Full text: Der Bergmannsfreund (29.1899)

Pfarrer willkommen und fragte nach seinem Begehr. Heimlich 
hatte er Angst, der Pfarrer möchte ihm wegen seines Hanges 
zum Wildern ins Gewissen reden. 
„Ich habe ein Anliegen, Strasser!“ 
„Was ist's, Herr Pfarrer?“ 
„So hört! Ich habe da ein Schreiben bekommen,“ — hier 
jog er den Brief aus der Brusttasche —, „von einem hohen 
derrn, nämlich von Seiner Könialichen Hoheit, dem Prinzen 
Adalbert.“ 
.J was! — Aber was geht das mich an?“ 
„Hört nur zu! — Der Prinz hat Anno 70 beim Werther⸗ 
schen Korps als Leutnant gestanden mit Eurem früheren 
Knechte Joseph Ropp zusammen. In der Schlacht ist der 
Prinz verwundet worden und liegen geblieben. Da hat ihn 
der Joseph mitten im Kugelregen aus dem Feuer getragen, 
st aber selbst dabei verwundet worden. Der Prinz hat nach 
seiner Genesung durch die Zeitungen seinen Retter aufgefordert. 
sich zu melden, da hat aber Freund Sepp selbst im Lazarett 
gelegen. Jetzt haben sie sich in Hoch-Schwengau wieder⸗— 
gesehen, wo der Prinz bei seiner Majestät dem Könige gespeist 
Hat. Er will den Sepp nun fürstlich belohnen und zu seinem 
Beamten machen; derselbe wird von nun an eine große Rolle 
spielen. Der Prinz ersucht mich nun, in seinem Namen und 
Auftrage, für den Sepp um die Hand Eurer Tochter Leonore 
zu bitten!“ 
„Hab's nit gedacht? — Sagt dem Prinzen, Herr Pfarrer, 
wvenn er auch selbst käm', das änderte nix an der Sache; meine 
Loni dürfte nur einen Bauern heiraten. Art bleib bei Art! 
So ist's gewesen und dabei bleib's! Nehmt's halt nit für 
unaut, Herr Pfarrer.“ 
Er nahm den Brief aus des Geistlichen Hand. las ihn 
sagte dann kurz: 
3 bleibt doch dabei!“ 
Das thut mir leid, Martin; die jungen Leute lieben sich.“ 
„Kann's nit ändern! Mein Mädel kennt meinen Willen 
und wird sich darnach richten.“ 
's ist gut, Rosenbauer. Nun habe ich aber noch einen 
itzlicheren Punkt. Versprecht Ihr mir auch, ruhig zu bleiben?“ 
Gewiß, Herr Pfarrer.“ 
Die Leute sagen, Ihr wildert!“ 
„Man sagt viel, Herr Pfarrer!“ 
„'s ist mehr als bloßes Gerede, Rosenbauer; Ihr hattet 
neulich Euren Ehering im Walde verloren. Ich erkannte ihn 
gleich; hier ist er!“ 
Der Bauer war erschrocken. Es war ganz richtig. Nur 
Sonntags trug er den Schmuck, hatte ihn aber bei einer seiner 
Jeimlichen Jagdpartien vergessen abzuzieben und so verloren. 
Er stand beschämt da. 
Laßt's nun, Martin.“ 
„Ich — wildere nit mehr, das ist vorbei.“ 
‚Gott sei Dank! — So lebt denn wobl.“ 
„Adieu, Herr Pfarrer.“ 
Der Geistliche ging ins Dorf hinunter. 
Der Rosenbauer aber machte es sich bequem vor der Thür 
eines stattlichen Hauses. In dem einzig alten Teile des Hofes, 
der Kelter, hatte er vor Zeiten in einer Wandspinde ein altes 
geschriebenes Buch entdeckt, das allerlei Aufzeichnungen von 
feinen Vorfahren enthielt; in diesem las er, während Frau 
Elisabeth geschäftig den Tisch deckte. Da las er's plößtlich, 
daß ihm ordentlich das Herz stille zu stehen drohte: 
„Anno 1652 nach der Weinernte hat mein Vater selig 
nach den vor den Kaiserlichen und Schwedischen von dem 
SBroßvater vergrabenen Schähen gesucht und dabei den Felsen— 
horn entdeckt.“ — 
„Hm, hm,“ brummte der Bauer, „der ist besser als alle 
Schätze der Welt.“ Dann las er weiter: 
er sbal aber nichts aAfnoen, der Schaß muß noch ind 
7 
— 
7 
»em Keller des Hauses stecken. Gebe Sott, daß ihn meine 
Nachkommen finden, zu Ehren des Hofes und Geschlechtes. 
Rosenhof, den 14. des Maimonds 15001. 
Valentin Strasser.“ 
„Na, da sucht nur,“ lachte der Leser vor sich hin; „das 
neue Wohnhaus, welches ich habe aufführen lassen, steht noch 
iuf den alten Kellern, die sehr gut und fest waren und damals 
zründlich untersucht worden sind; wir haben zu jener Zeit 
richts von einem Schatz entdeckt.“ 
Als Frau Elisabeth darauf schon zum zweiten Mal zum 
Abendbrot rief, stand der Rosenbauer auf und ging brummend 
inein. 
(Fortsetzung folgt.) 
Havue*trtel und Gemeinñhiges. 
— Gegen Kopfschuppen mische man Franzbranntwein 
ind geriebene Zwiebeln zu gleichen Teilen und reibe mit dieser 
Mischung die Kopfhaut wöchentlich einmal ein. Dadurch wer— 
den nicht nur die Schuppen bekämpft, wenn auch nicht voll— 
ständig, sondern es wird dadurch auch der Haarwuchs gefördert 
und das Ausfallen der Haare verhindert. 
— Die Fußzgeschwüre oder Krampfadergeschwülste, im 
Volksmunde auch Kindsfüße genannt, heilen bekanntlich sehr 
chwer. Ein einfaches und bewährtes Volksmittel ist, wie der 
Praktische Wegweiser“, Würzburg, schreibt, das Auflegen von 
ohem Sauerkraut. Je nach Bedarf legt man alle zwei Stunden 
eine dichte Lage auf einen Leinenumschlag und umwickelt den 
Fuß. Die unreinen Säfte werden durch das Sauerkraut aus— 
gezongen und die Blutstauung wird behoben. 
Bu⸗te Jeisung. J 
* Eine hübsche Fremdwortgeschichte vom deutschen 
Kaiser wird von einem Augen- und Ohrenzeugen der Zeit— 
schrift des Allgemeinen deutschen Sprachvereins berichtet: Vor 
nehreren Jahren reiste der Kaiser auf einer unserer östlichen 
Fisenbahnen zum Manöver. Mitten auf der freien Strecke 
hielt der Zug plötzlich an. Ein Flügeladjutant des Kaisers 
tief dem den Zug begleitenden Oberbetriebsbeamten, der in⸗ 
‚wischen ausgestiegen und mit der Untersuchung beschäftigt 
var, aus der Ferne zu: „Seine Majestät wünscht zu wissen, 
vas los ist!“ — worauf dieser mit lauter Stimme im Tone 
dienstlicher Meldung antwortete: „Die Bremsleitung ist 
defekit!“ Nachdem die schadhafte Leitung in kurzer Zeit aus— 
gebessert war, trat der Beamte an den kaiserlichen Wagen heran 
uͤnd meldete dem am offenen Fenster stehenden hohen Herrn, 
es sei nunmehr alles wieder in Ordnung und es könne weiter— 
zefahren werden. Der Kaiser nickte zustimmend und setzte 
dann lächelnd in launigem Tone hinzu: „Also, Ihre Brems— 
eitung ist wieder — in defekt?“ 
*Eine ergötzliche Geschichte von einem pflichtvergessenen 
damburger Nachtwächter erzählt der Hamburger Landschafts— 
ind Tiermaler Berend Goos im zweiten Bande seiner Er— 
nnerungen aus meiner Jugend. Dem Polizeiherrn Senator 
Abendrot kam einst zu Ohren, daß das Unwesen der Nacht-— 
oächter, auf Kosten ihrer Dienstpflicht sich dem Fremdenführer— 
imt zu widmen, sehr im Schwunge sei. Er beschloß deshalb 
ils ein zweiter Harun al Raschid sich persönlich von der Wahr— 
zeit solcher Aussagen zu überzeugen. Er legt ein ihn vor 
»em Erkanntwerden schützendes Gewand an und redet als an— 
geblicher Franzose einen ihm begegnenden Nachtwächter an: 
Ah! meine liebe Freund, saggen er mir, wie ich komme ßu 
neine Hotel Alle Sladt London“ — „Je, min goode Herr. 
dat is diet von hier, aber wenn't den Herrn nicht opn Drink⸗ 
geld ankümmt, so künn ick Ihnen ja licht hennwiesen.— „Ah! 
scharmant!“ sagie der Franzose, „ick werde gebben Ihnen ein 
me Fbueur pör pos Nun. die Beiden ziehen ab. und
	        
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