Full text: Der Saar-Freund (13.1932)

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mißbilligten weiterhin die Tätigkeit der Leute Dahm, Win— 
gert und Marr, die aus der Not der Bergleute 
politische Geschäfte machen wollen. Wagten es doch 
deren Jünger, in der Belegschaftsversammung zu erscheinen und 
uns weiß zu machen, sie hätten mit dem politischen Saarbund 
nichts zu tun. Der sei 1924 zu Grabe getragen worden. Wäre 
diese Versammlung zwei Tage später gewesen, so hätte wohl 
keiner von ihnen das Wagnis, hier zu erscheinen, unternommen, 
da am 26. 2. die Entlassungen ausgeteilt wurden Diese Ent⸗ 
lassungen kennzeichnen so richtig die politische 
und „soziale“ Einstellung der französischen 
Grubenverwaltung. Ist es doch vorgekommen, daß hier 
Leute entlassen wurden, die ein Haus bezahlen müssen, mehrere 
Kinder zu ernähren haben, ja, daß aus einer Familie zwei und 
drei Personen entlassen wurden, daß Haushaltungsvorstände sowie 
allein stehende Personen ihre Existenz verloren. Die Tränen, die 
geflossen sind, sind der Ausdruck des seelischen Leides, das sich 
hierzulande über die einzelnen Familien ergoß. 
Aber das himmelschreiende Ünrecht bei der Geschichte ist, daß 
man Leute mit Café-Wirtschaft und französischer Schule zu zweit 
weiter beschäftigt, Leute, die einen Nebenberuf und zwei Häuser 
besiten, dütrfen ihre zwei Jungen weiter zur Grube schicken. Aus 
einer anderen Familie wurden alle vier Söhne weiterbeschäftigt, 
trotzdem diese Leute bereits angefangen haben, ihr zweites Haus 
zu bauen. Viele durften zu zweit und zu dritt weiter arbeiten. 
Mitglieder, die dem Zentralverband der Saarbergleute angehören, 
hatten für die Entlassenen nur ein höhnisches Lachen übrig. Daß 
in der hiesigen Bevölkerung die Erbitterung gegen den Saar⸗ 
bund, gegen die Grubenverwaltung und Regierungskommission, 
welche nicht imstande ist, nach dem Rechten zu sehen, ständig zu— 
nimmt, wird jeder gerecht denkende Mensch verstehen können. 
Durch diese Stimmung wird allerdings verhütet, daß das Kraut 
der französischen Saarbundspolitiker hier in den Himmel wächst. 
Saarztg.) 
J * Die Tür gewiesen. 
Im Vereinslokale der Freiwilligen Sanitätskolonne in 
Reunkirchen sollte eine Belegschaftsversammlung der Bergarbeiter 
stattfinden. Als der Geschäftsinhaber noch im letzten Augenblick 
erfuhr, daß es sich um eine Agitationsversammlung für den sepa⸗ 
ratiflischen Saarbund und die französische Domanialschule 
handelte, zog er die Zusage für sein Lokal zurück. Auch in einem 
anderen Reunkirchener Lokal in der Bahnhofstraße suchten Saar⸗ 
bundleute eine Versammlung abzuhalten, doch wurden sie von 
den anderen Gästen erkannt und mußten das Lokal verlassen 
* * 
RKleine Tages⸗Chronik 
»Saarbrücken. Freunde unserer heimischen Vogelwelt grün⸗ 
heten hier eine Ortsgruppe des Bundes für Vogelschutz. 
In der Gründungsversammlung umriß Rechtsanwalt Dr. Four⸗ 
ann den bedauerlichen Niedergang und die Not unserer deut⸗ 
schen und heimischen Vogelwelt und zeigte kurz die Faktoren 
duͤf, die an diesem Vernichtungswerk tätig sind. Die Kultur der 
Reuzeit ist der unerbittlichste Feind der Natur. Nur in einer 
neuen Wertung der Naturwelt, in eindringlicher Belehrung 
weitester Volkskreise und entschiedenen Schutzmaßnahmen kann 
der drohende Untergang wertvollster Naturobjekte aufgehalten 
und verhütet werden. Hervorragende wirtschaftliche und ideelle 
eneeneti stellt unsere Vogelwelt dar. Ihrem Schutze und 
hrer Erhaltung will der Bund für Vogelschutz dienen. An Hand 
des Mertblattes zeichnete der Versammlungsleiter. Stadtförster 
Waninger, die Tätigkeit des „Bundes für Vogelschutz, Stutt⸗ 
gart“ dem die Ortsgruppe Saarbrücken angegliedert sein Joll. 
Die rege Aussprache ließ in herzerfreuender Weise die Hin⸗ 
neigung erkennen, die in weiten Volkskreisen zu unserer heimi⸗ 
schen Vogelwelt lebendig ist. Sie verwies auf die eindringliche 
bege, wie sie von Privaden, dem Tierschutz⸗ und Gartenbauverein, 
ex städtischen Forstbehörde und insbesondere auch in sehr, um— 
ahender und wirkungsvoller Art von der Staatsforstverwaltung 
ereits erfolgte (Nistkästen und Schutzgehölze,. Winterfütterung, 
Lehrvorträge für das Forstperfonal, ÄAusstelluͤngen, einschlägige 
Lehr⸗ und Vogelsammtungen, Geldzuwendungen, Naturschutz⸗ 
verordnungen). Einmütig wurde die Zweckmäßigkeit und Not— 
wendigkeit einer Saarbrücker Ortsaruvpe des Bundes für Vogel— 
schutz bejaht. 
Als erster Vorsitender wurde Rechtsanwalt Dr. Four,⸗ 
mann gewählt, der ais Senior der heimischen Natur⸗ und Vogel— 
utzbewegung zu gelten hat. Die weitere Wahl ergab folgende 
usa mmenfezung des Vorstandes: zweiter Vorsitzender; Ober— 
ehrer The Schmidt; erster Schriftführer; Stadtforster 
Winnin age zweiter Schriftführer: Hilfsförster Rieth; erster 
assierer: Kaufmann Frißßz Becker vom Tierschutzverein; zweiter 
Kaisierer Ohberinfnekir 636e nan Garenna ipereiü 
*Aus Kreisen siheren Schülerinnen wird uns folgendes mit⸗ 
geteilt: Die Auguste-Viktoria-Schule (rüher gane 
chule) kann in diesem Jahre auf iht 100jähriges Be— 
te hen zurückblicken Die früheren Schülerinnen werden geberen, 
u einer Spende beizutragen, die bedürftigen Schülerinnen zu⸗ 
zute kommen soll. Zahlungen können an die ie the 
Saarbrücken auf das Konto „Jubiläumsspende für die Auquste⸗ 
Viktoria-Schule“ erfolgen. 
* Saarbrücken. Ueber die künftige städtebauliche 
ßestaltung Saarbrückens, gab Stadtoberbaurat Kruspe 
in einem Vortrage einige Aufschlüsse, aus denen zu entnehmen 
st, daß als Hauptverkehrslinie eine großzügige linke Saarufer⸗ 
— fuͤr den höchst gefähr⸗ 
ichen Verkehrspunkt am St. Arnualer Marktplatz bringen wird. 
Für ausreichende Bebauungsplätze hat die Stadtverwaltung ge—⸗ 
orgt, dabei sollen für Wohnsiedlungen die höhergelagerten 
zdänge ee und links der Saar in Anspruch genommen werden, 
die auch hygienische Vorteile bieten und günstige Verbindungen 
zur Stadtmitte haben. Der zur Verfügung stehende Gesamt⸗ 
vohnraum Saarbtückens unter Einschluß aller notwendigen neu— 
seitlichen städtebaulichen Voraussetzungen soll nach den Ausfüh— 
rungen des Vortragenden für insgesamt 350 000 Menschen aus— 
eichend sein. Auch für die Errichtung von Grünanlagen und 
Spielplätzen ist genügender Raum reserviert worden. Die er—⸗ 
sorderlichen Geländeflächen für einen nach der Rückgliederun 
des Saargebiets zum Reiche zu errichtenden —— 
mit den daͤzugehörigen Anlagen in der Nähe der Bellevue sind 
als städtisches Eigentum bereits zu diesem Zwecee gesichert. Aus 
dem Vortrage war ersichtlich, daß der Generalbebauungsplan für 
ine großzügige Entwicklung der Großstadt Saarbrücken die er⸗ 
fordersichen Unterlagen vorsieht. Wenn auch unter den heuti⸗ 
jen Verhältnissen viele der Projekte vorerst nur Zukunftsmusik 
zarstellen, so ist daran doch zu erkennen, daß trotz allem der 
hlaube und die Zuversicht an eine weitere Entwicklung der Saar⸗ 
großstadt nicht aufgegeben ist. 
* Ritterstraße. Vom Tode des Ertrinkens rettete 
hjier der Sohn unseres Gemeindevorstehers Joseph Hubertus 
wei achtjährige Knaben, die sich auf, das Eis des Schlamm⸗ 
reihers beim Viktoriaschacht gewagt hatten und auf der zu 
Annen Eisdecke eingebrochen waren. Duͤrch das Silfegeschrei der 
dinder, die in dem zähen Schlamm des Weihers immer tiefer 
einsanken, wurde man auf den Unfall aufmerksam. Das Rettungs⸗ 
verk war mit großer Lebensgefahr verbunden, doch gelang es 
dem Joseph Hubertus mit Hilfe einiger Vachbarsleute, auf einer 
orgeschobenen Leiter bis an die Unfallstelle vorzudringen und 
die Kinder, die schon bis an den Hals untergesunken waren, 
vieder aus dem Schlamm zu befreien. Die aufopferungsvolle 
Tat des Lebensrelters verdient öffentliche Anerkennung. 
* Völklingen. Für seine Verdienste um das ae 
peresnswesen“ wurde dem Mitgliede unsetes Kavallerie⸗ 
Vereins, Kamerad Jakob Stephan, das Kyffhäuser⸗Ehren⸗ 
kreuz erster Klasse verliehen. 
* Schiffweiler. Das Opfer seiner: Pflicht⸗ 
erfüllung wurde hier der Oberlandjäger Schladt, dessen 
dilfe zur Abwehr von Einbrechern in später Abendstunde ange⸗ 
tufen wurde. Auf dem Wege zum Tatort wurde Schladt von 
den unbekannt entkommenen Verbrechern aus dem Hinterhalt er⸗ 
chossen. Die Beisetzung des pflichteifrigen Beamten fand unter 
tarker Beleiligung unserer Gemeinde statt. Präsident Wilton 
bidmete am Grabe dem so jah aus dem Kreise seiner Familie 
Feschiedenen ehrende Worte der Anerkennung für seine Vilicht⸗ 
treue bis in den Tod. 
* Altenwald⸗Hühnerseld. Die Grubensenkungen 
zreifen hier jetzt äuch auf den neuangelegten Friedhof uͤber. 
zer stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Auf dem für 
Zindergräber vorgesehenen Gelände sackte eine ziemlich erheb⸗ 
iche Fläche in sich onmen so daß dieser Teil sich nicht meht 
u Beerdigungszweden eignet, da ein weiteres Nachstürzen des 
—* zu befürchten steht. Die Gemeindeverwaltung ließ die 
Senkung wieder auffüllen und will sie zur Anvflanzung von 
Bäumen und Sträuchern benutzen. 
* geiligenwald. Eine besondere Ehrung bereitete unsere 
Freipigepehr ihrem langjährigen Oberbrandmeister 
Milbtanes n Elpersberg, dem suür seine Verdienste u7 
die Wehr seit ihrer Gründung eine zünftlerische Ehrenurkun 
übermitttelt wurde. ẽ Dent⸗ 
* Maybach. Mit dem Bau des Erinnerungs, 
nals Nandeh des schweren Unglücks auf der Grube 3 
zach it jetzt der Unfang geinacht worden. Der Sogel des Dent 
nus ist bereits fertiggestellt worden. Der Bau wird 88 
chtlich bis Jum diesjahrigen Gedenktage des Unglüds vo ande 
ine so daß 'an diefemn Tage die Einweihunag vollzogen werd 
tann. 72 3 
St. Wendel. Sein 26jähriges Jubiläumgimn 
i ule beging hier der Leiter unserer evangelischen 
Jenste der s dien us diesem Anlak von seines
	        
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