Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

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Vom „Bund der Saarvereine“. 
3Ueber das denthhe Saargebiet und seine lerndentiche Be— 
vpöl terruug, über die Geschichte und die geographischen Verhältnisse, 
über die wirtschaftliche Bedeutung und über all' das, was sich seit 
dem Zusammenbruch Deutschlands an der Saar ereignet hat, wie 
es gekommen ist, daß dieses deutsche Gebiet unter die Fremdherr— 
schaft geraten ist, darüber, was das Volk an der Saar unter dieser 
Fremdherrschaft die langen Jahre hindurch ausgestanden hat und 
über seinen vorbildlichen Kampf um die Deutscherhaltung des 
Saargebietes hielt der Leiter der Geschäftsstelle Saarverein, Ver— 
waltungsdirektor Vogel-Berlin, am Freitag, den 10. Dezember 
1926, einen sehr interessanten, eindrucksvollen Bortrag vor der 
Traditisnskompagnie des 8. Rhein. Inf.-Reg. 70, der 1. An— 
haltischen Kompagnie des 12. Infanterie-Regiments 
der Reichswehr in Dessau. Als Zuhörer hatten sich auch An— 
gehörige der 4. Kompagnie und Vertreter des Ojffizierkorps, an 
der Spitze Herr Oberstleutnant Schürmann eingefunden. 
Der Chef der Traditionskompagnie, Herr Hauptmannu 
Walter, begrüßte zunächst den Redner des Abends, den er 
herzlich willkommen hieß und dem er aufrichtigen Dank sagte für 
eine Bereitwilligkeit, den Angehörigen der Traditionskompagnie 
des 8. RheinischenFnfanterie-Regiments Mxr. 70 
einmal etwas von Land und Leuten an der Saar zu erzählen; 
gerade die Angehörigen dieser Kompagnie hatte großes Inter— 
usse für die ehemalige Garnison des Infanterie-Regiments Nr. 70 
in Saarbrücken. Verwaltungsdirektor Vogel dankte für 
die ihm dargebrachte Begrüßung, indem er es für eine Chren— 
oflicht erklärie, an dieser Stelle vor den Angehörigen der Tra⸗ 
ditionskompagnie des 8. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 70 
dem auch er angehört habe, seine Dank auszusprechen, für all' 
das, was ihm die militärische Erziehung in, diesem Regiment auf 
seinen Lebensweg im Kampfe um das Dasein mitgegeben habe 
Er hielt es weiter für sein Pflicht, an dieser Stelle ausdrücklich 
zu betonen, welch' großen Verlust das deutsche Volk durch die Be— 
stimmung des Versailler Diktats erlitten habe, daß ihm nämlich 
die allgemeine Wehrpflicht und damit die, so überaus 
wertvosse und bedeutungsvolle militärische 
Erziehung der deutschen Jugend genommen worden 
ist. Sodann ging Redner zun eigentlichen Thema über, indem er 
eingangs daraͤuf hinwies, daß das Diktat von Versailles 
uns unter Bruch der im Herbst 1918 amtlich und feierlich von dem 
damaligen Feindbund gegebenen Versprechungen Lines wahren 
und gerechten Friedens aüfgezwungen worden sei und zwar auf— 
gezwüngen unter Androhung der Fortsetzung des Krieges, sowie 
der Hungerblockade gegen Frauen, Kinder, Greise, Kranke und 
Schwache. Das Diktat sei aufgebaut auf der angeblichen deut⸗ 
schen Schul daam Weltkriege. Diese Kriegsschulnd— 
lüge sei die Rechtsunterlage, mit der das vernichtende Vor— 
gehen gegen Deutschland seit 1918 vor der Welt und dem Welt—⸗ 
gewissen begründet worden sei. Nach eingehender Schilderung 
der landschaftlichen Schönheiten des Saarge- 
bietes und seiner kerndeutschen Geschichte kennzeichnet der 
Redner die vaterländische Gesinnung des Saar— 
volkes, indem er näher einging quf das vorbildlich schöne Ver— 
hältnis, wie es an der Saar zwischen Militär und der Be— 
pölkerung stets bestanden habe. Er erinnert an die schöne 
Zeit, die die 7. Ulanen, welche 1870 die Wacht an der Saar 
gehalten hatten, die 7. Dragoner, die 8. Artillerie und 
das 8. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 70 in 
Saarbrücken verleöt hätten. Er ging näher auf das gute Verhält— 
nis zwischen Bürgerschaft und Militär in Saarbrücken durch leb— 
hafte Schilderungen des feierlichen Empfangs des 8. Rheinischen 
Infanterie-Keliments Nr. 70 im Jahre 1887, als es zum ersten 
Male Saarbrücken als Garnison bezogen habe, sowie auf des 
zDiährigen Regiments-Jubiläum ein. Weiter schilderte er den 
Abschled pon den Truppen der Saarbrücker Gar-— 
mio nam Tage der Mobilmachung und das prächtige Bild 
des Auszuges des Regiments Nr. 70 mit den ruhmbedegten 
Fahnen und der Regimentskapelle, an der Spitze der in der Saar— 
brücker Bürgerschaft allagemein beliebte Obermusikmeister Sie⸗- 
bo 1d, welcher dieser Tage frühzeitig nach schwerem Leiden in 
Cassel gestorben sei. Auch an sonstige einzelne Episoden aus 
der Geschichte des Regiments kam er bei seinen Ausführungen 
über die treudeutsche Gesinnung des Saarvolkes zu sprechen, um 
dann auseinanderzusetzen, wie es gekommen sei, daß das deutsche 
Saargebiet dem heutigen Schicksal zugeführt worden ist. Er er—⸗ 
läuterte eingehend die bekannte Saarklüge, um damit den 
Beweis zu liefern, daß Frankreich zu der Fälschung 
einer Urkunde habe'greifen müssen. um die Ab— 
trennung des Saargebietes von Deutschland 
und seiner Ausantwortung an,den iranzösilchen 
Imperialismus zu erreichen Sodann malte er inter— 
essante Bilder von all' dem. was sich im Saargebiet seit dem Ein— 
zuge der Franzosen abgespielt habe. Alles sei weiter nichts als 
die Forisezung der Raubpolititkt Louis XIV So— 
dann ging er näher anf die Entwicklung der politaen, 
wirtschäftlichen und kulturellen Verhältnisse 
mSaurgebretein, um mit begeisternden Worten den Kamp 
zu schildern, den das Saarvolk unter dieser Fremdherrschaft num 
mehr seit 8 Jahren auszustehen habe. Die schwere NRot und 
die harte Bedrängnis des Saarlandes können 
dem deutschen Volke gar nicht lLaut undoftgenug 
gepredigt werden. Rit einer Zähigkeit und einem Be— 
kennermut, die zu den schönsten Beispielen der Geschichte gehören, 
habe das Saarland trotz aller Bedrückungen und Versprechüngen 
die Hinwendung zu Frankreich grundsätzlich abgelehnt und nicht 
einmal, sondern mehr als tausend RNal bei allen Gelegenheiten, 
die sich geboten hätten, klar und deutlich zum Ausdruck gebracht: 
„Das, Sqarland war deutsch, ist deutschund wird 
deutsch bleihen.“ — Im Anschlusse an die mehr als ein— 
stündigen Ausführungen führte der Redner dann noch etwa 80 
Lichtbilder vor, um zunächst das Saargebiet in der künst 
lichen Abtrennung nach dem Versailler Vertrag zu zeigen, und 
um wunderbare und interessante Bilder aus Stadtund 
Land vorzuführen. Es solgten dann wohlgelungene wilder 
vom Steinkohlenbergbaäu, von der Eisen-, Glas— 
usw. Industrie des Saorgebiets, unter denen sich auch vor— 
schiedene unter Tag gemachte Aufnahmen sowie Bilder eus dem 
Betrieb der Eisen⸗ und Stahlwerke von Gebr. Röchling in 
VölklingenSaar, und andere befanden. An Hand dieser 
Bilder wurde nachgewiesen, daß der Lebensnerv des Saargebietes 
die Steinkohle sei, die in vielen Flözen zwischen anderen 
Steinschichten vorkomme. NMeben dem Saarbergbau haben auch 
die Eisen- und Stahlindustrie sowie niele andere Industrien eineè 
zute Entwicklung angenommen. Schließlich wurden einige Bil— 
der aus der Geschichte des Safargebiets gebracht, 
durch die ebenfalls einwandfrei nachgewiesen werden soll, daß 
olange die Geschichte des Saargebiets und die Geschichte Preußens 
besteht. daß Saargebiet gut preußisch und der 
pfälzische Teilgüt bayerisch gewesen ist. Den Schluß 
des Lichtbildervortrages bildeten 20 ebenfalls wohlge— 
lungene Aufnahmen von der Jahrtausendfeier des Saar— 
jebiets, zu welchen der Redner Eriäuterungen über die Schikanen 
zab, die die nur unter dem französischen Einfluß stehende Saar— 
kegierungskommission angewandt hat, um die Feier zu beein— 
trächtigen und um sie im Saargebiet überhaupt unmöglich zu 
nachen. Die Feier sei trotz allem großartig verlaufen; kein ein— 
ziger Zwischenfall habe den reinen Charakter der Kundgebung ge— 
tört und die Saarbevölkerung habe es laut in die Welt gerufen, 
daß die Jahrtausendfeier, die als eine besonders hehre Feier von 
der gesamten Bevölkerung des Saargebiets begangen worden ist, 
der feierliche Abstimmungstag fürdas Saarvolk 
ei, in der es der ganzen Welt kundgetan habe, für wen sein 
herz schlage und wohin sein Herz gehöre: „Für und zu 
Ddeutschland! Herr Oberstleutnant Schürmann dankte 
am Schlusse mit tiefbewegten Worten dem Vortragenden für 
seine treudeutschen Ausführungen, die ganz gewiß alle bis ins 
innerste gerührt hätten und die besonders den iungen Soldaten, 
zie diese vaterländischen Worte vernommen hätten, eine Mah— 
rung auf den Lebensweg geben müßten, um treu zu stehen 
zu ünserem geliebten Vaterlande! 
8 Saarverein Ortsgruppe Köln E. V. Am Miittwach, dem 
J. Dezember 1926 fand in unserem Vereinslokal, Rudoljisaal, 
hahnenstraße 36, die letzte diesjährige Monatsversamm- 
dung statt. Der Besuch war zufriedenstellend. Der Hauptpunkt 
der Tagesordnung bildete die Grändung einer Sterbe— 
kasse. Als Grunditock für dieselbe stehen 1300 Reichsmark zur 
Lerfügung. Die Gründunaga der Sterbekasse haben wir ganz be⸗ 
onders unserem unermüdlichen 1. Vorsitzenden, Herrn Bürger⸗ 
neister John, und ebenfalls unserem unermüdlichen 1. Vor⸗ 
itzenden, Herrn Bergrevier-Sekretär Ba umüller, zu ver—⸗ 
daͤnken. Die von der Versammlung aenehmigten Satzungen werden 
jedem Mitolied demnächst zugesandt. Nebenbei sei noch hemerkt, 
zaß ein besonderer Beitrag von unseren Mitgliedern für die 
Sterbekasse nicht erhoben wird. Das Sterbegeld beträgt vorläufig 
120 RM. für Mann und Frau. Als Zeitunasberichterstatter 
wurde Herr Rektor Dietzeen gewählt und als Kassenprüfer eben— 
alls Herr Dietzen und Hert Kaufmann Lo oser. Die Weih⸗ 
rachsfeier für unsere Vereinsangehörigen findet am Frei⸗ 
ag. dem 17. Dezember, im Rudolisaal statt. Gäste sind herzlich 
willkemmen. Herr VPfarrer Rosch aus Andernach wird die 
Festrede halten. Wegen der Jahresversammlung im Monat 
Januar ergeht ein besonderes Schreiben. 
8 Die Ortsgruppe Stettin des Bundes der, Sourvpe:- 
2ine kann von ihrem Wirten wiederum Erfreuliches berichten. 
Auf Grund ihrer Anregung hat die Gemeindeverwaltung Fin-— 
eenwalde be'schlossen. die bei dem Grundstück Langestraße 80 
abgehende Queritraße von der Langen Straße mit „Saar;- 
itra szer zu bezeichnen. Außerdem hat auch die Stadt Pase-— 
walkeine Straße mit SSaaritraße“ neu benannt. Zu dielen: 
Erfolg herzlichen Glückwunich 
8 Die Ortsgrupye Kassel des Bundes der Sgarver 
eind. die durch den Heimgang des Herrn Obermusikmeijters a. D. 
Hans Siebold einen schmeren Verlust erlitten hat, hat leider 
nen weiteren Verlust zu beklagen: Das Mitglied Herr Polizeie
	        
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