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hztund zu der Annahme vorläge, die Aenee des Vereins selen
ereits gelöst. Es sei ganz und gar verfehlt und könne für die
zoarbewegung die nachteiligsten Folgen haben, wenn immer
wieder und allzu nachdrücklich betont würde, das Ringensan
det Saar sei endgültig zu Deutschlands ae
entsche detin. Wenn Frankreich auch den ihm dank der treu—
deuischen Haltung der Saargebietsbevölkerung nunmehr selbfi
janz aussichtslos erscheinenden, Kampf um die Annerion des
zaargebietes aufgegeben habe, so habe es aber ein Augenmert
bcreiis wieder auf ein anderes Ziel gerichtet. Es versuche jetzt,
die Bevölkerung für den Gedanken der Auso—
nomie zu gewinnen. Ohne die geringsten Zweifel in die
dreue und Zuverläsgkeit der überwiegenden Mehrheit unserer
saardeutschen Stammesbrüder setzen zu wollen, hieße es dennoch
nach wie vor für alle, denen das Schicksal des Saargebietes nicht
Aleichgültig sei, treu aguszuharren in der Wacht an der Saar. —
bepvot man sich der Tagesordnung zuwandte, widmete der Vor—
itende dem kürzlich verstorbenen Vorstandsmitglied M. Peters
inen ehrenvollen Nachruf, in, welchem er in anerkennenden
Worten der Verdienste dieses trefflichen deutschen Mannes um
den Verein und dessen Bestrebungen gedachte. Die Versammlung
hrte das Andenken des Heimgegangenen durch Erheben von deñ
bSiten. — Die Niederschrift des Schriftführers P. Jacob über
zie letzte Mitgliederversammlung fand die Billigung der An—
wesenden und die restlichen Vertrauensleute wurden gewählt.
Vezüglich der Beteiligung der Ortsgruppe an der
dälner Bundestagung, die eine sehr rege zu werden
verspricht, e man, von einem Sonderzug oder einer Gesell⸗
schaftsfahrt abzusehen und auf Sonntagsfahrkarte, da billiger und
von der Zeit unabhängiger, nach Köln zu fahren. Als Vertreter
wurden der 14. und 2. Vorsitzende, die Herren A. Kreis und W
8usse gewählt. — Im Anschluß an die Versammlung hielt der
. Vorsizende vor einer zahlreichen Zuhörerschaft, unter welcher
er vor allem die Vertreter der politischen Parteien, der lands
mannschaftlichen Verbände sowie der Nachbarortsgruppen be⸗
püßte, einen Vortragemit Lichtbildern über das
saargebiet. Die Ausführungen, die in Wort und Bild einen
kinblick vermittelten in den zeit- und kulturgeschichtlichen Werde—
gang. in die hervorragenden landschaftlichen Schönheiten und
Figenheiten sowie in die wirtschaftliche Bedeutung der zum Teil
pn außerordentlich hochentwickelten Industrie unserer Saar—⸗
einat und bei den Landsleuten manch liebe alte Erinnerung
wachriefen. klangen aus in einen Wetberuf an alle deutschen
bolksgenossen, die sich um das mit dem Wahlspruch „Deutsch
die Saar immerdar!“ gezierte Banner der, Saardeutschen
u schatren und fanden lebhaften Beifall. — Noch lange saßen
datauf die Mitglieder mit ihren Gästen in angereater Unter—⸗
saltung beisammen.
8„Saar⸗Verein“, Ortsgruppe Frankiurt a. M. Nachruf.
Im 39. Mai fiel ein geschätztes Mitglied und Mitgründer unserer
Atsgruppe, Herr Adolf Landgraf, Kriminglpolizeisekretär
beim hiefigen Polizeipräsidium einem gräßlichen AUutomobil⸗
unglück zum Opfer. Wie die Tagesblätter melden, war die
Frankfurter Mordkommission zur Rusklärung eines Motdes in
die Umgegend abgerufen worden. Ihr gehörien sieben Beamten,
darunter L. an, die in einem Automobil abfuhren. Unterwegs
zeriet der Wagen auf dem schlüpfrigen Weg irotz mäßiger Fahrt
ins Schlingern, fuhr mit einem Rad in den Straßengraben und
iherschlug sich. Ein Beamler wurde hingusgeschleudert, die
ibrigen sechs aber wurden vom Kraftwagen unier sich begraben.
Iuf Landgraf drückte noch besonders ein schwerer Kasten mit
Untersuchungsapparaten, der auf ihn gefallen war. Landgraf
dutde so zerdrückt und fand einen raschen Tod; er ist nut
Jahre ali geworden. Er war bei der französischen Besatzung
es Saargebiets Polizeibeamter in Saarbrücken, wurde am
.April 1919 ein Opfer französischer Brutalitat
und aus dem Saargebiet ausgewiesen.
„Herr Landgraf gehörte zu den ersten am 8. April
gtg ausgewiesenen Persönlichkeiten, unter denen
ich u. a. die Herren Oberlandesgerichtstat Andreas, Gym⸗
wsialdirettor Kneuper, Oberbergral Reff, Generaldirektor
Weinlich, Verwaltungsdirektor Vogel, Geheimer
Studienrat Dr. R'eubert un befanden. In der Nummer1
es „Saar⸗Freun de vom Jahre 1820 sind diese ersten Aus—⸗
veisungen in einem besonderen Aufsaßz ‚Aus der Saar⸗
eimat vertrieben“ eingehend geschildert. Beim Nachlesen
ieser Zeilen wird man wieder erinnert an all das, was der
ungie an Brutalität sich geleistet hat. Es ist somit durchaus
zreiflich, daß diese aus der Heimal Verdrängten die Saar—
ngelegenheiten mit“ gang andeten Augen ansehen, und über
— Vorgange an der Saar, und ihre Beachtung im übrigen
Futschland schärfer und kritischer urleilen als sene, die diese
veelentämpfe nicht durchzumachen hatten.
v —A Frankfurt a. M. und
beim Polize präsidium selbst. wo er als tüchtiger und ver⸗
giher Beamter besonders geschätzt wurde. Sein tragisches
— und das Leid seiner Familie erregen weithin lebhafte
inahme, die besonders warm bei den in der Ortsgruppe des
Rdeteins zusammengeschlossenen Saardeutschen ist. Sie
en dem treudeutschen und warmherzigen Landsmann ein
eundes Andenken bewahren.
Saarwirtschaftsleben.
Die Scheinblüte der saarländischen Eisenindustrie.
Während in Deutschland die Verhältnisse in der deutschen
Wirtschaft noch keinerlei Ansätze zu dauernder Besserung zeigen
und die Erwerbslosenziffer immer noch eine schwindelnde Hoͤhe
aufweist, find derartige Merkmale einer wirtschaftlichen
Depresfion rein äußerlich in der Saarwirtschaft nicht vorhanden.
Die Arbeitslosenzisser an der Saar ist verhältnismäßig gering.
beinah kaum nennenswert, was sich aus der vollen Beschäftigung
besonders in der Saar-Eisen⸗Industrie erklärt. Die Werke ver—
fügen über einen reichlichen Bestellungsstand, der eine Absatz—
möglichkeit von 2 bis 3, Monaten gewährleistet. Nach wie voör
richtet sich das Hauptinteresse auf den Exportmarkt. Trot
drückender Konkurrenz der lothringischen und iuxemburgischen
Werke bleiben die Saarwerke im Ausfuhrmarkt lebhaft tätig
und konnten verschiedentlich größere Aufträge hereinhelen. Ein
zutes Absotzgebiet ist Amerika geworden. Größere Bestellungen
für Neuyork, Philadelphia und St. Franzisko sind den Saar—
werken zugegangen. Aber auch nach Dänemark. Schweden, den
nordischen Randstaaten, nach dem Orient, der Türkei und Aegyp⸗
ten laufen bemerkenswerte Aufträge. Dagegen ist der Inlands—⸗
absatz wie bisher gering. Hervorzuheben ist das Eisengeschäft
nach Deutschland — nach der Pfalz und vor allem noch Süd—⸗
deutschland —, wo allerdings sowohl die Zollstundungen, die
das Reich den Saarwerken gewährt, wie auch die unter den
offiziellen Verkaufspreisen stehenden Saar-Preise die Konkurrenz⸗
ähigkeit der Saarwerke bedingt. Die Absatzmöglich⸗
keiten von saarländischen Eisenerzeugnifjsen
rach Frankreich bleiben weiterhin gering. Einen
Maßstab für den Absatz in der saarländischen Eiscnindustrie geben
zie ständig verlängerten Lieferzeiten, die zwischen 4 und 12 Wochen
chwanken.
Trotz dieses äußerlich günstigen Wirtschafisstandes an der
Saar kann von einer wirtschaftlichen Blüte der Saarindustrie um
so weniger die Rede sein, als, wie schon oben erwähnt, die
französische Franken-Inflation zwar die saarländische Konkurrenz⸗
ähigkeit begünstigt, krotzdem aber von einer Prosperität nicht die
Rede sein kann. Hierfür geben die außerordentlich niedrigen
Löhne an der Saar einen guten Beweis ab, da sie das allgemeine
Wirtschaftsleben, also den saarländischen Inlandsmarkt, einschließ⸗
fich Handel und Gewerbe außerordentlich ungünstig beeinflussen.
vom Saarbergbau.
Opfer französischen Raubbaues. Auf Grube Altenwald ver—
unglückten kürzlich wieder zwei Bergleute tödlich. — Schwer ver—
setzt wurde aufj Grube Brefeld der ledige Bergmann Alt aus
Eppelborn. Seine Verletzungen am Kopf und an, den Beinen
durch niedergehende Gesteinsmassen machten seine Ueberführung
in das Knappschaftslazarett erforderlich. — Auf Grube von der
heydt kam der 24 Jahre alte Bergmann Ernst Klein aus Hilsch⸗
ach in einem Bremsberg schwer zu Schaden. — Auf Grube Brefeld
wurde ein französischer Grubenkantrolleur beim Befahren der
Strede durch ein sich loslösendes Felsstück so schwer getroffen, daß
er bald datauf verstarb. Seine Leiche wurde nach Frantreich
übersührt. — Auf Grube Velsen verunglückten am 24. drei Berg⸗
eute, zwei davon, die 21 bezw. 18 Jahre alten Müller-Bisch—
dorf und Kriebs-Piesbach, waren sofort fot., Der dritte
am mil leichteren Verletzungen davon. Am gleichen Tage wurden
weitere 6 Bergleute verletzt, so daß sie dem Krankenhaus zu⸗
zeführt werden mußten. — Auf dem Ostschacht der Grube Fried⸗
richsihal wurde ein 18 Jahre alter Schlepper von einem Wagen
erfaßt und sofort geo tet Auf Grube Heinitz verunglückte
der 44 Jahre alte Bergmann Braun-Beldstock, Valer von sieben
unversotgten Kindern, durch niedergehendes Gestein tödlich.
kin zweier Bergmann wurde verletzt. Auf Grube von der Heydt
wurde der Bergmann Friedrich Flackurs aus Hixberg von einem
herabfallenden Felsstück am Rücken schwer verletzt. Auf Grube
Itzen⸗plitz verunglückte der eee Sauer aus Heiligenwald
so schwer, daß seine sofortige Ueberführung in das Knappschafts⸗
lazarett erfolgen mußte. Auf der Grube St. Ingbert erlitt der
berheiratete Bergmann Ludwig Sehn aus Si. Ingbert durch
herabfallendes Gestein einen Schlüsselbeinbruch und eine Ver—⸗
etzung der Rippen. Auf der gleichen Grube verunglückte der
Bergmann Johann Ecker aus Erbach schwer, so daß er dem
Knappschaftslazarett zugeführt werden mußte.
Erhöhungen der Venslonskassenleistungen im Saarknappfchafis⸗
verein.
Der zuständige Ausschuß im Saarknappschaftsverein hat in
einer am 27. Man statigefundenen Sitzung einstimmig beschlossen,
die Pensionen mit Wirtung ab 1. Juni zu erhöhen und für den
Monat Juli eine weitere Erhöhung eintreten zu lassen. Für den
Monat Juni wird eine Aufbesserung um 10 Prozent von der
Sltammpension erfolgen, wahrend für den Monat Juli eine Er⸗
hzöhung eintritt in der Weise, daß die bisher geltende Verviel⸗
ültiguüngszahl (2,6 mal und — auf 2,9 festgesetzt wurde.