Full text: 1.1937 (0001)

Anter den Urkunden findet sich eine Abrechnung über die Ausgaben für das 
Läutern von Bergblau (1615). Daraus entnehmen wir, daß zur Läuterung Müh— 
len, Siebe, irdene Schüsseln, Kessel, Seife und Holzasche und Holz zur Feuerung 
verbraucht wurden. Außerdem wird 1556 eine Azuritmühle erwähnt, die an einem 
kleinen Weiher gelegen haben soll. 
Danach vollzog sich das Läuterungsverfahren wohl folgendermaßen: 
1) Grobe Zerkleinerung des rohen Azurits in der Azuritmühle. 
2) Feine Zerkleinerung durch Handmühlen. 
3) Siebung und Trennung des schweren Azurits von leichteren Gesteinskörnern 
durch eine Art Schlämmverfahren in flachen irdenen Schüsseln. 
1) Kochen des geschlämmten Azurits in Seifenlauge und Holzasche. Bei meinen 
Versuchen zeigte sich, daß die feinen Schlammteilchen in der Seifenlauge auf— 
schwimmen und sich leicht mit ihr abschütten lassen, während sich die schweren 
Azuritteilchen rasch absetzen. 
Was weiter mit dem soweit gereinigten Azurit geschah, wissen wir nicht. So— 
diel steht fest, daß das Bergblau nicht auf chemischem Wege von den Verunreinigun— 
gen getrennt wurde. Denn 1614 erhielt der Einnehmer von Wallerfangen eine an 
den Herzog von Lothringen gesandte Probe Bergblau zurück mit der Weisung sie 
noch einmal läutern zu lassen, da sie zu sandig sei. Das Läuterungsverfahren be— 
cuhte also auf einer rein mechanischen Trennung nach dem spezifischen Gewicht. 
Wahrscheinlich war mit der Läuterung noch ein Kunstgriff verbunden. 1614 wird 
der Einnehmer zweimal aufgefodert, durch die Frauen, die die Läuterung besorgen, 
das Verfahren schriftlich festlegen zu lassen, „sintemalen Se. Hoheit nicht will, daß ein 
solches Geheimnis außer Uebung gerate“. Mit dem Bergbau ist auch dieses 
Geheimnis untergegangen. Wir kennen heute nur noch die Stelle, wo die Läuterei 
gestanden hat. Beim Abbruch der Ruinen soll — laut mündlicher Mitteilung — 
reine beträchtliche Menge rohen Azurits und Malachits gefunden worden sein. — — 
Nach heutigen Begriffen war der Bergbau zu Wallerfangen recht unbedeutend. 
Soweit man auf die urkundliche Ueberlieferung vertrauen kann, waren in der Blüte— 
zeit des Bergbaus im 16. Jahrhundert wenig mehr als 20 Bergleute mit dem Ab⸗ 
bau des Azurits beschäftigt. Die größte verzeichnete Jahresförderung beziffert sich 
auf rund 5300 Pfund. War die Zunft der Blaugräber auch zahlenmäßig gering, so 
stand sie doch in hohem Ansehen und genoß verschiedene Vorrechte. Hier wäre vor 
allem das Privileg der eisernen Hand zu nennen. An Markttagen wurde auf dem 
Marktplatz in Wallerfangen eine eiserne Hand aufgestellt; solange diese Hand stand 
durften nur die Angehörigen der Blaugräberzunft ihre Einkäufe machen. 
Die lothringischen Herzöge haben sich viel Mühe um die Förderung der Gruben 
gegeben und den Betrieb auch dann noch aufrecht erhalten, als die Gruben finanzielle 
Zubußen zu fordern begannen. Aber trotz aller Versuche, den Betrieb „wegen der 
Ehre, die das dort geförderte Mineral dem Lande einbringt“ zu halten, kam der 
Bergbau 1669 endgültig zum Erliegen. Das Azuritvorkommen war ein für alle Mal 
erschöpft. 
Die Stollen, die in anderhalb Jahrhunderten in den Blauberg getrieben worden 
sind und ihn völlig unterwühlt haben, liegen heute verlassen und dienen Fledermäusen 
als Winterquarter. Ein interessantes Stück heimatlicher Kulturgeschichte liegt hier 
versunken und vergessen, und nur mit Mühe gelingt es, ein mehr oder minder lücken 
haftes Bild davon zu gewinnen.
	        
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