Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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zuvorgekommen und hatte ihn erschossen. Noch einer von der 
Bande existierte, der Sepp. Er war entkommen. 
Grauert meldete auf dem Schlosse den Vorfall. Erst jetzt 
atmete der Graf auf. Er belohnte den Förster reichlich und hatte 
schließlich auch nichts dagegen, als dieser einige Zeit darauf um 
die Einwilligung zu seiner Heirat mit Barbara nachsuchte. Der 
alte Blank wurde nicht mehr diensttauglich; er blieb jedoch im 
Forsthause. 
Im Herbst fand die Hochzeit statt. Man sagt, der Förster soll 
naun mehr in Barabara verliebt gewesen sein, als sie in ihn, und 
das wollte viel heißen. 
Als der Hochzeitszug aus der Kirche kam und durch's Dorf 
nach dem Forsthause zog, fiel hinter einem der letzten Häuschen 
am Walde ein Schuß. 
Barbara griff nach dem Herzen und konnke kaum noch den 
Namen „Fritz!“ stammeln, dann lag sie tot in Grauert's 
Armen. 
Man erwischte den Mörder bald; es war Sepp. Die Kugel 
war Grauert zugedacht; sie hatte aber ihr Ziel verfehlt und die 
bräutliche, junge Frau getroffen, die ihre Schuld nun mit dem 
Tode büßte. 
Der Sepp bekam eine langjährige Zuchthausstrafe. Vor 
turzem soll er entlassen worden sein und sich wieder in der 
Begend herumtreiben. Ich wünsche ihm nur, daß er nicht dem 
Förster in den Weg läuft. Grauert hat noch heutigen Tages 
seine Barbara nicht vergessen, niemand hat ihn je lachen sehen, 
zJanz unheimlich sieht er aus, wenn er des Nachts ins Revier 
geht. Hat er einen Wilderer irgendwo gewittert, so steht es 
auch gar nicht lange an und Holzarbeiter bringen eine Leiche ins 
Schloß. Sonderbar bleibt es immer, daß er keinen mehr 
zefangen einliefert, alle sind sie tot.“ 
In diesem Augenblicke brach der alte Lechner-Franz'l ab. 
In den Bergen oben hatte es geknallt und das Echo flog von 
Wand zu Wand in der stillen Nacht. 
„Das ist der Grauert; ich kenne sein Gewehr. Wenn's 
ein Mensch war, dem das gegolten hat, dann Gnad' ihm Gott! 
Ihr kennt nun die Geschichte des Försters. Es ist spät geworden 
ind Zeit, daß man sich zu Bett legt,“ sagte der Alte. 
Wir standen auf und gingen ins Haus. 
Oben in meiner Giebelstube stand ich noch lange am offenen 
Fenster und sah hinüber auf die bewaldeten Höhen, über denen 
der Mondschimmer lag, ruhig und friedvoll, als gebe es hier 
teinen Haß und keine Zwietracht, keine wilden Kämpfe um Glück 
uind Leben. 
Durch nichts wurde die Ruhe der Nacht mehr unterbrochen. 
* 
aufführt's! — Aber liebster Herr Bürgermeister, wenn die 
Sache anfängt bedenklich zu werden, hört ja das Theaterstüd 
so wie so immer auf! — Dös sel woaß i eh, aber unsere Buab'r 
und Diandln im Dorf spieln's dafür nacha firti!“ 
* Galant. Leutnant (zu einer Dame, die beim Abfahren 
des Zuges ihren auf dem Bahnsteig winkenden Freundinnen 
Handküsse nachwirft): „Möchte gnädiges Fräulein darauf auf— 
merksam machen, daß es verboten ist, gefährliche Gegenständ⸗ 
zum Coupséfenster hinauszuwerfen.“ 
* Auch eine Grabinschrift. Auf dem Kirchhof des 
rheinischen Städtchens B. steht ein Grabstein darauf folgende 
Inschrift: 
Hier ruht meine Frau N. N. 
„Wohl ist ihr 
Und auch mir.“ 
* Gewissensnot. Du, Willem, warum looft denn eijent 
lich Böttcher-Karl jetzt immer so tiefsinnig rum? — Ja, ver. 
stehste, den hat der Dr. Meier neulich so jlänzend verteidigt; 
un nu jrübelt der arme Kerl Tag un Nacht. ob er's eejentlick 
iewesen is oder nich! 
* Ein Asyl. Junger Arzt: Was war das eben für ein 
Strolch, den Sie da 'rausgeschmissen haben? — Diener: Ach 
denken Sie nur, der Kerl hat acht Tage in unserem Warte 
zimmer logiert, ohne daß wir eine Ahnung davon hatten! 
* Die Spezialpferde. Sonntagsreiter (ein Pferd be 
steigend): Wie weit ist denn der Weg nach Kirchhubel? — 
Pferdeverleiher: Wie, nach Kirchhubel wollen Sie? Da muf 
ich Ihnen ein anderes Roß geben, dieses hier geht nur nack 
Darxdorf! 
Briefkasten. 
*J. P., Bergmann in Hühnerfeld. Man darf hoch 
stämmige Bäume nur in der Entfernung pflanzen, welche 
durch die besonderen, wirklich bestehenden Berordnungen, oder 
durch beständige und anerkannte Gebräuche vorgeschrieben ist; we 
aber keine Berordnungen und Gebräucheée vorkbanden sind, 
sollen von der Linie, welche die beiden Grundstücke scheidet, koch⸗ 
ftämmige Bäume 200 Meter, andere Bäume und lebende Hecken 
zZingegen !, Meter entfernt sein. Der Nachbar hat das 
Recht, zu fordern, daß die Bäume'sund Hecken, welche in einer 
kleineren als der vorgeschriebenen Entfernung gepflanet sind, aus 
gerissen werden. Das Recht, Bäume beizubehalten, welche in einer 
geringeren Entfernung vom Nachbargrundstücke sich befinden 
als die Bestimmungen gestatten. kann durch einen dreißigjäh— 
rigen Besitz erworben werden. Derjenige, auf dessen Eigen— 
thum die Aeste der nachbarlichen Gebäude überhangen, kann den 
Eigenthümer zwingen, diese Aeste abzuschneiden. Das Ab— 
ästen muß zu geeigneter Jahre 8zeit gefordert werden, damit es 
der Gesundheit und dem Ertrage der Bäume niccht schadet 
(Art. 671 u. 672 d. B. G. B.) 
* P. H., Bergmann in Labach. Ihre erste Frage bezüg— 
lich der Tauben beantworten wir Ihnen mit Za. Die z weite 
Frage finden Sie unter „Hühnerfeld“ beantwortet. Hoffentlick 
genügt diese Auskunft. 
* Nr. 100, Guichenbach. Die Beiträge zur landwirtschaftlichen 
Berufsgenossenschaft hat der Besitzer au tragen. 
*J St., Bergmann in R. Der seit einigen Jahren au! 
den Mittwoch vor Totensonntag verleate preußige Buͤß- und 
d aae sm Vben — 
* * Sachsen, Großbherzogtum Sachsen-Weimar, die Herzogtümer Anhalt, 
*Der Verräter schläft nicht. Herr Mielte der sich abends Braunschweig, Sachsen⸗Altenburg, ⸗Coburg ⸗Gotha, ⸗Meiningen, die 
nie vom Stammtisch losreißen kann, hat es endlich satt, deswegen Furstentmer Schaumburg Liphe Schwarzd urg Rudolfiadt, Sonders 
daheim stels mit einer Gardinenpredigt empfangen zu werden. Na- haufen, »Waldeck-Pyrmont, Reuß i. 8. 
ürlich hilft er sich nicht mit Gewalt, sondern mit List Er schließt * K. Pf., Bergmann in Sch. Nach dem Postgesetz sind 
seine Thürt unhörbar auf, entkleidet sich im Korridor unhörbar, geht offene Postkarten mit anstößigem oder beleidigendem Inhalt sowie 
35. aten Sohlen unhorbar ins Schlafzimme, und vill nit unfittlichen Darstellungen von der Postbeförderung ausgeschlossen. 
auf stinen nadtte Anmer un Schon aus dieser Bestimmung geht hervor, daß die Poͤstbeamten 
deben beim schwachen Schimmer des Mondes unhörbar in's Bett herechtigt sind, von dem Inhalt der Postkarten oder auch Rohrpost⸗ 
steigen. Da ertönt die Stimme seiner Frau: Nanu, seit wann gehst e de 3 we edin 8 Dehuneen 
mit dem Hut zu Bette? — Donnerschlag! er hatte ver⸗ ur stren gsten Amtsverschwiegenheit verpflichtet und dür— 
d denn bzune! sch 3 dritten Personen von dem Inhalt in keinem Falle Mitteilun 
zessen seinen — Cylinder a pmen, machen. Die Verletzung des Amtsgeheimnisses * 
* Zensur. Dorf-Bürgermeister (zum Direktor einer — 
Schmiere): „Dös sag i Dir glei, Liabsgeschicht'n und solchene i LG., Bergmann in Neunkirchen. Die Einsiellung er— 
Sauereien derf'n nöt vorkommen in dem Stück, wo's bei uns fo gt, so viel uns bekannt ist, am 11. Oktober. 
Verantwortl. Redakteur: Th. Vogel, i. V.: A. Bode, beide in Saarbrücken. Druck u. Verlag der Saardruckerei in St. Jobann
	        
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