Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

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vird dem des Fürsten genau gleichen; nur trägt bei ihm die 
Schmalseite des Fußendes außer dem Namen, Geburts⸗ und 
Tobestag den Bibelspruch: „Gott ift die Liebe, und wer in der 
diebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ — während 
der Sarkophag ihres Gemahls an der gleichen Stelle die be— 
kannte, vom Fürften selbst gewählte Inschrift aufweist. Beide 
Sarkophage müssen bis zum 6. März in Friedrichsruh ein⸗ 
getroffen und zur Aufstellung bereit sein. 
* Falsch verstanden. In einer Weißbierkneipe Berlins 
nachte der Professor Ke. .. die Bekanntschaft eines äußerst 
fidelen Schneidermeisters, der zwar nur geringe Schulkennt⸗ 
uisse, dafür aber um so mehr Mutterwitz besaß. Einen hin— 
zukommenden Freund stellte der Professor als sein a1ter 
gocseinanderes Ich) vor. Dieser, eine stark witzig 
beranlagte Natur, begann bald in ziemlich deutlicher Weise 
iber diese und jene Redewendung des lustigen Herrn von der 
Nadel seine spißigen Glossen zu machen, und als er den red— 
feligen Patron nun gar in seinen Reden unterbrach, wandte 
das Schneiderlein sich indigniert an den Professor mit den ge⸗ 
flügelten Worten: „Hören Sie mal, Ihr Freund ist aber 
wirklich ein „alter Ekel“!“ 
* Ein ftarker Schädel. Lorenz: „Wo rennst Du denn 
hin, Michel?“ Michel: „Zum Tierarzt, der Schimmel hat 
usg'schlagen und hat den Großknecht am Kopf 'troffen.“ 
Lorenz: „ünd da gehst Du zum Tierarzt?“ Michel: „Freilich, 
der Schimmel ist lahm worden.“ 
* Belohnung. Unteroffizier: „Weil heute Morjen allens 
so scheene geklappt hat, wollen wir jetzt die Freiübungen mit 
Front nach der Wurstfabrik machen!“ 
*M., St. in R. Für Mieter und Vermieter ist im neuen 
Bürgerlichen Gesetzbuch die Bestimmung, wonach dem Vermieter das 
stecht gegeben ist, ohne Anrufung des Gerichts, wenn der Mieter am 
Fälligkeitstage nicht zahlt, die Möbel desselben, soweit dies zur Ded⸗ 
ing der Schuld und der Kosten notwendig ist, öffentlich versteigern 
u lassen; jedoch nicht sofort, sondern erst nach vorangegangener ein⸗ 
nonaliger Androhung. Da diese Bestimmung nicht zum Mietsrecht, 
ondern zum allgemeinen Pfandrecht agehbört. tritt sie bereits am 
. Januar 1900 in Kraft. 
*M. M., Bergmann in Sulzbach. Wenn die Mauer 
zuf der Grenze steht und als Grenzsscheide dient, so ist es doch 
atürlich, daß eine Erhöhung oder die Aufsetzung eines Zaunes dar⸗ 
iuf von beiden Nachbarngemeinschaftläch getragen wird, wenn 
zuch der eine Anlieger der Mauer ursprünglich als Stütze für seinen 
Zerg auf seine alleinigen Kosten hergestellt hat. — Wir erteilen Ihnen 
orflehende Antwort, obwohl Ihre Anfrage nur mit „M. M., Berg⸗ 
nanninSulzbach' uͤnierzeichnet ist. Wir nehmen an, daß Sie 
es nicht besser wußten, und bemerken Ihnen hiermit, daß man unter 
solche Schreiben ruhig seinen Namen setzen kann. 
* Siammtisch, Saarbrücken. Betreffs der Küheförde⸗ 
rung im hiesigen Bergbaurebier schreibt man uns aus Dud— 
veilber, daß von einer folchen Förderung nichts bekannt ist. Jedoch 
giebt es in der Bergmannssprache unserer Saarberg— 
eute Ausdrücke, welche Unkundige zu der Ansicht komwen lassen, 
s gäbe in der Grube auch För derung mittels Kiühe. Be— 
vegt sich z. B. der Transport der Förderung etwas langsam und die 
Schlepper an den Anhängepunkten werden gefragt: Wofehlts?“, 
dann antworten dieselben in den meisten Fällen: „Der Bauer iß 
met de Küh ons Schacht.“ Hiermit wollen die Schlepper sagen, 
der Pferdeknecht fährt so langsam, wie ein Bauer mit zwei Kühen über 
Tage. Hat nun ein Pferdeknecht ein Pferd, welches schlecht aus dem 
Tritt zu bringen ist und er wird von den Hauern oder Schleppern 
zefragt: Warum geht die Förderung so schlecht?“ 
langfam), so giebt derselbe in der Regel zur Antwort: „Met 
meineralt Kuhkonneich nittflotter fahre.“ 
* A. Sch., Bergmann in Puüttlingen. Die Beteiligten 
gehen am Besten nach Völklingen zum Herrn Notar Justizrat 
henrich und machen den Kaufakt, nach welchem das Haus an 
Ihren Schwager verkauft wird. In den Akt wird die Nutznießung der 
Mutter mit aufgenommen. Die großjährigen Kinder können 
hren Anteil verrechnen, wie es ihnen am Besten paßt, für die 
minderjährigen muß jedoch deren Anteil entweder als 
1. Hypothetk eingetragen oder aber das Geld auf der Spar— 
kasse angelegt werden. Der Notar legt den Akt dem Vor— 
mundf ch aftsgericht zur Genehmigung vor. Vom Notar 
verden Sie auch wegen eines aufzunehmenden Darlehens Näheres er⸗ 
ahren. Die Kosten sind gleich beim Grundbuch oder beim Notar. 
Wenn die Knappschaft mit den 700 Mk. bezahlt würde, dann brauch⸗ 
en nur diese 700 Mk. aufgenommen zu werden. Hoffentlich genügt 
Ihnen diese Auskunft. Glück auf! 
* A. G., Bergmann in F. Das Lehr-Infanterie— 
Bataillom nimmt überhaupt keine Freiwilligen an. Dasselbe 
vird aus Mannschaften gebildet, welche von den Infanterie-Regi— 
mentern der deutschen Armee abkommandiert sind. 
*8* 
Literarisches. 
eVon dem Prachtwerk ,Das 19. Jahrhundert in Wort und 
Bild“, Politische und Kulturgeschichte von Hans Kraemer (Deut- 
sches Berlagshaus Böngu. Co, Berlin, 60 Liefe— 
züngen A 60 Pfg.), dessen Auflage bereits das 60. Tausend 
iberschritien hat, ist soeben Heft 22 erschienen, das die ersten Bogen 
»es zweiten Bandes bringt. Wiederum eröffnet eine fesselnde Ueber— 
icht über die Staaten- und Völkergeschichte die Darstellung des be— 
zeuͤtsamen Abschnittes 18940 -51, eine lichtvolle Schilderung der wirt⸗ 
schaftlichen Einigung Deutschlands auf Grundlage des Zollvereins 
ind der Verfassungskämpfe, die dem „tollen Jahr“ 1848 vorangingen. 
Die Ausstattung der Lieferung mit farbigen Karten, Bildern u. s. w. 
ist beinahe noch glänzender als sonst, ganz besonderes Interesse erregt 
iber die farbige Extra-Beilage: „Justus v. Liebigs Laboratorium 
anno 1840, die eine Reihe der größten Chemiker des Jahrhunderts 
dei der Arbeit zeigt. Jedes neu erscheinende Heft des großartigen 
Werkes beweist deutlicher, daß eine der größten deutschen Zeitungen 
mit vollster Berechtigung über den ersten Band urteilen konnte: „Das 
19. Ichrhundert ist unzweifelhaft eine der interessantesten VPubli— 
ionen der Segenpart“ 
Briefkasten. 
* J. B., Bergmann in Neunkirchen. Im Saarrevier 
giebt es (ohne die Wetterschächte) im Ganzen 33Förderschächte 
und zwar bei der Berginspektion 224 IIS, III5, V.4, 
—6, VI— 6. VIIS6, VII 5, IX— 5, X—2, und XI 5. 
*Wettende in Heinitz. Ob das 20. Jahr hundert am 
J. Januar 1900 oder erst am 1. Januar 1901 beginnt? 
Fürunsbeginnteserstaml.Januar1901, weil dann 
erst volle 1900 Jahre abgelaufen sind. Wie Andere es damit halten 
verden, ist deren Sache. 
*G. M. in Pf. Bernstein besteht aus 80 pCt. Kohlen⸗ 
toff, 10 pCt. Wasserstoff und 10 pCt. Sauerstoff, ist in heißem Wein⸗ 
Jeist löslich; Schmelzpunkt 287 Grad Celsius. 
* S., Hülfssteiger in Friedrichsthal. Das Inhaltsver⸗ 
jeichnis des Jahrganges 1898 befindet sich im Druck und wird dem⸗ 
aächst erscheinen. 
* M. W., Steiger in Dudweiler. Besten Dank für Ihre 
Aufklärung über die Kuhförderung“. Der Stammtisch in 
Saarbrücken wird Ihnen für Ihre Liebenswürdiakeit einen Kukh⸗ 
sch huck“ kommen. Frdl. Glück auf! . 
Rerantwortlicher Redakteur: Theodor Vogel in Saarbrücken Druck und Verlog: „Nene Soarhrücker Leinung! 
— 
Das unterzeichnete Lazarett sucht zum 1. April d. Irs 
einen PYortier. 
Freie Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Beköstigung, Bekleidung 
'owie 12 Mark Lohn werden gewährt. 
Knappschaftslazarett Völklingen. 
Ein Bergmann von Grube Camphanusen sucht einen 
Tauschmannu 
zur Verlegung nach Grube Von der Heydt. 
Gefällige Meldungen an die Redaktion des „Bera— 
mean 5r⸗und“ erbeten. 
2 
immangels wegen mußten mehrere 
für die nächste RUummerzurückgestellt
	        
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