vorbexeitelen Jahresversammlung vornimmt, zumal nichh, wenn
diese Veranstalkungen mit großen Masseunkundgehungen verdunden
ind, wie dies bei den Jahrestagungen des Vundes der Suar—
—
werden; denn jeder, der bei den Vorbereitungsärbeiten größerer
Kundgebungen schon einmal mitgewirkt hal, weiß, wie unendlich
piel Arbeit und Mühe vergeblich gewesen sind — ganz abgesehen
hon den erhöhten Kosten —, wenn eine Verlegung des Veranstal—
ungstages notwendig wird.
Besonders unangenehm empfindet man es in solchen Fällen,
wenn der Grund für die Verlegung mit der Sache selber eigentlich
nichts zu tun hat, vielleicht auf Ursachen zurückzufichren ist, die für
den einen oder anderen unter Umständen nicht dringlech oder be—
deutsain genug erscheinen, um die Verschiebung einer lang- und
sorgfältig vorbereiteten Veranstaltung zu rechtfertigen. Auch für
den vorliegenden Fall kann ich mir z. B. sehr wohl denken, daß
Mitglieder des Bundes der Saarvereine, die grundsötlich einen
anderen Standpunkt in der Frage der Fürstenabfindung einneh—
men, als die Veranlasser der Abstimmung und ihr nahetehenden
Kreise, dann, weun sie zu der Angelegenheit rein parteimäßig
Stellung denen zu der Ansicht kommen können, daß eine Ver—
legung des Termines der Saartagung der Volksabstimmung un—
nötig sei, weil ein großer Teil, vielleicht sogar der größte Teil der
ptimmungsbenentigten— grundsätzlich nicht an dieser Abstimmung
teilnehmen würden und für die, die abstimmen wollen, auch die
Möglichkeit hierzu selbst dann gegeben wäre, wenn sie sich an der
Saarveranstaltung beteiligten, da das Abstimmen für die in Köln
wohnenden Kundgebungsteilnehmer gar keine Schwierigkeit mache
Auswärtige sich Wahlscheine besorgen und in Köln abstimmen
onnten.
Man mag zu solchen Erwägungen stehen wie man will, zu—
geben wird man müssen, daß sie angestellt werden können, ohne
daß an sich darin irgend ein Verstoß gegen die Ueberparteilichkeit
des Bundes zu liegen braucht. Allerdings können solche Erwägun—
gen nur theoretischer Art sein. Praktisch liegen die Dinge so, daß
überparteiliche Organijationen bei uns in Deutschland mehr als
alle anderen auf die große Empfindlichkeit ihrer Mitglieder und
der für sie in Betracht kommenden Kreise des politischen, kultu—
tellen und berufsständischen Lebens in allen Angelegenheiten, die
unmittelbat oder auch nur mittelbar mit solchen Fragen in Ver—
bindung stehen. Rücksicht nehmen müssen.
Wer in einer überparteilichen Vereinigung nicht gewillt oder
in der Lage ist, diese, wenn auch oft unwögbaren Strömungen zu
beachtenn, wird sich nicht zur Führung eignen; denn es wird ihim
nicht nur nicht gelingen das Vertrauen derer zu gewinnen, die an
und für sich guien Willens sind und gerne mitärbeiten möchten,
ondern er wird einen Teil der mehr parteimäßig eingestellten
Kreise geradezu vor den Kopf stoßen, und selbst bei den mehr über⸗
Rꝛ eingestellten Freunden meistens Mißtrauen hervor⸗
ufen.
Auch der Bund der Saarvereine, insbesondere seine Leitung,
hat, was gar nicht weite verwunderlich ist, gegen solches Miß—
ltauen kämpfen müssen — und muß dies bis auf den heutigen
Tag — obschon fich die führenden Personen — das weiß ich auf
ßrund meiner langen Mitarbeit — von Anfong an darüber klar
varen, daß in den Saarvereinen völlige Ueberparteilichteit herr⸗
chen miisse und sie sich auch dementsprechend verhalten haben. Be—
oußt ist sicherlich von den leitenden Personen die politische oder
onfessionelle Reutralität niemals, weder in Worlt noch in der
Schrift verletzt worden. Nie ist der Bund der Saarvereine. oder
eine Zeitschrift „Der Saarfreund“, im Geiste einzelner Parteien
oder Richtungen geleitel worden, sondern die geleifiee Arbeil be—
wegte sich stets in Rahmen der UÜeberparteilichkeit und war immer
darauf gerichtet, unseren Vollsgenossen an der Saar in ihrem
ichweren Kampfe gegen die mit allen Mitteln belriebene Ver—
velschungspolitik zu helsen Dabei waren Vundesfeitung, Ge—
häftsstelle und Schriftleitung dauernd bemüht, möglichst jeden
deutschen, ganz gleich welcher politischen Partei er angehörte, für
die Saarftage zu interessieren Uund womöglich als Mitglied zu ge—
pinnen, immer in der klaren Erkenntnis, daßz der Kampisum die
Deutscherhaltung und baldige Befreiung unseres deutschen Saca—
gebietes nicht Sache einzelner Parteien oder Stände ist, sondern
eine Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes. Die Führung des
Abwehr- und Befreiungskampfes hat der Bund dabei bewußt
den deutschen Parteien im Saargebiet und den zuständigen
Reichs- und Landesstellen überlassen. Eine selbständige Politik
hat der Bund nie treiben wollen und nie getrieben Das schließt
jedoch nicht aus, daß er Anregungen gibt, auf Mißstünde hinweist
und mit allem Nachdruck deren Beseitigung verlangt, an das Ge—
wissen der Weltmächte appelliert uswp. Ja, längere Zeit, als det
ranzösische Militarismus und Chauvinismus ini Saargehbiet jede
deutsche Regung gewaltsam unterdrückte, wat der Saar—
verein fast gusschließlich das Sprachrohr un-—
serer bedrückten und geknechteten Landsleute
an der Saar ohne Ruͤcksicht auf ihre partei—
politische oder weltanschaäuliche Einstellung.
Gekämpft hat der Bünd auch gegen Verschwommenheit bei
der Behandlung von Saarfragen und besonders geegn alle sepa—
ratistischen oder gar frankophilen Bestrebungen im Saargebiet,
ganz gleich in welchem Lager sich solche zeiglken. In dieser Hin—
icht gibt es bei ihm keinerlei Rücksichtnahme. Der Bund der
Saarvereine kann und wird z. B. nicht stillschweigend zusehen,
wenn neuerdings an der Saar Propaganda für einen autonomen
Staat gemacht wird, sondern wird gemeinsam mit den deuischen
Parteien des Saargebiets daraufhin arbeiten, daß auch diese Be—
mühungen ebensowenig Erfolg haben werden, wie es die anderen
bon Frankreich offen oder geheim angeregten und betriebenen
Abtrennungsbestrebungen gehabt haben. Hier hat die Ueber—
parteilichkest des Bundes eine Grenze, die unverrückbar fesi—
teht. Seine Grundlage ist die nationale und wird es
bleiben. Die Leitung des Bundes ist sich durchaus bewußt, daß
von der Einheit des Reiches und der inneren Geschlossenheit des
guanzen deutschen Volfes die Zukunft unseres Vaterlandes — ein—⸗
schließlich des Saaargebietes — abhängt. So entlschieden sie jede
nationale Ueberspannung oder Ueberheblichkeit ablehnt, muh
und wird sie daher in ihrem gemeinsam mit der Bevölkerung des
Zaargebietes füt die Erhaltung des Deutschtums geführten
Kampfe darauf bedacht sein, die nationalen Werke möglichst
stark zu betoönen und herauszustellen.
Die Erregung in der saarländischen Beamtenschast.
Die Veamtenschaft des Saargebiets hatte angesichts ihrer
X durch die Arbeitsgemeinschaft der Beamtenverbände
eine Versammlung nach Saarbrücken einberufen, um die Besol⸗
dungsfrage auf Grund der bestehenden Bestimmungen bzw. der
den Beamten gemachten Zusscherungen u behandeln. Das
hauptreferat hiell Landgerichtsdireltor Prüfner. Et wies
auf die Kabinetisordet hin. die den Saarbeamten einen gesetz⸗
lichen Anspruch auf Gleichstellung mit den Reichs und Stagts—
beamten auf Einstellung, Beförderung und Zahlung garantiert
Erst als auch die Regierungskommissson im Jahre 1920 die Zu—
sherung gab, die in hren Dienst übe rnom menen Beamten, nicht
chlechter du stellen als ihre Kollegen im Reich, hätten diese fich
damals zum Uebertritt in den Dienst der Saarregierung bereit
klärt. Der Reichsregierung wurde von dem Vorlragenden der
Vorwurf gemacht, daß man zunächst den Saarbeamten erklärt
habe, die Gelder zum Ausgleich der Gehälter mit den Reichs—
beamten stuͤnden bereit. Später habe man aber nur noch von
tinem Reallohn gesprochen, der die Lebensunkerhaltskosten
wischen Reich und Saaorgebiet in Rücksicht zu ziehen habe. Nach
eutschem Recht gaäbe es für Beamnte aberkehne Inber methode.
Wenn die Sagarlander auf kurze Zeit sich vorübergehend mit den
Jrankengehaͤltern die sie gar nicht gefordert hatten. besser ge—
tanden hat ten so sel das ndch kein Gennde dafur, sie gun auf
Jahre schlechter sellen zu wollen. Heute lägen die Dinge so,
deß niemand im Saurgebüet seine Kinder, auf
höheren, Schulenenach Deutschland schüden
adn e, daßz er sich in Deutschland erhole usn. Bei den Baden⸗
adener Verhandlüngen zwischen Saartegietung und Verkretern
der Reichsregierung habe man sich zwar die Hände gedrückt, dabei
aber die Rechte der Saarbeamten zerdrückt. Die
Rechtsgültigkeit der Kabinettsbeschlüsse sei seinerzeit von dem
Ministerpräsidenten Braun ausdrücklich anerkannt worden.
Jetzt hätten sich drei höhere Saarbeamte entschlossen, den Heimat⸗
staat Preußen auf Erfüllung des en Anspruchs nach
gleichen Gehältern zu verklagen. Der erste Verhandlungstermin
sttehe auf den 21. Juni an.
Das zweite Referat über die Rotlage in den unteren
Besoldungsgruppen hielt Verbandsgeschäftsführer J. P.
Sschmitt. Auch er volemisierte gegen das Baden-Badener Ab—
onmimen, da es darauf hinausgehe, das früher den Beanten ge⸗
zebene Versprechen rechtsunwirksam zu machen. Als Grund⸗
übel der ietzigen ungünstigen Gehaltsverhältnisse für die
Saarbeamten erblickt er die Abtrennung des Sagr—
zebiets vom Reiche. Das Saargebiet sei jetzt ein Aus⸗
deutungsgebiet, aus welchem Reparationen herausgepreßt
wvürden. Die Bevölkerung dieses Gebietes werde dabei immer
ärmer. Die jetzigen Bezüge der Unterbeamten und — 8—
reichen nicht mehr aus, das nackte Leben zu erhalten. Irgend⸗
welche unvorhergesehene Unglücksfälle brächten den vollständigen
Ruin der, betreffenden Familien Damit, wochse die Ver⸗
bitterung immer mehr. Die Schuld dafür könne niemand
anders als der Regierungskommisfion zugeschrieben
werden, die alle Eingaäben und alle Hinweise auf die steigende
Rot bei den Unterbeamten und Angestellten unbeantwortet und
unberüchichtigt gelassen habe. Nachdem alle Versuche, der Be—⸗
dinenschäft ein drträgliches Einkommen zu sichern, fehlgeschlagen