Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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dessen König sei auf gegenseitiges Vertrauen und eben solche 
Achtung begründet gewesen. Bayern werde ihm stets ein treues 
Andenken bewaäahren. 
* Aus dem rheinisch⸗westfälischen Kohlenrevier. 
Am 8. d. M. verstarb in Düsseldorf der Gewerke 
dugo von Gahlen im 78. Lebensjahre. 20 Jahre Vor⸗ 
atzender des Grubenvorstandes der Gewerkschaft Graf Bis⸗ 
narck, die sich unterdes zu größter Bedeutung entwickelt hat, 
pwie Vorsitzender der Gewerkschaft „Unser Fritz“ bei Schalke 
und des Aufsichtsrates der Bergbau-Aktien-Gesellschaft „Con— 
rordia“ in Oberhausen, des Aufsichtsrates der „Westfäl. An—⸗ 
holtischen Sprengstoff-Aktiengesellschaft“ in Coswig, sowie Re— 
hräsentant verschiedener Ruhrzechen, nahm er in den Kreisen 
des rheinisch-westfälischen Bergbaues eine hervorragende Stelle 
in. Mit ihm ist wieder eine jener alten, kraftvollen Persönlich— 
teiten aus dem Leben geschieden, deren Zahl nur noch klein ist 
und deren Namen mit der Entwicklung unseres Berabaues eng 
Ferknüpft bleibt. 
Aussand. 
eFrankreich. Der zuerst nirgends geglaubte, dann aber 
nit wachsender Bestimmtheit auftauchende Verdacht, hat wieder 
neue Nahrung durch das, was nachträglich bekannt wird, be— 
kommen: Die Sprengung des Pulverlagersbei 
Toulon vom 5. März foll durch ein Verbrechen herbeigeführt 
worden sein. Das wäre wahrlich eine teuflische That! Gründe 
für den Verdacht findet man in dem angeblichen Auffinden einer 
Lunte, angeblichen Schüssen vor dem großen Knall und der— 
zgleichen, dann aber, daß wieder ein neuer Anschlag gegen ein 
anderes großes Pulverlager aufgedeckt worden sein soll. Bei 
dem der Stadt Toulon ganz nahe liegenden Montely-Pulver⸗ 
lager hat man Schüsse auf die Wachtposten abfeuern hören 
uind ein Paket Dynamitpatronen gefunden. Wir mögen immer 
noch nicht recht an diese teuflischen Pläne glauben, aber in 
Frankreich füngt man an, daran zu glauben. 
* Italien und China. Wie jetzt bekannt wird, hat 
Thina die Forderung Italiens wegen der Abtretung der 
San-mun-Bam abgelehnt. Hieraus kann ein Konflikt 
zwischen beiden Staaten entstehen, wenn nicht China, wie schon 
oft, vor den Kanonen die Segel streicht. Inzwischen soll sich 
nämlich einer der tüchtigsten italienischen Marine-Offiziere, der 
sontre-Admiral Greuet, in Neapel an Bord des „Stromboli“ 
zur Abreise nach China eingeschifft haben, um das Kommando 
der italienischen Schiffs-Division in Ost-Asien zu übernehmen. 
Es werden fünf italienische Kriegsschiffe an der chinesischen 
Küste erwartet. 
Aus dem Saarrevier. 
Saarbrücken, 11. März. 1899. 
*Am Sonntag vollendet der Verweser des König- 
reichs Bayern, Se. Königl. Hoheit der Prinz— 
degent Luitpold von Bayern sein 78. Lebensjahr. 
Nicht allein ganz Bayern begeht diesen Tag festlich, sondern das 
ganze Reich nimmt großen Anteil an dem hohen Feste und gedenket 
des greisen Prinzregenten. Ganz besonders wird dieser Tag von 
inseren bayerischen Nachbarn, von denen sehr viele zu unseren Berg— 
leuten gehören, begangen. Da will denn auch der ‚ Bergmanns— 
freund“ unter den Glückwünschenden nicht fehlen, zumal der Sonn⸗ 
tag der Ehrentag der bayerischen Kameraden unfserer 
Bergleute ist: der llerhöchste Bergherrder bayerischen 
— 
Bergknappen hat Geburtstag. Indem wir den innigsten An. 
teil an dem Ehrentage des Prinzregenten nehmen, dem Got 
ein so hohes blühendes Alter verliehen hat, ist es unser Herzens 
wunsch, daß Bayern und dem gesamten Vaterlande der Prinz 
regent noch lange erhalten bleiben möge. Unsere sämtlichen 
Wünsche fassen wir zusammen in dem Ruf: „Prinzregen; 
Luitpold Glück auf!“ 
* Neues Theater. Spielplan. Sonntag 
„Zarund Zimmermann', Kom. Oper in 4 Alten v. Lortzing; 
am Dienstag: „Die Sorglosen', Lustspiel in 4 Alter 
bon L'Arronge; am Donnerstag: Benefiz für Herrn Aug. 
Belger: „Fra Diavolo“, Kom. Oper in 8 Aufzügen von 
Auber und am Freitag: „Zum wohlthätigen Zweck 
Schwank in 4 Akten von Schönthan-Kadelburg. 
* Die Erneuerung der Lose der Königlich Preußischen 
Klassen-Lotterie zur 3. Klasse 200. Lotterie muß spätestens bis 
zum 13. März d. J., abends 6 Uhr, gegen Vorzeigen des Loses 
der Vorklasse bei Verlust des Anrechts geschehen. 
M Sulzbach, 9. März. Gestern Nachmittag entstand in 
Hotel,ZurPosst' ein kleiner Kellerbrand. Die Ent— 
stehungsursache des Brandes ist nicht bekannt. Dem Brandte 
fielen einige Schnaps- und Weinfässer zum Opfer. 
M. Sulzbach, 10. März. Der Wagen eines hiesigen Wirtes 
fuhr heute Mittag die steile Friedrichstraße herunter. Trotz allen 
Hemmens kam der Wagen so in den Schuß, daß er geradeaus übe 
die Hauptstraße in das Schaufenster des Kürschner Kuschel rannte 
Die Spiegelscheibe ging natürlich in tausend Stücke. Das Pferd er 
hbielt auch einige Schnittwunden. Die Deichsel zerbrach. 
* Oberbexbach, 10. März. Am Montag Morgen zoger 
unsere jungen Vaterlandsverteidiger nach Homburg zur 
Musterung. Mittags holte sie ein Teil der Grubenkapelle 
Heinitz am Bahnhof in Bexbach ab, und nun zogen sie mit 
klingendem Spiel in unsern Ort ein. Am Abend war bei Wirt 
Welter Tanzmusik. Nicht nur die Jungen, sondern auch dieAlter 
beteiligten sich am Tanze. Der Tag verlief in schönster Weise 
V. Grube Frankenholz, 8. März. Der Seilbahnarbeiter 
Bieber aus Homburg wurde wegen Fälschung eines 
Krankenscheines, indem er das vom Arzte eingesetzte Datum 
ausradierte und ein anderes zu seinen Gunsten einsetzte, vom Kgl 
Landgerichte Zweibrücken zu 1 Monat Gefäng 
nis verurteilt. Gleichzeitig erhielt derselbe von der hiesigen Bera 
werksdirektion seine gänzliche Entlasfsung. 
*Gerichtet. 
GSchluß.) 
Ein Jahr war seitdem dahingegangen. Der berüchtigte 
Räuber Tonio il Guercio hatte sich einfangen lassen, war vom 
obersten Gerichtshof zu Palermo zum Strange verurteilt undt 
nach Nicosia geführt worden, um hier aufgeknüpft zu werden, 
„weil“, so hieß es im Todesurteil, „dieser Bezirk hauptsächlick 
der Schauplatz seiner Missethaten gewesen sei.“ Die Hin— 
richtung hatte erst am Morgen des Tages meiner Rückkehr 
es war der 20. Juli, stattgefunden. 
Das Alles erfuhr ich, ehe ich noch die Postkutsche ver— 
lassen. In meinem gewöhnlichen Absteigequartier aber ward 
mir noch eine andere Mitteilung, daß nämlich eine Fraur 
meiner Pfarrei in Bordonaro seit dem vorigen Tage wieder 
und wieder auf das dringendste nach mir gefragt habe. Ehe 
ich mich noch näher über ihre Persönlichkeit erkundigen konnte 
öffnete sich die Thür und ein abgehärmtes, schluchzendes Weibt 
fiel mir zu Füßen; es war Donna Ccecilia, die unglücklich⸗ 
Frau des soeben Gerichteten. 
Ich hob die Aermste auf und erfuhr nun von ihr dies 
ganze aufregende Trauerspiel des Morgens. 
„Ach, Signor Curaio,“ schluchzte sie, „Ihr seid zu spät 
gekommen!“
	        
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