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artlaͤrie, daß er das Urteil niemals anerkenne, da er unschuldig
ei. — Die frosthose Lage der Aermsten kenszgeichnet jegendes
Inserat in der „Saarbrücker Zeitung“: „Wer schentt armer Person
die ihrer Niederkunst entgegensieht, ein Beit oder sonstige ge
brauchsfãhige Haushaltungs- oder Kleidungsstücke? Schläft mit
noch zwei kleinen Kindern auf dem Boden.“ — Das am 12. Au⸗
gust von der Rheinlandkommission wegen angeblich alscher
Schilderungen der Zustände beider Germersheimer Garnison über
die „Saarbrücker Zeitung“ verhängte dreimongtige Sr⸗—
schesrnungsverbot ist mit Wirkung vom 29. Oltober auf⸗
gehoben worden.
Brebach. Frl. Tilly Fischer von hier hat im August d. J.
einen der Holbergerhütte vom Tode des Er—
trinkens in der Saar gerettet. Für die tapfere Tat it Irl. Fischer
ein Anerkennungsschreiben des Präsidenten der Regierungs⸗
kommisston zugegangen.
Fürstenhausen. Eine wichtige grubentechnische Er—
findung ist dem Bergmann W. Dierstein ans Fürstenhausen ge⸗
ungen; es handelt sich um eine Vorrichtung für seillos gewordene
Wagen in Bremsbergen. Seit Monaten hat sich dieselbe in
Steigerabteilung 1 des nahen Rudolischachtes glänzend bewährt
wie dies altbewährte Vergleute bestätigen. Die Ersindung wurde
Dierstein vor kurzem auch patentiert.
Von der Heydt. Sonntag, vormittag, wurde guf dem Wege
von Grube Steinbach nach Kirschbeckschachl der penstonierte Berg
mann Georg Mang aus Riegeisberg von einem Straßenräuber
überfallen, der ihm Uhr und Eeld entreifen wollte. Mang setzte
kräftig zur Wehr, worauf der Täter den Revolver benützte und
—— Iinmen, weil Mang
dem Räuber die Hand sesihielt. Auf die Hilferufe eillen die be
nachbarten Bewohner herbei, worauf der Tüter unter Zurucklassen
seiner Mütze und eines Taschentuches die Flucht ergriff
Reunkirchen (Saar). In Baubach wurden zwei Schmuggler
angehalten, die Violinsaiten im Werte von 30 000 Franken über
die sarländische Grenze zu schafsfen versuchten. Die Ware wurde
beschlagnahmi, die Schmuggler konnten sich jedoch nach einem
e mit den Zollbeamten, wobei ein französischer Zoll⸗
eamter verletzt wurde, unerkannt in Sicherheit bringen.
gᷣo Das neuerrichtete evgl. Waisenhaus in Holz sollte am
15. November eröffnet werden. Das Haus ist aufs beste einge⸗
richtet, schn und gesund gelegen, und wird durch cine Schweser
aus dem Diakonissenhaus Kaiserswerth geleitet.
Schwemlingen. Dem NMiaschinister Fiiqet von hier wurde
von der deutschen, Regterung die Rettangs—
medaille verlichen. Es ist dies bekanntlich die einzige Aus—
xichnung, die in der deutschen Republik vergeben wird. Der
Ehrung iag eez Tatbestand zugrunde: Im Jahre 1981
brach in, einem Kino in Kirn Feuer aͤus. Es setzte eine furchtbare
Aufregung ein, bei der eine Frau von ihren beiden Kindern ge⸗
trennt wurde. Alle Besucher konnten das Gebäude verlassen, nur
die beiden Kinder wurden vermißt. Fischer versuchte in das
brennende Haus eingudringen, mußte aber wegen des Feuers
des Rauches und sonstiger Hindernisse wieder zurüct. Als die Frau
änderingend und slehend nach ihren Kindern rieß, versüchte
ischer erneut in den Saal zu koinmen, diesmal delang das
ettungwerk, hald kam er mit den beiden Kindern zurück. Kaum
hatte der wacere Mann das Gebäude verlassen, als hinter ihm
alles in sich zusa mmenbrach. Einen Augenblick später und alle
drei wären ein Opfer des Feuers geworden. Runm ift Fischer die
verdiente Ehrung zuteil ßewordein durch die Vaneihung der
Rettungsmedaille.
St. Ingbert. Der Seniorchef der Baumwollspinnerei Schuler
u. Co. hier, Kaspar Schuler, ist vor einiger Zeit in seiner Heimat
gestorben. In seinem Testament hat der Verstorbene auch seiner
Arbeiterschast in St. Ingbert geducht. Jeder Arbelter und jede
Arbetterin — im ganzen etwa 2oðb Personen — erhielten einen
Geldbetrag ausbezähli, der p auf ungefähr 50 F. für jedes
Jahr selit, das sie im Betriebe tätig waren Es kamen ürbener
mit zehn, zwangig und mehr Dienstjahren in Betracht, so dag es
sich um Beträge handelt, die der Arbeiterschaft in heutiger Zeit
kecht willkommen sind — Am 7. Rovem er, vormittag, wurden in
den beiden hiesigen Pfarrfirchen zusammen achtzeyn Ehen ge—
ohen. eine sür die Einwohnerzahl unserer Stadt ganz be⸗
utende Zahl. Die Autos rasselten nur so durch die Siadt, bis
de an Ort und Stelle war. Möge es allen qut gehen im Ehe—
aurd.
Somburg. Da die Unterbringung der nun schon über 1200
Vesucher und Besuscher innen der Bar u ssschne aus Stadt und
Vezirt Homburg sich immer schwieriger gestaltet und die Er—⸗
mietung der Behelfslehrsäle allmählich der Stadtgemeinde Hom⸗
burg beinghe mehr bohel ais die Iinen fuͤr eigen Berufsschulhaus⸗
neubau ausmachen würden, hat sich Jetzt der Bexussschulbeirdt, in
—D Handel von Homburg uio
mäszig vertreten sind mit einer ausführlich begründeten Dring
lichte tseinpabe an Bezirts⸗ und Etadtverwalseeng sowie Stadi
vpertretung mit dem Ersuchen gewandt, für die Berufsschule Hom
hutg den unvedingt norvendigen Schu hausneun ban au—
VBezuͤrke und Geme denünein efteilen.
Rotzrboch, Der seit fünf Mongten vermißte Bergmann Joh
Holwec wurde anläßlich einer Treibjagd im sHasseler Wald.
Schlag Bungert, aufgesjunden. Er hatte siich an einer Fichte er
hängt. Dem Schichsal dieses so stillen und oͤraven Menschen, den
die UÜnpumst seiner damaligen Verhältnisse zulammenbrechen Nes
wird allgemein tiefes Mitleid entgegengebrächt.
Stieringen⸗Wendel. Auf der Straße von Spichern nach
Stieringen⸗Wendel stieß ein ganz neues Automobllaus Saar—
brücken an der scharfen Kurve beim Spicherer Wald mit einem
gus enigegengesetzter Richtung kommenden Fuhrwerke zusammen.
Die Deichsel rannte mit solcher Wucht gegen das Auto. dan das
selbe sich überschlug, gegen einen Baum prallte. und den Berg
hinabrollte. Von den Injassen wurde ein Kind getöltet und
die auderen mehr oder weniger schwer verleßzt. Es soll sich um
eine Probefahrt des Autos gehandelt haben.
Vom Saargrubenbau.
Beigelegier Lohnkonilikt im Saarbergban.
Wie wir bereits mitteilten, hatten die Bergarbeiter des
Saarbergbaues angesichts der zunehmenden Notlage im Zu—
jammenhang mit der französischen Franken-Inflation Lohnforde—
rungen an die französische Grubenverwaltung gestellt, die jedoch
von der französischen Bergbehörde mit einem völlig unge—
nügenden Angebot beantwortet worden waären. die
Organisationen lehnten im Hinblick auf die große Notlage der
Arbelterschaft das Angebot ab, wobei auch die Erwägung mit—⸗
splelte, daß die von der Verwaltung angebotene Lohnerhöhung
erst bei der Lohnzahlung im Dezember in Erscheinung tritt,
während die Teuerungssteigerungen sich bereits im Ottober stark
bemerkbar machten. Nach dem Scheitern der Verhandlungen
machten die Bergarbeiterorganisationen die Regierungs⸗
kommission in einem besonderen Schreiben auf den Ernst der
Lage aufmerksam. Die Regierungskommission lud daraufhin die
DOrganisationsvertreter zu einer Besprechung ein, die unter dem
Vorsitz des stellvertretenden Präsidenten der Regierungs⸗
kommission Koßmann (tephens war abwesend) unter Bei—
jein der Herren Maurice und Dr. Beszenski am Allerheiligentag
ttattsand. Die Regierungskommission erklärte
dich zu einer Vermittlung bei der Bergwerksdirektion
bereit.
Demzufolge sanden am 4. November erneut Verhandlungen
mit der Direktion der Saargruben unter dem Vortsitz des General⸗
direktors Defline statt.
Die Verwaltung, die bei den ersten Verhandlungen nur acht
Punktie Erhöhung des Multiplikators zusagte und später nach
neuen Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat noch zwei Punkte
in die Söhe ging, hat in diesen Verhandlungen noch eine weitere
Erhöhung von drei Punkten zugesagt. Der Haupistreit war da⸗
durch entstanden, daß die Bergwerksdirektion erst ab 1. November
die neue Lohnerhöhung bewilligen wollte. Auch in dieser Ve—
ziehung hat die Direktion Zugeständnisse gemacht, indem fest⸗
gelegt wurde, daß die Erhöhnnug der Löhne bereits ab
16. Oktober in Kraft tritt. Die Erhöhung der Löhne
beträgt b8 Prozent, die sich in der Weise auswirkt, daß
die Hauer 2,14, die Arbeiter der niedrigsten Lohngruppe über
Tage 1,70 Frank je Schicht erhalten. Nachdem dann noch für
zinzelne Gruppen weitere Zugeständnisse gemacht
wurden und der Verwaltungsrat in Paris telephonisch zu diesen
Abmachungen sein Einverständnis geageben hatte. wurde der neue
Lohntarif unterzeichnet.
Die Verhandlungen mit der französischen Bergwerksdirektion
gestalteten sich sehr schwierig, da die französischen Unternehmer
angesichts des fortwährenden Steigens des Franken nur sehr
schwer zu Zugeständnissen zu bewegen waren. Der Konililt im
Saarbergbau kann nunmehr aber einstweilen als beigelegt be—
rachtet werden, wenngleich man das Verhalten der französischen
Bergbanverwaltang um so weniger begreift, als nach der „Revue
de Paris“ der Reingewinn der Saargruben im Jahre 1924 nicht
weniger als 130 Millionen Franken betragen hatte und eine
ewinnsteigerung auf 150 Millionen angestrebt wurde
Folgen des Grubenbanes in Schnappach.
Seit einigen Wochen ist die protestantische Kirche in
c„“chnappach vom Begirksamt St. Ingbert infolge der erlittenen
Srubenschaden völlig gelchlossen, so daß auch die Klichenglocken
nicht mehr läuten dürsen. Um nun wenigstens den Toten ein
eßrenvolles Begräbnis zu sichern, hat sich die protestantilche Ge⸗