Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

do bedurfte, bewahrte er in seiner Westentasche. Im Uebrigen war 
es vielleicht Schlauheit, daß er das Geldiäschchen zu Hause ließ, um 
sein angebetetes Weibchen glauben zu machen, daß ihm wirklich 
keinerlei Geldmittel zur Verfügung stehen und daher auch nicht m 
entferntesten in hr der Glaube aufkommen konnte, daß er durch eine 
Ueberraschung sie zu erfreuen, die Absicht hege. Doch sei dem wie 
immer, das Geldtäschchen lag zu Hause, während der liebevolle junge 
Ehegatte nicht die geringste Ahnung hatte, welches Unheil dasselbe 
anzurichten vermochte. Es war 2 Uhr nachmittags, alsLangmann vom 
Bureau heimkehrend, seine Gattin in Thränen aufgelöst, schluchzend, 
jammernd und klagend auf dem Divan liegend fand. Vor Auf— 
regung zitternd nahte er sich seinem Weibchen, doch dieses machte 
eine Handbewegung, welche deutlich verriet, daß er im Momente 
besser thäte, zu verschwinden. Er hatte Mühe seine Ruhe zu be— 
wahren, eilte in die Küche, in das Vorzimmer, frug Köchin und 
Stubenmädchen, was vorgefallen, umsonst, er erfuhr nichts, was 
ihm hätte Aufschluß geben können über die rätselhafte Szene, die 
er jetzt erlebte. „Luise, was ist Dir denn?“ frug er unablässig, 
während sie weinte. Keine Ankwort! Er ergriff ihre Hand und 
fand in derselben ein Stückchen Papier, welches er an sich nahm und 
las: „Jener blonde Herr mit dem Zwicker, welcher mich gestern bis 
zum Kurgarten verfolgte, wird um ein Lebenszeichen gebeten unter: 
„Glücklicher Zufall“ an die Exped. d. Bl.“ Was war das? Blond 
war er selber, auch trug er einen Zwicker, doch eine Dame bis zum 
sturgarten verfolgen, war ihm niemals eingefallen. Er besah die 
Rückseite des Zeitungsausschnittes und las: „Wer seiner Frau eine 
Freude bereiten will, der kaufe ihr einen Teppich für den Salon, 
wie solche bei uns spottbillig zu haben sind. Meier u. Komp., 
Lindengasse 15.“ Vor einer Stunde hatte er dort einen Teppich 
gekauft und eben meldete das Stubenmädchen, daß man einen Teppich 
gebracht habe. Langmann überlegte nicht lange. „Herzchen“, sagte 
er, „sieh 'mal, mit Rücksicht auf dieses Inserat hier, welches ich aus 
dem Tagblatt schnitt, habe ich Dich mit einem Teppich, der für 
unsern Salon bestimmt ist, überrascht. Sieh 'mal, ob er Dir gefällt.“ 
Nun änderie sich die Szene in überraschender Weise. Während er 
ihr das Inserat zeigte, schien sie zu erkennen, welchem Irrtum sie zum 
Opfer gefallen. Sie besah den Teppich, kehrte in den Salon zurück 
und umschlang ihren geliebten Mann, dem sie bitleres Unrecht zu— 
gefügt. Und die Moral von der Geschichte: Wenn Du der Zeitung 
ein Inserat entnimmst, dann streiche die Rückseite derart durch, daß 
man diese nicht zu lesen vermag! 
W Der Solo⸗-Posaunifst. Der Vetter Heinrich 
war ein Bergmusiker aus dem „ff.“ Er spielte mehrere In— 
strumente, aber sein Lieblings- und Meisterinstrument war der 
„Stribber“, die sogenannte Posaume. Neben seiner 
Eigenschaft als Musiker war Vetter Heinrich auch als Spaß— 
vogel sehr bekannt. Von seinen gelieferten Stückchen heute 
folgendes zur Probe: Der Bergmusiker Vetter Heinrich 
half einmal einer Privatkapelle als Posaunist aus. In einem 
der Konzertstücke sollte er auch ein „Solo“ blasen. Als die 
bewußte Stelle kam, „da schwiegen alle Flöten“, überhaupt 
alle Instrumente, aber auch Vetter Heinrichs Posaune. Der 
erwartete Posaunen-Solovortrag kam nicht und das auf dem 
Programm so hervorgehobene Konzertstück bildete für die 
Kapelle einen „R einfall“. Infolgedessen hatte Vetter 
Heinrich seitens der übrigen manches nicht gerade Schmeichel— 
hafte zu hören. Er aber meinte gelassen und selbstbewußt: 
„Seid nur ruhig. Eich war alleen richtig, Ihr waren all 
falsch.“ Zur Ausbülfe aber wurde Vetter Heinrich nicht mehr 
Jenommen. 
*Der Fritz. Dame: Du bist mir immer viel zu flatterhaft. 
Deine Vorgängerin hat Ihr Ernst nie verlassen. — Dienstmädchen: 
O, der meine verläßt mich ja auch nicht — der heißkt aber nicht Ernst 
sondern Fritz. 
* Das ist fatal! Bei einer Hochzeitsfeier wurde jüngst das — — 
kleine Brüderchen der Braut, deren Zukünftiger Fuchs heißt, auf⸗ Alle für uns bestimmten Sachen bitten win 
gefordert, ein Lied zu singen. Der Kleine, auf einen Stuhl ge— HDin die Redaktion des „Bergmanns 
tellt, wurde sehr verlegen und es wollie hmn nichts einfallen. End-h freund“r, nminchtt an die Expedition adressiren zu wossen 
Narantmäartsicher Pedattenre Jsheodar Noael Sriden Iruck und Nerlag der Saarprucdeerei. St. Fohann 
— 
lich, von allen Seiten gedrängt, fing er an zu singen: Fuchs, du haß 
die Gans gestohlen, gieb sie wieder her! 
* Bedenkliche Aeusßerung. Gerichtspräsident (nachdem die 
Namen der Geschworenen aus der Urne gezogen worden sind): „Meine 
Herren, die ungezogenen Geschworenen können gehen.“ 
* Beim Standesbeamten. Standesbeamter: „Aber ich bit! 
Sie, wie kommen Sie dazu, Ihre Tochter Klarinette zu nennen, das 
ist doch kein christlicher Name?“ — Vater: „Ja, wissen Sie, ihre 
Mutter heißt Klara und ihre Tante Nette, und da sollte sie halt nach 
Beiden genannt werden.“ 
* So, So! Ich sage Ihnen, mein Haar ist, wenn ich's auf— 
mache, g'rad zwei Meter lang. — O, das ist noch gar nichts. Wenn 
ich mein's aufmache, fällt's gleich auf die Erde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.