Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

13 
71. Lebensjahre gestorben. Herr Rechnungsrat Rommlitz war 
lange Jahre Vorsitzender des Beamtenklubs in Saarbrücken. 
Bei der Eisenbahnbehörde, sowohl bei seinen Vorgesetzten, als 
auch bei seinen Kollegen und Untergebenen, war er wohi gelitten 
und beliebt. Ein hervorragend tüchtiger Verwaltungsbeamter, 
ein aufrechter kerndeutscher Mann ist mit ihm dahingegangen, der 
die Besetzung und Abtrennung des deutschen Saargebiets durch 
die Franzosen zu seinem größten Schmerze und Leid mit erleben 
mußle und dem das Unglüuück seines Vaterlandes, wie vielen 
anderen deutschen Männern, das Herz gebrochen hat. In aufrich— 
tiger Liebe und Verehrung hat er seinem Vaterlande die Treue 
gehalten und ist bis zu seinem Tode von dem einen Wunsch beseelt 
gewesen, die Vefreiung des deutschen Saargebietes und den Auf— 
stieg des deutichen Vaterlandes wieder mit erleben zu können. 
8 In Blankenburg i. Harz veranstalteten die vaterländischen 
Verbände am Montag, den 22. Februar, im Saale des „Blanken— 
burger Hofes“ einen Vortragsabend. Das Thema lautete 
„Das Saargebiet unter dem Völkerbund“. Das 
Blankenburger Kreisblatt berichtet darüber folgendes: „Der 
Vortragende, Herr Verwaltungsdirektor Vogel-Berlin, ein 
nus sceiner Heimat ausgewiesener Saarländer, hätte nicht selbst 
mit allen Fasern an seiner schönen Heimat hängen und mit ihrer 
Geschichte und ihren Nöten vertraut sein müssen, um einer, da 
er auch die Geschichte des Saarlandes in den Jahren seit Kriegs⸗ 
ausbruch, namentlich aber seit Kriegsende selbst mit erlebt hatte. 
der beredtesten Schilderer der Vorgänge in dem vom Multer⸗ 
lande getrennten und auf 15 Jahre in den Bann des französi'chen 
Joches goschlaßgenen Saargebietes zu sein. Seine Schilderung bot 
ein erschöpfendes politisches, wirtschaftliches und kulturgeschicht⸗ 
liches Bild der Vorgänge dieser Jahre, die das alte deutsche Ge— 
biet von Deutschland trennten, und war eine Geschichte der seit 
Ludwig XIV in stetem Vordrängen nach dem Besitz des reichen, 
mit Bodenschätzen gesegneten Landes sich noch bis heute betäti— 
genden französischen Ländergier. Besonders scharf unterstrichen 
wurde, wie durch die Saarlüge, der französischen Behauptung, 
150 000 von 750 000 Saarländern sei der Anschluß des Saar— 
landes an Frankreich erwünscht, Wilson und Lloyd George ge— 
täuscht und Frankreichs Begehren auf das Saarland in den 
Versailler Verktrog gekommen sei. Jene 150 000 Namen sind da⸗ 
durch in die von Poincaré vorgelegten Listen gekommen, daß die 
französische Regierung diese Namen aus dem lothringischen Ge— 
biet am Oberlauf der Saar betrügerischerweise, als aus dem 
Saargebiete stammend, sammelte. Redner schilderte die unwan— 
delbare Treue, in der das Saarland sowohl auf preußischer. als 
auch bayerischer Seite sich durch alle Fährlicheiten dieser Jahre 
hindurch n Deutschtum bewahrt habe und auch ferner wahren 
würde. Einen breiten Raum in seinem Vortrag fanden die Zu— 
sammensetzung und die Tätigkeit der Sagar-Regierungs-Kom— 
mission und vor allem die unliebsamen Erfahrungen, die die 
Saarländer mit dem Völkerbund gemacht, troß Locarno. Der 
einmütige Wille der Gesamtheit des Saarlandes sei und 
bleibe: Die bedingungslose Rückkehr innerhalb 
der alten Grenzen zum Deutschen Reiche. — Im 
zweiten Teile des Vortrages wurde von dem Vorträgenden in 
einer Reihe von Lichtbildern die landschaftlichen Schönheiten des 
Saarlandes, das teilweise in vier Perioden bereits in den Jahr— 
hunderten 62 Jahre in französischem Besitz gewesen sei und in 
welchem noch die Ruinen der Burgen und Schlösser der nassaui— 
schen Fürsten, die in Merzig und Saarbrücken ihren Sitz hatten, 
von den Taten französischer Mordbrenner zeugen. Aher auch die 
Schlachtfelder von Forbach und Spichern wurden gezeigt und das 
Ehrental bei Saarbrücken mit dem Denkmal des 760. Infanterie— 
Regiments für seine 1870771 gefallenen Angehörigen, desselben 
Regiments, das in Blankenburg i. H. 1919 äufgelöst wurde und 
dem viele unserer Mitbürger im Weltkriege angehört hatten. 
Durch reichen Beifall wurde dem Vortragenden der Dantk bezeugt. 
F Die Landesgruppe Bayern in München, Mitglied des 
Bundes der Saarvereine, hat gelegentlich einer geschäftlichen 
Sitzung durch ihren Vorsitzenden, Herrn Kunstmaler Johannes, 
dem Leiter der Geschäftsstelle Saar-Vercin“, Herrn Verwal— 
tungsdireltor Vogel, einen Münchener Maßkruß mit dem Ab—⸗ 
zeichen des Hofbraͤuhauses überreichen lassen mit der Widmung 
Die Landesgruppe Bayern des Bundes der 
Saarvereine dem unermüdlichen und erfolg⸗ 
reichen Verfechter der Saarsache Verwaltungs- 
direttor Vogel“. Herr Kunstmaler Johannes übder— 
reichte diesen Maßkrug Hexrn Verwaltungsdirektor Vogelmit 
herzlichen Worten des Dankes und der Anerkennung 
für all das, was er nunmehr fast 7 Jahre im Interesse der Saar— 
sache geschaffen habe, besonders abet für das warme Interesse, 
welches er seitens des Bundes der Saarvereine und der Geschäfts⸗ 
stelle „Sgar-Verein“ stets allen bayerischen und pfälzischen Fra— 
gen des Saargebiets entgegengebracht habe. Gerade vie stetige 
und richtige Berücsichtigung der baye rischen 
und pfälzischen Belange durch den Bund der 
Sagroereine und die Geschäftsstele SsSaar-Ver— 
ein“ sei ein besonderes Verda'enst des Saarvereius. 
Der „Saarverein“, Orisgruppe Steitin e. V. hielt an 
24. Februar 8 J. abends 88 Uhr, im Vereinslokal Schiller 
logen zu Stettin im Beisein von 14 Mitgliedern seine 1i. Jah— 
—D—— ab. Der vom Vorsitzenden, 
Oberreg!erungsrat Dr. Stegner, verfaßte Jahresbericht lie 
eine erfreuliche Entwicklung des Vereins erkennen. Nach Er— 
sttattung des Kassenberichtes durch Zivilingenieur Ehrhard 
wurde — vorbehaltlich einer Rachprüsung der Kasse durch den 
Oberzahlmeister a. D. Schmidt als Kassenrevisor — dem Vor— 
tande Entlastung erteilt. Nachdem der Vorsitzende den übrigen 
vorstandsmitgliebern für ihr reges Interesse an der Vereinssache 
zedenkt und Zipilingenieur Ehrhardt auf den Vorsitzenden ein 
dreifaches Flück auf!“ ausgebracht haäͤtte, wurden auf Vorschlag 
von Kapitän Feldmann durch Zuruf die bishertgen Vorstands— 
mitglieder wicdergewählt bis auf den beruflich an setner Tätig— 
keit verhinderten frützeren Schriftführer Kaufmann Hermann 
dessen Amt zufolge einstimmiger Wahl von Oberzahlmeister a. D 
Schmidt übernommen wurde. Unter Punkt „Verjchiedenes“ 
kam zur Sprache, daß inzwischen die Straße Nr. Gir 
Stettin-Braunsfelde von der Stadtverwaltun— 
Stettin „Saarland-Straße“ benannt worden ist, 
nach eingehender Erörterung wurde beschlossen, wegen einer etwai— 
gen Umbenennung der neuen Straße bei dem Magistrat der Stadt 
Stettin vereinsseitig keinerlei Schritte zu unternehmen, sondern 
zegebenenfalls in dieser Beziehung der Geschäftsstelle zu Berlin 
das weitere zu überlassen. Zwecks rhöhter Werbetätig— 
keit wird die Ortsgruppe mit dem Leiter des Stettine 
Rundfunks Verhandlungen aufnehmen, die die weitere Auf— 
lärung der pommerschen Bevölkerung durch einen Vortrag 
über das Saargebiet in der Funkstunde zum Ziele 
zaben. Der bisherige Geselligkeitsausschuß wurde aufgelöst; zum 
Fest- oder Veranstaltungsleiter wurde Dr. Tschuncky bestimm 
nit dem Rechte, sich unter den Vereinsmitgliedern die zu dew 
jeweiligen Feste geeigneten, freiwilligen Hilfskräfte auszusuchen. 
Der Verein * seine Monatsversammlung am 2. Freitag jeden 
Monats im Vereinslokale „Schillerloge“, Schillerstraße, und 
einen Abendschoppen am 1. Samstag des Monats im „Franzis— 
kaner“ ab. Eine Verschiebung beider Veranstaltungen erfolgt 
fortab nicht mehr. Ist ein 1. Vorstandsmitglied an den genann— 
sen Tagen am Erscheinen verhindert, so springt der jeweils ale 
Vertreter gewählte Beisitzer ein. Die Jahres-Hauptversammlung 
wird künftig tunlichst auf den Tag der Gründung der Ortsgruppe 
also auf den 22. Februar jeden Jahres anberaumt werden. 
Im Gewerklschaftsbund der Angestellten, Ortsgruppe Lichten. 
berg, und zwar im Vereinshaus „Schwarzer Adler“, hielt Herr 
Verwaltungsdirektor Vogel am Dienstag, den 2. Narg 1926 
abends 8 Uhr einen fafst 18stündigen Vorträg über „Fas Saau— 
gebiet und feine, Industrie“. Einleitend kam er kur— 
auf die wissentlich falsche Beschuldigung Deutschlands, auf die 
ogenannte Kriegslüge“ zu sprechen, zu der noch eine on 
falsche Behauptung, eine Art Nachkriegslüge, gekommen 
ei, die der Franzose Clemenceau aufgebracht habe, um das treu— 
Zeutsche Saargebiet zu verschachern und Deutschland zu rauben:! 
Die Saarlüge. Er schilderte den unerhörten Lug und Truß 
und die niederträchtige Fälschung, mittels deren Clemenceau den 
Umfall Clemenceaus und Lloyd Georges herbeigeführt bätte. in 
dem er auf Entstehung der bekannten Adresse der 150058 
Saarfranzosen einging und den klipp und klaren Beweis 
dafür lieserte, daß es sich hier um den größter 
5chwindelhandele, den die Welt je gesehenhabe 
Sodann schilderte er die heutigen politischen, wirtschaftlichen und 
ulturellen Verhältnisse im Saargebiet, indem er zunächst darau 
hinwies, daß man aus dem Saarland ein Mandatsgebiet des 
Lölkerbundes gemacht habe und der treudeutschen hochkultivierten 
Saarbevölkerung eine Regierungssorm gegeben habe, wie man 
ie für Kolonialiänder und unzivilisierte Völker nicht einmal anzu— 
wenden pflege. „In Auftokratie un,d Despotasmu— 
werden“, wie im englischen Unterhause Redner aller Parteien 
estgestellt hätten „ie Sgarländer in einer Weisere 
diert, die den Völkerbund der Verachtung und 
dem Spotte aussetzt‘, Was das für ein so schönes 
Land wie das Saargebiet dp bedeuten habe, müsse jeder be— 
zreifen, der dieses wunderschöne Land, diesen herrlichen Gottes— 
jarten mit bewaldeten Höhen, malerischen Tälern und Schluchten, 
ruchtbaren Ebenen, dürchzogen von murmelnden Flüssen und 
Bächen, ein Kleinod landschaftlicher Reige kennt. Wie die Natur 
dieses herrliche Land mit Schönheit und Reichtum ausgezeichnei 
habe, so werde es bewohnt von einer rein unvermischten Bevölke— 
rung, die stolz und treu die Heimat liebe und sehnsüchtig und 
hoffnungsfroh des Tages harre, der wieder wolkenlos die Sonm 
äber ein freies deutsches Land an der Saar leuchten läßt. S0 
treudeutsch die Brvölkerung,sei, so kerndeutgéä 
seider Wirtschaftsaufbau. Hier sehe man nur wirt— 
chaftliche Zusammenhänge mit dem großen deutschen Wirtscharts⸗ 
eben. Bergbau und Eisenhuütten-Industriie hätter 
hier nur unter deutschem Einflusse und nur unter deutschem Geiste 
eine riesige Entwicklung genommen und sich zu herrschende 
Macht emporgeschwungen. Im Jahre 1919 sei das Saargebiei 
eine Fläche von 1926 4km. pon 676 000 Menschen bewohnt a⸗
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.