Da erfahrungsgemäß wegen der Rechtlosigleit des Landesrates
die Wahlbeteiligung nicht sehr hoch ist, hoffte man dann wenig—⸗
stens die Vhbe Partei der Nichtwähler für sich reklamieren zu
sönnen. Aber auch diese Spekulation ist fehlgeschlagen. Mit
77,6 v. H. war die Wahlbeteiligung nicht weniger als
12v. ß. höher als bei der letzten Landesrats—
wahl also in Anbetracht der besonderen Stellung des Landes—
rates eine außerordentlich q Und was schreibt jetzt die
Chronik? Sie wäre lächerlich niedrig im Vergleich zur Reichs—
präsidentenwahl, als wenn sich solche Dinge überhaupt mitein⸗
ander vergleichen ließen.
Eine Tatsache, die niemand wegzuleugnen in der Lage
ist, ist es, daß bei der Landesratswahl nur
bdeutsche Parteien aufmarschierten, daß es
deine autonomistische Gruppe gewagt hat,
auch nur aufzutreten, um dem, siche ren Miß—
erfölg auszuweichen. Deshalb ist das Exr—
gebnis in der dentischen Presse mit, Recht als
eine Vorabstimmung des Saargebietes ge—
wertet worden. Und' was schreibt dazu die Chronik?
Das Wahlergebnis zeigt gerade das Gegenteil von dem, was
nunmehr durch die Nutznießer des nationalen Rummels an der
Saar und im Reich daraus gemacht wird.“ Und wie wird das
begründet? Die Zentrumspartei hätte ihre Wähler in dem
RGlauben gelassen, daß sie gar nicht für die Rückgliederung des
Saargebietes einträte. Wenn daher die Autonomisten in den
Wahlkampf gezogen wären, hätten sie die erunemen für
sich bekommen! Keine von den Parteien habe es gewagt, offen
und ehrlich mit der Rückgliederungsparole in den Wahlkampf
einzulreten. Die Deutschsaarländische Volkspartei und die
Ralionalsozialisten hätten überhaupt keine Stimmen von Saar⸗
laͤndern, sondern nur von Reichsdeutschen bekommen. Die So⸗
eetane habe ihren Denkzettel für ihren Nationalismus
ekommen und schließlich wären die kommumistischen Stimmen
im Grunde genommen autonomistische Stimmen. Es erübrigt
sich wirklich, digen groben Unfug im einzelnen zu widerlegen.
Es wird also schließlich nicht viel weniger gesagt,
als daß bei einer Wahlbeteiligung der Auto—
nomisten diesen dike gesamten Stimmen
der eingesessenen Saarbevölkerung Aßge,
fallen wären. Höher geht es nun wirklich
nimmer! Man kaun dem Erfinder dieser geistreichen Be—
weisführung nur empfehlen, sich mal für laäͤngere Zeit in eine
Kaltwasserheilanstalt zu begeben.
Von erheblich größerem Interesse sind da einige Presse—
en aus dem benachbarten Lothringen, die von
euten geschrieben u die die Saardinge aus eigener An—⸗
schauung kennen, und die auf Grund ihrer sonstigen Betätigung
ewiß über den „Verdacht“ besonderer Deuischfreundlichkeit er⸗
, sein können. Da schreibt z. B. die sonst wacker im fran⸗
sisch⸗nationalistischen Fahrwasser schwimmende „For bach er
Bürao⸗ereitunaqg“ u. a.: „Es waren die leßten Wahlen vor
1925 die Jahrtausendfeier in Homburg-Saarpfalz entstand“,
Photographien historischer Momente in Homburg usw. Von Ver—
waltungsobersekretär Pirro: Abschied für den Soldaten Peter
Adam Kirro tigl. C. b. Linien-Infanterie-Keg. Landau 1831. Von
Jak. Schäfer: Lehrbrief für den Bierbrauer und Bäcer Cullmann
Schäfer 1737. Von Paula Baus: Bismarck-Album-Kladderadatsch
don 1849 an mit 300 Zeichnungen und 4 Briefen des Reichs⸗
kanzlers Von F. Louis: 11 Geldscheine der russisch-si birischen
Kriegsrevolutionsregierung; Rubel und Kopeken aus der Ge⸗
fangenschaft 1915— 1920. Von Reinhardt: einen Christbaum⸗
ständer aus Kork und Münzen des 16. und 17. Jahrhunderts.
Von Karl Lehmann: Totenmaske Napoleons J. und ein Bis⸗
marckbild. Von Jak. Dahl: ein Spinnrad und eine Spindeluhr.
Von Frl. Oberdörfer: eine Briefbeschwerer-Granate (von Heinr.
ODberdörfer, 20 Jahre alt, als freiwilliger Sanitäter im Kriege
1870 71 von Gravelotie mitgebracht, ein Henkelkrügel; Töpfer⸗
arbeit aus Rußland. Von Frau Walz (Oberdörfer): ein Seiden⸗
blumenbukett, gerahmt, mit der Widmung: An meine Eltern, von
ihrer Tochter; gesertigt von dem Pfälzer Bilabel. Von Landrat
Niedhammer: 28 Diaphanien von der landwirtschaftlichen Aus⸗
stellung 1923 und als besonders für unsern „Homburger Heimat⸗
lag“ werlvolle, von Dr. Siebenpfeiffer in seiner Eigen⸗
schaft als Bezirksamtmann 1831532 unterschriebene Aktenstücke
und auch solche von Napoleon J., die auch bei der vorgesehenen
Historischen Shaun der 100)jährigen Hämbacher Gedent—
feier. ais eingig dastehend gezeigt werden können. —, Der
distorssche Verei dongie erner erwerben: Eine zahlreiche Chronik
der großen Abstimmung im Jahre 1935. Man kann sie *
or eine Vorabstimmung zu derselben nennen. Wir haben
schon immer darauf hingewiesen, daß die bis jetzt vor—
egenden öffentlichen Bekundungen der
Saarbevölkerung unzweifelheaft sich zu Be—
kenntnissen derselben zum Deutschen Reich
zestaltet haben, und der Wahlakt am letzten
Sonntag hat dies Geständnis mit großem
NRachdruck erneut unterstrichen. Es hat wirklich
seinen Wert, solche Tatsachen zu verschweigen. Es liegt im In—
eresse unserer Republik, wenn wir uns über die wirkliche Lage
m Saargebiet keinerlei Illusionen machen, Illusionen, die ge—
lissentlich von einigen wenigen Personen immer wieder hervor—
zerufen werden möchten, deren persönliches Interesse die Auf⸗
—D0
doch bot sich nie einre bessere Gelegenheit
a18 diese letzte Landesratswahl, uüm vor
iller Welt darzutun, wie stark jene Bewe⸗—
zung ist, die für die Aufrechterhaltung des
zerzeitigen Zustandes des Sagargebietes
»der gar für die Trennung von Deutschland
st. Man brauchte nur Kandidaten zu präsentieren und das
ehr präzise Programm derselben in aller Oeffentlichteit zu
»ertreten. Frei stand es dann dem saarländischen Wähler, sich
zierüber mit dem Stimmzettel in geheimer Wahl auszusprechen.
Man hat sich die sichere schwere Niederlage und Blamage er—⸗
paren wollen. 1924 machte man wenigstens noch den schichter⸗
ien Versuch, durch Stimmwerbung für den „Saarbund“ seine
virkliche angt feftzustellen. 1932 wagt man das Erperiment
chon gar nicht mehr. Wer in den interessierten französischen
Lreisen Ohren hat, um zu hören, der höre, und wer Augen, hat
zu sehen, der mag nun den wahren Sachverhalt sich ansehen.
Keine einzige saarläüdische Partei hatte
ruf ihrem Programm die Sagaarautonomie
oder die Trennung von Deutschland. ö v. H.
zer Bevökkerung haben sich au der Abstim?
nmung beteiligt.“ Kein einziger von den 30
Landesratssißen ist durch einen Saarländer
hesetzt, der sich zur, Autonomie oder Los—
trennung von Deutschland bekennt.“
Oder eine andere Pressestimme. Die „Lothringer
Volktszeitung“ schreibt u. a.; „In Frankreich gibt es
mmer noch gutglaͤubige Leute, die nicht von dem Gedanken los⸗
vommen können, im Saargebiet blühe der französische Weizen,
Venn diese Leute nicht ganz mit, Blindheit
geschlagen sind, mäüssen sie aus dem Wahl⸗
ergebnis vom letzten Sonntag heraus sehen
daß Frankreich vom Saargebiet im 3ladtid
ruf die Volksabstimmung im Jahre 1935
tichts zu erwarten hat. Die im französischen Fahr⸗
vaffer schwimmenden Saarautonomisten haben trotz der „hinter
hnen itehenden breiten Volksmassen“ nicht den Mut aufge—
iber Dr. Wirt hs Tätigkeit und sein Familienleben in Homburg;
mler anderem auch eine Litographie „Kreuzabnahme Christi“ von
Ferd. Piloty, Lithograph, geb. 1786 zu Homburg (Rheinpfalz). —
Auch sei noch gedacht der Stiftungen der Stadtbücherei, Ober⸗
»ostamtmann J. Wießenstein, Frl. Hiltner, Staab jun. Kneobloch
usw., sowie vom Bürgermeisteramt (städtischen Bauamt) hier:
zie Gesamtansicht der Schloßanlage vom Karlsberg vom Jahre
760 in der Größe von 330 Reter lang und 1 Meter hoch.
Wir sehen mit Freude und Stolz das Gedeihen und Wachfen
inserer heimatlichen Stätte und es ist ein besonderes Bedürfnis
der Vorfiandschaft, allen Gönnern und Spendern heimatlichen
hruß und Dant zu sagen — zum Schluß noch die Bitte aus⸗
prechend, bisher Fernstehende mögen all diesen Seimathestrehun—
zgen ihre Sympathie zuwenden!
Bücherbesprechung
*Saarwirtschaftsstatistil“ Heft 5 (1931) herausgegeben im
Auftrage der Handelskammer zu Saarbrücken, des
hereins zur Wahrung der gemeinsamen wirischaftlichen Inter⸗
essen im Saargebiet, der ene der eisenschaffenden In⸗
duüstrie im Saargebiet und des Arbeitgeberverbandes der Saar⸗
ndustrie e. V. vom Saarwirtschaftsarchir (Saarbrüden
932 Preis Frs. 15.— bzw. RM. 250). Auf 62 Seiten Din—⸗
Inpna umfaßt das soeben e eede in seinem Fehett wesent⸗
sch erweiterte Heft d dr rwirtschaftostatistite die gesamte
Rilrüchgfisftalistit des Saargebietes im Zeitraum von 1513 bis