Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

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den auf, in den Audienzsaal zu treten um den dort harren⸗ 
den Gegnern den Ausfall der Sache mitzuteilen. 
In dem Augenblick, in dem der Weber seine Feinde 
wieder sah, schien er der Alte zu sein und niemand würde 
geglaubt haben, daß er so eben sein Spiel verloren. Das 
gewohnte hämische Lächeln spielte um seine Lippen und ruhig 
hörte er auf die Worte des Gerichtsrates, der dem Kläger 
die Mitteilung machte, daß der Verklagte nicht geschworen 
habe und also seine Verurteilung zur Herausgabe des Gutes 
erfolgen würde. 
Der Bauer nahm diese glückliche Nachricht gleichgül— 
tiger auf, als der Rat erwartet hatte. Er lächelte nur 
trübe vor sich hin und sagte: „Ich wuß!' schon, daß er 
nicht schwören konnt'!“ Auf seine Frau und seinen Schwie— 
gervater dagegen übte diese Mitteilung eine ganz andere 
Wirkung aus. Sie hätten laut aufjubeln mögen, und der 
alte Krahl rief triumphierend: „Nun ist die Niederträchtig— 
keit des Webers am Tage, er hat meinen Schwiegersohn 
um das Gut betrogen und den lüderlichen Musikanten zum 
Meineid verleitet und muß dafür bestraft werden, nicht 
wahr, Herr Gerichtsrat?“ 
„Ja, ja, der nur allein hat das Haus angezündet!“ 
stimmte Margareth augenblicklich lebhaft bei. 
Weder Margareth noch der alte Krahl dachten in ihrem 
Anzeigeeifer daran, daß der Gerichtsrat erst seit wenigen 
Jahren in diesem Amte war und von einer Brandstiftung 
nichts wissen konnte und der alte Krahl würde noch weiter 
geschwatzt haben, wenn ihn nicht der Gerichtsrat aufgefor⸗ 
dert hätte, erst über diese früheren Vorgänge zu berichten. 
Während der alte Krahl umständlich und mit dem 
noch immer frisch gebliebenen Schmerz über den Verlust sei⸗ 
nes Weibes erzählte, ging in dem Bauer Walther eine 
merkwürdige Veränderung vor. Beinahe teilnahmlos war 
er den letzten Ereignissen gefolgt, jetzt wurde er lebendig 
und wachte aus seinem Hinbrüten auf. Er rückte unruhig 
auf seinem Sessel hin und her und lauschte mit einer Auf⸗ 
merksamkeit auf die Erzählung seines Schwiegervaters, als 
habe er die unglückliche Geschichte noch nie gehört. 
„Ich hab' es gleich und bis zur heutigen Stunde ge⸗ 
dacht, daß der Weber der Mordbrenner und niemand anders 
tann es sein als er,“ versicherte Magareth. 
„Nein, das ist er nicht!“ entgegnete Georg mit großer 
Festigkeit, der es nicht länger über sich gewinnen konnte, zu 
dolchen Verdächtigungen zu schweigen. 
Walther erblaßte, ein Zittern ging durch seinen starken 
Körper, unruhig blickte er auf Georg. Er wollte sich seinem 
Sohn nähern, um ihn von weiteren, unbesonnenen Reden 
abzuhalten, aber die Füße schienen ihm den Dienst zu versagen. 
„Was weißt Du davon?“ polterte der alte Krahl, der 
obhnehin mit seinem Enkel niemals völlig zufrieden war. 
„Der Weber ist der Mordbrenner und Du bist ein dummer 
Junge und damit Punktum!“ 
Wenn der alte Krahl gehofft, dadurch in alter, beque— 
mer Weise seinen Enkel einzuschüchtern und zum Schweigen 
zu bringen, so hatte er sich geirrt. Nur um so hartnäckiger 
behauptete Georg: „Der Weber ist unschuldig und wenn er 
auch schlecht an meinem Vater gehandelt, unser Haus hat 
er damals nicht angezündet, so wahr Gott lebt!“ 
Georg sprach die Worte mit einer Sicherheit und Ueber⸗ 
zeugung, wie es nur ein Augenzeuge vermag und der Ge— 
richisrat bemerkte rasch: „Dann müssen Sie auch den wah⸗ 
ren Verbrecher kennen.“ 
Daß der Rat zu diesem naheliegenden Schlusse kom⸗ 
men würde, hatte Georg freilich nicht erwartet; sein blasses 
Besicht verriet den Schrecken, den ihm diese Frage einge— 
flößt und völlig ratlos blickte er auf seinen Vater, als er⸗ 
warte er von dem die Angabe einer geschickten Ausflucht. 
Der Bauer aber fühlte, daß sich endlich jene gewitterschwere 
Wolken über ihm zusammengezogen, die sein UAuge schon längst 
nit ängstlicher Spannung verfolgt hatte; er wagte nicht 
jeinen eigenen Sohn anzublicken und starrte todenblaß zur Erde. 
Die Beschuldigungen des alten Krahl und Margareth's 
hatte der Weber mit gleichgültigem Lächeln hingenommen, 
als aber Georg für seine Unschuld so lebhaft einstand, wurde 
er aufmerksam. Schon längst trug er sich mit der dunklen 
Ahnung herum, daß wohl der Bauer selbst das Haus an— 
zezündet haben könne und auf gut Glück wollte er wenigstens 
gegen den verhaßten Gegner seinen vernichtenden Streich fuͤhren. 
„Ja, ich bin unschuldig an diesem Verbrechen,“ sagte 
der Weber mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit; aber seht dort⸗ 
hin, wie seine Knie schlottern und sein Auge unstät rollt; 
er ist allein der Mordbrenner, nicht ich!“ und er zeigte mit 
einer fast stolzen Handbewegung auf den Bauer. Und seht 
dort den Sohn,“ fuhr der Weber höhnisch fort, „der sich 
nun die Haare ausreißen möcht, daß er seinen Vater end— 
—XVB (Fortsetzung folgt.) 
Gemeinnütziges. 
Abschneiden der Rosen. Es herrscht die Ansicht, 
nan schone dadurch seine Rosenstöcke, daß man die einzelnen 
Blumen verblühen lasse. Das ist eine irrige Ansicht, denn 
jerade in der Zeit des Abblühens entzieht die Blume ihrem 
Stocke die meiste Nahrung. Es ist daher zu raten, die 
Rose sobald zu schneiden, als sie ihre schönste Form zeigt, 
ind sollte man sie nur zur Zimmerzierde u. s. w. benutzen 
önnen. Eine abgeschnittene Rosenblume hält sich stets 
änger, wenn sie ordentlich gepflegt wird, als wenn fie am 
Stocke gelassen wäre. 
Der Rosenstock aber entwickelt, wenn fleißig die er— 
»lühenden und erblüten Blumen abgeschnitten werden, eine 
Menge neuer Knospen. 
Sichere Gewitteranzeichen. Ziehen an einem 
heißen Tage am tiefblauen Himmel deutlich ausgebildete 
Haufwolken, ohne daß sich der Himmel zwischen einzelnen 
Wolken trübt, so kommt an dem Tage kein Gewitter. 
Dieser Wolkenzug dauert manchmal zwei Tage und es folgt 
chönes Wetter. Sind aber die Haufenwolken nicht aus— 
Jebilden, sondern wie verwachsen, und überzieht sich der 
himmel mit einem weißlichen Schleier, von dem schwarze 
Wolkenstücke abstechen, so kommt in ein paar Stunden sicher 
ein Gewitter, besonders dann, wenn die Temperatur am 
Nachmittag rasch zunimmt. Für den Landwirt sei folgendes 
wichtige Hagelanzeichen mitgeteilt. Ziehen die Wolken 
bei einem Gewitter aus zwei Richtungen fast senkrecht 
zu einander, mit einer halbwegs größeren Geschwindigkeit, 
'o hagelt es. 
Marktpreise am 12. Mai 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johann 
Mark Pfg. Mark Pfg. 
svon 5 — — 
bis 7 20 7 20 
von 2 20 2 20 
bis 2 60 2 60 
von — 60 — 60 
Re— 790 — 79 
100 Kilo Kartoffeln. 
l Kilo Butter. 
1 Dutzend Eier 
Drucker und Verleger: Gebrüder Hofer in Saarbrücken. Erpedition der Saarbrücker Aeitung 
— ν- — —
	        
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