Full text: Der Bergmannsfreund (45.1917)

Seue D 
einer Tätigkeit getragen wird, wie die Bergbau—⸗ 
id Hüttenindustrie. Ohne ihre gewaltige An⸗ 
pannung waäre kein Krieg gegen unsere Feinde 
ind kein Sieg denkbar. — die deutsche Berg⸗ 
hauindustrie und die deutschen Bergleute während 
des gewaltigen Krieges geleistet haben, das wird 
man erst in späterer Zeit voll würdigen können 
wenn es möglich ist, alle Schwierigkeiten, die *8 ihr 
m den Weg stellten, einzuschätzen. mer 
mehr hat sich durch die lange Kriegsdauer die Not⸗ 
wendigkeit einer starken, stetig gesteigerten 
ZLohlenförderung geltend gemacht; gewaltiger 
ind immer gewaltigerer Brennstoffmeungen bedarf 
msere Kriegsin dustrie. Wir koönnen uns kaum 
in Bild machen von dem riesigen Aufwand an 
Zeschossen aller Art, Handgranaten, Bomben und 
ergl mehr, die in den Riefenschlachten, die unsere 
ied Truppen auf allen Fronten zu bestehen 
zaben, erforderlich sind. So wie Deutschlands 
zeldenhafte Söhne und Waffenbrüder unerschütter⸗ 
ich draußen die Wacht halten, so wie an ihrer 
Tapferkeit der frevelhafte Vernichtungswille unserer 
Feinde zerschellen muß, so muß — und das wissen 
alle Bergleute, auch die voun der Front heimge⸗ 
kehrten — auch auf unseren Saargruben jeder 
inzelne seine volle Kraft dem Vaterlande widmen, 
venn wir auch weiterhin Sieger bleiben wollen, 
veil wir es müssen. So dürfen aber unsere 
Bergleute, die hinter der Front für die Versorgung 
des Heeres ihre Kräfte einsetzen, stolz darauf sein 
auch ihr Teil zu den großen Erfolgen mit beitragen 
u können. Gerade wir hier an der Saar müssen 
ins täglich vor Augen halten, welche schrecklichen 
Folgen * unsere tapferen Beschützer unserer Hei⸗ 
mat inden, wenn es dem Feinde, infolge vor⸗ 
übergehenden oder dauernden Mangels an Muni— 
lion, Kanonen und Maschinengewehren — und da— 
zu gehören Kohlen und immer wieder Kohlen — 
zgelingen würde, die überall Wedletem Kampf⸗ 
mauer zu durchbrechen. Gerade wir müssen uns 
läglich darüber im Klaren sein, wie dann das 
Kriegsziel unserer Feinde, die Vernichtung des 
deutschen Volkes, die Verwüstung blühender deut⸗ 
scher Läuder und unseres industriereichen Saar⸗ 
reviers in nicht zu jerner Zeit moͤglich wäre. Dar⸗ 
um muß es jedem hinrer der Front in Fleisch und 
Blut übergehen, unentwegt an der 7— des 
Heeres mitzuarbeiten, alle kleinlichen Ge 8— in 
den Hintergrund treten zu lassen, damit unser 
zroßes Ziel erreicht wird. Überall hat man ganz 
gewiß volles Verständnis für die Erschwerungen 
ind Entbehrungen, die den Daheimgebliebenen, 
nsbesondere auch unseren unter der Erde und über 
Tage schwere Arbeit verrichtenden Bergleuten auf⸗ 
erlegt sind. Aber so wie unsere Truppen in der 
dampfzone mutig und ohne zu murren alles er⸗ 
ragen, so gilt dasselbe 8 für uns daheim. 
Daß unsere deutsche Arbeiterschaft, ins— 
esondere unsere Bergleute im wahrsten 
Sinne des Wories vaterländische Tätigkeit aus— 
üben und auch bisher in jeber Beziehung ihre 
volle Pflicht getan haben, das ist von 
hoher und allerhöchster Stelle wiederholt ane v⸗ 
daunt worden. Unser Kaiser selbst hat im— 
ner wieder den deutschen Arbeitern, die in der 
Heimat in treuester Pflichterfüllung tätig waren 
und tätig find, um alle Streitmittel in vorbild— 
licher Vollkommenheit zu schaffen, die Heer und 
Marine zur Erfüllung ihrer gewaltigen Aufgaben 
Tag für Tag gebrauchen, seinen besonderen Dank 
ausgesprochen. 
Erfreulich und anerkennenswert ist es aber 
auch, daß sich sämtliche Arbeiterver— 
zinigungen ohne Ausnahme in so herr⸗ 
licher und erhebender Weise in den Dienst des 
Vaterlandes gestellt haben. So sind 
auch unsere Saarbergleute von diesen Stellen in 
hrem ehrlichen und erfolgreichen Bestreben immer 
vieder darüber belehrt worden, weshalb eine 
starke Kohlenförderung für unsere 
Kriegsindustrie unbedingt notwendig 
ist, weshalb das Interesse der sonstigen Kohlen— 
berbraucher eine möglichst hohe Kohlenförderung 
berlangt und weshalb die Hochhaltung und mög— 
lichste Steigerung der Kohlenförderung dringend 
zeboten ist; wesbalb wir auch weiter Kohlen dus— 
Der Bergmnaunsfreunce 
ühren müssen, um die neutralen Staaten des 
——— wegen von einem Anschluß an 
msere Feinde abzuhalten. Unsere Bergleute wissen 
erner, daß Kohlen als Tauschmittel gegen not⸗ 
vendige Einfuhrartikel, wie z. B. wichtige Lebens⸗ 
nittel, gebraucht werden und daß die ausgeführ⸗ 
en Kohlen zur Hochhaltung unseres Geldes im 
luslande dienen usw. und weil fie das Alles — 
zut wissen, deshalb erfüllen ste als gut deutsche 
Bergleute Tag und Nacht, uber und unter Tage 
eder an seiner Stelle treu und gewissenhaft ihre 
oiflicht im höchsten Maße. 
Des Bergmannsfreund“ eifrigstes Be 
treben wird es wie inmer seit seinem Bestehen 
ein, zum gegenseitigen Einvernehmen des Arbeit 
yebers und der Arbeitnehmer durch wahre Auf 
lãrung beizutragen und das Verhaͤltnis zwischen 
mseren Bergleuten und Beamten zu einem guten 
n gestalten, damit das alte gegenseitige Vertrauen 
mmer mehr gefestigt wird. Wir dürfen in aller 
zukunft niemals vergessen, daß es der mächtigen 
krschütterung des ernstesten Daseinskampfes, den 
as deutsche Volk je geführt hat, bedurfte, um uns 
inmal bis auf den letzten Mann klar zum Be— 
vußtsein zu bringen daß wir alle Kinder 
eines Volkes und mit diesem Volke au 
Bedeih und Verderb untrennbar ver 
bunden sind. 
Durch den großen Weltkrieg haben wir die 
kinheit des deutschen Volkes wieder 
chätzen gelernt, nachdem letzteres die Gefahr, in 
der wir schwebten, erkannt und sich auf seine 
pflicht besonnen hat, über alle Unterschiede des 
Ztammes, des Glaubens, der Partei und des 
ztandes hinweg in geschlossener Eintracht mi 
illen Kräften das bedrohte Vaterland zu retten 
Ind wieviel können wir aus diesem Weltkriege, 
us den Schützengräben, aus den Schlachten und 
Befechten in unser Arbeitsleben mit hinüber neh⸗ 
nen! Hat doch der Krieg auch — Gott sei Dank 
— die Stände vielfach einander näher gebracht 
ind viele soziale Vorurteile zerstreut. Mußten doch 
Alle einstehen mit ihrem Leben für das Vaterland 
stiemand wurde verschont, weder der Sohn des Kai⸗ 
ers, noch der des Kommerzienrats, noch der einer 
rmen Witwe. Als Kameraden und Brüder reichen 
apfere Maͤmner ihre schwielige Arbeitshand dem 
sohen Beamten, dem Gelehrten, den führenden 
Maännern in Handel und Gewerbe und dem Unter⸗ 
ꝛehmer; Arbeitgeber stehen im schlichten feldgrauen 
kriegskleide neben dem Arbeitnehmer; Kommerzien⸗ 
zäte, die Adeligen, die Fürsten, Grafen und ihre 
Söhne waren sofort auf dem Plane, alle 
ereit, mit Blut und Leben in Not und Tod da 
raußen im Felde ihre Familie und die Stätte 
eutscher Arbeit zu schützen. Die hervorragenden 
Leiftungen und herrlichen Siege unserer Tapferen 
haben alle Stände in nähere Beziehungen zu ein 
mder gebracht und so in hohem Maße dazu bei⸗ 
getragen, sich gegenseitig verstehen, achten 
ind vertrauen zu lernen. Alle helfen einander 
in der Stunde der Not und teilen untereinander 
ameradschaftlich ihre Habe, tragen mitemander 
Freud und Leid. Hier gilt nur der deutsche Mann 
ind seine sittliche Kraft, sein Mut und hoher Sinn 
Dieser Geist des Schützengrabens, dieser 
deutsche Heldengeist hielt aus im furchtbar 
chrecklichen Artilleriekampf um Verdun, in dem 
deinahe alle Möglichkeit überbietenden Trommelfeuer 
an der Somme ungebeugt, er hielt aus allüberall 
auf und unter Wasser, zu Lande und in der Luft. 
übertragen wir diesen Geist auch ins bür— 
gerliche Leben,. verpflamen wir diesen Geist des 
Ar. 1. 
Schihengrabens und des Unterstandes in die 
Heimat, in Haus, Schule, Staat und Kirche, 
dann wird und muß auch im geschäftlichen und 
dienstlichen Leben die gegenseitige Verkehrsweise, 
wie wir sie im Felde zwischen hohen Vorgesetzten 
und ihren Feldgrauen so oft bewundert haben, 
Finigkeit im gegenseitigen felsenfesten Vertrauen 
ꝛxzeugen, dann wird der Zweck der Arbeit das 
Bemeinwohl, die nationale Wohlfahrt und die 
wahre Größe und Herrlichkeit unseres deutschen 
Vaterlandes sein! Nur so wird uns die Eintracht, 
welche uns groß und stark gemacht hat gegen so 
viele Feinde ringsum, auch nach innen immer 
tärker und größer machen und im Gefühle 
zegenseitigen Vertrauens auf immer zu— 
sammenhalten. Diese Aufgabe ist ebenso wichtig 
and wertvoll für unsere ganze Zukunft wie jetzt 
der Kampf vor dem Feinde. Wir wollen allgesamt 
Deutsche sein und bleiben, gleichviel wel— 
hem Stande und Berufe wir angehören, und 
vollen vertrauensvoll einander näher treten, Miß⸗ 
»erständnisse und Meinungsverschiedenheiten in 
riedlicher Weise aufklären und ausgleichen. Blei⸗ 
hen wir deshalb stets eingedenk, daß wir nicht nur 
auf den Schlachtfeldern, sondern auch im Innern 
einen dauernden Kampf um Deutschlands Geltuno— 
in der Welt führen müssen. — — 
Unser Karser hat am 1. August d. Is. ap 
das deutsche Volk folgenden Aufruf erlafsen 
„Drei Jahre harten Kampfes liegen hinter uns 
Mit Leid gedenken wir unserer Toten, mit Stolz 
unserer Kämpfer, mit Freude aller Schaffenden 
chweren Herzens derer, die in Gefangenschaft schmach 
ten. Aber allem Gedenken aber steht der feste Wille, 
daß dieser Kampf gerechter Verteidigung zu 
zutem Ende geführt wird. Unsere Feinde strecken 
die Hand nach deutschem Lande aus. Sie werden 
es niemals erlangen. Sie treiben immer neue 
Völker im den Krieg gegen uns. Das schreckt unß 
nicht. Wir kemen unsere Kraft und sind entschlossen, 
fte zu gebrauchen. Sie wollen schutze und machtlos 
uns zu ihren Füßen sehen, aber sie zwäͤngen uns 
nicht! Unferen Friedensworten find sie mit Hohn 
hegegnet. So haben sie wieder erfahren, wie Deutsch⸗ 
and zu schlagen und zu siegen weiß. Sie ver⸗ 
eumden übexall in der Welt den deutschen Namen 
aber sie können den Ruhm der deutschen Taten 
aicht vertilgen. So stehen wir unerschüttert, steg⸗ 
zaft und furchtlos am Ausgange dieses Jahres 
Schwere Prüfungen können uns noch beschieden sein 
Nit Ernst und Zuversicht gehen wir ihnen entgegen. 
In dret Jahren gewaltigen Vollbringens ist das 
deutsche Volk fest geworden gegen alles, was Feindes 
Macht ersinnen kann. Wollen die Feinde die Leiden 
des Krieges verlängern, so werden sie auf ihnen 
schwerer liegen als auf uns. Was draußen die 
Front vollbringt, die Heimat dankt dafür durch un⸗ 
ermüdliche Arbeit. Noch gilt es weiter zu kämpfen 
und Waffen zu schmieden, aber unser Volk sei gewiß: 
Nicht für den Schatten hohlen Ehrgeizes wird deut⸗ 
sches Blut und deutscher Fleiß eingesetzt, nicht für 
Pläne der Eroberung und Knechtung, sondern 
firr ein starkes freites Reich, in dem unsere 
Kinder sicher wohnen sollen. Diesem Kampf set 
all unser Handeln und Wollen geweiht, das sei das 
Belöbnis dieses Tages! 
Im Felde, den 1. August 1917. 
Milbelm LBP— 
In diesem Sinne und mit diesem Gelöbnis 
vird dexr „Bergmannsfreund“ seine friedliche 
Arbeit, während der Riesenkampf immer noch 
weitertobt, wieder aufnehmen, in der Hoffnung, 
daß fie eine erfolgreiche sein wird, zum Heil und 
Segen des ganzen Bergmannsstandes, vor 
allem aber des Saarbrücker Steinkoblen— 
hergamanngs
	        
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