Full text: Evangelisches Wochenblatt (13.1886)

der man ihn, von Schmutz und Zuinuwehen bedeckt, hervorzug. 
Schututtz von anßen und innen. Hoffentlich wird diesem Boöse— 
wichte jeßt sein Handwerk gelegt. 
Sulzbach, Kr. Saarbrüchen. Am Montang, den 3. 
Yai. verlleß uns unser Hütjsufarrer, Herr Ebert. Näur 
wenige Wochen über ein Jahr war es ihm verzönut, in unserer 
hemeinde zu wirlen. Wie seyr er es aber in dieser khurzen 
zeit verftanden hat, die Liebe und Verchrung der Genteinde— 
ieder zu gewinnen, daflir zeunte die überfritte Kirche bei sei 
uer Abuschiedsprediat. Auf dem Heimmwehe aus der Kirche hörte 
anunlr Worte des Bronuerus. Seiue Freunde unb Verelmer, zit 
denenvor allen Tinzeneerr Rfarrer 8iner. vas gesamte Presby 
lertinn, die evang. Lehrer ünd mit urnr wenigen Ausnahmen 
alle Gemeinde itlalieder zeléreni, hatlien es iech nicht nehmen 
lasen, ihrem ließen Ebert noch zu üiterlegt einen gemütlichen 
Abend zu bereiten. In Saale bei F. Martin hatten sich alle 
zusammengefunden, nach hunderten zäühlte die Versammtimg. 
herrliche Borte waren es, die hiee gesrohen wurden. Herr 
Pjarrer Wagner fsagte etida jotaendes: Lieber Herr Gollege! 
Ihre hiesige Thätigkeit ist füir die Gemeinde von reichem Segen 
zewesen. Sie haben durch gule Kanzelvorträge viel zuxr Hebimg 
ind dum fleißizen Befuche des Gotte-dienttes beigetraJen. Ve— 
sanders thältig waren Sie im Gebiete der Vereinslebens. Tem 
Kirchenchor haben sie tüchtine Kräfte zusejührt, den eingeschlafe— 
nen Fratten und Jungfrauen-Berein wieder ius Leben gerufen 
und durch Ihre vorrreffliche Leitung zut organisiert. Durch Er— 
richtung der Bibliothelt und des Leserereins ist der Verbreitung 
der Shundliteratur durch gute Zeitschriiten kräftig entgegen 
zearbeitet und der Geschmad für besseres heraugebilbet worden.“ 
Ber Tirigent des Kirchenchors, Herr Lehrer PVfeisffer, dankte 
darauf dem Scheidenden sür die Liebe und Fürsorge, welche 
derselbe dem Chore gerorzdiuet mid schloß mir der Veisicherung: 
.Der Berein wird nie berzessen, waß Sie ihm gewesen, und 
wird jederzeit Ihrer oöorte: „Seid einig rintg! eingebdent sein 
nud sie stets beherzigen.“ Im Namen der anwesenden Lehrer 
sprach Herr Lehrer doos: in kurzen, lernigen Worten wies 
Redner nach, wie sehr es Herr Ebert verstauden, auch die Her— 
zen der Lehrer zu gewinnen, sa daß ihn diese nicht nuir freund⸗ 
lich eutgegen gelommen, sondern ihm ihr valles Vectrauen ge— 
schenkt hätten. Herr Pfarter Söert danbie darauf allen sichtlich 
beweat., Ter MRannt geftattet es nicht, all der erusten und 
scherzhaflen Worte zu gedenken, welche nochh geredet wurden. 
Toch eins soll nicht ünerivähnt bleiben: DTie Gemeinde sieht 
ihn ungern scheiden; möge Gottes Segen ihn ferner 3 
V. U. 
— Koblenz. AmlG6. Mai seierte hierjelbst Herr Ober— 
Ronsistorialrat Korten sein 2jähriges Auntsjubiläum als RNit— 
litär Oberpfarrer. Nachdem anm frühen Morgen dem Inbitar 
von einigen Musitkapellen ein Stäudchen gebracht worden und 
im Vaufe des Vormittags zahlreiche Deputationen zur Beglück— 
wünschung erschienen waren, fand nachmittags zu Ehren des 
Gefeierten int Miltidir-Kafino ein Festntahl statt, an welchem 
sich über hundert Personen, unter ihnen die Spitzen der liech 
lichen, staallichen und militürischen Behörden, beteiligten. Möge 
Gottes Gnaden und Segen auch ferner mit dem Herrn Jubilar 
lein! 
Der jüngit erschienene zweite VBericht des Ceutral Ver— 
einzs der Deutschen Lutherstiftuüng, welche im Jahre 
1883 begründet wurde und uunter dem Vrotektorat Sr. Masestät 
des Kaifers steht, euthält interessante Wiittetlungen über die 
Entwickeling dieser Stiftung während des Jahres 1835. Bis 
zum Schluß desselben hatten sich 18 Hauptvereine gebildet. Zu 
dent Kapitälfands sind im leßzten Jahre 35460 5 hinzuge 
lommen; derselbe beteug am Jahresschluß 213346 417 . 
Im verstossenen Juhre sind zur Erziehung von E2 Pfarrers— 
tindern Shnnn. und zur Erziehung von 3) Lehrerstindern 
5335 verausgabt. Der Vericht enthält dann noch die 
Ansprachen, welche der Geh. Ober-Reg. Rat De. Schneider 
und der Propst Freiherr v. d. Gohtz in der Hauptversamulung 
des Centralvereins am 9. November v. J. iun Halle gehalten 
haben. Ersterer weist durch Mitteilung von Notständen in eiun— 
zelnen Pfarrer- und Lehrer Familien die Notwendigteit weiterer 
Förderung des Vereins nach, während Letzterer Vorschläge für 
die Grundsätze macht, welche für die Gewährung von Unter— 
stiizungen maßgebeud sein sollen. Möge es dem Verein gelin— 
gen, in weiteren Kreisen die Teilnahme für denselben zu erwe— 
den, bezw. zu beleben, damit immer mehr Sorgen in Pfarrer— 
und Lehrechäusern gestillt und immer mehr Pfarrers- und 
ehrerskindern eine gute Erziehmug und Anusbildung für ihren 
Veruf gewährt werde. Freilich wünschten wir, daß vorzugs— 
weise hegabte Kinder, welche dem Pfarrer- oder Lehrerberuf 
sich widmen, bei der Veiwvilligung von Unterstüßungen beriüchsich— 
zigt werden möchten. 
Kaiserswerther Diakonissenanstalt. Am heuti— 
zen Sonntag Cantaté wird die jährliche Kirchenkollekte für 
die Kaiserswerther Diakonissenanstalt erhoben, und wir empfeh 
len diese Sammlung der Liebe unserer Gemeinden um so 
vütuer und herzlicher. als im Herbst dss. Is. das 539jährige 
Jubikäum dieses reichaesegneten Instituts und damit zualeich 
der Ernenerung des altchristlichen Tialbonisseuwerles überhaupt 
jefseiert werden soll. Der GEruecuerer desselben ist hetanutlich 
er am . Jan. 181) zu Epflein im Nassauischen als Sohn 
nes Geiitlichen gehorene Theodor Fliedner, der unter düritigen 
Lerdrältnijsen Theologie siudierte und schon 1822 die Psarrstelie 
»er kleinen und armen evangelischen Gemeinde zu Kaiserswertl, 
rhielt, wo er eine bewundernswerte Thätigkeit eutwichelte und 
nächit 1325 den Bibelverein und den Mheinisch-Westifälischen 
Zeiünznisberein zu Tüsseldorf und alsdauß 1833 ein Asyl für 
entlassene weibliche Hefangene im Gartenhanse seiner Pfarr— 
wöhnung in Kauerswerth bearüudete. Diesen folgte 1835 die 
ründung einer Kleintinderschule in Tüiseldorf und einer Strid- 
chile in Katierswerth, an die sich 153043 eine Kleinkinderschule 
nund ein Seminar für Kleinkinderlehrerinnen auichloß. Am 13. 
Oltober 1855 erfolate die Crössnung der ersten Diakonissenan 
talt in Kaisferswerth, in welcher seitdem viele Hunderte vou 
Schwestern flir Kranken,, AUrmen, Kinder, Gefangenen und 
da dalenenpilege gebildet worden sind. Uls am 4. Oltober 
8651 der Tod des rastlosen Arbeiters erfolgte, waren schön menr 
s 100 Stationen in Armen-, Kranken-, Wallen-, Erziehungs;- 
und Gefaugenenhäusern mit mehr als 40 Schwestern hesetzt 
und außerdem wirkten zuhlreiche zu äaisersswerih gebildete 
Lehrerinnen in allen VLändern uropas. Suiserswerth iht seit 
den eine Prlanzschule für Diakonissen geworden und das vor— 
ildliche Muster sir die 51Butterhäuser, welche es jetzt 
zibt, mit ihren 379) Schwestern, die auf 1800) Arbeitsfeldern 
hin und her anf der weilen Erde, vom Schner und Gis Lapp 
ands bis zur clühenden Sonne Eauptens und von den Rüfsien 
)e25 Rittelnteeres bis jenseits des Atlantischen Ozeaus unter 
inem ungezählten Heer von Kranken und Elenden Tag und 
Nacht ihre Arbeit ihun. Helfen wir denn durch opferwillige 
ebe auch umit dazu, daß das Foldue Jubelfestezm Herhst 
dz. Is. durch die Einweihung eines schon im Van beiinodlichen, 
schnldenfreien Krankenhauses zu Kaiserswerith verschout 
werden möge. 
Einmerkwürdiges BZeugnis für das Werk 
der iunneren Misston wird aus Bremen berichtet. Die 
dortige Spartasse, eine der größten Anstalten dieser Art, ver 
eilt ihren seyr ansehnlichen Einnahmeüberschuß an gemeinniützige 
nternehmüngen. Ruch dieses Jahr hat sie wieder 49 000 M. 
verteilt, und zwar wurde die Hälfte dieser Summe, obschon die 
Spartassenteitung sich in höchst freisinnigen Händen beiindet, 
dem Bedein für innere Mission übergeben zur Erbauung einer 
weiten Herberge zur Heimat oder zur Vergrößerung der schon 
aestehenden auf mindestens 3) Betten. „Was man auch über 
die religibse Propagaunda protestantischer Ciferer denken mag, 
— läht ich die raditale „Irkf. HZeitiuig“ hierüber schreiben —, 
es sind durch die Fürsorge für unsere wandernden jungen Haud 
sverker Zustände bekannt geworden, welche es ratsam machen, 
von allen religiösen Unterschieden abzusehen und mit großen 
Mitteln schleunigst nach Mönlichkeit zu helfen. Ein ehemaliger 
dzagabnud ichilderte in der Weserzeitumg mit handgreiflicher 
ebenswaährheit, wie leicht ein junger Rann nach sonst tadelloser 
Führnug durch die Penne für inmer zum Laudstreicher wird. 
vanz abgesehen von der Gesellschaft von Strolchen und selbst 
Verbrechern, die er dort findet, ist es vor allem das aufgelesene 
Ingeziefer, das ihm die Erlangung von Arbeit fast zur Unmöglich— 
eit macht, und gelingt es ihm nach läugerer Zeit wirklich einmal, 
Arbeit zu sinden, so ist er meistens durch das Vagabundieren 
chon so tief heruntergelommen, daß er leicht wieder in seine 
rühern Gewohnheiten zurüchfällt und die Arbeit wieder verliert. 
Die Polizei hat aus ihrer reichen Erfahrung heraus ebenfalls 
»estäüugr, daß die Zahl der jungen Handwerker und Arbeiter, 
die darch deu Mangel an guten Herbergen zugrunde gehen, un— 
Alaublich groß sei, und so hat man gerne die beträchtlichen 
Mittel der Sparkasse augegriffen, um wenigstens am hiesigen 
Orte Aßhülfe zu schassen.“ — Bezeichnend ist der entschuldigende 
Ton dieser Aüslasfung. Eben jeneé „protestautischen Eiferer“, 
iber deren religiöse PPropaganda“ man die Nase rümpft, haben 
Hand ans Wert geleht und ihr christlicher Glaube, den man 
hnen als eine Absonderlichkeit gnädigst zugute halten will, hat 
hnen einzig und allein die Liebe und den Mut dazu gegeben, 
während die Herren Kritikaster in ihrer kühlen Weisheit die 
Dinge noch lange hätten fortgehen lassen, wie sie gingen. 
— (Ju der Lotterie spielen) Als man Napoleon 
dem J. die Anshebung der Lotterieen empfahl, soll er gesagt 
hahen: das sei eine freiwillige Narreusteuner, die werde er nicht 
ausheben. Ju der Lotterie spieleit Und auf das groöße Los
	        
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