Full text: Der Saar-Freund (13.1932)

bracht, durch Aufstellung einer Kandidatenliste die uswerage 
deit auf sich zu lenken und den Beweis ihrer Stärke zu erbrin⸗ 
gen. Bescheiden bognügten sie sich damit, ihre Indnger 8 
Wahlenthaltung aufzufördern. Ob das sehr gut war? ie 
Wahloereiligung war fehr rege, sie betrug über 75 v. H. Von 
einer bewußten organisierten Wahlenthallung war keine Spur 
zu enideden. Und die Schlußfolgerung? „Die breiten Volks— 
maßfen“, die in der Autonomiebewegung stecken, sind sicherlich 
nicht uuter den saarländischen Wählern zu suchen. Wär 
fingnpen, daß man an'gewifssen Stellen sreich- 
ich geflunkert hat...“. Von den Parteien hat Frank— 
reich nichts zu erhoffen. Nicht einmal von den Kommumnisten, 
die die Zahl ihrer Anhänger auf Kosten der Sozialdemokraten 
fast verdoppelu konnten.“ Die bekennen sich zwar nicht zur 
natioualen Einheitsfront, wohl aber zur Einheitsfront des deut— 
schen Proletariats. Eien Franzose, der den offe— 
nen Blick für Realitäten' nicht verloren hat, 
wird das Wahlergebnis vom letzten Sonntag 
als das werten, was es ist, nämlich als 
eine deutliche Absage an die Adresie Frank— 
reichs.“ 
Man kann nur seiner Freude darüber Ausdruck geben, daß 
französische auf durchaus nationalem Boden stehende Zeitungen 
die Dinge im Saargebiet so sehen, wie sie wirklich sind. Man 
könnte nur aufrichtig wünschen, daß dies bereits in ganz Frank— 
reich der Fall wäre. Aber mag man auch in Frankreich die 
Dinge behandeln, wie man In das Säargebiet hat 
durch diese Vorabstimmung der Welt deut— 
lLich genug gezeigt daß wirtschafthiche und 
potitische Not nicht vermocht haben, auch 
nur beieinemkleinen Bruchteil der Bevölke— 
rung eine Wandlung der Gesinnung hervor— 
Peeeg Der Ausgaäng der Wahbkann jeden 
eutschen mit der zuversichtlichen Gewiß— 
heit erfällen, daß ebenso wie diese Wahl 
4 die Volksabstimmung —* ein e im 1— 
zenden Sieg der deutschen Sache im Saar⸗ 
zebiet fähren wird! 
Die Saar⸗Vereins⸗Arbeit 
darf nicht erlahmen 
Wir außerhalb des Saargebiets lebenden Saarländer 
empfinden die Zusammenarbeit mit dem Bund der 
Saarvereine als gere Notwendig-⸗ 
kbe it. Die Propaganda darf nicht erlahmen, bis wir uns 
vieder ganz als dem Reich zugehörg betrachten dürfen. 
heute, wo jeder einzelne von so viel eigenen drückenden 
Sorgen in Anspruch genommen ist, muß das Inter- 
esse und die Arbeitsfreude für die engere 
Heimat immer wieder angeregt und wach— 
gehalten werden, nicht nur bei uns, deren Liebe 
jur Heimat über den eigenen Sorgen steht, sondern bei 
allen anderen, die in unseren Bereich kommen, damit das 
Interesse nicht zurückgedrängt wird durch die Schwierig- 
eiten, die immer vor Augen sind; dann kann man dem 
Bund der Saarvereine nicht genug Dank wissen, 
daß er immer wieder alle Kräfte für das eine Ziel aufrafft 
ind zusammenhält, und jeder von uns soll und muß diese 
Beftrebungen unterstützen, soweit es ihm irgend möglich ist. 
Else Heye geb. Karcher-Beckingen/ Saar 
Lichterfelde, 10. Januar 1932. 
Die kalte Dusche! 
Bestürzung in Frankreich über die 
Separatisten. — Das „Hohe Lied“ 
Zaarwahlen. — Gelehrte, „Sachlenner“ und Demagogen. — Der „gute Papa“ und die 
nvon der autonomen Repusblik. — Saarwahlen und Vollsabstimmung. — Spiegel⸗ 
fechtereien mit Zifsfern und unbekannten Größen. 
Von Verwaltungsdirektor Th. Vogel, Berlin 
Der Ausfall der Wahlen im Saargebiet, auf 
deren symptomatische Bedeutung bereits in der leßzten Nummer 
des „Saarfreund“ ausführlich hingewiesen wurde, hat 
auf die öffentliche Meinung Frankreichs wie 
eine kalte Dusche gewirkt und einen Wirbelsturm erregt, an dem 
wir nicht achselzuckend vorübergehen dürfen, wenn wir die Ge— 
1931. Vorangestellt ist eine allgemeine Uebersicht über Fläche, 
Bevölkerung. —A industrielle Produktion des 
Saargebietes, die jedem, der sich schnell über das Saargebiet 
orientieren will. willkommen sein dürfte. Die — 
statistik ist guf verschiedene neue Gebiete ausgedehnt, jedoch ist 
einem Anschwellen des äußeren Umfangs durch Zusammen⸗ 
drängung des statistischen Materials aus den älteren Jahren 
entgegengewirkt und die danduchteit des Heftes aufrechterhalten. 
Das Kapital Kohlenhergbau ist durch Einzelnachweisungen über 
den Absatz der Saarkohle auf dem deutschen Moarkt (nach Län— 
er und, dem französischen Markt (nach Departements) sowie 
durch, Statistiken über die Wohnsitz⸗ und sozialen Verhältnisse der 
Saarbergleute Ae Mit der Brau⸗ und Tabakindustrie sind 
oe bedeutende Indüstriezweige des Saargebietes statistisch neu 
apesteut. desgleichen der Außenhandel in Bier“ und Tabat- 
fabrikaten. Im Kapitel Landwirischaft erscheinen die wesent— 
lichsten Ergebnisse der Landwirtschaftlichen Betriebszählung 
Dem Kapitel Verkehr ist ein Gesamtüberblick über besötderte 
Personen und Güter der degieen Verkehrsmittel im Saar— 
e vorangestellt und dem Abschnitt Kraftfahrzeugverkehr ein 
eberblick über das Straßenwesen im Saargebiet angefügt. Das 
wichtige Kapitel Arbeitsmarkt ist durch einsie Zusammenftellung 
über — und Arbeitslose, Arbeitslosenziffer und ver— 
ausgabte Unterstützungen von 1920 1931 ergänzt. Neu erscheint 
— eine Statistik über Ausverkäufe und Versteigerungen. Be— 
onderer Wert ist auf den Ausbau der Statistik über den Anteil 
des Saargebietes an der deutschen Wiemere gelegt und 
dieser Anteil durch ein 3 treffend zum Ausdruck gebracht. 
d neue Heft, dessen Inhalt in Hinblick auf die Gestaltung der 
arstage besonders aktuell ist. ist durch die Handesskammer zu 
Saoaribrlicken an berzieken 
'ahr nicht aus den Augen lassen wollen, in der unsere Saar 
tach wie vor unverändert schwebt. Unter diesen neuen und 
teuesten französischen Presse-Ergüssen sind gewiß einige, die, 
üür sich betrachtet, eigentlich nur i wirken können, die 
iber gerade deshalb unsere Beachtung verdienen, weil sie das 
Syst eem klar erkennen lassen, das Frankreich zur 
endgültigen „Eroberung“ der Saar vorbe— 
reitet. 
Große und angesehene Blätter, wie der „Temps“, deuten 
mit ziemlich unverhüllter Geste darauf hin, daß deutsche 
Bewalt oder doch moralischer Zwang von 
deutscher Seite den Ausfall der Saarwah— 
en beeinflußt haben, und es ist erstaunlich, was das 
genaunte Blatt (‚Temps“ vom 16. März) bei dieser Gelegenheit 
zon sich zu geben waägt. Herr Edmond Verneuil, Pro⸗ 
essor an der Universität Straßburg, dem bei 
zieser Gelegenheit der Lorbeer eines der „besten 
euner innerdeutscher Dinge“ überreicht wird, schreibt in der 
zitierten Nummer des „Temps“ Folgendes: 
„Auf allen Gebieten geht Dentschland einer ungewissen Zu— 
kunft entgegen, wodurch Europa beunruhigt wird.“ 
Stimmt leider: aber nur die Sklavenketten von Versailles 
und der blutgierige Deetuuppe Frankreichs sind daran 
chuld! Das sleht natürlich nicht in dem Artikel des Herrn 
Verneuil, der ganz im Gegenteil die Gründe zu so bedauerlichen 
Dingen im Inneren Deufschlands sucht: „Dentschland“, so fährt 
ex fort, „schickt Hilfernfe ins Ausland und sucht die Welt arg⸗ 
istig zu täuschen, indem es vorgibt, die Revision der Verträge, 
das Aufhören der sog. Tributzählungen, die Gleichstellung in 
der —R——— wären notwendig, um dem unglück— 
ichen deutschen Volke zu helfen. Je weniger die Deutschen im 
Inneren handeln (2), uniso lauter benutzen sie jede Gelegen— 
jeit, um auf das Ausland einzuwirken. Das war schon immer 
o: wenn das deutsche Volk innerlich ohnmächtig war,. so hat
	        
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