Full text: Der Saar-Freund (13.1932)

Da erfahrungsgemäß wegen der Rechtlosigleit des Landesrates 
die Wahlbeteiligung nicht sehr hoch ist, hoffte man dann wenig—⸗ 
stens die Vhbe Partei der Nichtwähler für sich reklamieren zu 
sönnen. Aber auch diese Spekulation ist fehlgeschlagen. Mit 
77,6 v. H. war die Wahlbeteiligung nicht weniger als 
12v. ß. höher als bei der letzten Landesrats— 
wahl also in Anbetracht der besonderen Stellung des Landes— 
rates eine außerordentlich q Und was schreibt jetzt die 
Chronik? Sie wäre lächerlich niedrig im Vergleich zur Reichs— 
präsidentenwahl, als wenn sich solche Dinge überhaupt mitein⸗ 
ander vergleichen ließen. 
Eine Tatsache, die niemand wegzuleugnen in der Lage 
ist, ist es, daß bei der Landesratswahl nur 
bdeutsche Parteien aufmarschierten, daß es 
deine autonomistische Gruppe gewagt hat, 
auch nur aufzutreten, um dem, siche ren Miß— 
erfölg auszuweichen. Deshalb ist das Exr— 
gebnis in der dentischen Presse mit, Recht als 
eine Vorabstimmung des Saargebietes ge— 
wertet worden. Und' was schreibt dazu die Chronik? 
Das Wahlergebnis zeigt gerade das Gegenteil von dem, was 
nunmehr durch die Nutznießer des nationalen Rummels an der 
Saar und im Reich daraus gemacht wird.“ Und wie wird das 
begründet? Die Zentrumspartei hätte ihre Wähler in dem 
RGlauben gelassen, daß sie gar nicht für die Rückgliederung des 
Saargebietes einträte. Wenn daher die Autonomisten in den 
Wahlkampf gezogen wären, hätten sie die erunemen für 
sich bekommen! Keine von den Parteien habe es gewagt, offen 
und ehrlich mit der Rückgliederungsparole in den Wahlkampf 
einzulreten. Die Deutschsaarländische Volkspartei und die 
Ralionalsozialisten hätten überhaupt keine Stimmen von Saar⸗ 
laͤndern, sondern nur von Reichsdeutschen bekommen. Die So⸗ 
eetane habe ihren Denkzettel für ihren Nationalismus 
ekommen und schließlich wären die kommumistischen Stimmen 
im Grunde genommen autonomistische Stimmen. Es erübrigt 
sich wirklich, digen groben Unfug im einzelnen zu widerlegen. 
Es wird also schließlich nicht viel weniger gesagt, 
als daß bei einer Wahlbeteiligung der Auto— 
nomisten diesen dike gesamten Stimmen 
der eingesessenen Saarbevölkerung Aßge, 
fallen wären. Höher geht es nun wirklich 
nimmer! Man kaun dem Erfinder dieser geistreichen Be— 
weisführung nur empfehlen, sich mal für laäͤngere Zeit in eine 
Kaltwasserheilanstalt zu begeben. 
Von erheblich größerem Interesse sind da einige Presse— 
en aus dem benachbarten Lothringen, die von 
euten geschrieben u die die Saardinge aus eigener An—⸗ 
schauung kennen, und die auf Grund ihrer sonstigen Betätigung 
ewiß über den „Verdacht“ besonderer Deuischfreundlichkeit er⸗ 
, sein können. Da schreibt z. B. die sonst wacker im fran⸗ 
sisch⸗nationalistischen Fahrwasser schwimmende „For bach er 
Bürao⸗ereitunaqg“ u. a.: „Es waren die leßten Wahlen vor 
1925 die Jahrtausendfeier in Homburg-Saarpfalz entstand“, 
Photographien historischer Momente in Homburg usw. Von Ver— 
waltungsobersekretär Pirro: Abschied für den Soldaten Peter 
Adam Kirro tigl. C. b. Linien-Infanterie-Keg. Landau 1831. Von 
Jak. Schäfer: Lehrbrief für den Bierbrauer und Bäcer Cullmann 
Schäfer 1737. Von Paula Baus: Bismarck-Album-Kladderadatsch 
don 1849 an mit 300 Zeichnungen und 4 Briefen des Reichs⸗ 
kanzlers Von F. Louis: 11 Geldscheine der russisch-si birischen 
Kriegsrevolutionsregierung; Rubel und Kopeken aus der Ge⸗ 
fangenschaft 1915— 1920. Von Reinhardt: einen Christbaum⸗ 
ständer aus Kork und Münzen des 16. und 17. Jahrhunderts. 
Von Karl Lehmann: Totenmaske Napoleons J. und ein Bis⸗ 
marckbild. Von Jak. Dahl: ein Spinnrad und eine Spindeluhr. 
Von Frl. Oberdörfer: eine Briefbeschwerer-Granate (von Heinr. 
ODberdörfer, 20 Jahre alt, als freiwilliger Sanitäter im Kriege 
1870 71 von Gravelotie mitgebracht, ein Henkelkrügel; Töpfer⸗ 
arbeit aus Rußland. Von Frau Walz (Oberdörfer): ein Seiden⸗ 
blumenbukett, gerahmt, mit der Widmung: An meine Eltern, von 
ihrer Tochter; gesertigt von dem Pfälzer Bilabel. Von Landrat 
Niedhammer: 28 Diaphanien von der landwirtschaftlichen Aus⸗ 
stellung 1923 und als besonders für unsern „Homburger Heimat⸗ 
lag“ werlvolle, von Dr. Siebenpfeiffer in seiner Eigen⸗ 
schaft als Bezirksamtmann 1831532 unterschriebene Aktenstücke 
und auch solche von Napoleon J., die auch bei der vorgesehenen 
Historischen Shaun der 100)jährigen Hämbacher Gedent— 
feier. ais eingig dastehend gezeigt werden können. —, Der 
distorssche Verei dongie erner erwerben: Eine zahlreiche Chronik 
der großen Abstimmung im Jahre 1935. Man kann sie * 
or eine Vorabstimmung zu derselben nennen. Wir haben 
schon immer darauf hingewiesen, daß die bis jetzt vor— 
egenden öffentlichen Bekundungen der 
Saarbevölkerung unzweifelheaft sich zu Be— 
kenntnissen derselben zum Deutschen Reich 
zestaltet haben, und der Wahlakt am letzten 
Sonntag hat dies Geständnis mit großem 
NRachdruck erneut unterstrichen. Es hat wirklich 
seinen Wert, solche Tatsachen zu verschweigen. Es liegt im In— 
eresse unserer Republik, wenn wir uns über die wirkliche Lage 
m Saargebiet keinerlei Illusionen machen, Illusionen, die ge— 
lissentlich von einigen wenigen Personen immer wieder hervor— 
zerufen werden möchten, deren persönliches Interesse die Auf⸗ 
—D0 
doch bot sich nie einre bessere Gelegenheit 
a18 diese letzte Landesratswahl, uüm vor 
iller Welt darzutun, wie stark jene Bewe⸗— 
zung ist, die für die Aufrechterhaltung des 
zerzeitigen Zustandes des Sagargebietes 
»der gar für die Trennung von Deutschland 
st. Man brauchte nur Kandidaten zu präsentieren und das 
ehr präzise Programm derselben in aller Oeffentlichteit zu 
»ertreten. Frei stand es dann dem saarländischen Wähler, sich 
zierüber mit dem Stimmzettel in geheimer Wahl auszusprechen. 
Man hat sich die sichere schwere Niederlage und Blamage er—⸗ 
paren wollen. 1924 machte man wenigstens noch den schichter⸗ 
ien Versuch, durch Stimmwerbung für den „Saarbund“ seine 
virkliche angt feftzustellen. 1932 wagt man das Erperiment 
chon gar nicht mehr. Wer in den interessierten französischen 
Lreisen Ohren hat, um zu hören, der höre, und wer Augen, hat 
zu sehen, der mag nun den wahren Sachverhalt sich ansehen. 
Keine einzige saarläüdische Partei hatte 
ruf ihrem Programm die Sagaarautonomie 
oder die Trennung von Deutschland. ö v. H. 
zer Bevökkerung haben sich au der Abstim? 
nmung beteiligt.“ Kein einziger von den 30 
Landesratssißen ist durch einen Saarländer 
hesetzt, der sich zur, Autonomie oder Los— 
trennung von Deutschland bekennt.“ 
Oder eine andere Pressestimme. Die „Lothringer 
Volktszeitung“ schreibt u. a.; „In Frankreich gibt es 
mmer noch gutglaͤubige Leute, die nicht von dem Gedanken los⸗ 
vommen können, im Saargebiet blühe der französische Weizen, 
Venn diese Leute nicht ganz mit, Blindheit 
geschlagen sind, mäüssen sie aus dem Wahl⸗ 
ergebnis vom letzten Sonntag heraus sehen 
daß Frankreich vom Saargebiet im 3ladtid 
ruf die Volksabstimmung im Jahre 1935 
tichts zu erwarten hat. Die im französischen Fahr⸗ 
vaffer schwimmenden Saarautonomisten haben trotz der „hinter 
hnen itehenden breiten Volksmassen“ nicht den Mut aufge— 
iber Dr. Wirt hs Tätigkeit und sein Familienleben in Homburg; 
mler anderem auch eine Litographie „Kreuzabnahme Christi“ von 
Ferd. Piloty, Lithograph, geb. 1786 zu Homburg (Rheinpfalz). — 
Auch sei noch gedacht der Stiftungen der Stadtbücherei, Ober⸗ 
»ostamtmann J. Wießenstein, Frl. Hiltner, Staab jun. Kneobloch 
usw., sowie vom Bürgermeisteramt (städtischen Bauamt) hier: 
zie Gesamtansicht der Schloßanlage vom Karlsberg vom Jahre 
760 in der Größe von 330 Reter lang und 1 Meter hoch. 
Wir sehen mit Freude und Stolz das Gedeihen und Wachfen 
inserer heimatlichen Stätte und es ist ein besonderes Bedürfnis 
der Vorfiandschaft, allen Gönnern und Spendern heimatlichen 
hruß und Dant zu sagen — zum Schluß noch die Bitte aus⸗ 
prechend, bisher Fernstehende mögen all diesen Seimathestrehun— 
zgen ihre Sympathie zuwenden! 
Bücherbesprechung 
*Saarwirtschaftsstatistil“ Heft 5 (1931) herausgegeben im 
Auftrage der Handelskammer zu Saarbrücken, des 
hereins zur Wahrung der gemeinsamen wirischaftlichen Inter⸗ 
essen im Saargebiet, der ene der eisenschaffenden In⸗ 
duüstrie im Saargebiet und des Arbeitgeberverbandes der Saar⸗ 
ndustrie e. V. vom Saarwirtschaftsarchir (Saarbrüden 
932 Preis Frs. 15.— bzw. RM. 250). Auf 62 Seiten Din—⸗ 
Inpna umfaßt das soeben e eede in seinem Fehett wesent⸗ 
sch erweiterte Heft d dr rwirtschaftostatistite die gesamte 
Rilrüchgfisftalistit des Saargebietes im Zeitraum von 1513 bis
	        
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