Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

färt Deibesübungen, den Kriegervereinen, den Handwerker— 
innungen und ühnlichen Organisationen die Vereinigung der 
Vaterländischen Berbände. das Reichsbanner Schwarz⸗-RoteGold 
und alle drei Gewerkschaftsrichtungen (Allgemeiner Deutscher Ge— 
werkschaftsbund, Deutscher Gewerkschaftsbund und Deutscher Ge— 
werkschaftsring). Wie weit man bei diesen Einladungen gegangen 
ist, zeigt, daß auch de Verband Jüdischer Front— 
kämpfer eingeladen worden ist und auch am Festzug teil— 
genommen hat. Auf Anfrage über F Beteiligung erklärten 
sich unter underm die Vaterländischen Webände sofort zur Teil—⸗ 
nahme bereit. Die Freien Gewerkschaften lehnten 
ab und das Reichsbanner ließ der pᷣrtlichen Leitung wissen, 
daß es sich nicht beteiligen wolle. Ter Vertreter des 
Deutschen Gewerkschaftsbundes sagte zunächst grund⸗ 
sätzlich zu unter Vorbehalt eines späteren Bescheids, der dann 
dahin gegeben wurde, daß es schwer sei, sich offiziell zu beteiligen, 
weil die Mitglieder zum großen Teile auch den Organisationen 
angehörten, die ihre Zusage zur Beteiligung bereits yegeben 
hätten. Aus diesem Grunde beteiligte sich auch der Deutsche 
Fewerkschaftsring nicht offiziell am Festzuge. 
Diese Entwicklung der Vorarbeiten für den Festzug wurde 
der Leitung des Bundes der Saarvereine erst gegen Ende Juli 
bekannt. Sie ließ ziemlich sicher erkennen, daß die Absicht, 
auch den Festzug überparteilich zu gestalten nur noch sehr schwer 
zu erteichen sei. Infolgedessen traten Herr Vogel und sein 
Vertrauensmann in Köln an mich mit der Bitte heran, ich 
möchte doch, da ich mit den Gewerkschaften besonders gute Be— 
ziehungen hätte, sofort nach Köln fahren und versuchen, ihre 
und die Beteiligung des Reichsbanners am Fest— 
zuge zu erreichen. Aus dienstlichen und familiären Grün— 
den konnte ich jedoch nicht vor dem 9. August nach Köln fahren. 
Bei meinen Verhandlungen in Köln, die ich am 10. August auf⸗ 
nahm., blieben die Freien Gewerkschaften und das 
Reichsbanner bei ihrem ablehnenden Beschluß. Der Ver— 
treter des ADGB. erklärte, daß seine Organisationen sich nicht 
beteiligen könnten, weil die Ansicht bestehe, daß auf die 
Tätigkeit des Bundes der Saarvereine Groß— 
industrielle aus dem Saargebiet sehr großen 
Einfluß ausübten und auf Grund früherer Erfahrungen 
die Gefahr vorliege, daß die Kundgebung einen nationalistisch⸗ 
chauvinistischen Charakter bekomme. Der Geschäftsführer des 
Reichsbanners begründete die Ablehnung damit, daß man 1. den 
Reichsbannerleuten nicht zumuten könne, mit den Vaterländi—⸗ 
schen Verbänden, insbesondere mit dem „Stahlhelm“, dem „Wer—⸗ 
wolf“ und dem „Tannenbergbund“ zusammen in einem Festzuge 
zu marschieren, und zwar nicht nur aus grundsätzlichen Erwä⸗ 
gungen, sondern vor allem auch infolge der Lage der örtlichen 
Verhältnisse, 2. das Reichsbanner habe am gleichen Tage 
in Bonn einen Gautag, an dem die Kölner Mitglieder sich 
möglichst vollzählig beteiligen sollten und 3. es bestehe die Ge— 
fahr, daß es in Köln durch Provokation von Stahlhelmleuten zu 
Zusammenstößen komme, wenn völkische Organisationen und das 
Reichsbanner gemeinsam in einem Zuge marschierten. Sowohl 
der Vertreter des ADGB. wie der des Reichsbanners erklärie 
aber, daß sie den Bestrebungen des Bundes der 
Saarvereine und der Bevölkerung des Saar—⸗ 
gebietes sehr freundlich gegenüberständen und 
es sehr bedauerten, unter den vorliegenden Umständen sich an 
der Kundgebung nicht beteiligen zu können. 
Die christlichen Gewerkschaften und der deutsche 
Gewerkschaftsbund erklärten sich mir gegenüber bereit, sich auch 
offiziell am Festzuge zu beteiligen und ließen eine entsprechende 
Aufforderung an ihre Mitglieder ergehen. Sie erklärien jedoch 
gleichzeitig, daß sie nur unter der Bedingung mitmachen könn— 
ten, wenn dem Festzuge voran die Reichsflagge getragen 
werde. Auch wünschten sie in eine andere Gruppe eingegliedert 
zu verden. Sie sollten mit dem Gesangverein die 6. (letzte) 
Gruppe des Festzuges bilden. Zunächst wandten sie sich mit 
ihren Forderungen an den Vorsitzenden des Festzugausschusses. 
Dieser erklärte jedoch, daß er von sich aus nicht in der Lage sei, 
den geäußerten Wünschen zu enisprechen. Der Festzugs plan 
sei schon bestimmt und könnte von ihm allein nicht geändert 
werden. Zuständig sei hierfür nur der Festzugsausschußz. Darauf⸗ 
hin sand eine Vesprechung der Gewerkschaftsvertreter mit Herrn 
Professor Rühlmann, Geschäftsführer des Reichsverbandes 
der Rheinländer, Herrn Klöckner und Herrn Verwaltungs⸗ 
direkltor Vogel statt, und zwar am Rachmittag des 12. August, 
bei der von den Gewerkschaftlern die gleichen Forderungen ge— 
‚llt wurden. Das Ergebnis der Besprechung war, daß Herr 
slöckner beauftragt wurde, als Vertreter der veranstaltenden 
Zentralorganisationen mit den Vertretern des DEVB. zum Vor 
fitzenden des Festzugausschusses zu gehen und sich dort für di 
Erfüllung der Forderungen, namentlich sowei 
die Reichssfahne in Frage kam, einzusetzen. Et 
wurde ausdrücklich erklürt, daß, nachdem die Gewerkschaften di⸗ 
Forderung nach Vorantragen der Reichsfahne gestellt hätten 
auch der Bund der Saarvereine und der Reichs— 
verband der Rheinländer diese Forderung zu 
ihrer eigenen machten. Am Freitag, dem 13. August 
vormittags 936 Uhr, fand dann eine Besprechung mit dem Vor 
iitzenden des Festzugsausschusses statt. Ergebnis: Einberufung 
des Festzugsausschusses für Freitag, den 183. August 
abends 8 Uhr. Ergebnis dieser Sitzung: Ablehnung de 
Forderung des Deutschen Gewerkschaftsbundes 
weil sich die Vertreter der Vaterländischen Verbände, die in den 
Ausschuß die Mehrheit hatten, dagegen wendeten. Dies gab der 
Organisationen des Deutschen Gewerkschaftsbundes Veranlassung 
hre Zusage zur Teilnahme wieder zurückzuziehen, was dann dern 
Vorständen des Reichsverbandes der Rheinländer und des Vun— 
des der Saarvereine wiederum Grund gab, sich mit dieser An— 
zelegenheit zu befassen, wobei der Reichsperband der Rheinländer 
zu dem Ergebnis kam, sich nicht offiziell am Festzuge zu betelli— 
zen, es den Mitgliedern jedoch freizustellen, daran teilzu— 
iehmen. Tatsächlich haben auch seine in Köln anwesenden Mit 
zlieder sich so gut wie restlos am Festzuge beteiligt. Der Vor 
tand des Bundes der Saarvereine beschloß von fich au 
dafür zu sorgen, daß die Reichsfahne dem Festzuge 
vorangetragen werde. Da die landsmannschaftlichen 
Verbände und von diesen die Saarvereine den Festzug eröffneten 
var damit die Sicherheit gegeben, daß die Reichsfahne dew 
Zuge vorangetragen wurde. Geäußerte Bedenken, daß dite 
daterländischen Verbände infolge dieses Beschlusses noch im letzten 
Augenblick abspringen könnten, wurden dadurch zerstreut, daß 
gleichzeitig beschlossen wurde, neben der Reichsfahne aud 
die Reichshandelsflagge sowie die Fahnen Preußens 
Bayerns, Hessens und des Rheinlandes an der Spitze des Zuges 
zu führen. Wenn dieser Beschluß früher gefaßt worden wärte 
was aber nicht angängig war, weil die Vorstandsmitglieder erst 
am Freitag abend bzw. Samstag vormittag in Köln eintrafen) 
hätte er höchstwahrscheinlich ausgereicht, um die Beteiligung des 
Deu' jthen Gewerkschaftsbundes am Festzuge zu erlangen, obschon 
von ihm auch Einwendungen gegen den Vorschlag, neben der 
Reichsfahne die Reichshandelsflagge zu tragen, erhoben worden 
waren. Tatsächlich sind die genannten Fahnen dem Festzus 
voran (hinter dem ersten Musikkorps) getragen worden. De 
Vorstand des Bundesder Saarvereinehatdami 
dafür gesorgt, daß die Reichsfahne den ihr ge— 
bührenden Platz erhielt. Ich für meinen Teil bedauert 
es sehr, daß sich das Reichsbanner und die Gewerkschaften alle⸗ 
Richtungen nicht entschließen konnten, am Festzuge teilzunehmen 
und ich bin sicher, daß dieses Bedauern vom Vorstand des Bup 
des der Saarvereine restlos geteilt wird. 
Gänzlich unrichtig ist auch die Behauptung, es 
zwischen dem Reichsverband der Rheinlände 
und dem Bunde der Saarvereine zu scharfe 
Auseinandersetzungen gekommen. Im Gegenteil 
Beide Vorstände haben sich in der kameradschaftlichsten Weist 
über die Dinge unterhalten und gemeinsam, insbesondere auch die 
zroße Kundgebung in der Halle im Rheinpark durchgeführt 
Führende Persönlichkeiten des Reichsverbandes erklärten mi 
gegenüber nach den auf den Bund der Saarvereine erfolgten 
Ungriffen, daß sie diese Angriffe völlig unberech 
tigt fänden und bereit seien, an einer Klar 
stellung mitzuwirken. Sie seien davon überzeugt, da 
der Vorstand des Bundes der Saarvereine un' 
insbesondere Herr Geschäftsführer Vogel alle— 
getan hätten, was nach der Lage der Verhält 
nisse möglich gewesen wäre, um eine einseitig 
Zusammensetzung des Festzuges zu vermeiden. 
In einem Teil der Presse ist der Beschluß des Verbandes der 
Rheinländer, sich nicht offiziell am Festzuge zu beteiligen und e 
seinen Mitgliedern freizustellen, ob sie teilnehmen oder fern 
bleiben wollten, mit besonderer Anerkennung hervorgehober 
wvorden. Es liegt mir völlig fern, an diesem Beschluß irgendw 
Kritik zu üben. Aber der Hinweis darauf. daßk durch seine ned
	        
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