Dasselbe entnehmen wir aus einer Abrechnung des Schmiedes Lorentz Ham—
mel um 1596 über das den „Bergknechten“ gelieferte Gerät. Danach hat er zehn
„Billten“ ESteinhauen) geschweißt bezw. neu gefertigt und 200 Spitzen gemacht,
d. h. die stumpf gewordenen Hacken durch Ausschmieden wieder geschärft. Oaneben
sind nur vier Keile und zwei Hämmer aufgeführt.
Die Förderung selbst dürfte zum Teil durch die senkrechten Schächte erfolgt sein.
Fest steht dies einwandfrei für die letzte Förderzeit von 1861 bis 1867. Alte Ein—
wohner von St. Barbara erinnern sich noch daran, daß diese Schächte von ihren
Eltern zur Einfahrt benutzt wurden. Für die mittelalterliche Förderung ist ein glei—
ches mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen. 1584 werden zwei Bergarbeitern
sieben Franken bezahlt „füür die Anfertigung von Leitern und anderer Geräte zum
Ein- und Ausfahren und zum Hochziehen des besagten Azurits.“ In der obenerwähn—
jen Abrechnung des Schmiedes Hammel von 1806 sind zwei eisenbeschlagene Kübel
erwähnt und 1615 liefert ein Seiler zu Roden ein 24 Pfund schweres Seil und vier
fleinere Seile an das Bergwerk, die zum Heraufziehen des Erzes durch die Schächte
gedient haben mögen. Im Stollen selbst scheint das gebrochene Erz auf einer Art
Schleife befördert worden zu sein, wenigstens läßt das in der Schmiederechnung von
1596 erwähnte Beschlagen eines Schlittens für das Bergwerk diesen Schluß zu.
51 Die Versuchsschächte.
Besondere Erwähnung verdienen noch die beiden großen Versuchsschächte, die
in den Hallen 2 und 7 mit einer Tiefe von 14.20 bezw. 10 Meier niedergebracht wor—
den sind. In der Wand der Halle 2 befindet sich unmittelbar über dem Schacht eine
treisrunde Oeffnung in der Wand, in der sich einst die Welle einer Winde
drehte. Diese Schächte wurden sicher abgeteuft, um tieferliegende Kupferschichten
zu suchen, nachdem der Stollen selbst ausgebaut war. (Man findet heute tatsächlich
kaum ein Stückchen brauchbaren Azurits mehr in den Stollenwänden). Vielleicht
hoffte man auch auf das Kupfervorkommen zu stoßen, dem seinerzeit der tieferliegende
Römerstollen gegolten hatte. Diese Versuche wurden nicht auf gut Glück unternom—
men, vielmehr bestand berechtigte Hoffnung auf neue Lager zu stoßen, denn der Azu—
rit tritt nicht immer in der gleichen Höhenlage auf. Die Verhältnisse im Stollen
selbst deuten darauf hin. Hierzu einige Belege.
Im Westsystem finden sich mehrfach Stollen in zwei Stockwerken übereinander.
Die meisten zweigen in etwa 2 Meter Höhenabstand vom Haupistollen ab, an an—
derer Stelle steigt man vom oberen Stollen durch einen kurzen Schacht auf die
tiefere Sohle. Es besteht also kein Zweifel, daß der Azurit einst hier in zwei ver—
schieden hochliegenden Schichten gefunden wurde. Ferner finden sich im Sandstein
der Stollenwände mitunter zwei Lettenschichten übereinander eingelagert, vor allem
m Haupistollen, während sie in den Stollen des Westsystems vollkommen fehlen. (Es
wurden also wohl alle drei Arten des Vorkommens abgebaut). Die Möglichkeit, in
der Tiefe unter dem Bergwerk auf neue kupferführende Cettenschichten zu stoßen war
iso durchaus gegeben. Offenbar aber sind diese Versuche ohne Erfolg geblieben.
v Die VBerarbeitungdes Azurikts.
Das Bild des Bergbaus wäre nicht vollständig, wollte man nicht kurz auf die
Berarbeitung des rohen Azurits zum fertigen Farbstoff eingehen. Allerdings kann
darüber nichts Endgültiges ausgesagt werden. Die in den Urkunden enthaltenen Hin⸗
weise reichen nicht zu, das Läuterungsverfahren vollständig zu rekonstruieren: meine
draktischen Versuche hierzu hatten nur teilweisen Erfola.
4
?!4