färt Deibesübungen, den Kriegervereinen, den Handwerker—
innungen und ühnlichen Organisationen die Vereinigung der
Vaterländischen Berbände. das Reichsbanner Schwarz⸗-RoteGold
und alle drei Gewerkschaftsrichtungen (Allgemeiner Deutscher Ge—
werkschaftsbund, Deutscher Gewerkschaftsbund und Deutscher Ge—
werkschaftsring). Wie weit man bei diesen Einladungen gegangen
ist, zeigt, daß auch de Verband Jüdischer Front—
kämpfer eingeladen worden ist und auch am Festzug teil—
genommen hat. Auf Anfrage über F Beteiligung erklärten
sich unter underm die Vaterländischen Webände sofort zur Teil—⸗
nahme bereit. Die Freien Gewerkschaften lehnten
ab und das Reichsbanner ließ der pᷣrtlichen Leitung wissen,
daß es sich nicht beteiligen wolle. Ter Vertreter des
Deutschen Gewerkschaftsbundes sagte zunächst grund⸗
sätzlich zu unter Vorbehalt eines späteren Bescheids, der dann
dahin gegeben wurde, daß es schwer sei, sich offiziell zu beteiligen,
weil die Mitglieder zum großen Teile auch den Organisationen
angehörten, die ihre Zusage zur Beteiligung bereits yegeben
hätten. Aus diesem Grunde beteiligte sich auch der Deutsche
Fewerkschaftsring nicht offiziell am Festzuge.
Diese Entwicklung der Vorarbeiten für den Festzug wurde
der Leitung des Bundes der Saarvereine erst gegen Ende Juli
bekannt. Sie ließ ziemlich sicher erkennen, daß die Absicht,
auch den Festzug überparteilich zu gestalten nur noch sehr schwer
zu erteichen sei. Infolgedessen traten Herr Vogel und sein
Vertrauensmann in Köln an mich mit der Bitte heran, ich
möchte doch, da ich mit den Gewerkschaften besonders gute Be—
ziehungen hätte, sofort nach Köln fahren und versuchen, ihre
und die Beteiligung des Reichsbanners am Fest—
zuge zu erreichen. Aus dienstlichen und familiären Grün—
den konnte ich jedoch nicht vor dem 9. August nach Köln fahren.
Bei meinen Verhandlungen in Köln, die ich am 10. August auf⸗
nahm., blieben die Freien Gewerkschaften und das
Reichsbanner bei ihrem ablehnenden Beschluß. Der Ver—
treter des ADGB. erklärte, daß seine Organisationen sich nicht
beteiligen könnten, weil die Ansicht bestehe, daß auf die
Tätigkeit des Bundes der Saarvereine Groß—
industrielle aus dem Saargebiet sehr großen
Einfluß ausübten und auf Grund früherer Erfahrungen
die Gefahr vorliege, daß die Kundgebung einen nationalistisch⸗
chauvinistischen Charakter bekomme. Der Geschäftsführer des
Reichsbanners begründete die Ablehnung damit, daß man 1. den
Reichsbannerleuten nicht zumuten könne, mit den Vaterländi—⸗
schen Verbänden, insbesondere mit dem „Stahlhelm“, dem „Wer—⸗
wolf“ und dem „Tannenbergbund“ zusammen in einem Festzuge
zu marschieren, und zwar nicht nur aus grundsätzlichen Erwä⸗
gungen, sondern vor allem auch infolge der Lage der örtlichen
Verhältnisse, 2. das Reichsbanner habe am gleichen Tage
in Bonn einen Gautag, an dem die Kölner Mitglieder sich
möglichst vollzählig beteiligen sollten und 3. es bestehe die Ge—
fahr, daß es in Köln durch Provokation von Stahlhelmleuten zu
Zusammenstößen komme, wenn völkische Organisationen und das
Reichsbanner gemeinsam in einem Zuge marschierten. Sowohl
der Vertreter des ADGB. wie der des Reichsbanners erklärie
aber, daß sie den Bestrebungen des Bundes der
Saarvereine und der Bevölkerung des Saar—⸗
gebietes sehr freundlich gegenüberständen und
es sehr bedauerten, unter den vorliegenden Umständen sich an
der Kundgebung nicht beteiligen zu können.
Die christlichen Gewerkschaften und der deutsche
Gewerkschaftsbund erklärten sich mir gegenüber bereit, sich auch
offiziell am Festzuge zu beteiligen und ließen eine entsprechende
Aufforderung an ihre Mitglieder ergehen. Sie erklärien jedoch
gleichzeitig, daß sie nur unter der Bedingung mitmachen könn—
ten, wenn dem Festzuge voran die Reichsflagge getragen
werde. Auch wünschten sie in eine andere Gruppe eingegliedert
zu verden. Sie sollten mit dem Gesangverein die 6. (letzte)
Gruppe des Festzuges bilden. Zunächst wandten sie sich mit
ihren Forderungen an den Vorsitzenden des Festzugausschusses.
Dieser erklärte jedoch, daß er von sich aus nicht in der Lage sei,
den geäußerten Wünschen zu enisprechen. Der Festzugs plan
sei schon bestimmt und könnte von ihm allein nicht geändert
werden. Zuständig sei hierfür nur der Festzugsausschußz. Darauf⸗
hin sand eine Vesprechung der Gewerkschaftsvertreter mit Herrn
Professor Rühlmann, Geschäftsführer des Reichsverbandes
der Rheinländer, Herrn Klöckner und Herrn Verwaltungs⸗
direkltor Vogel statt, und zwar am Rachmittag des 12. August,
bei der von den Gewerkschaftlern die gleichen Forderungen ge—
‚llt wurden. Das Ergebnis der Besprechung war, daß Herr
slöckner beauftragt wurde, als Vertreter der veranstaltenden
Zentralorganisationen mit den Vertretern des DEVB. zum Vor
fitzenden des Festzugausschusses zu gehen und sich dort für di
Erfüllung der Forderungen, namentlich sowei
die Reichssfahne in Frage kam, einzusetzen. Et
wurde ausdrücklich erklürt, daß, nachdem die Gewerkschaften di⸗
Forderung nach Vorantragen der Reichsfahne gestellt hätten
auch der Bund der Saarvereine und der Reichs—
verband der Rheinländer diese Forderung zu
ihrer eigenen machten. Am Freitag, dem 13. August
vormittags 936 Uhr, fand dann eine Besprechung mit dem Vor
iitzenden des Festzugsausschusses statt. Ergebnis: Einberufung
des Festzugsausschusses für Freitag, den 183. August
abends 8 Uhr. Ergebnis dieser Sitzung: Ablehnung de
Forderung des Deutschen Gewerkschaftsbundes
weil sich die Vertreter der Vaterländischen Verbände, die in den
Ausschuß die Mehrheit hatten, dagegen wendeten. Dies gab der
Organisationen des Deutschen Gewerkschaftsbundes Veranlassung
hre Zusage zur Teilnahme wieder zurückzuziehen, was dann dern
Vorständen des Reichsverbandes der Rheinländer und des Vun—
des der Saarvereine wiederum Grund gab, sich mit dieser An—
zelegenheit zu befassen, wobei der Reichsperband der Rheinländer
zu dem Ergebnis kam, sich nicht offiziell am Festzuge zu betelli—
zen, es den Mitgliedern jedoch freizustellen, daran teilzu—
iehmen. Tatsächlich haben auch seine in Köln anwesenden Mit
zlieder sich so gut wie restlos am Festzuge beteiligt. Der Vor
tand des Bundes der Saarvereine beschloß von fich au
dafür zu sorgen, daß die Reichsfahne dem Festzuge
vorangetragen werde. Da die landsmannschaftlichen
Verbände und von diesen die Saarvereine den Festzug eröffneten
var damit die Sicherheit gegeben, daß die Reichsfahne dew
Zuge vorangetragen wurde. Geäußerte Bedenken, daß dite
daterländischen Verbände infolge dieses Beschlusses noch im letzten
Augenblick abspringen könnten, wurden dadurch zerstreut, daß
gleichzeitig beschlossen wurde, neben der Reichsfahne aud
die Reichshandelsflagge sowie die Fahnen Preußens
Bayerns, Hessens und des Rheinlandes an der Spitze des Zuges
zu führen. Wenn dieser Beschluß früher gefaßt worden wärte
was aber nicht angängig war, weil die Vorstandsmitglieder erst
am Freitag abend bzw. Samstag vormittag in Köln eintrafen)
hätte er höchstwahrscheinlich ausgereicht, um die Beteiligung des
Deu' jthen Gewerkschaftsbundes am Festzuge zu erlangen, obschon
von ihm auch Einwendungen gegen den Vorschlag, neben der
Reichsfahne die Reichshandelsflagge zu tragen, erhoben worden
waren. Tatsächlich sind die genannten Fahnen dem Festzus
voran (hinter dem ersten Musikkorps) getragen worden. De
Vorstand des Bundesder Saarvereinehatdami
dafür gesorgt, daß die Reichsfahne den ihr ge—
bührenden Platz erhielt. Ich für meinen Teil bedauert
es sehr, daß sich das Reichsbanner und die Gewerkschaften alle⸗
Richtungen nicht entschließen konnten, am Festzuge teilzunehmen
und ich bin sicher, daß dieses Bedauern vom Vorstand des Bup
des der Saarvereine restlos geteilt wird.
Gänzlich unrichtig ist auch die Behauptung, es
zwischen dem Reichsverband der Rheinlände
und dem Bunde der Saarvereine zu scharfe
Auseinandersetzungen gekommen. Im Gegenteil
Beide Vorstände haben sich in der kameradschaftlichsten Weist
über die Dinge unterhalten und gemeinsam, insbesondere auch die
zroße Kundgebung in der Halle im Rheinpark durchgeführt
Führende Persönlichkeiten des Reichsverbandes erklärten mi
gegenüber nach den auf den Bund der Saarvereine erfolgten
Ungriffen, daß sie diese Angriffe völlig unberech
tigt fänden und bereit seien, an einer Klar
stellung mitzuwirken. Sie seien davon überzeugt, da
der Vorstand des Bundes der Saarvereine un'
insbesondere Herr Geschäftsführer Vogel alle—
getan hätten, was nach der Lage der Verhält
nisse möglich gewesen wäre, um eine einseitig
Zusammensetzung des Festzuges zu vermeiden.
In einem Teil der Presse ist der Beschluß des Verbandes der
Rheinländer, sich nicht offiziell am Festzuge zu beteiligen und e
seinen Mitgliedern freizustellen, ob sie teilnehmen oder fern
bleiben wollten, mit besonderer Anerkennung hervorgehober
wvorden. Es liegt mir völlig fern, an diesem Beschluß irgendw
Kritik zu üben. Aber der Hinweis darauf. daßk durch seine ned