustände in unserem
Reiche daraus ziehen. Sie mögen sonst sich noch so sehr in den
Haaren liegen, wie sie denn ja aufs tieffte zerspalten und an
die allerärgsten Ausbrüche des Parteihasses in ihren Kammern
gewöhnt sind — aber den Vorzug haben sie doch vor uns, daß
se inbezug auf ihre Heereseinrichtungen völlig einig sind und
darin ihren Führern, die sich an Bewährung doch nicht im min—
desten mit unsern Heerführern messen koͤnnen, blindlings glauben
und folgen. Boulanger kann fordern, was er wiu, es wird
ihm bewilligt, und er, kann die ganze händelsfüchtige und zer—
fahrene Mehrheit der Deputiertenkammer um den Finger wi—
deln. Er ist nur unter der Bedinaung wieder ina Mimfterium
* * * — * — — — *— — — — — — — — — *
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eingetreten, daß ihm weitere 860 Mill. Franks für seine Rü—
stungen zugesichert worden sind, und ist gegenwärtig der popu⸗
lärste Mann in Frankreich, weil alles von 8 die Wieder—
eroberung der verlorenen Provinzen, die Erlosung aus aller
Noten des Parteihaders und der schlechten Finanzen erhofft.
„In Frankreich“ — sagt ein angesehenes französisches Blait —
„ist der Kriegsminister das allmächtige Oberhaupt des Volks—
heeres. Man hält es allgemein für bedauerlich, daß dieser
Befehlshaber unserer Armeen zugleich Mitglied eines parlamen
tarischen, vor den Kammern verantwortlichen Kabinets sein soll.
Jeder wird fortan einsehen, daß der Minister die Macht für
sich hat und den Willen, sich derselben zu bedienen.“ Es klingt
fast so, als ob Boulanger auf die Diktatur über Frankreich
lossteuert.
Aus Ostafrika ist die schmerzliche Nachricht gekommen, daß
der verdienstvolle Leiter einer neuen deutschen Expedition, die zu
weiterer Erforschung und Gebietsgewinnung ausgezogen war, Dr
Jühlke, von den Somalis im Gebiete des Sültans von Zan—
zibar ermordet worden ist. Ein anderes Miitglied derselben
Expedition, Leutnant Günther, ist kurz vorher ertrunken. Wie
viele Opfer an Leben unserer Landsleute, seien es schlichte Mis—
sionare, die im Dienste des Evangeliums, oder vielgenannte
Forscher, die um der Wissenschaft willen ausgezogen waren, hat
doch der „dunkle Erdteil“ schon gekostet! Aber sie sind nicht
umsonst gebracht. Der deutsche Kultureinfluß breitet sich in den
überseetschen Gebieten aus. In Ostafrika ist jetzt ein Gebiel
vpon 20000 Qnadratmeilen der deutschen Schutzherrschaft unter⸗
stellt und auf Antrag der australischen Neu-Guinea-Gesellschaft
hat der Kaiser kürzlich für die in der Südsee gelegenen Salo—
monsinseln einen Schutzbrief ausgestellt.
Aus Rußland verlautet gleichfalls von Rüstungen und
Truppenzusammenziehungen an der westlichen Grenze. Als neuer
Bewerber um den bulgarischen Thron wird jetzt ein Prin,
Ferdinand von Koburg, ierreichhet Offizier und
naher Verwandter der Kronprinessin von Oesterreich, genannt
— Ueber die Zunahme der Klöster in Belgien
gibt das kürzlich erschienene statistische Jahrbuch des Königreichs
wertvolle Zahlen. Darnach gab es 1846 noch nur 187 Män—
nerkloster mit 2051 Mitgliedern nud 642 Frauenklöster mit 9317.
zusammen 778 Genossenschaften mit 11968 Mitgliedern. Nach
der Volkszählung von 1880 aber betrug die Zahl der Männer
genossenschaften 213 mit 4120, die der Frauengenossenschaften
18346 mit 21224 Mitgliedern, zusammen 15589 klösterliche An—
stalten mit 2362 Mitgliedern. Von 1866 — 1880 betrug die
jährliche Zunahme der klösterlichen Bevölkerung durchschniitliche
281 pCto während die der Gesamtbevolkerung nur 1502 pGt.
betrug; da die Ausbre itung des Mönchswesens aber in den
letzten Jahren mehr zu⸗ als abgenommen hat, läßt sich aus
dieser Verhältniszahl schließen, daß Belgien gegenwärtig an
80000 Monche und Nonnen zählt, welche sich uͤnter etwa t700
Anstalten verteilen. Der gewoͤhnliche wirkliche Heeresstand in
delnien beträgt nicht mehr als die Bepölkerung der klösterlichen
Anftalten.