Full text: Der Saar-Freund (7.1926)

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hztund zu der Annahme vorläge, die Aenee des Vereins selen 
ereits gelöst. Es sei ganz und gar verfehlt und könne für die 
zoarbewegung die nachteiligsten Folgen haben, wenn immer 
wieder und allzu nachdrücklich betont würde, das Ringensan 
det Saar sei endgültig zu Deutschlands ae 
entsche detin. Wenn Frankreich auch den ihm dank der treu— 
deuischen Haltung der Saargebietsbevölkerung nunmehr selbfi 
janz aussichtslos erscheinenden, Kampf um die Annerion des 
zaargebietes aufgegeben habe, so habe es aber ein Augenmert 
bcreiis wieder auf ein anderes Ziel gerichtet. Es versuche jetzt, 
die Bevölkerung für den Gedanken der Auso— 
nomie zu gewinnen. Ohne die geringsten Zweifel in die 
dreue und Zuverläsgkeit der überwiegenden Mehrheit unserer 
saardeutschen Stammesbrüder setzen zu wollen, hieße es dennoch 
nach wie vor für alle, denen das Schicksal des Saargebietes nicht 
Aleichgültig sei, treu aguszuharren in der Wacht an der Saar. — 
bepvot man sich der Tagesordnung zuwandte, widmete der Vor— 
itende dem kürzlich verstorbenen Vorstandsmitglied M. Peters 
inen ehrenvollen Nachruf, in, welchem er in anerkennenden 
Worten der Verdienste dieses trefflichen deutschen Mannes um 
den Verein und dessen Bestrebungen gedachte. Die Versammlung 
hrte das Andenken des Heimgegangenen durch Erheben von deñ 
bSiten. — Die Niederschrift des Schriftführers P. Jacob über 
zie letzte Mitgliederversammlung fand die Billigung der An— 
wesenden und die restlichen Vertrauensleute wurden gewählt. 
Vezüglich der Beteiligung der Ortsgruppe an der 
dälner Bundestagung, die eine sehr rege zu werden 
verspricht, e man, von einem Sonderzug oder einer Gesell⸗ 
schaftsfahrt abzusehen und auf Sonntagsfahrkarte, da billiger und 
von der Zeit unabhängiger, nach Köln zu fahren. Als Vertreter 
wurden der 14. und 2. Vorsitzende, die Herren A. Kreis und W 
8usse gewählt. — Im Anschluß an die Versammlung hielt der 
. Vorsizende vor einer zahlreichen Zuhörerschaft, unter welcher 
er vor allem die Vertreter der politischen Parteien, der lands 
mannschaftlichen Verbände sowie der Nachbarortsgruppen be⸗ 
püßte, einen Vortragemit Lichtbildern über das 
saargebiet. Die Ausführungen, die in Wort und Bild einen 
kinblick vermittelten in den zeit- und kulturgeschichtlichen Werde— 
gang. in die hervorragenden landschaftlichen Schönheiten und 
Figenheiten sowie in die wirtschaftliche Bedeutung der zum Teil 
pn außerordentlich hochentwickelten Industrie unserer Saar—⸗ 
einat und bei den Landsleuten manch liebe alte Erinnerung 
wachriefen. klangen aus in einen Wetberuf an alle deutschen 
bolksgenossen, die sich um das mit dem Wahlspruch „Deutsch 
die Saar immerdar!“ gezierte Banner der, Saardeutschen 
u schatren und fanden lebhaften Beifall. — Noch lange saßen 
datauf die Mitglieder mit ihren Gästen in angereater Unter—⸗ 
saltung beisammen. 
8„Saar⸗Verein“, Ortsgruppe Frankiurt a. M. Nachruf. 
Im 39. Mai fiel ein geschätztes Mitglied und Mitgründer unserer 
Atsgruppe, Herr Adolf Landgraf, Kriminglpolizeisekretär 
beim hiefigen Polizeipräsidium einem gräßlichen AUutomobil⸗ 
unglück zum Opfer. Wie die Tagesblätter melden, war die 
Frankfurter Mordkommission zur Rusklärung eines Motdes in 
die Umgegend abgerufen worden. Ihr gehörien sieben Beamten, 
darunter L. an, die in einem Automobil abfuhren. Unterwegs 
zeriet der Wagen auf dem schlüpfrigen Weg irotz mäßiger Fahrt 
ins Schlingern, fuhr mit einem Rad in den Straßengraben und 
iherschlug sich. Ein Beamler wurde hingusgeschleudert, die 
ibrigen sechs aber wurden vom Kraftwagen unier sich begraben. 
Iuf Landgraf drückte noch besonders ein schwerer Kasten mit 
Untersuchungsapparaten, der auf ihn gefallen war. Landgraf 
dutde so zerdrückt und fand einen raschen Tod; er ist nut 
Jahre ali geworden. Er war bei der französischen Besatzung 
es Saargebiets Polizeibeamter in Saarbrücken, wurde am 
.April 1919 ein Opfer französischer Brutalitat 
und aus dem Saargebiet ausgewiesen. 
„Herr Landgraf gehörte zu den ersten am 8. April 
gtg ausgewiesenen Persönlichkeiten, unter denen 
ich u. a. die Herren Oberlandesgerichtstat Andreas, Gym⸗ 
wsialdirettor Kneuper, Oberbergral Reff, Generaldirektor 
Weinlich, Verwaltungsdirektor Vogel, Geheimer 
Studienrat Dr. R'eubert un befanden. In der Nummer1 
es „Saar⸗Freun de vom Jahre 1820 sind diese ersten Aus—⸗ 
veisungen in einem besonderen Aufsaßz ‚Aus der Saar⸗ 
eimat vertrieben“ eingehend geschildert. Beim Nachlesen 
ieser Zeilen wird man wieder erinnert an all das, was der 
ungie an Brutalität sich geleistet hat. Es ist somit durchaus 
zreiflich, daß diese aus der Heimal Verdrängten die Saar— 
ngelegenheiten mit“ gang andeten Augen ansehen, und über 
— Vorgange an der Saar, und ihre Beachtung im übrigen 
Futschland schärfer und kritischer urleilen als sene, die diese 
veelentämpfe nicht durchzumachen hatten. 
v —A Frankfurt a. M. und 
beim Polize präsidium selbst. wo er als tüchtiger und ver⸗ 
giher Beamter besonders geschätzt wurde. Sein tragisches 
— und das Leid seiner Familie erregen weithin lebhafte 
inahme, die besonders warm bei den in der Ortsgruppe des 
Rdeteins zusammengeschlossenen Saardeutschen ist. Sie 
en dem treudeutschen und warmherzigen Landsmann ein 
eundes Andenken bewahren. 
Saarwirtschaftsleben. 
Die Scheinblüte der saarländischen Eisenindustrie. 
Während in Deutschland die Verhältnisse in der deutschen 
Wirtschaft noch keinerlei Ansätze zu dauernder Besserung zeigen 
und die Erwerbslosenziffer immer noch eine schwindelnde Hoͤhe 
aufweist, find derartige Merkmale einer wirtschaftlichen 
Depresfion rein äußerlich in der Saarwirtschaft nicht vorhanden. 
Die Arbeitslosenzisser an der Saar ist verhältnismäßig gering. 
beinah kaum nennenswert, was sich aus der vollen Beschäftigung 
besonders in der Saar-Eisen⸗Industrie erklärt. Die Werke ver— 
fügen über einen reichlichen Bestellungsstand, der eine Absatz— 
möglichkeit von 2 bis 3, Monaten gewährleistet. Nach wie voör 
richtet sich das Hauptinteresse auf den Exportmarkt. Trot 
drückender Konkurrenz der lothringischen und iuxemburgischen 
Werke bleiben die Saarwerke im Ausfuhrmarkt lebhaft tätig 
und konnten verschiedentlich größere Aufträge hereinhelen. Ein 
zutes Absotzgebiet ist Amerika geworden. Größere Bestellungen 
für Neuyork, Philadelphia und St. Franzisko sind den Saar— 
werken zugegangen. Aber auch nach Dänemark. Schweden, den 
nordischen Randstaaten, nach dem Orient, der Türkei und Aegyp⸗ 
ten laufen bemerkenswerte Aufträge. Dagegen ist der Inlands—⸗ 
absatz wie bisher gering. Hervorzuheben ist das Eisengeschäft 
nach Deutschland — nach der Pfalz und vor allem noch Süd—⸗ 
deutschland —, wo allerdings sowohl die Zollstundungen, die 
das Reich den Saarwerken gewährt, wie auch die unter den 
offiziellen Verkaufspreisen stehenden Saar-Preise die Konkurrenz⸗ 
ähigkeit der Saarwerke bedingt. Die Absatzmöglich⸗ 
keiten von saarländischen Eisenerzeugnifjsen 
rach Frankreich bleiben weiterhin gering. Einen 
Maßstab für den Absatz in der saarländischen Eiscnindustrie geben 
zie ständig verlängerten Lieferzeiten, die zwischen 4 und 12 Wochen 
chwanken. 
Trotz dieses äußerlich günstigen Wirtschafisstandes an der 
Saar kann von einer wirtschaftlichen Blüte der Saarindustrie um 
so weniger die Rede sein, als, wie schon oben erwähnt, die 
französische Franken-Inflation zwar die saarländische Konkurrenz⸗ 
ähigkeit begünstigt, krotzdem aber von einer Prosperität nicht die 
Rede sein kann. Hierfür geben die außerordentlich niedrigen 
Löhne an der Saar einen guten Beweis ab, da sie das allgemeine 
Wirtschaftsleben, also den saarländischen Inlandsmarkt, einschließ⸗ 
fich Handel und Gewerbe außerordentlich ungünstig beeinflussen. 
vom Saarbergbau. 
Opfer französischen Raubbaues. Auf Grube Altenwald ver— 
unglückten kürzlich wieder zwei Bergleute tödlich. — Schwer ver— 
setzt wurde aufj Grube Brefeld der ledige Bergmann Alt aus 
Eppelborn. Seine Verletzungen am Kopf und an, den Beinen 
durch niedergehende Gesteinsmassen machten seine Ueberführung 
in das Knappschaftslazarett erforderlich. — Auf Grube von der 
heydt kam der 24 Jahre alte Bergmann Ernst Klein aus Hilsch⸗ 
ach in einem Bremsberg schwer zu Schaden. — Auf Grube Brefeld 
wurde ein französischer Grubenkantrolleur beim Befahren der 
Strede durch ein sich loslösendes Felsstück so schwer getroffen, daß 
er bald datauf verstarb. Seine Leiche wurde nach Frantreich 
übersührt. — Auf Grube Velsen verunglückten am 24. drei Berg⸗ 
eute, zwei davon, die 21 bezw. 18 Jahre alten Müller-Bisch— 
dorf und Kriebs-Piesbach, waren sofort fot., Der dritte 
am mil leichteren Verletzungen davon. Am gleichen Tage wurden 
weitere 6 Bergleute verletzt, so daß sie dem Krankenhaus zu⸗ 
zeführt werden mußten. — Auf dem Ostschacht der Grube Fried⸗ 
richsihal wurde ein 18 Jahre alter Schlepper von einem Wagen 
erfaßt und sofort geo tet Auf Grube Heinitz verunglückte 
der 44 Jahre alte Bergmann Braun-Beldstock, Valer von sieben 
unversotgten Kindern, durch niedergehendes Gestein tödlich. 
kin zweier Bergmann wurde verletzt. Auf Grube von der Heydt 
wurde der Bergmann Friedrich Flackurs aus Hixberg von einem 
herabfallenden Felsstück am Rücken schwer verletzt. Auf Grube 
Itzen⸗plitz verunglückte der eee Sauer aus Heiligenwald 
so schwer, daß seine sofortige Ueberführung in das Knappschafts⸗ 
lazarett erfolgen mußte. Auf der Grube St. Ingbert erlitt der 
berheiratete Bergmann Ludwig Sehn aus Si. Ingbert durch 
herabfallendes Gestein einen Schlüsselbeinbruch und eine Ver—⸗ 
etzung der Rippen. Auf der gleichen Grube verunglückte der 
Bergmann Johann Ecker aus Erbach schwer, so daß er dem 
Knappschaftslazarett zugeführt werden mußte. 
Erhöhungen der Venslonskassenleistungen im Saarknappfchafis⸗ 
verein. 
Der zuständige Ausschuß im Saarknappschaftsverein hat in 
einer am 27. Man statigefundenen Sitzung einstimmig beschlossen, 
die Pensionen mit Wirtung ab 1. Juni zu erhöhen und für den 
Monat Juli eine weitere Erhöhung eintreten zu lassen. Für den 
Monat Juni wird eine Aufbesserung um 10 Prozent von der 
Sltammpension erfolgen, wahrend für den Monat Juli eine Er⸗ 
hzöhung eintritt in der Weise, daß die bisher geltende Verviel⸗ 
ültiguüngszahl (2,6 mal und — auf 2,9 festgesetzt wurde.
	        
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