Full text: Der Bergmannsfreund (45.1917)

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rnortindastrie uad den Erporthaudel, die großen 
Ne dergesenchatten und die Seehäsfen treffen, er 
würde auch die damit zusammenhängenden Indu— 
Aries und Gewerbeeweige, den Binnenhandel, das 
Vanks und Verstcherungswesen, kurz alles schädigen, 
wes in die Weltwirtschaft verwoben ist. In dem 
RMahde nun, in welchem die gütererzeugenden Fak— 
toren geschwächt würden, würde der Arbeitsmarkt 
in Pitleidenschast gezogen werden, Arbeitslosig— 
keit und Abwanderung von Arbeitern 
wären die Folge. Die Träger der Reithsver— 
sicherung aber, die bisher reichen Zufluß aus dem 
Atrage unfrer nationglen Arbeit enwfingen, muß— 
en kald vor spärlich sjeßenden Quellen stehen. 
Zwear würden die neuen Auforderungen der Zeiten 
nach dem Kriege an die Reichsversicherung mit 
dem Rückg pge des gelawten Wirtschaftslebens 
sinten, ber die greßen Lasten der Vergangenheit, 
inomeit sie s dauernden Renten, Wohrfahrts- 
einrichlunzen uw. besteben, würden weiter zu 
troncu sein. Eine vötlige Umwälzung, 
insbesondere auf dem Gebiete der Lei— 
ungen der Versicherung, märe unaus— 
bleiblich. Ten zur Schassung eines Ausgleichs 
müree nur dee Weg der Shrsamkeit übrigbieiben, 
unna trehdenn wänrde der dinckgriff auf die ange— 
jaatren Be müögen onünde srwerlich zu um⸗ 
zen sein. Der von Krancheit, Unfall 
odder Indéelidität betroffenée Arbeiter 
und Angestellte würde die Herabmin— 
derung der Entschädigungsteistungen 
russ allerchzwerste zu puren bekommen. 
Soziale Versicherungseinrichtungen 
nach Art unrer deutschen kann sich nur ein wirt— 
shalluich blähendes Lend, ein reiches Volk leisten, 
dessen Arbeitserlrag hinreichende UÜberschöüsse 
licfert, um diese Wosltaten einer höhern Kultur 
sihersteleu zu künnen. Ein im wosentlichen auf 
Sesbigeulganmteit getteütes, in der Wel wirischaft 
gehemmtes Deutschland würde je nach dem Maße 
sehner Abgehlanenheit, wenn nicht darauf ver— 
zichlen, so sich doch große Veschränkungen auser— 
leren wüssen. Taß um so mehr, als der Krieg 
seren Ta acmein Lanzee Lasten im G 
aus jeren dea gemein anzele Lasten im Ge⸗ 
folge haben wird, die an und für sich schon nur 
durch einen erhehten Arbeitsertrag wettgemacht 
werden dönnen, bei einer Vrminderung desselben 
aber zur Unerträglichteit werden müssen. 
Es ist heute wohl allgemein bekannt, daß die 
soziale eformin Dertschland so weit 
vorgescheittken ist, wie sonst kaum in 
einem der Kulturstaaten. Dafür bildet das 
Vepiel der sortalen Versicherongsgesetzgebung mit 
ran posttiten Leistunzen den greisbarsten Beleg. 
Der deutsche Arbeiter hat dafür, wie denn 
barhaupt ür den hohen Stand der wirtschastlichen 
Anttur srines Vatersantes, ein durchaus gesnndes 
Empinden, denn er spürt es am eignen Leibe, und 
der Krieg drängt auch ihm zu Hause und in Fein— 
desstand mancherlei Vergleiche auf, die nachdenklich 
Ammen. Auch er, das weiß jeder, der draußen 
war, wenn er auch den Frieden täglich und stünd— 
lich hecbeisehnt, kann fich diesen Frieden 
mur als Sieger vorstellen. Er hat daher 
bloß Versändnis sür einen Frieden, der dem 
dentschen Volke den Gewinn bringt, 
den es für seine Zukunft braucht. 
(Aus der „Köln. Z3tg.x) 
—D ——— 
Mer ercubten Goldschmuck 
ein Vaterlande got, entweiht nicht, 
sondern ehyt das Andenken der Toten. 
7Tas7 zGolana—sstelle! 
Der Bergmanusfreund. 
Der bekaunnte englische Militärkritiker der Times, 
Repington, hat zum Beginn der ersten Flandern⸗ 
chlacht das für alle Beurteilungen dieser Kämpfe 
zrundlegende Wort geschrieben: „An dieser 
Front wird über das Schicksal Englands, 
iber Sieg und Niedechage der Entente ent— 
schieden. Flandern ist das prädestinierte Schlacht— 
elid für Englands neue Militärmacht“!. Wir 
rehmen dieses Wort gern als Wertmesser der 
Taten, die inzwischen an dieser Front geschehen 
ind und stellen feft, daß dann „über das Schicksal 
Englands“ bereits entschieden ist. Denn der 
Sieg ist unser und die Niederlage der Gegen— 
eite offenkundig. Zwei Flandernschlachten 
ind zu unseren Gunsten entschieden und die 
dritte ist bereits in Teilangriffe zerbröckelt. 
Der Einsatz von 9 Divistonen am 20. September 
zat ebensowenig wie der von 12 am 26. das 
Slück auf die Seite der Briten hinüberzulenken 
ermocht. Sie sind am 26. trotz umsangreichster 
Vorbereitungen, trotz tiesstgegließertem Anbruch, 
rotz Tanks, Gas-⸗, Rauch- und Nebelbomben um 
einen Scheitt der Hüste näher gelommen, von der 
aus unsere Würgersauft ihre Kehle umspamit, von 
der aus wir wahr zu machen hossen und wohl 
nich wahr machen werden, was die Londoner 
Skrupellosen uns anzusinuen gedamten, durch 
den Hunger den Willen zum Widerstand 
zu brechen. Es ind keine militärischen Gründe, 
die zu den ssandrischen Anstürmen sühren, es sind 
volitische Notwendigkeilen, die zu ihnen drängen, 
die die „Truppen aus allen Teilen Englands“, 
vie es neuerdings heißt, vorzwingen. Weil es 
um's Letzke geht; weil die steigende Schisssraum— 
not, die den Zusfuhren auf die Insel wehrt und 
die Transporle nach dem Kominent behemmt, 
ꝛinen noch Monate andauernden U-Bontkrieg ein— 
ach nicht mehr verträgt. Weil es dann tat— 
ächlich cines schönen Tages drüben, wenn auch 
ornbebend und schamknirschend heiden wird: wir 
nüfsen liquidieren; wir können nicht mehr! Ver— 
seht man nun den Zusammenhang zwischen unseren 
Abwehrschlachten im Westen, vor allem in Flandern, 
und uͤmserer Kriegführung unter und über See? 
Der Tag von Skagerrak war notiwendig, 
um die Überlegenheit unserer Hochseeflotte 
über die englische zu erweisen. Er hat 
unsere vrechte Flanke auf dem Lande auf 
dem Wasser gesichert. Denn die Vorstöße der 
leichten englischen Seestreitträfte gegen sie haben 
keinerlei Bedeutung, nicht einmal die von 
Nadelstichen und sollen in der Hauptsache lediglich 
ruch wohl demonstrativen Charakter tragen, sollen 
agen: „feht, die englische Flotte ist noch da und 
eberzeit auf der Wacht“. Unsere Torpedoboote 
allein aber genügen schon, um solchen Vorstößen 
Halt zu gebieten. Die Panzer und die Fürchte— 
aichtse wagen sich seit dem Tag von Skagerrak, 
uinserem First of Jüne, nicht mehr vor. Wir 
behaupten die Nordsee und wir sichern da— 
mit unseren U-Booten die ungestörte Frei— 
heit ihrer Vernichtungsfahrten um die 
zroßbritannischen Küsten. Weil das aber 
zer Fall ist und weil — Jellicoe hat es übrigens 
elber einmal gesagt! — von der englischen Flotte 
ur Durchbrechung dieser Umschnürung und zur 
Vernichtung unserer Flotte nichts mehr zu erhoffen 
ist, daärum die Flandernschlachten. Darum 
zer Versuch, zu Lande die sicheren Stützpunkte 
inserer verderbenbringenden Unterwasserboote zu 
erreichen und Ostende und Zeebrügge zu vernichten, 
die Herde dieser Pest auszuräuchern. Darum 
auch der Einsatz an Mienschen, der kein Maß 
mehr zu kennen scheint und der in einem Kom— 
mentar zu dem letzten Großkampftag vor Ypern 
zu der Bemerkung veranlaßte: „Die Blutopfer 
Englands in diesem aussichtslosen Kampf um 
die U-Bootbasis steigern sich infolge der dauernd 
wiederholten Angrifse und bei dem rücksichtslosen 
Menscheneinsatz in erschreckender Weise und 
lafsen sich in eine Linie stellen mit der 
nußlosen Menschenverschwendung Brussi— 
sowss, Nivelles und Cadornas“. Weil für 
ARe Beiten Fsfandern nach und nach der Ange 
punkt all ihrer Anstrengungen in diesem End— 
kampf geworden ist, versuchen sie auch, als die 
Meister der öfsentlichen Meinungsbeeinflussung, das 
Ringen an die er Front als ein „nationales“ zurecht⸗ 
zufrisieren; es als eine Aufgabe des ganzen Landes 
hinzustellen, hier der Lage Veister zu werden 
Repinugtons Wort ist so zu verstehen und so sind 
auch alle Auslassungen in den englischen Blättern 
aufzufassen, die dieses Wort in der einen oder 
mnderen Richtung abwandeln, die betonen, daß 
„Truppen aus allen Teilen“ des Königreiches hier 
echten, daß „die männliche Jugend Englands“ 
sier vor ihrem Lande steht. Dieser Zusammen⸗ 
)ang gibt den Schlachten in Belgien erst den 
rechlen Unterton, gibt ihnen andererseits aber auch 
erst die rechte Wethe. Denn auf diesem Grund 
opfert sich die Ranneskraft aller unserer Stämme 
für die Verwirklichung jenes Zieles, das die Frei— 
—D 
in der Übersee als Deusscher für das Reich leben 
und Werte schaffen kann. Siner der Männer, die 
an der LBeririlichung dieses Zieles eigen gewich— 
ligen Ankeil haben, der Ghef unierer Hochseeslotte, 
der Sieger von Stacerrak, der Admiral Scheer, 
ac an bdiesem A0. September seinen 60. Geburts— 
rag gefeiert. Damdar ist in allen Gauen unseres 
Achleriandes seiner geboacht werden, nid die treuesten 
Büunsche des deutschen Voltes in jeiner Gesamtheit 
sind in jenen Stintden dei ihm gewesen und haben 
den einen Wunsch vor den Lenrer alles Nenjschen⸗ 
geschicks getragen, daß er uns diesen Bann nöch 
recht, rechlange zum Besten des eches erhalten möge. 
Die übrigen Fronten sind gegenüber der 
augenblicklichen Bebenlung der flandrischen ein 
wenig zucückzetrelen. Obmohl auch hier eine 
sogenannte Stitle dein danposes Abwärten be— 
dentet. Erlundungen sind fortgeseht unterwegs 
und die Feuertätig?eit szweigt nirgends. Nicht 
im Arlivis und nicht an der Nisne und in der 
Champagne. Ruf dem Ostuser der Maas haben 
wir einen schönen Erfolg südlich von Beaumont 
davongetragen und Gefangene und Beute eingebracht. 
Ebenso sind unsere Siurmtruvpps im Osten füdl. des 
Sereth im Angriff und in derübwehr glücklich gewesen. 
Am 24. Scytember haben unsere Flieger 
wieder einmal Schrecken und Tod über England 
zetragen und das Herz Loncons mit ihren Bomben 
erwundet, Doper, Soutihend, Chatham und 
Sheerneß heimgesucht und überall gute Wirkungen 
eobachlet. In der Nacht darauf sind ihnen 
msere Narincluftschiffe gefolgt und haben „mit 
ichtlichem Ersolg“ befestigte Plätze und militärische 
mid Industrie-Anlagen am Humber und in dem 
Bebiet zwischen Scarborongh und Voston ange— 
zrisfen. Und am 26. September meldet der 
Heeresbericht ebenso wie am 29. wiederum neue 
Borstöße unserer Füeger gegen London und die 
nglischen und englisch-sfranzösischen Küstenplätze. 
Bei all diesen Unternehmungen haben wir, auch 
»as ist zu beachten, nur eines von unseren tapferen 
ugzeugen eingebüßt. Wir können siolz sein auf 
miere Flieger, die immer wieder trotz der großen 
Schwierigkeiten und Gefahren die Fahrt nach 
England amreten und den Engländern beweisen, 
zaß sie im eigenen Lande nicht mehr vor uns 
icher sind. Ehre unseren Helden in der 
Luft, wo immer sie kämpfen. Sie wirken in 
zanz erheblichem Maße an dem Sieg unserer ge— 
echten Sache mit, für die wir nach Hindenburgs, 
des nunmehr Siebzigjährigen, Bekenntnis „wirt 
chaftlich und militärisch gerüstet sind“. Heinrich 
»on Treitschke, der nimmermüde Künder unserer 
Bergangenheitsgröße, hat einmal das Wort ge— 
ungen: „Kein Volk hat Gott verlassen, daß sich 
ucht selbst verließ“. Dieses Wort sei auch ein 
Wegweiser in unsere Zukunft. Militärisch und 
wirlschaftlich werden wir sie zwingen; so zwingen, 
wie unfsere Lebensinteressen das erheischen. Daß 
wir sie finanziell zwingen, das werden all die— 
jenigen auf das Kräftigste und Klarste erweisen, 
die der siebenten deutschen Kriegsanleihe 
zu einem vollen Erfolg verhelfen werden 
Auf zum Zeichnen, solange die Stunde es nock 
gestattet; darum nimm sie wahr, „ehe sie entschlüpft“ 
So selten kommt der Augenblick im Leben, 
Doer wahbrhaft wichtiad ist und aroß! 
Nr. 7.
	        
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