Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

Lanee ist diejenige der St. Barbara-Bruder⸗ 
schaft 
5. Heiligenwald, 24. März. Mit lustiger Musik und 
wehender Fahne zogen am Mittwoch früh die hiesigen Militär— 
oflichtigen zur Aushebung nach Ottweiler. Unsere 
Kolonie stellte die verhältnismäßig hohe Zahl von circa 75 
Mann Gestellungspflichtigen, darunter vier Fünftel Bergleute. 
P. Neunkirchen, 24. März. Heute Nachmittag 38 Uhr 
fand unter Vorsitz des Herrn Berginspektors Died— 
rich die Verlosung der der Königlichen Berginspek⸗ 
tion VIII überwiesenen? Bauprämien mit unverzins— 
lichenHausbau-Darlehen statt. Die glücklichen Gewinner waren: 
Heinrich Bey in Hangard und Wilhelm Neufang2 
in Steinbach. An der Verlosung haben sich 56 Bergleute 
beteiligt. Im Anschluß hieran wurden die der Königlichen 
Berginspektion VIII zur Verfügung gestellten verzinslichen 
Baudarlehen verlost. Diese werden in Beträgen bis zu 4000 
Mark für ein Zweifamilienhaus gegen 33 pCt. gewährt. 
&Ensdorf, 22. März. Bei der heute auf hiesiger Berg⸗ 
inspektion stattgefundenen VBerlosung der für laufendes 
Jahr überwiesenen einen Bauprämie nebst unverzinslichem 
Bauvorschuß hat der Bergmann Nikolaus Kronen- 
berger III. von Ensdorf die Glücksnummer gezogen. An 
der Verlosung beteiligten sich 7 Bewerber. 
* Saarwellingen, 23. März. Gestern Abend ist, wie 
die „Saar-Ztg.“ meldet, Dr. Birnbaum, Knapp⸗ 
— 
Dahingeschiedene, welcher ein Alter von 73 Jahren erreichte, 
besuchte das Marzellenagymnasium in Köln, wo sein Vater 
Direktor war. Der Verblichene genoß sowohl als tüchtiger 
gewissenhafter Arzt wie auch als charakterfester und edel ge⸗ 
sinnter Mensch allgemeine Hochachtung. 
* 
Schön ist Bergmannsleben. 
Ein Märchen von Max Crone. 
(Schluß.) 
Ohne daß Graf Godo oder auch nur Hildegundis es ahnen 
mochten, rückte er ihnen beiden von Tag zu Tage näher. Sie 
wühlten und schaufelten im Schloßberge, der reiche Schätze 
an Eisen⸗- und Kupfererzen trug. Und eines Tages brachte er 
einen Stollen mitten im Burghof zu Tage. Es war 
wohl ein wenig Jugendübermut und ein tüchtiges Stücklein 
Mannesstolz dabei, daß er gerade hier ans Licht kommen wollte. 
„Glück auf!“ schallte es unter Hildegundis Gemach, „Glück 
auf!“ drang es zu Godo,s Ohren, und da stand er mit leuchten— 
den Augen in der Knappentracht, der junge Freiwerber. 
Der Alte weidete seine Augen an dem Schauspiel. Er 
nahm selbst Hildegundis bei der Hand, führte sie in den Burg⸗ 
hof und legte ihre und des Junkers Rechte zu feierlichem Verlöb⸗ 
nis in einander. Die Knappenschar, die ihrem Gebieter auf dem 
Fuße gefolgt war und sich gleich ihm durch das enge Loch zu 
Tage gezwängt hatte, stand mit ihren Lichtlein ringsumher. 
„Glück auf!“ Das war der erste Heilruf für das junge 
Paar. Hei wie er jauchzend aus dem Munde der Knappen 
klang! Fühlten sie sich doch alle und ihren Bergmannsstand 
zeehrt und gepriesen in ihrem jugendlichen Herrn. — — — 
Jahre gingen ins Land. Wenn Ritter Konrad auch längst 
aicht mehr zu Schlägel und Eisen griff, so war und blieb er 
doch der Schirmherr des Bergbaus. 
Droben auf Graf Godo's Burg saß er mit seiner Hilde— 
zundis und einer blühenden Kinderschar. Die Linde im Burg⸗ 
hofe barg dem jungen Paare die drei liebsten Andenken, die 
sie auf Erden besaßen: das Bänklein, auf dem sie sich zuerst 
wige Liebe und Treue geschworen hatten, die Stollenmündung, 
durch die Konrad sich den Weg zu seinem Weibe gebahnt hatte 
und das Grab Vater Godo's, der dort nach seinem letzten 
Wunsche beigesetzt war. 
Dunkle Wetterwolken zogen über Konrads Haupt herauf. 
Brimme Fehde wurde gegen ihn und sein reiches Glück geplant. 
Und eines Tages kams zum Ausbruch. Verderben und Ver— 
nichtung lagerten sich um den Schloßberg her. Alle Nachbarn 
in der Runde hatten sich gegen den Ritter verschworen. Er sei, 
hieß es, zu keck, zu übermütig geworden, und man werde nicht 
ruhen, bis man ihn lebendig oder tot in seine Gewalt bekommen 
habe. 
Lange leistete der Ritter, unterstützt von der treuen Schar 
der Bergknappen, heldenmütigen Widerstand. Doch zu groß 
war die Uebermacht, und auf der Burg, die bisher sich unver— 
sehrt gehalten hatte, begannen Hunger und Durst sich geltend 
zu machen. Das sichere Ende war vorauszusehen. Höchstens 
zwei, drei Tage, länger konnten sich die Insassen nicht 
alten. 
Hildegundis erlag schier dem überagroßen Jammer. Wie 
eine Henne ihre Küchlein vor dem Habicht unter die Flügel 
nimmt, so saß sie zitternd im Frauengemach, die unmündigen 
Kindlein um sich her und horchte auf jeden Laut, der von 
draußen hereindrang. 
Der Abend hüllte Thäler und Berge in seine Schatten. 
Unheimlich glühte das Abendrot in die Fenster der Burg, 
zwischen den schweren Wolkenbänken sich Bahn brechend, die 
sich am Himmel auftürmten. Der Wind begann im kahlen 
Lindenwipfel zu spielen. Allmahlich wuchs er zum Sturm an 
und heulte um Türme und Zinnen. Drunten in der Halle hieli 
Konrad bei trübem Fackelschein mit den Seinen Rat. 
„Ehrenvollen Abzug gewähren sie uns nicht und halten 
können wir uns nicht länger,“ äußerte der Burgherr. „Wir 
wollen's in Gottes Namen mit der Flucht versuchen. Vielleicht, 
daß der Stollengang noch wegsam ist und uns ins Berginnere 
führt; wir könnten dann am Andreasschacht zu Tage kommen.“ 
Konrad ging, Weib und Kinder zu holen. Während der 
Novembersturm seine rabenschwarzen Fittiche über den Harz— 
bergen entfaltete, glitt einer nach dem andern in die lautlost 
Tiefe. Von den Waffen nahmen sie nur das Notwendigste mit 
Aber sein Gezähe hatte jeder Bergknappe zur Hand. 
Tapferen Herzens folgte Hildegundis mit den Kindern. 
Viel Raum gewährte der enge Gang nicht, und schaurig war's 
hier unten auch, wenn gleich kein Lüftlein sich regte und die 
Lichter flackerlos brannten. Wasser sickerte und tropfte vom 
Bestein, und der Weg war schlüpfrig und feucht. Unheimlich 
drohend starrten mächtige Felsstücke über den Häuptern der 
wortlos Dahinziehenden. Und richtig, dort war mächtige Lasl 
niedergegangen. Der Zug geriet ins Stocken. Auf Händen 
und Füßen kroch Konrad weiter. Eine schmale Kluft war frei 
geblieben. 
„Glück auf!“ rief er dem Hintermanne raunend zu. „Glück 
auf!“ ging es leise weiter. Tröstlich klang dem armen Weibe 
der Ruf ans Ohr. Besser dünkte es ihr im Schutz der leblosen 
Felsen zu sein als draußen in der Hand der grimmigen Feinde 
Mochte denn lieber über Mann und Kindern die Bergeslast zu— 
sammen brechen, als daß sie dem Hohngeschrei lebender 
Menschen preisgegeben wären! 
Dumpfe Schläge dröhnten gegen das Gestein und hallten 
im engen Gange seltsam wieder. 
Und abermals wanderte der Segensgruß „Glück auf!“ 
pvon Mund zu Mund. Diesmal zitterte helle Freude durch den 
Zuruf. Das Hindernis war überwunden. Konrad stand be— 
reits auf sicherem Boden im wohlverzimmerten Stollengang 
der unmittelbar zum Andreasschachte führte. 
Ihm nach wurde Hildegundis mit den Kindern durch die 
schauerliche Enge gezwängt. Dann krochen die übrigen Knappen 
hindurch. Das Hangende hielt stand. Unversehrt hatte die 
ganze Schar den Weg zurückgelegt. 
Mit aller Vorsicht stieg man im Andreasschacht zu Tage. 
Geschäftige Hände trugen Hildegundis und die Kleinen die 
steilen Fahrten hinauf. Sobald einer oben ankam, löschte a 
sein Licht.
	        
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