Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

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Der Tag der Westpfalz im Zweibrüger Festhaus ward zum 
Erlebnis im Erleben der deutschen Seele. Es war nicht nur 
ein Tag der Turnet und der Sänget. Es war ein Volrtstag 
erster — Viele Hunderte füllren den in wundervollen 
Raum- und Farbensinfonse wundervollen Saal, den sichtlich eine 
festliche Weitzestimmung durchwebte. Vertretet der bayerlischen 
und der Reichsregierung waren anwesend. Sindenbuzg, 
Mart und Stresemann hatten Grüße, gesandt. Vor 
allem aber: aus allen Gauen der Westpfalßz, von Saar und Rhein 
waren frohe Gäste herbeigeeilt, um gemeinsam mit der Stadi 
und der Bevölkerung Zweibrückens zu feiern. 
Der Festredner Rechtsrat Dr. Ekarius warf in seiner von 
deutschem Idealismus beseelten, formvpollendeten Rede nach einer 
Schilderung des Werdeganges des Baues und einem Dank an 
die Schöpfer das Lot in die Tiese. Der Bau trage ein Doppel⸗ 
gesicht: Er wolle der Leibeserziehung und geistigen und seelischen 
Vildung dienen. Richt nur die Geschichte der Stadt, sondern guch 
das heutige Schictsal zwinge zu dieser gegenseitigen befruchten- 
den Tatarbeit. Unter wiederholtem stürmischen Beifall rief 
Dr. Ekarius in den überfüllten Saal: 
„Ihr Brüder von Blies und Saar, euch allen, die ihr von 
unserein Herzen weggerissen werden solltet, ist dieses Haus ge⸗ 
widmet. Wir nehmen es als bedeutungsvolles Zeichen für die 
Zukunft, das gerade heute eine so große Anzahl Saardeutsche 
in unserer Mitte erichienen sind. Mit Freude empfinden wir, 
daß die alten Beziehungen zwischen der Pfalz und der Saar auch 
durch künstliche Grenzen nicht gelöst werden könnten, ja daß diese 
Grenzen uns erst recht ins Vewußtsein gerufen haben, daß wir 
untrennber zusammengehörten. Heute lebt stärkler denn je in 
uns der Wille, zusammenzustehen bis zum heißkerlehnten Tag der 
Freiheit. Die Welt kann nicht laut und eindring-— 
lLich ßenug erfahren, daß Pfalz und Sgar nim⸗— 
mermehrvom Reiche lassen, damit ein für alle— 
mal die schmählichen Versuche, Volkvon Volk zu 
reißen, aufhören. 
Der Redner erinnerte an die in stählerner Fun ee 
vollzogene Abwehr volksunterhöhlender Versuche und appellierte 
an die Gemeinsamkeit auch in glükclicheren, besseren Tagen 
Darum gelte der Bau auch der Ueberwindung des Varteigezünke 
und der Parteisucht im Sinne einer Einigung des deuischer 
Volkes zu einer wahren Lebensgemeinschaft. Das Haus soll 
ein wohres Volkshaus sein. Die versöhnende und einigende 
Kraft deulscher Bildung und deutscher Kunst solle von dieser 
Stötte ausströmen. Alles Volk, das von einer Mutter stamme, 
müsse dem Ziele zustreben, das Vaterland frei und glücklich zu 
wissen. 
Begeistert sang die Festversammlung die erste Strophe des 
Deutschlandliedes. 
Dann nähm der Krelsfrauenturnwart Sludienrat Dr. 
Sommer vom Turnkreis Pfalz der D. T. das Wort zu 
selner Weiherede. Die nse Arbeit als Grenuzlandarbeit 
lasse sich aus dem Saargeblet, der Pfalz, vom Rhein und aus 
der Ostmark auch in besserer Zeit nicht hinwegdenken. Der 
Redner weihte das Haus mit den Worten: Jin Namen des 
Pfälzert Turnbundes weihe ich dich zur Pflegestätte deutscher 
Gesundung, deutscher Seele und deutschen Geistes. Ich weihe dich 
zum Haus der Arbeit, des Frohsinns, der Freude, zut Stätte 
deutschen Opser⸗ und Gemeinschaftsgeistes, deutscher Kraft und 
deuticher Kunst, zum Dienst an Heimat, Volk und Vaterland. 
Stehend Jangen die Versammelten die Schlußzverse des 
Deutschlandliedes. 
Herzliche Worte des Glückwunsches für die Pfälzer und das 
Init Recht so betonte Saargebiete fand vann der 
Regiernuzgspräsident der Pfalz Dr. NRatheus. Was das 
Saarlaud anbetreffe, so moͤge er den Wunsch aussprechen, daß 
bald die Syranken falten, möchten, damit Sagt 
deutsche und Pfälzer sich frei die Hände Leichen könnten. Un 
dieseni Tage wolle man in dem neuen Hausfe ein Fest der 
Freude feiern. Die Ansprache schloß mit einem Hoch auf die 
Pfalz und das Saargebiet, in das die Anwesenhent begelnitert 
einstimmien. 
Ministerialrat Profit überbrachte im Auftrage des Mini— 
— 
die Grüße der ganzen Reichsregierung. 
Im Auftrage des bayerischen Ministeriums für Kultus und 
Unterricht grühle der am Zustandekommen des Baues verdiente 
Ninisterialtat v. Jahn die Versammelten. Was die baye rische 
Regierung zur Unterstützung des Baues habe tun können, habe 
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fie getan. Die Glückwünsche der Stadt überbrachle Oberburgen 
meister Roͤsinger, diejenigen der Konzert⸗ und Theatergesell⸗ 
schaft iht Vorsitzender Dr. Nach ler. Liuch diese Ronner fanden 
beredte, mit siarkem Beifau aufgenommene Worte sfür die 
tultgele vnd nationale Bedeutung des Baues. 
it die Turnerschaft des Saargebietes sprach Gauvertre er 
Bur, Saarbrucken. Die Turner vder —8 der 3 
hätten sich hereits vor der Reichsgründung die Hände geret 
ünstliche Grenzen hütten diese Verdnet der Herzen 
rennen können. Wenn der Bau ein Sammelpunkt des gangen 
Kulturlebens fein solle, erfülle das die Saarturner mit be 
senderer Freude. Schon langt hätten sie ihren Bund mit der 
Saarsängern abgeschlossen und eine Gemeinschaft von 80 000 
Menschen —B 3 — Als Glückwunsch am heutige 
Tage sage er: Wir reichen uns erneut die Hünde über die 
Grenze hinweg für Freiheit und Recht! 
Der Stimmung der Saarbevölkerung gab noch beredten Aus 
druck Stadtschulrat Bongard, Saarbrücken, der für die Saar 
set sprach. Die Errichtung künstlicher Grenzen hätten 
ich erwiesen als Teil der Kraft, die stets das Böse will und 
stels das Gute schasst Bei der Jahrtausendfeier habe er das 
Wort gesprochen: er Ohren hat zu hören, der höre, weil die 
Regierung anwesend gewesen sei. (SHeiterkeit) Es sei ein 
Perversität, das trennen zu wollen, was durd 
tausendfältige Verbundenheit wurzelfest« 
Einheitgeworden fei. Das Saarvolk gebe die Bruder 
grüße der Pfalz mit doppeltem Atkord zurück. Anknüpfend qu 
die klare und einfache Raumgestaltung des Hauses waxf de 
Redner die Frage auf, ob man nicht lexnen wolle, glücklicht 
Menschen durch die Ehe von Kraft und Schönheit zu erzielen 
auf das zu sehen, was das Wesen und den hertlichen deutsche 
Geist ausmache? Man müsse dem Volk wieder Ehrfurch 
bringen, ohne die es nach Goethe keine Menschenerziehung gebe 
Ehrfurcht vor sich Felhit den Menschen, der Familie, vor Heima— 
und Vaterland uͤnd dein, was jenseits der Greuzen men'chliche 
Erkenntinis liege. Beim Anblick des brennenden Berges ir 
dudweiler sel ihm der Gedanke gekommen, ob dieser Berg nich 
das Sinnbild für das deutsche Volk an der Saar und in der 
besetzten Gebiesen sei. Mon habe das Feuer wachgehalten al 
die Jahre hindurch und es lomme der Tag, wo das unter der 
Decke schwelende Feuer nicht nur auf den Bergen, sondern aud 
in den Herzen der Grenzbewohner erneut in hellen Flammel 
iodere. In diesem Sinne enitbiete er vin deut'che« 
Glückauf. 
KRleine Togeschronik. 
Saarbrücken. Der dem deutschen Kyffhäuser-Verband ange— 
schlosene Saarkriegerbund hielt in Saarbrücken in Anwesenhei 
bön Vertretern aus dem ganzen Saargebiet eine Versammlun 
ab, der auch ein Vertreter des Kyffhäuserverbandes beiwohnte 
Dieser, Generalmajor a. D. Fobbinz erklärte unter anderm, daß 
er 35 mit seiner ganzen Verson dafür einsehen werde, daß vor 
allem der wirtschaftlichen Notlage eines grogen Teiles der hiesiger 
Mitglieder durch entsprechendes Entgegenkommen des Kyffhäuser 
bundes und des deutschen Landeskriegerverbandes Rechnung ge 
tragen werde. Man habe in diesen Verbänden für die besonder! 
wirischaftliche Rotlage im Saargebiet, die in der Hauptsache heutt 
eine Foige der ein vosses Verständnis. Sie seler 
daher den Kriegervereinen des Saargebiets auch besonders ent 
gegengekommen, indem erst vom Jahre 1927 ab ein Jahresbeitrat 
von 20 Pfennig erhoben werden wird. Unbeschadet dieser geringen 
Beiträge nehmen aber die Saarkriegervereine an den vollen 
Leistungen der beiden Spitzenvereinigungen teil. Der Redner, ver 
sprach alles zu versuchen, damit die Ehrenkreuze bald unentgeltlid 
Juch ins Saargebiet würden. wie es ehead 
Reiche wieder der Fall ist. Dr. Reckhaus machte dann Aus 
führungen über die Kriegsbeschädigten⸗ und Hinterbliebenen 
fürsorge des Kyffhäuserbundes. Mehrere Kameraden des Saar 
kriegerbundes haben sich bereit erllärt, bis zur endgültigen Klärumn 
der Angelegenheit die, Interessen der den einzelnen Verbänder 
und Vereinen angeschlossenen —A— und ⸗Hinter 
bliebenen unentgeltglich zu vertreten. Rach Schaffung der hierfür 
in Fruge kommenden Organisationen auch im Saargebiet über— 
nimmt dann die Kriegsbeschädigten⸗ und -hinterbliebenenfürsorge 
des Kyffhäuserbundes ebenfalls unentgeltlich die Vertretung dieser 
Interessen. Nach den Angaben Dr. Reckhaus, wurden im ver— 
gangenen Jahre 20 Frem acer anhangig gemachten Streit 
versahren durch die verschledenen Organisationen gewonnen. 
wührend von dem vom Kyffhäuserbund vertrotenen Klagen 
35 Prozent zu Gunsten der Klageführenden entschieden wurden 
General a. 9*. Gobbin sprach dann Über Jugendorganisation und 
empfahl die eg von sogenannten Jugendgrußpen, in denen 
die —— wieder sür Idegle begeistert werden müsse.Fernert 
wurde die Einstellung des Kyffhäuserbundes zu den verschiedenen 
anderen Organisationen ehemaliger Soldalen harakterisiert und 
darauf verwiesen, daß selbst der demokratische Reichswehrministet 
te erklärt habe, der Bund in leiner Weise al⸗ 
politische Organisation angesehen werden könnte. 
Das Schiourgericht verurteilte einen in Mimbach stationierter 
franzölischen Zo116beamfen, der im, Meai dieses Johre— 
hart an der Grenze eine 27 Johre alte Ehefrau aus Senstbad 
uüͤberfallen und vergewaltigt datle, unier Zubitligung misdernder 
Umsiünde au drei Jahren Gefaüngüeig Der Angeklagu
	        
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