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mißbilligten weiterhin die Tätigkeit der Leute Dahm, Win—
gert und Marr, die aus der Not der Bergleute
politische Geschäfte machen wollen. Wagten es doch
deren Jünger, in der Belegschaftsversammung zu erscheinen und
uns weiß zu machen, sie hätten mit dem politischen Saarbund
nichts zu tun. Der sei 1924 zu Grabe getragen worden. Wäre
diese Versammlung zwei Tage später gewesen, so hätte wohl
keiner von ihnen das Wagnis, hier zu erscheinen, unternommen,
da am 26. 2. die Entlassungen ausgeteilt wurden Diese Ent⸗
lassungen kennzeichnen so richtig die politische
und „soziale“ Einstellung der französischen
Grubenverwaltung. Ist es doch vorgekommen, daß hier
Leute entlassen wurden, die ein Haus bezahlen müssen, mehrere
Kinder zu ernähren haben, ja, daß aus einer Familie zwei und
drei Personen entlassen wurden, daß Haushaltungsvorstände sowie
allein stehende Personen ihre Existenz verloren. Die Tränen, die
geflossen sind, sind der Ausdruck des seelischen Leides, das sich
hierzulande über die einzelnen Familien ergoß.
Aber das himmelschreiende Ünrecht bei der Geschichte ist, daß
man Leute mit Café-Wirtschaft und französischer Schule zu zweit
weiter beschäftigt, Leute, die einen Nebenberuf und zwei Häuser
besiten, dütrfen ihre zwei Jungen weiter zur Grube schicken. Aus
einer anderen Familie wurden alle vier Söhne weiterbeschäftigt,
trotzdem diese Leute bereits angefangen haben, ihr zweites Haus
zu bauen. Viele durften zu zweit und zu dritt weiter arbeiten.
Mitglieder, die dem Zentralverband der Saarbergleute angehören,
hatten für die Entlassenen nur ein höhnisches Lachen übrig. Daß
in der hiesigen Bevölkerung die Erbitterung gegen den Saar⸗
bund, gegen die Grubenverwaltung und Regierungskommission,
welche nicht imstande ist, nach dem Rechten zu sehen, ständig zu—
nimmt, wird jeder gerecht denkende Mensch verstehen können.
Durch diese Stimmung wird allerdings verhütet, daß das Kraut
der französischen Saarbundspolitiker hier in den Himmel wächst.
Saarztg.)
J * Die Tür gewiesen.
Im Vereinslokale der Freiwilligen Sanitätskolonne in
Reunkirchen sollte eine Belegschaftsversammlung der Bergarbeiter
stattfinden. Als der Geschäftsinhaber noch im letzten Augenblick
erfuhr, daß es sich um eine Agitationsversammlung für den sepa⸗
ratiflischen Saarbund und die französische Domanialschule
handelte, zog er die Zusage für sein Lokal zurück. Auch in einem
anderen Reunkirchener Lokal in der Bahnhofstraße suchten Saar⸗
bundleute eine Versammlung abzuhalten, doch wurden sie von
den anderen Gästen erkannt und mußten das Lokal verlassen
* *
RKleine Tages⸗Chronik
»Saarbrücken. Freunde unserer heimischen Vogelwelt grün⸗
heten hier eine Ortsgruppe des Bundes für Vogelschutz.
In der Gründungsversammlung umriß Rechtsanwalt Dr. Four⸗
ann den bedauerlichen Niedergang und die Not unserer deut⸗
schen und heimischen Vogelwelt und zeigte kurz die Faktoren
duͤf, die an diesem Vernichtungswerk tätig sind. Die Kultur der
Reuzeit ist der unerbittlichste Feind der Natur. Nur in einer
neuen Wertung der Naturwelt, in eindringlicher Belehrung
weitester Volkskreise und entschiedenen Schutzmaßnahmen kann
der drohende Untergang wertvollster Naturobjekte aufgehalten
und verhütet werden. Hervorragende wirtschaftliche und ideelle
eneeneti stellt unsere Vogelwelt dar. Ihrem Schutze und
hrer Erhaltung will der Bund für Vogelschutz dienen. An Hand
des Mertblattes zeichnete der Versammlungsleiter. Stadtförster
Waninger, die Tätigkeit des „Bundes für Vogelschutz, Stutt⸗
gart“ dem die Ortsgruppe Saarbrücken angegliedert sein Joll.
Die rege Aussprache ließ in herzerfreuender Weise die Hin⸗
neigung erkennen, die in weiten Volkskreisen zu unserer heimi⸗
schen Vogelwelt lebendig ist. Sie verwies auf die eindringliche
bege, wie sie von Privaden, dem Tierschutz⸗ und Gartenbauverein,
ex städtischen Forstbehörde und insbesondere auch in sehr, um—
ahender und wirkungsvoller Art von der Staatsforstverwaltung
ereits erfolgte (Nistkästen und Schutzgehölze,. Winterfütterung,
Lehrvorträge für das Forstperfonal, ÄAusstelluͤngen, einschlägige
Lehr⸗ und Vogelsammtungen, Geldzuwendungen, Naturschutz⸗
verordnungen). Einmütig wurde die Zweckmäßigkeit und Not—
wendigkeit einer Saarbrücker Ortsaruvpe des Bundes für Vogel—
schutz bejaht.
Als erster Vorsitender wurde Rechtsanwalt Dr. Four,⸗
mann gewählt, der ais Senior der heimischen Natur⸗ und Vogel—
utzbewegung zu gelten hat. Die weitere Wahl ergab folgende
usa mmenfezung des Vorstandes: zweiter Vorsitzender; Ober—
ehrer The Schmidt; erster Schriftführer; Stadtforster
Winnin age zweiter Schriftführer: Hilfsförster Rieth; erster
assierer: Kaufmann Frißßz Becker vom Tierschutzverein; zweiter
Kaisierer Ohberinfnekir 636e nan Garenna ipereiü
*Aus Kreisen siheren Schülerinnen wird uns folgendes mit⸗
geteilt: Die Auguste-Viktoria-Schule (rüher gane
chule) kann in diesem Jahre auf iht 100jähriges Be—
te hen zurückblicken Die früheren Schülerinnen werden geberen,
u einer Spende beizutragen, die bedürftigen Schülerinnen zu⸗
zute kommen soll. Zahlungen können an die ie the
Saarbrücken auf das Konto „Jubiläumsspende für die Auquste⸗
Viktoria-Schule“ erfolgen.
* Saarbrücken. Ueber die künftige städtebauliche
ßestaltung Saarbrückens, gab Stadtoberbaurat Kruspe
in einem Vortrage einige Aufschlüsse, aus denen zu entnehmen
st, daß als Hauptverkehrslinie eine großzügige linke Saarufer⸗
— fuͤr den höchst gefähr⸗
ichen Verkehrspunkt am St. Arnualer Marktplatz bringen wird.
Für ausreichende Bebauungsplätze hat die Stadtverwaltung ge—⸗
orgt, dabei sollen für Wohnsiedlungen die höhergelagerten
zdänge ee und links der Saar in Anspruch genommen werden,
die auch hygienische Vorteile bieten und günstige Verbindungen
zur Stadtmitte haben. Der zur Verfügung stehende Gesamt⸗
vohnraum Saarbtückens unter Einschluß aller notwendigen neu—
seitlichen städtebaulichen Voraussetzungen soll nach den Ausfüh—
rungen des Vortragenden für insgesamt 350 000 Menschen aus—
eichend sein. Auch für die Errichtung von Grünanlagen und
Spielplätzen ist genügender Raum reserviert worden. Die er—⸗
sorderlichen Geländeflächen für einen nach der Rückgliederun
des Saargebiets zum Reiche zu errichtenden ——
mit den daͤzugehörigen Anlagen in der Nähe der Bellevue sind
als städtisches Eigentum bereits zu diesem Zwecee gesichert. Aus
dem Vortrage war ersichtlich, daß der Generalbebauungsplan für
ine großzügige Entwicklung der Großstadt Saarbrücken die er⸗
fordersichen Unterlagen vorsieht. Wenn auch unter den heuti⸗
jen Verhältnissen viele der Projekte vorerst nur Zukunftsmusik
zarstellen, so ist daran doch zu erkennen, daß trotz allem der
hlaube und die Zuversicht an eine weitere Entwicklung der Saar⸗
großstadt nicht aufgegeben ist.
* Ritterstraße. Vom Tode des Ertrinkens rettete
hjier der Sohn unseres Gemeindevorstehers Joseph Hubertus
wei achtjährige Knaben, die sich auf, das Eis des Schlamm⸗
reihers beim Viktoriaschacht gewagt hatten und auf der zu
Annen Eisdecke eingebrochen waren. Duͤrch das Silfegeschrei der
dinder, die in dem zähen Schlamm des Weihers immer tiefer
einsanken, wurde man auf den Unfall aufmerksam. Das Rettungs⸗
verk war mit großer Lebensgefahr verbunden, doch gelang es
dem Joseph Hubertus mit Hilfe einiger Vachbarsleute, auf einer
orgeschobenen Leiter bis an die Unfallstelle vorzudringen und
die Kinder, die schon bis an den Hals untergesunken waren,
vieder aus dem Schlamm zu befreien. Die aufopferungsvolle
Tat des Lebensrelters verdient öffentliche Anerkennung.
* Völklingen. Für seine Verdienste um das ae
peresnswesen“ wurde dem Mitgliede unsetes Kavallerie⸗
Vereins, Kamerad Jakob Stephan, das Kyffhäuser⸗Ehren⸗
kreuz erster Klasse verliehen.
* Schiffweiler. Das Opfer seiner: Pflicht⸗
erfüllung wurde hier der Oberlandjäger Schladt, dessen
dilfe zur Abwehr von Einbrechern in später Abendstunde ange⸗
tufen wurde. Auf dem Wege zum Tatort wurde Schladt von
den unbekannt entkommenen Verbrechern aus dem Hinterhalt er⸗
chossen. Die Beisetzung des pflichteifrigen Beamten fand unter
tarker Beleiligung unserer Gemeinde statt. Präsident Wilton
bidmete am Grabe dem so jah aus dem Kreise seiner Familie
Feschiedenen ehrende Worte der Anerkennung für seine Vilicht⸗
treue bis in den Tod.
* Altenwald⸗Hühnerseld. Die Grubensenkungen
zreifen hier jetzt äuch auf den neuangelegten Friedhof uͤber.
zer stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Auf dem für
Zindergräber vorgesehenen Gelände sackte eine ziemlich erheb⸗
iche Fläche in sich onmen so daß dieser Teil sich nicht meht
u Beerdigungszweden eignet, da ein weiteres Nachstürzen des
—* zu befürchten steht. Die Gemeindeverwaltung ließ die
Senkung wieder auffüllen und will sie zur Anvflanzung von
Bäumen und Sträuchern benutzen.
* geiligenwald. Eine besondere Ehrung bereitete unsere
Freipigepehr ihrem langjährigen Oberbrandmeister
Milbtanes n Elpersberg, dem suür seine Verdienste u7
die Wehr seit ihrer Gründung eine zünftlerische Ehrenurkun
übermitttelt wurde. ẽ Dent⸗
* Maybach. Mit dem Bau des Erinnerungs,
nals Nandeh des schweren Unglücks auf der Grube 3
zach it jetzt der Unfang geinacht worden. Der Sogel des Dent
nus ist bereits fertiggestellt worden. Der Bau wird 88
chtlich bis Jum diesjahrigen Gedenktage des Unglüds vo ande
ine so daß 'an diefemn Tage die Einweihunag vollzogen werd
tann. 72 3
St. Wendel. Sein 26jähriges Jubiläumgimn
i ule beging hier der Leiter unserer evangelischen
Jenste der s dien us diesem Anlak von seines