bracht, durch Aufstellung einer Kandidatenliste die uswerage
deit auf sich zu lenken und den Beweis ihrer Stärke zu erbrin⸗
gen. Bescheiden bognügten sie sich damit, ihre Indnger 8
Wahlenthaltung aufzufördern. Ob das sehr gut war? ie
Wahloereiligung war fehr rege, sie betrug über 75 v. H. Von
einer bewußten organisierten Wahlenthallung war keine Spur
zu enideden. Und die Schlußfolgerung? „Die breiten Volks—
maßfen“, die in der Autonomiebewegung stecken, sind sicherlich
nicht uuter den saarländischen Wählern zu suchen. Wär
fingnpen, daß man an'gewifssen Stellen sreich-
ich geflunkert hat...“. Von den Parteien hat Frank—
reich nichts zu erhoffen. Nicht einmal von den Kommumnisten,
die die Zahl ihrer Anhänger auf Kosten der Sozialdemokraten
fast verdoppelu konnten.“ Die bekennen sich zwar nicht zur
natioualen Einheitsfront, wohl aber zur Einheitsfront des deut—
schen Proletariats. Eien Franzose, der den offe—
nen Blick für Realitäten' nicht verloren hat,
wird das Wahlergebnis vom letzten Sonntag
als das werten, was es ist, nämlich als
eine deutliche Absage an die Adresie Frank—
reichs.“
Man kann nur seiner Freude darüber Ausdruck geben, daß
französische auf durchaus nationalem Boden stehende Zeitungen
die Dinge im Saargebiet so sehen, wie sie wirklich sind. Man
könnte nur aufrichtig wünschen, daß dies bereits in ganz Frank—
reich der Fall wäre. Aber mag man auch in Frankreich die
Dinge behandeln, wie man In das Säargebiet hat
durch diese Vorabstimmung der Welt deut—
lLich genug gezeigt daß wirtschafthiche und
potitische Not nicht vermocht haben, auch
nur beieinemkleinen Bruchteil der Bevölke—
rung eine Wandlung der Gesinnung hervor—
Peeeg Der Ausgaäng der Wahbkann jeden
eutschen mit der zuversichtlichen Gewiß—
heit erfällen, daß ebenso wie diese Wahl
4 die Volksabstimmung —* ein e im 1—
zenden Sieg der deutschen Sache im Saar⸗
zebiet fähren wird!
Die Saar⸗Vereins⸗Arbeit
darf nicht erlahmen
Wir außerhalb des Saargebiets lebenden Saarländer
empfinden die Zusammenarbeit mit dem Bund der
Saarvereine als gere Notwendig-⸗
kbe it. Die Propaganda darf nicht erlahmen, bis wir uns
vieder ganz als dem Reich zugehörg betrachten dürfen.
heute, wo jeder einzelne von so viel eigenen drückenden
Sorgen in Anspruch genommen ist, muß das Inter-
esse und die Arbeitsfreude für die engere
Heimat immer wieder angeregt und wach—
gehalten werden, nicht nur bei uns, deren Liebe
jur Heimat über den eigenen Sorgen steht, sondern bei
allen anderen, die in unseren Bereich kommen, damit das
Interesse nicht zurückgedrängt wird durch die Schwierig-
eiten, die immer vor Augen sind; dann kann man dem
Bund der Saarvereine nicht genug Dank wissen,
daß er immer wieder alle Kräfte für das eine Ziel aufrafft
ind zusammenhält, und jeder von uns soll und muß diese
Beftrebungen unterstützen, soweit es ihm irgend möglich ist.
Else Heye geb. Karcher-Beckingen/ Saar
Lichterfelde, 10. Januar 1932.
Die kalte Dusche!
Bestürzung in Frankreich über die
Separatisten. — Das „Hohe Lied“
Zaarwahlen. — Gelehrte, „Sachlenner“ und Demagogen. — Der „gute Papa“ und die
nvon der autonomen Repusblik. — Saarwahlen und Vollsabstimmung. — Spiegel⸗
fechtereien mit Zifsfern und unbekannten Größen.
Von Verwaltungsdirektor Th. Vogel, Berlin
Der Ausfall der Wahlen im Saargebiet, auf
deren symptomatische Bedeutung bereits in der leßzten Nummer
des „Saarfreund“ ausführlich hingewiesen wurde, hat
auf die öffentliche Meinung Frankreichs wie
eine kalte Dusche gewirkt und einen Wirbelsturm erregt, an dem
wir nicht achselzuckend vorübergehen dürfen, wenn wir die Ge—
1931. Vorangestellt ist eine allgemeine Uebersicht über Fläche,
Bevölkerung. —A industrielle Produktion des
Saargebietes, die jedem, der sich schnell über das Saargebiet
orientieren will. willkommen sein dürfte. Die —
statistik ist guf verschiedene neue Gebiete ausgedehnt, jedoch ist
einem Anschwellen des äußeren Umfangs durch Zusammen⸗
drängung des statistischen Materials aus den älteren Jahren
entgegengewirkt und die danduchteit des Heftes aufrechterhalten.
Das Kapital Kohlenhergbau ist durch Einzelnachweisungen über
den Absatz der Saarkohle auf dem deutschen Moarkt (nach Län—
er und, dem französischen Markt (nach Departements) sowie
durch, Statistiken über die Wohnsitz⸗ und sozialen Verhältnisse der
Saarbergleute Ae Mit der Brau⸗ und Tabakindustrie sind
oe bedeutende Indüstriezweige des Saargebietes statistisch neu
apesteut. desgleichen der Außenhandel in Bier“ und Tabat-
fabrikaten. Im Kapitel Landwirischaft erscheinen die wesent—
lichsten Ergebnisse der Landwirtschaftlichen Betriebszählung
Dem Kapitel Verkehr ist ein Gesamtüberblick über besötderte
Personen und Güter der degieen Verkehrsmittel im Saar—
e vorangestellt und dem Abschnitt Kraftfahrzeugverkehr ein
eberblick über das Straßenwesen im Saargebiet angefügt. Das
wichtige Kapitel Arbeitsmarkt ist durch einsie Zusammenftellung
über — und Arbeitslose, Arbeitslosenziffer und ver—
ausgabte Unterstützungen von 1920 1931 ergänzt. Neu erscheint
— eine Statistik über Ausverkäufe und Versteigerungen. Be—
onderer Wert ist auf den Ausbau der Statistik über den Anteil
des Saargebietes an der deutschen Wiemere gelegt und
dieser Anteil durch ein 3 treffend zum Ausdruck gebracht.
d neue Heft, dessen Inhalt in Hinblick auf die Gestaltung der
arstage besonders aktuell ist. ist durch die Handesskammer zu
Saoaribrlicken an berzieken
'ahr nicht aus den Augen lassen wollen, in der unsere Saar
tach wie vor unverändert schwebt. Unter diesen neuen und
teuesten französischen Presse-Ergüssen sind gewiß einige, die,
üür sich betrachtet, eigentlich nur i wirken können, die
iber gerade deshalb unsere Beachtung verdienen, weil sie das
Syst eem klar erkennen lassen, das Frankreich zur
endgültigen „Eroberung“ der Saar vorbe—
reitet.
Große und angesehene Blätter, wie der „Temps“, deuten
mit ziemlich unverhüllter Geste darauf hin, daß deutsche
Bewalt oder doch moralischer Zwang von
deutscher Seite den Ausfall der Saarwah—
en beeinflußt haben, und es ist erstaunlich, was das
genaunte Blatt (‚Temps“ vom 16. März) bei dieser Gelegenheit
zon sich zu geben waägt. Herr Edmond Verneuil, Pro⸗
essor an der Universität Straßburg, dem bei
zieser Gelegenheit der Lorbeer eines der „besten
euner innerdeutscher Dinge“ überreicht wird, schreibt in der
zitierten Nummer des „Temps“ Folgendes:
„Auf allen Gebieten geht Dentschland einer ungewissen Zu—
kunft entgegen, wodurch Europa beunruhigt wird.“
Stimmt leider: aber nur die Sklavenketten von Versailles
und der blutgierige Deetuuppe Frankreichs sind daran
chuld! Das sleht natürlich nicht in dem Artikel des Herrn
Verneuil, der ganz im Gegenteil die Gründe zu so bedauerlichen
Dingen im Inneren Deufschlands sucht: „Dentschland“, so fährt
ex fort, „schickt Hilfernfe ins Ausland und sucht die Welt arg⸗
istig zu täuschen, indem es vorgibt, die Revision der Verträge,
das Aufhören der sog. Tributzählungen, die Gleichstellung in
der —R——— wären notwendig, um dem unglück—
ichen deutschen Volke zu helfen. Je weniger die Deutschen im
Inneren handeln (2), uniso lauter benutzen sie jede Gelegen—
jeit, um auf das Ausland einzuwirken. Das war schon immer
o: wenn das deutsche Volk innerlich ohnmächtig war,. so hat