Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

87 
Ansicht berufen sich auf die Beobachtung, daß ein Fisch sich in 
ganz wachem Zustande vollkommen ruhig und regungslos ver—⸗ 
Jaltien könne. Aber auch ein mit geschlossenen Augen in 
hachem Zustande, aber ruhig daliegender Mensch kann bei ober⸗ 
flächlicher Betrachtung von einem Schlafenden nicht unter⸗ 
schieden werden. Allerdings hat die Phisiologie durch einen 
hrer hervorragendsten Vertreter, Prof. Angelo Mosso in Turin 
festgestellt, daß ein Mensch sich doch nicht schlafend stellen kann, 
ohne daß die Täuschung auf, einem sicheren Wege ermittelt 
verden koönne. Während sich nämlich in wachem Zustande die 
Atmungsbewegungen bis auf den Bauch und das Zwergfell 
usdehnen kaun, kommt letzteres im Schlaf zur Ruhe, der 
Schlafende ist also daran zu erkennen, daß er nur mit der Brust 
Amel. Ein ähnlich äußerlich erkennbares Merkmal ist für die 
Fische noch nicht bekannt; doch könnte es sich vielleicht bei ge— 
zügender Aufmerksamkeil finden lassen, z. B. in einer ge⸗ 
ringeren Haäͤufigkeit der Atembewegungen. Immerhin ist schon 
die dollkonene Ruhe, die sich bei den am Tage so unausgesetzt 
iebhaften Fischen bei Eintritt der Dunkelheit einstellt, auf— 
fällig. Sie schweben dann stundenlang auf demselben Fleck: 
n einem Winkel, über einem Felsbrocken, neben einer Wasser— 
flanze oder auf dem Grunde; auch die sonst ruhelosen Augen 
Zewegen sich nicht mehr. Man darf freilich nicht erwarten, daß 
alle Fische sich, wenn sie schlafen, auf den Bauch oder auf die 
Seite legen; sie können eben auch schwebend schlafen, gerade 
wpie ein Pferd stehend. Fische, denen Dr. Beer die Flossen be— 
schnitten halle — die übrigens ebenso rasch nachwachsen, wie 
inderen Tieren die Haare —, schliefen senkrecht im Wasser 
stebend, die Köpfe nach unen gerichtet, weil sie sich nicht mehr 
n ihrem Gleichgewicht zu erbalten vermochten. Einige Fische 
—E 
fische, die ein unerfahrener während ihrer Siesta wohl für 
krank oder dot balien würde. Auch von dem einem schwimmen— 
den Kopfe aleichenden und wegen dieser absonderlichen Form 
wohl jedem bekannten Mondfisch wissen wir, daß er sich zum 
Schlummer auf die Seite leat; und so haben ihn Seeleute 
mehrfach schlafend auf den Wellen kreiben gesehen. Man kann 
einen so schlaäfenden Fisch bei vorsichtiner Annäherung sogar 
mit der Hand greifen und aus dem Wasser ziehen. Die Augen 
zaben die Xsche dabei stets etfen, und deshalb könnte mancher 
an ihrem Schlafe zweifeln. Aber sie haben einmal nichts von 
der Natur wit bekommen, um ihre Augen schließen zu können. 
*Ein ernster Gedenkteg für unsere Marine. Zehn Jahre 
varen am Donnerstaa verstrichen, daß im Hafen von Apia auf 
Samoa bei einem furchtbaren Orkan die deutschen Krieasschiffe 
EAber und Adler zu Grunde aingen und eine großke Anzabl 
»lühender Menschenleben den Tod in den Wellen fand. Es war ara 
15. Märs 1889. zur Zeit ähnlicher Unruben in Samoag wie jetzt, als 
iener fürchterliche Orkan losbrach. Unalücklicher Meise war im Hafen 
»on Apia eine bedeutende Floitisse von Krieasschiffen versammelt. 
Als der Mirbelsturm plökßlich losbrach. war es den Schiffen nicht 
nöaglich, sich nach der offenen See in Sicherheit zu bringen. Es mußte 
also der Kamvbf mit dem Wasser im Hafen selbst aufgenommen wer— 
den, auf denkbar enastem Raume, inmitten verderbenhringender 
Zorallenriffe. Ein in Strömen niedergießkender Regen gestaltete die 
dage noch beänostigender. Auf allen Schiffen kämofte man helden— 
nütig: aber gegen drei Uhr morgens konnte keiner von ihnen der 
großken Gewalt der Mindstöße mehr standhalten. Wie Nußschalen 
vurden die mächtigen Schiffe in dem engen Hafen umheraeschleudert 
Zusammenstöße waren unvermeidlich. Die Ufer wimmelten —* 
Menschen, die aber kaum die Beweaungen der Schiffer verfolgen 
onnten. An Hülfeleistung war überbaupt nicht zu denken. Bei 
Tagesarauen bemerkte man, daß alle Schiffe ohne Ankerhalt waren. 
Der starke Nordostwind trieb sie den Riffen zu, obgleich schwarze 
Rauchwolken bewiesen, daß alle Kommandanien die verzweifeltesten 
Anstrenaungen machten, ihre Schiffe vor dem Untergang zu bewah— 
en. Gewaltige Sturzwellen trieben das Kanonenboot Eber unauf— 
haltsam dem Riff zu. Augenblicke atemloser Spannung unter den 
Zuschauern am Ufen folgten. Dann brach ein Schrei des Entsetzeus 
sos: Eine ungeheure Welle hatte das Fahrzeug emporgehoben und 
mit der Breitseite gegen das Riff geworfen. Ein furchtbares Krachen 
machte sich hörbar, dann neigte sich das Schiff auf die Seite und ver— 
schwand. Tollkühn drangen die Eingeborenen weit in die Brandung 
vor und warteten, ob nicht einige der Schiffbrüchigen wieder auf— 
tauchen würden. Aber nur fünf Personen konnten den Wogen ent— 
rissen werden. Nicht weniger als 67 wackere Seeleute fanden den 
Tod in den Wellen. Wie der Eber, wurde der Adler mit der Breit— 
feite auf das Riff geschleudert. Fast die gesamte Mannschaft wurde 
in das Meer geschleudert. Doch konnte deren größter Teil an dem 
sehr günstig liegenden Wrack Retiung finden. Dennoch gingen auch 
hier zwanzig Mann zu Grunde. Zum Gedächtnis der Braven iss 
ein Denkmal im Garten des samoanischen Köniashauses auf de 
Landzunge Mulinun bei Apia errichtet. 
* Ein Unikum. A. (zu einem Herrn, den er soeben kennen 
gelernt hat): „Spielen Sie Karten?“ — B.: „Nein!“ — A.: „Aber 
Billard!“ — B.: „Auch nicht.“ — A.: „So kegeln Sie?“ — B.: 
„Noch weniger!“ — A.: „Dann besuchen Sie wohl viel Theater?“ 
— B.: „Auch das nicht!“ — A.: „So? Da können Sie mir ja ganz 
leicht zwanzig Mark pumpen!“ 
* Gedankensplitter. Die Schmeichler sind geschickte Ge— 
dankenleser; sie saagen dir genau, was du denkst. — Um Schweigen 
zu lernen, gehe au jenen in die Lehre, die niemals geschwiegen haben 
— und du lernst es. 
* Selbftgefühl. Michelbauer (der allein mit seiner Alten 
auf den soeben einfahrenden Bahnzug wartet): „Siehst D', Urschl!, 
wir san do' no' wer — jieß muß der aroße Zug z.wea'n Uns an— 
halt'n!“ 
Literarildres. 
* Eine echte Künstler-MNummer ist das soeben erschienene Heft 14 
der „Nodernen Kunst“ (Verhag von Rich Bong, Berlin W. 
57, Leipzig, Wien, Stuttgart. Vreis 60 Pig.) Sie enthält 
eine von Ludwig Pietsch trefflich geschriebene Schilderung des neuen 
Hauses des „Vereins Berliner Künstler“ mit zahlreichen, von Hans 
Looschen wundervoll gezeichneten Bildern. In seinem anmutigen 
farbigen Deckel, der nach einem Entwurfe Hans Looschen's ausgeführ 
ist, stellt sich Heft 14 der „Modernen Kunst“ als eine wahrbaft ent 
zückende Leistung der Journaltechnik dar. Sie ist um so höher anzu 
schlagen, als der Preis des Heftes 14 nur 60 Pfa. beträgt. 
Meioffaften. 
* M. F., Grubenverwalter in M. Bei dem Schachtab— 
teufen für die Wasserlssungsanlage am Schanzenbera war 
ein alter Dudweiler Beramann Unternehmer. Derselbe 
ist augenblicklich bei den Durchbruchsarbeiten am hiefigen 
Bahnhof beschäftigt. Vielleicht können Sie durch eine Anzeige 
Dee Revgm am usfven de geeignete Persönlichkeiten 
uden? 
* Herrn L. in H. Berbindlichsten Dank! Den Betrog von 
3.20 Mk. werden wir einem blinden Bergmann in Wahl— 
schied übersenden 
* M. S., Bergmann in B. 1. Schwarze Husaren: 
Größe 1,72. 1,57 m, Brustumfang 86- 80.6 em, Gewickt nicht über 
ß5 k5. 2. Garde-Ulanen: Gewicht 70 kg, Größke windestens 
1,70 7n, Brustumfang 85 ew. Meldung schriftlich. Aerztliche Un— 
tersuchung gewöhnlich beim Regiment. 
*M. R. Schlepper in D. Die Zeichen bedeuten, daß Sie 
starke Butadern an den Beinen und oberflächliche Narben haben. 
Diese geringen körperlichen Fehler schließen die Fähigleit zum Dienfst 
mit der Waffe nicht aus. 
*St. P. in R. Wir bedauern, Ihnen keine Auskunf! 
zeben zu können. Wenden Sie sich an einen Arzt, am besten einen 
Spezialarzt. 
Ein Haueer auf Grube Sul zbach sucht einen 
Tauschmann 
zur Verlegnng nach Grube Gerhard oder Kronprinz. 
Gefällige Meldungen an die Redaktion des „Bera 
mannsfreund'“ erbeten. 
Berantwortlicher Redakteur: 375 —5d 5r7 Vogel in Saarbrücken. Druck und Verlag: „Neue Saarbrücker Feilung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.