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Der Tag der Westpfalz im Zweibrüger Festhaus ward zum
Erlebnis im Erleben der deutschen Seele. Es war nicht nur
ein Tag der Turnet und der Sänget. Es war ein Volrtstag
erster — Viele Hunderte füllren den in wundervollen
Raum- und Farbensinfonse wundervollen Saal, den sichtlich eine
festliche Weitzestimmung durchwebte. Vertretet der bayerlischen
und der Reichsregierung waren anwesend. Sindenbuzg,
Mart und Stresemann hatten Grüße, gesandt. Vor
allem aber: aus allen Gauen der Westpfalßz, von Saar und Rhein
waren frohe Gäste herbeigeeilt, um gemeinsam mit der Stadi
und der Bevölkerung Zweibrückens zu feiern.
Der Festredner Rechtsrat Dr. Ekarius warf in seiner von
deutschem Idealismus beseelten, formvpollendeten Rede nach einer
Schilderung des Werdeganges des Baues und einem Dank an
die Schöpfer das Lot in die Tiese. Der Bau trage ein Doppel⸗
gesicht: Er wolle der Leibeserziehung und geistigen und seelischen
Vildung dienen. Richt nur die Geschichte der Stadt, sondern guch
das heutige Schictsal zwinge zu dieser gegenseitigen befruchten-
den Tatarbeit. Unter wiederholtem stürmischen Beifall rief
Dr. Ekarius in den überfüllten Saal:
„Ihr Brüder von Blies und Saar, euch allen, die ihr von
unserein Herzen weggerissen werden solltet, ist dieses Haus ge⸗
widmet. Wir nehmen es als bedeutungsvolles Zeichen für die
Zukunft, das gerade heute eine so große Anzahl Saardeutsche
in unserer Mitte erichienen sind. Mit Freude empfinden wir,
daß die alten Beziehungen zwischen der Pfalz und der Saar auch
durch künstliche Grenzen nicht gelöst werden könnten, ja daß diese
Grenzen uns erst recht ins Vewußtsein gerufen haben, daß wir
untrennber zusammengehörten. Heute lebt stärkler denn je in
uns der Wille, zusammenzustehen bis zum heißkerlehnten Tag der
Freiheit. Die Welt kann nicht laut und eindring-—
lLich ßenug erfahren, daß Pfalz und Sgar nim⸗—
mermehrvom Reiche lassen, damit ein für alle—
mal die schmählichen Versuche, Volkvon Volk zu
reißen, aufhören.
Der Redner erinnerte an die in stählerner Fun ee
vollzogene Abwehr volksunterhöhlender Versuche und appellierte
an die Gemeinsamkeit auch in glükclicheren, besseren Tagen
Darum gelte der Bau auch der Ueberwindung des Varteigezünke
und der Parteisucht im Sinne einer Einigung des deuischer
Volkes zu einer wahren Lebensgemeinschaft. Das Haus soll
ein wohres Volkshaus sein. Die versöhnende und einigende
Kraft deulscher Bildung und deutscher Kunst solle von dieser
Stötte ausströmen. Alles Volk, das von einer Mutter stamme,
müsse dem Ziele zustreben, das Vaterland frei und glücklich zu
wissen.
Begeistert sang die Festversammlung die erste Strophe des
Deutschlandliedes.
Dann nähm der Krelsfrauenturnwart Sludienrat Dr.
Sommer vom Turnkreis Pfalz der D. T. das Wort zu
selner Weiherede. Die nse Arbeit als Grenuzlandarbeit
lasse sich aus dem Saargeblet, der Pfalz, vom Rhein und aus
der Ostmark auch in besserer Zeit nicht hinwegdenken. Der
Redner weihte das Haus mit den Worten: Jin Namen des
Pfälzert Turnbundes weihe ich dich zur Pflegestätte deutscher
Gesundung, deutscher Seele und deutschen Geistes. Ich weihe dich
zum Haus der Arbeit, des Frohsinns, der Freude, zut Stätte
deutschen Opser⸗ und Gemeinschaftsgeistes, deutscher Kraft und
deuticher Kunst, zum Dienst an Heimat, Volk und Vaterland.
Stehend Jangen die Versammelten die Schlußzverse des
Deutschlandliedes.
Herzliche Worte des Glückwunsches für die Pfälzer und das
Init Recht so betonte Saargebiete fand vann der
Regiernuzgspräsident der Pfalz Dr. NRatheus. Was das
Saarlaud anbetreffe, so moͤge er den Wunsch aussprechen, daß
bald die Syranken falten, möchten, damit Sagt
deutsche und Pfälzer sich frei die Hände Leichen könnten. Un
dieseni Tage wolle man in dem neuen Hausfe ein Fest der
Freude feiern. Die Ansprache schloß mit einem Hoch auf die
Pfalz und das Saargebiet, in das die Anwesenhent begelnitert
einstimmien.
Ministerialrat Profit überbrachte im Auftrage des Mini—
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die Grüße der ganzen Reichsregierung.
Im Auftrage des bayerischen Ministeriums für Kultus und
Unterricht grühle der am Zustandekommen des Baues verdiente
Ninisterialtat v. Jahn die Versammelten. Was die baye rische
Regierung zur Unterstützung des Baues habe tun können, habe
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fie getan. Die Glückwünsche der Stadt überbrachle Oberburgen
meister Roͤsinger, diejenigen der Konzert⸗ und Theatergesell⸗
schaft iht Vorsitzender Dr. Nach ler. Liuch diese Ronner fanden
beredte, mit siarkem Beifau aufgenommene Worte sfür die
tultgele vnd nationale Bedeutung des Baues.
it die Turnerschaft des Saargebietes sprach Gauvertre er
Bur, Saarbrucken. Die Turner vder —8 der 3
hätten sich hereits vor der Reichsgründung die Hände geret
ünstliche Grenzen hütten diese Verdnet der Herzen
rennen können. Wenn der Bau ein Sammelpunkt des gangen
Kulturlebens fein solle, erfülle das die Saarturner mit be
senderer Freude. Schon langt hätten sie ihren Bund mit der
Saarsängern abgeschlossen und eine Gemeinschaft von 80 000
Menschen —B 3 — Als Glückwunsch am heutige
Tage sage er: Wir reichen uns erneut die Hünde über die
Grenze hinweg für Freiheit und Recht!
Der Stimmung der Saarbevölkerung gab noch beredten Aus
druck Stadtschulrat Bongard, Saarbrücken, der für die Saar
set sprach. Die Errichtung künstlicher Grenzen hätten
ich erwiesen als Teil der Kraft, die stets das Böse will und
stels das Gute schasst Bei der Jahrtausendfeier habe er das
Wort gesprochen: er Ohren hat zu hören, der höre, weil die
Regierung anwesend gewesen sei. (SHeiterkeit) Es sei ein
Perversität, das trennen zu wollen, was durd
tausendfältige Verbundenheit wurzelfest«
Einheitgeworden fei. Das Saarvolk gebe die Bruder
grüße der Pfalz mit doppeltem Atkord zurück. Anknüpfend qu
die klare und einfache Raumgestaltung des Hauses waxf de
Redner die Frage auf, ob man nicht lexnen wolle, glücklicht
Menschen durch die Ehe von Kraft und Schönheit zu erzielen
auf das zu sehen, was das Wesen und den hertlichen deutsche
Geist ausmache? Man müsse dem Volk wieder Ehrfurch
bringen, ohne die es nach Goethe keine Menschenerziehung gebe
Ehrfurcht vor sich Felhit den Menschen, der Familie, vor Heima—
und Vaterland uͤnd dein, was jenseits der Greuzen men'chliche
Erkenntinis liege. Beim Anblick des brennenden Berges ir
dudweiler sel ihm der Gedanke gekommen, ob dieser Berg nich
das Sinnbild für das deutsche Volk an der Saar und in der
besetzten Gebiesen sei. Mon habe das Feuer wachgehalten al
die Jahre hindurch und es lomme der Tag, wo das unter der
Decke schwelende Feuer nicht nur auf den Bergen, sondern aud
in den Herzen der Grenzbewohner erneut in hellen Flammel
iodere. In diesem Sinne enitbiete er vin deut'che«
Glückauf.
KRleine Togeschronik.
Saarbrücken. Der dem deutschen Kyffhäuser-Verband ange—
schlosene Saarkriegerbund hielt in Saarbrücken in Anwesenhei
bön Vertretern aus dem ganzen Saargebiet eine Versammlun
ab, der auch ein Vertreter des Kyffhäuserverbandes beiwohnte
Dieser, Generalmajor a. D. Fobbinz erklärte unter anderm, daß
er 35 mit seiner ganzen Verson dafür einsehen werde, daß vor
allem der wirtschaftlichen Notlage eines grogen Teiles der hiesiger
Mitglieder durch entsprechendes Entgegenkommen des Kyffhäuser
bundes und des deutschen Landeskriegerverbandes Rechnung ge
tragen werde. Man habe in diesen Verbänden für die besonder!
wirischaftliche Rotlage im Saargebiet, die in der Hauptsache heutt
eine Foige der ein vosses Verständnis. Sie seler
daher den Kriegervereinen des Saargebiets auch besonders ent
gegengekommen, indem erst vom Jahre 1927 ab ein Jahresbeitrat
von 20 Pfennig erhoben werden wird. Unbeschadet dieser geringen
Beiträge nehmen aber die Saarkriegervereine an den vollen
Leistungen der beiden Spitzenvereinigungen teil. Der Redner, ver
sprach alles zu versuchen, damit die Ehrenkreuze bald unentgeltlid
Juch ins Saargebiet würden. wie es ehead
Reiche wieder der Fall ist. Dr. Reckhaus machte dann Aus
führungen über die Kriegsbeschädigten⸗ und Hinterbliebenen
fürsorge des Kyffhäuserbundes. Mehrere Kameraden des Saar
kriegerbundes haben sich bereit erllärt, bis zur endgültigen Klärumn
der Angelegenheit die, Interessen der den einzelnen Verbänder
und Vereinen angeschlossenen —A— und ⸗Hinter
bliebenen unentgeltglich zu vertreten. Rach Schaffung der hierfür
in Fruge kommenden Organisationen auch im Saargebiet über—
nimmt dann die Kriegsbeschädigten⸗ und -hinterbliebenenfürsorge
des Kyffhäuserbundes ebenfalls unentgeltlich die Vertretung dieser
Interessen. Nach den Angaben Dr. Reckhaus, wurden im ver—
gangenen Jahre 20 Frem acer anhangig gemachten Streit
versahren durch die verschledenen Organisationen gewonnen.
wührend von dem vom Kyffhäuserbund vertrotenen Klagen
35 Prozent zu Gunsten der Klageführenden entschieden wurden
General a. 9*. Gobbin sprach dann Über Jugendorganisation und
empfahl die eg von sogenannten Jugendgrußpen, in denen
die —— wieder sür Idegle begeistert werden müsse.Fernert
wurde die Einstellung des Kyffhäuserbundes zu den verschiedenen
anderen Organisationen ehemaliger Soldalen harakterisiert und
darauf verwiesen, daß selbst der demokratische Reichswehrministet
te erklärt habe, der Bund in leiner Weise al⸗
politische Organisation angesehen werden könnte.
Das Schiourgericht verurteilte einen in Mimbach stationierter
franzölischen Zo116beamfen, der im, Meai dieses Johre—
hart an der Grenze eine 27 Johre alte Ehefrau aus Senstbad
uüͤberfallen und vergewaltigt datle, unier Zubitligung misdernder
Umsiünde au drei Jahren Gefaüngüeig Der Angeklagu