Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

Tal der Saar eröffnet, um mit dem Liede „Stille 
Racht, heilige Nacht“ zur eigentlichen Weihnachisfeier 
überzugehen. Herr Bachenbier hielt die Festrede und er— 
schien nach gemeinsam gesungenem Liede als launiger Nikolaus. 
Nach einem wirkungsvoll von Frau Varnick vorgeiragenen Ge— 
dicht „Lottchens Weshnacht“ erfolgte die Bescherung. Reichlich, ja 
äͤberreichlich wurde vom Nikolaus beschert. Nüßtzliche, eßbare. 
rinkbare, aber auch humoristische Sachen kamen da zum Vor— 
ichein. Man bestelle nie vorher Weingläser, um nachhor Essig⸗ 
vasser zu trinken, Hert ... Mit einer Verlosung erreichte die 
Feier ihren Höhepunkt und es war spät, als fruͤhliche Gestal⸗ 
en sich trennten. Die ernsten Worte an Alle und vem Liede 
„Deuischrist die Saar“ schloß der Vorsitzende das wohl— 
gelungene Fest. Am, Abend des anderen Tages begab sich dann 
der größte Teil der Mitglieder F die Reise nach der Heimat. 
Kraftvoll ertönten vor der Abfahrt die Leder „Frei sind 
wier geboren“ und „Deutsch ist die Saar über die 
Bahnsteige. welche dicht bevölkert waren. Tiese Stille herrschte 
und mit donnerndem „Saarheil“, welches lebhaften Wider— 
hall fand bei dem schauenden Publikum, entführte der Zug 
unsere Lieben nach der Heimat. Die Zurückgebliebenen ver— 
lebten den heiligen Abend im HSeim des Vorsißenden, wo auch 
der Heimat gedacht wurde. Das Fest ist nun vorüber und doch 
wird es Jedem unvergessen sein. Und nun die Segeiges 
spanntsund den Kompaß gerichtet zu neuer Ar— 
beit. Es war wirklich ein Fest und Erfolg. Im 
neuen Jahr besitzen wir verschiedene Mit— 
glieder mehr. 
F, Die Ortsgruppre Karlsruhe des Bundes der Saarvereine 
peranstaltete am 2. Weihnachtsfeiertage (Stephandslag) in seinem 
Vereinslokal „Bayrischer Hofe eine Werhnachts— 
Famtlienfeter, die sich eines guten Besuches zu erfreuen 
hatte. Ein mächtiger Christbaum mit reichem Behang und die 
Tische, die mit Tannengrün verziert waren, boten mit ihren vielen 
Kerzen einen herrlichen und tiefergreifenden Anblick Reben dem 
Christbaum prangte ein von dem Mitgliede Kohlhorn tünstle— 
risch hergestelltes Schild mit dem Saarbrücker Winterbergdenkmal, 
worauf die Worte standen: „Treudeutsch die Saar. 
mmerdazr!“ Der Vorsitzende, Kaufmann Neurohr, hielt 
in Gedichtsform eine tiefempfundene, zu Herzen gehende Be— 
grüßungsansprache, wobei er dem Gedicht von Kaͤrl Rottger: 
„Heiliger Abend“ 
Und die Dämmerstunde sinkt; 
Und es kommt das Heimgedenken. 
Das uns Ferne, Fremde bringt 
zu der Kindheit Festgeschenken .. 
usw. Ausdruck verlieh. Hierauß erscholl gemeinsam das Weih— 
nachtslied „Stille Racht, heilige Racht“. Fräulein Rosel Voigt 
und Herr Schwall (Klabier), Frau Aden und Herr Schwarz 
Gesangh. Emtl und Rudi Neurohr (olis in Violine mit 
Klavierbegleitung), teilten sich in das Programm des Abends. 
Alle Darbletungen fanden reichen Beifall. Durch freiwillige 
ßaben konnte auch eine Kinderbescherung stattfinden, heüe 
Freude strahlte aus den Augen der Kleinen bei der Verteilung 
der Geschenke. Auch eine gegenseitige Beschenkung der Mitglieder 
fand statt in praktischen, keils sehr wertvollen Gegenständen und 
so kam jeder in der Saarfamilie auf seine Rechnung. Große Zu⸗— 
friedenheit lag deshalb auf allen Gesichtern der Teuüͤnehmer. Vei 
der guten und einmütigen Unterhaltung trennte man sich erst in 
g ete x Flunde unter Händedruckt mit dem Saarspruch: 
„Glück auf!“ 
8.Ortsgruppe Köln a. Rh. Am Mittwoch, den 16. Dezember, 
abends 8 AÄhr, versammelten sich die Mitglieder mit ihren Kin— 
dern im Rudolfssaale zu einer erhebenden Weihnachtsfeier für 
die Kinder. Durch einen Choral wurde die Feier eröffnet, worauf 
der 1. Vorsitzende in kernigen Worten die ieee ganz be⸗ 
ders aber deren Kinder, begrüßte und auf die Bedeutung dieses 
ages hinwies. Hierauf wurde das lebende Bild „Die Geburt 
Christi“ von igiwern dargestellt. wobei die Versammlung das 
Weihnachtslied „O du fröhliche“ anstimmte. Nachdem die beiden 
Reigen vorgeführt waren, wuürden die Kinder, 70 an der Zahl, 
mit je einem herrlichen Geschenk und einer Blase Süßigkeit be— 
schert. Die Geschenke für die Kinder sowie der Spekelatius waren 
zum größten Teil von Mitgliedern gestiftet worden, wgsür auch 
an dieser Stelle nochmals den edlen Spendern unser aller herz⸗ 
lichster Dank dargebracht wird. Gegen 10 Uhr war die Feier be⸗ 
endet. Die Feier für die Mitglieder fand am Samstag, den 
19. Dezember, abends 6 Uhr, im Rudolfssaale statt und er⸗ 
freute sich eines sehr statken Besuches. Nachdem die Kapelle die 
Feier duich einen anpassenden Marsch eröffnet hatte, ergriff der 
. Vorsitzende das Wort und begrüßte die so zahlreich erschienenen 
Ehrengäste und Vertreter einzelner Behörden, sowie die Mit— 
Alieder mit kernigen, dem Feste anpassenden Worten. Als Prolog 
purde von dem kieinen Sellgrad (5 Jahre alt) des fremden 
dindes heiliger Christ vorgetragen. Hierauf trug Fräulein 
Zoichhke ei“ do⸗e Toiee aubaßonde nine mie unßervoller 
ztimme vor. Als nächster Punkt wurde unter der Leitung des 
derrn Sellgrad ein wunderbarer Feenreigen auf die Meilodie; 
ztille Racht, heilige Racht von 8 Saarmädchen vorgeführt Ab— 
vechselnd mit Musik, Gesang und Deklamgtion wurde das reich— 
iche Programm erledigt und wurde zum Schluß noch ein kleines 
Theaterstuck: „Knecht Rupprecht bei der Puppenfeens unier Mil— 
virkung von 10 Kindern in verschiedenen Kostümen als Puppen 
porgesührt, was einen großen Applaus hervorrief. Hieran an— 
chließend fand noch eine Weihnachtsverlosung von wunderbaren. 
eils gestifteten Gegenständen statt. Damit war der Hauptteit 
»er Festlichkeit beendet und wurde nun zum gemütlichen Teit 
janz besonders für die Jugend zum Tanz übergegangen. Erst 
iach vorgerückter Stunde kehrten die Mitglieder ihren heimai— 
ichen Gefilden zu mit der Genugtuung, daß der Abend ein wirk— 
ich gemütlicher und glanzvoller Ubend gewesen war. Allen Mit⸗ 
virkenden und allen Milgliedern, die zur Verherrlichung dige⸗ 
übends beigeitagen haben, sowie den edlen Spendern der Ge⸗ 
chenke zur Verlosung sei hier nochmals der Dank des Vereins 
argebracht. 
bücherschau. 
„Der Grenzpfahl“. Roman von Liesbet Dill. Deuische 
Berlagsanstalt in Stuttgart. Mit dem neuesten Werke der be— 
annten saarländischen Schriftstellerin liegt nicht allein dem 
jartbedrängten, um seine Freiheit ringendes Saarvolk, sondern 
er ganzen deutschen Nation ein wertvolles Vuch. Liesbet Diil 
ührt für die Volkstragik der Grenzgebiete die berufenste Feder. 
kin Kind des Saargebietes, das im Laufe der Zeiten soviel um 
ein Deutschtum gelitten und gestritten, trägt sie der Väter Erbe 
n Verständnis und Mitgefühl. Wir deutschgesinnten Elsaß— 
Lothringer sind heimatlos.“ Dies Wort Lienhards krweitert die 
lutorin. In harier Bedrängnis, wie heute wir Saarländer, fühlt 
eder, welch' unzerreißbares Band uns alle mit dem Deutschtum 
nerbindet, daß deutsche Kultur Leben bedeutet. Der tiefe Klang 
der Heimatliebe zieht wie dunkles Weh in dem Roman an uns 
ꝛsrüber. Hier gilt das Lutherwort: „Wir haben einen anderen 
ßeist wie ihr!“ Das Problem, an dem Schichal der hier ikizzierten 
charaktere der Hauptpersonen, das zu einer unabänderlichen 
Tragik führen muß. gleichsam auch das unvereinbare der Ge— 
amtheit der beiden Völker sich spiegeln zu lassen, ist meisterhaft 
gelöst. Strich um Strich, fein zisellert drängen die Szenen zur 
datastrophe. Die Gestallen lebenswahr, das Milieu zeigt die 
ntime Kennerin lothringischen Lebens. Wir durchwandern den 
Kriesterwald, die meiancholischen Stätten Lothringens mit ihren 
insamen Fermen und Schlössern. Dos Metz von einst und jetzt. 
Fern von jeder Gehässigkeit zeichnet Liesbet Dill Stadt und Ver— 
ältnisse, wie sie sich heute jedem Vesucher zeigen. Liesbet Dill 
edet zum Frieden: laßt den Grenzlanden ihre Nationalität, ihre 
e ihre Kultur, steckt keine Grenzpfähle in die Erde, die nur 
eizen und vergiftend wirken müssen, laßt den Ländern ihre 
Freiheit, es werden doch nicht Franzosen, sondern ein Mischvolk, 
ine Mischrasse, die nie zufrieden ist. Gebt der Jugend dies Buch 
n die Hand, daß sich der Blick weite bei denen. die unsere Hoff⸗ 
nung sind. 
Saarbrücken, im Dezember 1025. 
Albert Zühlte. Chefredakteur. 
„Sang von der Saar“ von Philipp Stiltz, Verlag 
sebr. Hofer AG., Saarbrücken. Den Sängern und 
Sangesfreunden des Saargebietes und des ganzen Vaterlandes 
ietet Philipp Stiltz, ein anerkannter Leiter und Führer 
n der Kunst der Musik und des Gesanges, eine wertvolle Gabe. 
Ssie trägt den Titel Sang von der Saar“ und ist als 
wölfter Band in der Reihe der Saarheimatschriften erschienen. 
kin Schatz von Sagrliedern liegt in dem Werk vor uns, will⸗ 
ommen bei der Veranstaltung von volkstümlichen Heimat⸗ 
thenden, begrüßt von unseren Gesangvereinen und dankbar von 
illen empfunden b die Pflege der Hausmusik, die uns Deut⸗ 
chen unentbehrlich ist. Die Lieder sind sorgfältig ausgewählt 
ind je nach ihrem Charakter erscheinen sie in dem Werk als 
Männerchöre, zum großen Teile auch als Gesänge mit Klavier—⸗ 
ind Lautenbegteitzng Bevorzugt hat der Herausgeber beliebte, 
lerne gesungene Melodien. Neben kräftigen Rhythmen, wie sie 
en Liedern zu Schutz und Trutz eigen sind, klingen die giotlichen 
Veisen. die den Saarwein verherrlichen oder edler Liebe ge⸗ 
nidmet sind. Heimatluft durchweht die ganze Sammlung, Leid 
ind Freude, Zorn und Hingabe zittern durch Wort und Ton und 
assen uns froh werden, um so riel Treue, die hier erklingt und 
insere Herzen erhebt. Philipp Stiltz, darf überzeugt sein, 
aß seine Weihnachtsgabe mit besonderem Dank hingenommen 
vird. Erfreulich ist es auch, daß sich bei der Herausgabe des 
zuches Tondichter. Verleger und Körperschaften sehr entgegen⸗ 
ommend gezeigt haben. So möge denn diese lang herbei— 
csehnte Sammlung von Saarliedern ihren Weg sinden in die 
zereine, Schulen und in die Häuser, denen deutsche Heimatmusik 
— w7legeat ein herzliches Verfangen ist.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.