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dessen König sei auf gegenseitiges Vertrauen und eben solche
Achtung begründet gewesen. Bayern werde ihm stets ein treues
Andenken bewaäahren.
* Aus dem rheinisch⸗westfälischen Kohlenrevier.
Am 8. d. M. verstarb in Düsseldorf der Gewerke
dugo von Gahlen im 78. Lebensjahre. 20 Jahre Vor⸗
atzender des Grubenvorstandes der Gewerkschaft Graf Bis⸗
narck, die sich unterdes zu größter Bedeutung entwickelt hat,
pwie Vorsitzender der Gewerkschaft „Unser Fritz“ bei Schalke
und des Aufsichtsrates der Bergbau-Aktien-Gesellschaft „Con—
rordia“ in Oberhausen, des Aufsichtsrates der „Westfäl. An—⸗
holtischen Sprengstoff-Aktiengesellschaft“ in Coswig, sowie Re—
hräsentant verschiedener Ruhrzechen, nahm er in den Kreisen
des rheinisch-westfälischen Bergbaues eine hervorragende Stelle
in. Mit ihm ist wieder eine jener alten, kraftvollen Persönlich—
teiten aus dem Leben geschieden, deren Zahl nur noch klein ist
und deren Namen mit der Entwicklung unseres Berabaues eng
Ferknüpft bleibt.
Aussand.
eFrankreich. Der zuerst nirgends geglaubte, dann aber
nit wachsender Bestimmtheit auftauchende Verdacht, hat wieder
neue Nahrung durch das, was nachträglich bekannt wird, be—
kommen: Die Sprengung des Pulverlagersbei
Toulon vom 5. März foll durch ein Verbrechen herbeigeführt
worden sein. Das wäre wahrlich eine teuflische That! Gründe
für den Verdacht findet man in dem angeblichen Auffinden einer
Lunte, angeblichen Schüssen vor dem großen Knall und der—
zgleichen, dann aber, daß wieder ein neuer Anschlag gegen ein
anderes großes Pulverlager aufgedeckt worden sein soll. Bei
dem der Stadt Toulon ganz nahe liegenden Montely-Pulver⸗
lager hat man Schüsse auf die Wachtposten abfeuern hören
uind ein Paket Dynamitpatronen gefunden. Wir mögen immer
noch nicht recht an diese teuflischen Pläne glauben, aber in
Frankreich füngt man an, daran zu glauben.
* Italien und China. Wie jetzt bekannt wird, hat
Thina die Forderung Italiens wegen der Abtretung der
San-mun-Bam abgelehnt. Hieraus kann ein Konflikt
zwischen beiden Staaten entstehen, wenn nicht China, wie schon
oft, vor den Kanonen die Segel streicht. Inzwischen soll sich
nämlich einer der tüchtigsten italienischen Marine-Offiziere, der
sontre-Admiral Greuet, in Neapel an Bord des „Stromboli“
zur Abreise nach China eingeschifft haben, um das Kommando
der italienischen Schiffs-Division in Ost-Asien zu übernehmen.
Es werden fünf italienische Kriegsschiffe an der chinesischen
Küste erwartet.
Aus dem Saarrevier.
Saarbrücken, 11. März. 1899.
*Am Sonntag vollendet der Verweser des König-
reichs Bayern, Se. Königl. Hoheit der Prinz—
degent Luitpold von Bayern sein 78. Lebensjahr.
Nicht allein ganz Bayern begeht diesen Tag festlich, sondern das
ganze Reich nimmt großen Anteil an dem hohen Feste und gedenket
des greisen Prinzregenten. Ganz besonders wird dieser Tag von
inseren bayerischen Nachbarn, von denen sehr viele zu unseren Berg—
leuten gehören, begangen. Da will denn auch der ‚ Bergmanns—
freund“ unter den Glückwünschenden nicht fehlen, zumal der Sonn⸗
tag der Ehrentag der bayerischen Kameraden unfserer
Bergleute ist: der llerhöchste Bergherrder bayerischen
—
Bergknappen hat Geburtstag. Indem wir den innigsten An.
teil an dem Ehrentage des Prinzregenten nehmen, dem Got
ein so hohes blühendes Alter verliehen hat, ist es unser Herzens
wunsch, daß Bayern und dem gesamten Vaterlande der Prinz
regent noch lange erhalten bleiben möge. Unsere sämtlichen
Wünsche fassen wir zusammen in dem Ruf: „Prinzregen;
Luitpold Glück auf!“
* Neues Theater. Spielplan. Sonntag
„Zarund Zimmermann', Kom. Oper in 4 Alten v. Lortzing;
am Dienstag: „Die Sorglosen', Lustspiel in 4 Alter
bon L'Arronge; am Donnerstag: Benefiz für Herrn Aug.
Belger: „Fra Diavolo“, Kom. Oper in 8 Aufzügen von
Auber und am Freitag: „Zum wohlthätigen Zweck
Schwank in 4 Akten von Schönthan-Kadelburg.
* Die Erneuerung der Lose der Königlich Preußischen
Klassen-Lotterie zur 3. Klasse 200. Lotterie muß spätestens bis
zum 13. März d. J., abends 6 Uhr, gegen Vorzeigen des Loses
der Vorklasse bei Verlust des Anrechts geschehen.
M Sulzbach, 9. März. Gestern Nachmittag entstand in
Hotel,ZurPosst' ein kleiner Kellerbrand. Die Ent—
stehungsursache des Brandes ist nicht bekannt. Dem Brandte
fielen einige Schnaps- und Weinfässer zum Opfer.
M. Sulzbach, 10. März. Der Wagen eines hiesigen Wirtes
fuhr heute Mittag die steile Friedrichstraße herunter. Trotz allen
Hemmens kam der Wagen so in den Schuß, daß er geradeaus übe
die Hauptstraße in das Schaufenster des Kürschner Kuschel rannte
Die Spiegelscheibe ging natürlich in tausend Stücke. Das Pferd er
hbielt auch einige Schnittwunden. Die Deichsel zerbrach.
* Oberbexbach, 10. März. Am Montag Morgen zoger
unsere jungen Vaterlandsverteidiger nach Homburg zur
Musterung. Mittags holte sie ein Teil der Grubenkapelle
Heinitz am Bahnhof in Bexbach ab, und nun zogen sie mit
klingendem Spiel in unsern Ort ein. Am Abend war bei Wirt
Welter Tanzmusik. Nicht nur die Jungen, sondern auch dieAlter
beteiligten sich am Tanze. Der Tag verlief in schönster Weise
V. Grube Frankenholz, 8. März. Der Seilbahnarbeiter
Bieber aus Homburg wurde wegen Fälschung eines
Krankenscheines, indem er das vom Arzte eingesetzte Datum
ausradierte und ein anderes zu seinen Gunsten einsetzte, vom Kgl
Landgerichte Zweibrücken zu 1 Monat Gefäng
nis verurteilt. Gleichzeitig erhielt derselbe von der hiesigen Bera
werksdirektion seine gänzliche Entlasfsung.
*Gerichtet.
GSchluß.)
Ein Jahr war seitdem dahingegangen. Der berüchtigte
Räuber Tonio il Guercio hatte sich einfangen lassen, war vom
obersten Gerichtshof zu Palermo zum Strange verurteilt undt
nach Nicosia geführt worden, um hier aufgeknüpft zu werden,
„weil“, so hieß es im Todesurteil, „dieser Bezirk hauptsächlick
der Schauplatz seiner Missethaten gewesen sei.“ Die Hin—
richtung hatte erst am Morgen des Tages meiner Rückkehr
es war der 20. Juli, stattgefunden.
Das Alles erfuhr ich, ehe ich noch die Postkutsche ver—
lassen. In meinem gewöhnlichen Absteigequartier aber ward
mir noch eine andere Mitteilung, daß nämlich eine Fraur
meiner Pfarrei in Bordonaro seit dem vorigen Tage wieder
und wieder auf das dringendste nach mir gefragt habe. Ehe
ich mich noch näher über ihre Persönlichkeit erkundigen konnte
öffnete sich die Thür und ein abgehärmtes, schluchzendes Weibt
fiel mir zu Füßen; es war Donna Ccecilia, die unglücklich⸗
Frau des soeben Gerichteten.
Ich hob die Aermste auf und erfuhr nun von ihr dies
ganze aufregende Trauerspiel des Morgens.
„Ach, Signor Curaio,“ schluchzte sie, „Ihr seid zu spät
gekommen!“