Damit mag dem Lehrer eindeutig der Weg seiner volkskundlichen Arbeit in kom⸗
menden Tagen aufgezeigt sein: oberster Grundsatz für die zu treffende Auswahl
muß die unbedingte Lebensnähe sein. Jeder Stoff muß die Möglichkeit der Ver—
lebendigung in sich tragen, muß frei sein von einem langweilenden Historizismus.
Aber nur der Lehrer wird Bausteine beitragen können, der in gewissenhafter
Arbeit alles zusammenträgt, was in vergangenen Tagen das Leben der Gemein—
schaft gestaltete, dann aber wohl zu unterseheiden versteht das noch Lebensfähige
von dem Vergessenen. In geschickter Art wird er dann die neue Festgestaltung
mit altem Volksgut zu unterbauen verstehen und damit auf der einen Seite Ver—
ständnis für den Lebensritus und ⸗erhythmus unserer Vorfahren erwecken, ande—
rerseits gleichsam die Linie aus Vergangenem in die Gegenwart und Zukunft
fortsetzen.
Und unsere neugestaltete Heimatzeitschrift, die gerade dem bodenverbundenen
Lehrer Handreichung sein möchte — und welcher Erzieher des Volkes kann volks—
fremd sein — hat Raum genug für angewandte Volkskunde. Sie will dabei
hre Spalten auch einem historizistischen Arbeiten nicht verschließen, jedoch nur
insoweit, als diese Erkenntnisse geeignet erscheinen, lebendiges Brauchtum zu be—
leuchten und zu vertiefen.
Dieses Brauchtum aber läßt den Schüler erkennen, daß sein eigenes Schicksal
untrennbar verbunden ist mit dem seiner völkischen Gemeinschaft. Und diese Ge—
meinschaft wieder zu erwecken und zu beleben, hat das neue Reich an noch Gegen—
wärtigem angeknüpft und in der Maifeier, der Sommersonnenwende und dem
Erntedanktag Feste geschaffen, die Gemeinschaftssymbolik in sich tragen und ge—
genwartsnahe sind. Neben diesem die ganze Nation gleichmäßig umspannendem
Brauchtum sollen auch die in den einzelnen Landschaften noch lebendigen Formen
im Reigen des Jahres der Jugend wieder nahe gebracht werden, damit sie sinn⸗
ooll teilhaben kann am geistig⸗-seelischen Leben der Nation.
Aller unnötiger und hemmender Ballast muß abgeworfen und unsere Forscher—
arbeit nur in der gezeigten Richtung getätigt werden. Was gegenwartssferne ist,
hat höchstens Raum in unseren eigenen Sammlungen, um hier den Volkskundler
in seinen Erkenntnissen zu bereichern; denn nur wer über die Anfangsgründe hin—
weggekommen ist, weiß wohl zu scheiden und zu unterscheiden. Mit der Jugend
aber und damit mit dem Volke wollen wir das unterbauen helfen, was an leben⸗
digem Rhythmus noch in der deutschen Seele schwingt: und das sind in erster
Linie die Feste des neuen Deutschland und dazu all das, was sich sonst noch er—
halten hat an örtlichem Brauchtum und landschaftlicher Sitte, an Volksglauben,
Volksweisheit, Volkstracht und Volkskunst, Volksmedizin, Volksrecht, Bolkslied
und Volkssage.
Diese Erkenntnisse will auch die neue Zeitschrift „Unsere Heimat“ gemeinsam mit
der Schule übermitteln helfen, damit volksbezogenes Leben wach bleibe und alle
wieder hineinwachsen in jene schicksalsverbundene Gemeinschaft, die wir Deutsch—
land heißen!
Wir wollen wahren die ewigen Fundamente unseres Lebens:
unser Volkstum und die ihm gegebenen Kräfte und Werte.
Der Führer am Tage von Potsdam 21. März 1933