Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

zlückt, zu entkommen. Der unselige Friede von Tilsit machte dem 
Kriege und auch zugleich dem Glanz und Glück Preußens ein 
Inde. Aber Maria Werder, die fleißige Landfrau, hoffte auf 
bessere Zeiten; sie sammelte Notgroschen für den „baldigen Be— 
freiungskrieg“ und ritt für sich ein junges, edles Pferd zum 
ünftigen Husarendienst zu. Und als die Stunde der Erhebung 
gekommen, ritten die beiden freiwilligen Husaren, Gebrüder 
Werder, unter den Ersten in das kriegsgährende Breslau ein. 
Sie traten.in's erste Schlesische Husaren-KRegiment, und munter 
ließ Marie die Rekruten exerzieren und trotz ihrer hellen 
Stimme konnte sie so wacker donnern, daß Niemand ihr Ge— 
schlecht ahnte. In Polen zeichnete Maria sich durch Umsicht und 
Kaltblütigkeit und Bravour im heftigsten Feuer so sehr aus, 
daß sie Wachtmeister wurde, während ihr Gatte unter ihr als 
Semeiner diente. Die Schwadron liebte ihren wackeren Wacht⸗ 
neister Werder, der für die Husaren mit Aufopferung sorgte, 
ebenso sehr, wie sie seinen scharfen Blick und seine Strenge im 
Dienste fürchtete. Und nicht selten kam es vor, daß sie ihren 
mit den Jahren etwas bequem gewordenen Gatten vor der 
ganzen Schwadron dienstmäßig wegen einer Husarensünde ab— 
kanzelte. Als sie am ersten Schlachttage bei Leipzig den Gatten 
mit einem Teile der Schwadron vor der Uebermacht zurück— 
weichen sah, donnerte sie ihm zu: „Schämen Sie sich, Husar 
Werder!“ und er schämte sich und folgte seinem Wachtmeister 
von neuem in das wilde Schlachtgetümmel. Am Siegestage 
ward ihr das treue Pferd, das sie sich selber daheim auferzogen, 
erschossen, — sie schwang sich auf ein herrenloses Pferd und 
nahm mit ihrer Schwadron eine feindliche Batterie. Am Abend 
wvar der leuchtende Sieg erfochten, — aber durch viel, viel Blut 
»erkauft. Maria suchte den Gatten von Wachtfeuer zu Wacht⸗ 
feuer, — sie fand ihn nicht. Endlich hörte sie von einem 
Zusaren: „ich sah Deinen Bruder, von einer Kugel getroffen, 
dom Pferd stürzen!“ — Aber vielleicht lebt er noch. Sie ging, 
ihn zu suchen. Sie erzählt späterhin selbst: „Die Sonne war 
soeben aufgegangen und lächelte den Ebenen wieder freundlich, 
als ich ganz allein auf dem Schlachtfelde ankam. Aber welch 
ein Anblick! Drei Stunden schritt ich durch blutgetränkte 
Felder und hörte nur das Gewinsel der Sterbenden, welches 
neine Sinne bis zur Bewußtlosigkeit betäubte. Endlich traf ich 
auch Leichen, welche die Uniform unseres Regiments trugen. 
Gleichsam in Paradestellung lag hier eine ganze Linie — und 
dort auf einer kleinen Anhöhe rief mich eine mir bekannte 
Stimme bei meinem Regimentsnamen. Ich wendete mich dort— 
hin und erkannte meinen Leutnant, der, über der Hüfte schwer 
oerwundet, dem Tode nahe war. Seine Rechte wies auf eine 
Leiche ihm zur Seite: „Dort liegt Dein Bruder ...“ Sie ent— 
deckte dem staunenden Maior ihr Geschlecht und kehrte in die 
»erödete Heimat zurück. 
Das schlaue Karlchen in der Schule. Ein junger 
Lehrer in der letzten Klasse einer Berliner Gemeinde— 
schule will den kleinen Jungen Gottes Güte und Allgegenwart 
begreiflich machen. „Also, Karlchen, stell Dir mal vor, Du 
üufst über die Straße, und eine Droschke kommt an und wirft 
Dich um und fährt über Dich weg. Du stehst unversehrt wieder 
auf und lachst und bis guter Dinge — was ist das?“ Das 
is 'ne Jemeinheit von den Kutscher und denn sag' ich 't mein 
Vater und der zeigt 'n an bei de Pollezei!“ — Na ja, mein 
Junge, da hast Du ja ganz Recht. Aber .. nu nimm vial an, 
Dein kleines Schwesterchen verläuft sich und ist ganz allein in 
der großen Stadt und weint und ruft nach der Muller und 
a Nacht und die arme Kleine fürchtet sich und friert und · — —— 4 
at Hunger.“ — „Det hat se schon mal gemacht, Herr Lehrer.“ * 
— „Siehst Du! Und wer hat sich da ihrer Not erbarmt sie 6 2 wer en 
wvieder heim geleitet?“ — „Na — 'n Schutzmann!“ 
Aus der Schule. Lehrerin: „Nun, Elschen, wer ist es, de über unpünktliche Zustellung dieses Blattes wollen 
überall einkehrt, ohne daß man ihn sieht?“ — Elschen: „Der gefl. der Redakt. des „Vergmannsfreund“ münd⸗ 
Storch.“ lich oder schriftlich mitgeteilt werden. 
Berantwortlicher Redakteur:; Theo dor Vogel in Sgarhrücken Nrug bond Verlag: „Neue Saarbrücker Zeitung“ 
* Komische Vermutung. Karlchen: „Sage mal, Emil, was 
siind denn das für Soldaten?“ — Emil: „Das sind Eisenbahner.“ 
— Karlchen: „Aber der trägt ja Sporen.“ — Emil: „Na, der wird 
dann wohl von der Pferdeeisenbahn sein.“ 
* Er weiß sich zu helfen. „Du, Großbauer, dö Kuh, dö 
Du gestern am Markt 'kauft hast, dö stößt ja ...“ — „Macht 
nix, Dirndl, »Schwiegermuatta soll's melka.“ 
*æ O, diese Fremdwörter. Frau A.: „Mein Mann schnupft 
nur hie und da.“ — Frau B.: „Sind S' froh, der meinige schnupft 
dergament!“ 
* Frech. Herr (der anstreicht an einen Bäckerjungen). 
„Dummer Bengel, Du hast mich weiß gemacht!“ — Berliner Väcker⸗ 
junge: „Ick hätte Sie wohl verjolden sollen?“ 
Titerarilches.
	        
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