Full text: 1904 (0001)

Das Jagdschloß Philippsborn oder „Peuhaus.“ 
Pider Stelle, auf der sich das heutige Forsthaus Neuhaus erhebt, stand nach einer am alten 
runnenhause vorgefundenen Inschrift bereits im Jahre 1113 das vom Segfen Siegbert II. 
erbaute Jagdhaus Wanborn. Graf Philipp III. sieß diese altehrwürdige aldburg nieder— 
reitzen und erbaute im Jahre 1876 an seiner Stelle ein neues Jagdschloß, welchem er den Namen 
Philippsborn gab; im Volksmunde jedoch entstand bereits damals der noch heute gebräuchliche 
Name „Veuhaus“, im Gegensatz zu dem alten Residenzschlosse zu Saarbrücken. In den Kriegen 
des 17. Jahrhunderts hatte Schloß Philippsborn sehr gelitten, sodaß es im Jahre 1700 baulich 
wieder hergestellt werden mußte; seit dieser Zeit von den Regenten weniger benutzt wohnte daselbst 
zin herrschaftlicher Jäger, der das ganze Jagdwesen unter sich hatte, die auf dem Schlosse gehaltenen 
hunde und Jagdpferde des Fürsten zu dressieren und die Jagdutensilien in Ordnung zu halten hatte. 
(Bildnis des 24jährigen 
Das hervorragende KUunstwerk 
von 
Grafen Philipp III. von Nassau-Sdarbrücken, in Kelheimer Stein geschnitten. 
efindet fich im Nachlaß des Bürgermeisters Chewalt in Köln. Der Erbgroßherzog 
Kuxemburg soll für dasselbe 3000 Mark geboten haben.) 
17256 wurde der Wald um das Schloß abgeholzt und nach Anlegung von Waldwiesen und Feld 
ein Gutshof errichtet; unter Fürst KLudwig, der das von ihm erbaute Schlößchen auf dem Ludwigs⸗ 
berg bevorzugte, kam Schloß Philippsborn als Jagdhaus anscheinend ganz außer Gebrauch. Da 
brach der Schreckenstag, der 11. September 1793 über das Schloß herein; ebenso wie die fürstlichen 
Schloͤsser zu Saarbrücken, auf dem Ludwigsberg, auf dem Halberg und zu Neunkirchen, wurde auch 
Schloß Philippsborn von den Horden der the Freiheitsmänner total ausgeplündert, sogar 
die Fußböden herausgerissen und die Ofen abgebrochen und fortgeschleppt und das zerstörte Haus 
schließlich verbrannt. Lange lagen die Trümmer einstiger e bis der Besitz noch unter 
französischer Herrschaft an die Gemeinde Saarbrücken überging; im Jahre 1831 kam das Gut 
Neuhaus samt einem großen Teil der angrenzenden Waldungen zur Versteigerung und wurde durch 
einen Saarbrücker Bürger Conrad Träger erworben. Vach den Mitteilungen des Historischen Vereins 
nahm Träger auf seinem nunmehrigen Besitz verschiedene Planierungsarbeiten vor, ließ Schutthaufen 
beseitigen, um Garten⸗ und Feldkulturen anzulegen. Bei diesen Arbeiten wurden nun eine ganze 
Anzahl römischer Fiegel, ein Stein mit Insrst und Münzen aus der Kaiserzeit gefunden, von 
denen der Stein leider entwendet und die besten Münzen an einen auswärtigen Liebhaber verschenkt 
wurden; an der Ostseite des Gutes wurde auch ein römischer Fiegelofen aufgedeckt. Aus diesen 
funden ging hervor, daß lange bevor Graf Siegbert II. seine Waldburg errichtete, hier bereits eine 
römische Niederlassung bestanden hatte; wahrscheinlich war es ein römisches Kastell, das auf dieser 
aussichtsreichen Böhe und ihrer natürlichen Lage nach sich leicht befestigen ließ, einen großen Ceil 
des Saargebietes beherrschte, auch zur Überwachung der unweit davon vorüberführenden Römerstraßen 
notwendig gewesen sein mag. Träger kam mit der an seinen Besitz angrenzenden Forstverwaltung 
wegen Abschießen der Hasen in differenzen, sodaß die Forstverwaltung die Bergbehörde ver⸗ 
anlaßte, das Gut Neuhaus zu erwerben; später ging der Besitz an die Eisenbahnbehörde über, 
von welcher ihn die Forstverwaltung endgiltig erwarb/ die in den Resten des alten Schlosses eine 
Försterei errichtete. In unserer Zeit ist die herrliche Waldhöhe ein beliebter Ausflugspunkt geworden, 
nach arbeitsreichen Tagen in dumpfer Stube und staubiger Stadtatmosphäre ein erquickender Auf— 
enthalt in reiner Waldluft für viele; wenige aber wissen von den geschichtlichen Ereignissen, die 
sich hier abgespielt haben. Alwin Ziehme und Paul Wiesert
	        
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