Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

erlangung ihrer Freiheit im neuen Jahre dem Geiste 
des Vertrages von Locarno entsprechend 
greifbare Erfolgebeschieden seini Das ge— 
amte deutsche Volk zollt seinen Brüdern 
und Schwesternander Saar, die trotz allem Druck 
fremder Machthaber unter den schwierigsten Verhältnissen 
dem deutschen Vaterlande die Treue bewahrt haben, auf⸗ 
richt igsten Dank. Die Saarländer dürfen versichert 
ein, daß das deutsche Volk und seine verantwortlichen 
Führer geschlossen hinter ihnen stehen und sich auch in Zu— 
sunft nach besten Kräften für ihre Interessen und ihre Frei⸗ 
heit einsetzen werden. 
Kölnsa. Rhein, den 22. Dezember 1925. 
sgez) Adenauer, Oberbürgermeister. 
Den an der Saar für den deutschen Gedanken und für die 
Wiedervereinigung mit dem Deutschen Reiche kämpfenden 
und leidenden Brüdern und Schwestern senden wir von der 
Mosel nachbarliche und treue Grüße. Die Jahreswende 
1925/26 vollzieht sich unter Verhältnissen die uns hoffen 
basfsen, daß für die Saar die Stunde der Be— 
freiung näher gerückt ist. Aus diesen Hoffnungen 
Wirklichkeit werden zu lassen, ist eine der gebieterischsten Auf⸗ 
zaben der deutschen Außenpolitik der nächsten Zeit. Kein 
ehrbewußter Deutscher und kein vernünftiger Europäer kann 
sich damit abfinden, daß noch lLänger Grenzpfähle 
stehen bleiben, die wirtschaftlich ein Ron— 
sens, moralisch eine Vergewaltigung un— 
prgichrdarer Rechte, politischeine Torheit 
ind. 
An der Saar sind weder für den Völkerbund 
noch für Frankreich noch Lorbeeren zu holen. Es gibt 
aur eine Tat, die sich vor dem Forum der Gerechtigkeit und 
der Moral vertreten läßt: die beschleunigte Frei— 
gabe dessen,was man nie besessen hat. 
Möge das Jahr 1926 diesem Gedanken 
den Wegbahnen! 
Trier, den 1. Januar 1926. 
Prof. Dr. Ludwig Kaas, 
Mitglied des Reichstags und des Preußischen Staatsrats, 
Domkapitular und Päpstlicher Hausprälat 
Um die Eingangspforte des Jahres 1926 rankt sich ein 
Kranz von Hofffungen aller unter dem lastenden Schicksal 
des sog. Versailler Vertrages stehenden besetzten deutschen 
Hebiete, insbesondere auch des Saarlandes, dessen 
Bereich durch die Bestimmungen jenes Diktats der deutschen 
Landeshoheit vorläufig entzogen ist, dessen deutsches 
Herz aber kein noch so gewaltiges Macht— 
zebot von denm warmen Blutstrom deutschen 
Fühlens und Denkens und deutschvölkischen Kultur⸗— 
ebens loszureißen vermag. Diese Hoffnungen dürfen nicht 
enttäuscht werden, denn der Enttäuschung müßte bittere 
Verzweiflung folgen. Diese Hoffnungen sind emporgeblüht 
aus dem Fruͤhlingswehen eines neuen Geistes, den die Welt 
vpom Lago maggiore emporsteigen zu fühlen glaubte. Dieser 
Geist von Locarno der in den Vertrogsunterschriften von 
London seinen Niederschlag fand, muß sich auch in der Neu⸗ 
gestaltung der Verhältnisse des Saargebietes offenbaren. 
Der Völkerbund, in dessen Kreis einzutreten nun auch 
Deutschland beschluß⸗ und vertragsgemäß seine vorbereiten⸗ 
den Maßnahmen trifft, muß aus dem bisher engen 
Gremium nur einzelner und dazu politisch einseitig ein— 
gestellten Staaten hineinwachsen in die größeren Funk— 
kionen einer wahrhaft alle Volker umspannenden und ver⸗ 
bindenden Organisation. Er muß sich mit dem Geiste 
wahren Friedenswillens und unerschütterlicher Gerechtig— 
teit erfüllen, wenn er ein vertrauenerwedender Treuhänder 
auch des Saarbeckens sein soll, und diesen Geist auch dem 
von ihm bestellten Saarregierungsausschuß einpflanzen. 
Als ein innerlich so gestalteter Treuhänder wird er auch der 
Bevölkerung des Saarstaates jenes Maß von Rechten der 
Selbstverwaltung und Mitbestimmung einräumen, auf das 
sie vor Gott und der Welt Ansyruch zu erheben berechtigt ist. 
Hott schütze die Saar, Gott schütze Deutschland. 
München, im Januar 1926. 
Abgeordneter Professot Spang. 
2. Vorsitzender der Landtagsfraktion & Vaner. Volkspartei 
Die kerndeutsche Saarbevölkerung kann mehr wie je 
icher sein, daß das gesamte deutsche Volk mit 
zrennender Ungeduld den Tag erwartet, 
un dem die Saatdeutschen von jeglicher 
kremdherrschaftlichen Bindung frei in das 
durch die republikanische Verfassung ge— 
einte und gefsestigte deutsche Reich zurück— 
kehren werden. Im neuen Jahre muß das Ziel wabhrer 
deutscher Politik stels sein die Herbeikunft dieses 
Tages zu beschleunigen. Im Zeichen des Geistes 
bon Locarno wird sich deshalb zeigen müssen, daß mili— 
taristische Revanche- und Haßpolitiker für das deutsche Volk 
weder wort⸗ noch federführend sind. Je mehr das gesamte 
Furopa das Gefühl der Sicherheit vor neuen kriegerischen 
Verwicklungen erhält und damit die Voraussetzung für eine 
dauernde Befriedung geschaffen wird, desto eher wird das 
Saargebiet seine Freiheit wiedererlangen. In diesem Sinne 
den Brüdern an der Saat 
ein „Glückauf“ fürs neue Jahr“. 
Berlin, den 21. Dezember 1925. 
(gez.) Hermann Müller, M.d. L., 
Reichsminister a. D. 
Seitdem die Räumung des Kölner Brückenkopfes voll⸗ 
zogen und die Besatzung in der zweiten und dritten Zone 
bermindert wird, dürfen wir hoffen, daß bei unseren 
westlichen Rachbarn der Glaube dahin ist, 
läüchfürimmeramRheinefestsetzenzukönnen. 
Internationale Verträge beginnen die internationale Be— 
etzung abzulösen. Noch ist das Saargebiet von diesen 
Erleichterungen ausgeschlossen. Erst das Jahr 1835 soll über 
sein Schicksal entscheiden. Uns ist dieses Jahrzehnt 
zu lang. Ueber den ungeteilten Willen der Saarbevölke— 
rung kann nach sieben Jahren Widerstand kein Zweifel sein. 
Deutschland und Frankreich sollten sich unter der Führung 
des Volkerbundes so bald als möglichguch überdie 
Saarunterderselbstverständlichen Voraus⸗ 
setzung des Deutschtums dieses Gebietes 
perständigen. Die ungeklärten politischen und wirt— 
schaftlichen Verhältnisse an der Saar sind eines der 
schweren Hemmnisse, die der Befriedung 
Furopas entgegenstehen. 
Köln a. Rhein, im Januar 1926. 
—Wilhelm Sollmann. M.d. R. 
Die Stadt Köln rüstet sic ihre nahe Befreiung 
von fremdem Joche in würdiger Weise zu begehen. Da 
reten alle die Geschehnisse vaterländischen Unglücks und 
Jeimatlicher Not, die wir in den Jahren der Besatzung er— 
ebt haben, mahnend und warnend uns wieder vor Aee 
hon neuem erhebt uns aber auch wieder die Erinnerungeen 
sie Standhaftigkeit und Treue der Rheinländer, an inre 
heschlossenheit im Abwehrkampf und ihren selbstlosen Opfer— 
nut. Vor allem aber gedenken wir unserer Brüder im be— 
etzten Gebiet, denen die Stunde der, Freiheit noch nicht 
chlagen soll, und senden den heldenmütigen Saardeutschen 
DJank und Gruß. 
Der „Geist von Nocarno“ wäre nichts anderes, als eine 
inhaltsleere Redensart, wenn nicht d.as 
ganze Gebiet in kürzester Frist von der Be⸗ 
satzunggeräumt und wenn nicht zur selben 
Zeit ve'n Saargebiet das Recht gegeben 
würde, in freier Abstimmung seine Zukunft 
zu best im men. Wann aber auch diese Abstimmung statt⸗ 
finden wird, jetzt oder später, sie wird den Beweis erbringen, 
daß es nirgendwostreuere Deutsche gibt, als 
anderSaur. Saarnot ist deutsche Not, Saar— 
treue deutsche Treue und Saarland ist und 
bhleibtkerndeutsches Land. Auch im kommenden 
Jahr wird ganz Deutschland sich seiner unlöslichen Ver—⸗ 
Zundenheit mit dem Saargebiet und seinen deutichen 
Menschen bewußt sein. 
Köln, den 26. Dezember 1925. 
(gez.) Justiztat Falkk, M.d.L.
	        
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