Full text: 1935-1936 (0001)

Volkwerdung dem deutschen Gemüte und dem deutschen Geiste in seiner Gesamt⸗ 
heit den völkischen Charakter gab und sieht in Volkssitte und Volksbrauch die 
ftärksten Stützen. Diese Volkskunde kann darum keine systematische Wissenschaft 
im engeren Sinne des Wortes sein, sie ist Lebensvorgang und Lebensvollzug, 
ist die geistig-seelische Haltung, das „Unterschichtige im Volksmenschen schlecht— 
hin“ (Spamer) und nach unseres Führers Wollen der Urgrund einer neuen 
deutschen Erziehungs- und Bildungslehre, ausgerichtet auf volkstümliche Gegen— 
standsbereiche. Darum spricht der Volkskundler von Volksglaube, Volksethik und 
Volksweisheit, von Volksbrauch, Volkslied, Volkstanz und Volkstracht, von 
Volkskunst, Volksmedizin und Volksrecht in bewußtem Gegensatz zur Disziplin 
einer strengen Wissenschaft. 
Alle die erwähnten Teilgebiete einer deutschen Volkskunde sind nun allerdings 
dem gegenwarts⸗betonten Unterricht nichts wesentlich Neues. Das Heimatprinzip 
in seiner mannigfachen Vielgestaltigkeit hat gerade den Volksschullehrerstand 
schon jahrelang beschäftigt und ihm gebührt das unbestreitbare Verdienst in der 
oolkstuͤmlichen Sachforschung und ⸗darstellung altes Volksgut der Vergessenheit 
entrissen und der Nachwelt erhalten zu haben. Aber zwischen dem Tun vergan⸗ 
gener Tage und dem Wollen einer neuen Zeit besteht ein merklicher Unterschied. 
der nicht zuletzt in dem Stoff an sich begründet liegt. 
Unsere Lehrer haben in oft zäher und mühseliger Arbeit eine lebhafte Sammel⸗ 
tätigkeit entfaltet, allein es war mehr oder minder ein Einscheuern. Archive und 
kleine Museen sind damit angefüllt worden, der erwartete Erfolg jedoch mußte 
zwangsläufig ausbleiben, weil fast das ganze Material volksfremd geworden 
war. Es waͤre selbstverständlich undankbar und ungerecht, wollte man die oft 
sauere Arbeit vieler Hunderte etwa hier herabsetzen; aber die eine Tatsache wird 
aiemand bestreiten können, daß die ganze Sammeltätigkeit mehr auf ein Retten 
ausgerichtet war und damit gegenwartsflüchtig sein mußte. Es kann eben nicht 
allein darum gehen, unter Dach und Fach zu bringen, was vergangene Epochen 
in ihrer Lebensfülle und Lebensart hervorgebracht haben, es geht vielmehr um 
die lebendige Ausgestaltung der derzeitigen geistigen und seelischen Haltung un—⸗ 
seres Volkes. Es fehlte eben die einfühlende und einfügende Wirklichkeit, das 
Material war volksfremd geworden, wurde deshalb vom Volke abgelehnt und 
blieb nur auf einen verschwindend kleinen Kreis deutscher Menschen beschränkt. 
Genau so mußte natürlich auch das Bestreben, längst verklungene Volksfeste 
und Volkstänze neu zu erwecken ohne jede nachhaltige Wirkung bleiben, weil 
eben die inneren Beziehungen fehlten und weil darum die in ihnen schlummern⸗ 
den Gehalte nicht gefühlt, noch weniger aber bewußt erkannt werden konnten. 
Diese Volksfremdheit muß der Nationalsozialismus entschieden ablehnen, da dies 
nicht mit ihm vereinbart werden kann! 
Und trotzdem hieße es den Sinn einer zukünftigen Volkserziehung auf volks⸗ 
kundlicher Grundlage verkennen, wenn nun plötzlich alle Sammeltätigkeit ver— 
fehmt sein sollte und wenn Volkskundler nun alles, was an Typischem vergan⸗ 
gener Tage sich ihnen geradezu aufdrängt, einfach beiseite liegen lassen müßten. 
Nur dürfen wir uns nicht auf ein Retten und Wiederbeleben auf jeden Fall 
versteifen, müssen vielmehr bei aller Arbeit erkennen, was den volkhaften Be— 
dürfnissen der Zukunft entgegenkommt, damit sie Blüte und Frucht tragen kann 
und somit Gemeinschaftssymbolik in sich trägt. Nur was frei ist von individua— 
listischer Vereinzelung kann Anspruch erheben, der völkischen Lebensgestaltung 
Stütze zu sein, weil eben diese Gemeinsamkeit nur im Volke, in der Gemeinschaft 
bejaht, getan und geglaubt werden kann.
	        
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