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den auf, in den Audienzsaal zu treten um den dort harren⸗
den Gegnern den Ausfall der Sache mitzuteilen.
In dem Augenblick, in dem der Weber seine Feinde
wieder sah, schien er der Alte zu sein und niemand würde
geglaubt haben, daß er so eben sein Spiel verloren. Das
gewohnte hämische Lächeln spielte um seine Lippen und ruhig
hörte er auf die Worte des Gerichtsrates, der dem Kläger
die Mitteilung machte, daß der Verklagte nicht geschworen
habe und also seine Verurteilung zur Herausgabe des Gutes
erfolgen würde.
Der Bauer nahm diese glückliche Nachricht gleichgül—
tiger auf, als der Rat erwartet hatte. Er lächelte nur
trübe vor sich hin und sagte: „Ich wuß!' schon, daß er
nicht schwören konnt'!“ Auf seine Frau und seinen Schwie—
gervater dagegen übte diese Mitteilung eine ganz andere
Wirkung aus. Sie hätten laut aufjubeln mögen, und der
alte Krahl rief triumphierend: „Nun ist die Niederträchtig—
keit des Webers am Tage, er hat meinen Schwiegersohn
um das Gut betrogen und den lüderlichen Musikanten zum
Meineid verleitet und muß dafür bestraft werden, nicht
wahr, Herr Gerichtsrat?“
„Ja, ja, der nur allein hat das Haus angezündet!“
stimmte Margareth augenblicklich lebhaft bei.
Weder Margareth noch der alte Krahl dachten in ihrem
Anzeigeeifer daran, daß der Gerichtsrat erst seit wenigen
Jahren in diesem Amte war und von einer Brandstiftung
nichts wissen konnte und der alte Krahl würde noch weiter
geschwatzt haben, wenn ihn nicht der Gerichtsrat aufgefor⸗
dert hätte, erst über diese früheren Vorgänge zu berichten.
Während der alte Krahl umständlich und mit dem
noch immer frisch gebliebenen Schmerz über den Verlust sei⸗
nes Weibes erzählte, ging in dem Bauer Walther eine
merkwürdige Veränderung vor. Beinahe teilnahmlos war
er den letzten Ereignissen gefolgt, jetzt wurde er lebendig
und wachte aus seinem Hinbrüten auf. Er rückte unruhig
auf seinem Sessel hin und her und lauschte mit einer Auf⸗
merksamkeit auf die Erzählung seines Schwiegervaters, als
habe er die unglückliche Geschichte noch nie gehört.
„Ich hab' es gleich und bis zur heutigen Stunde ge⸗
dacht, daß der Weber der Mordbrenner und niemand anders
tann es sein als er,“ versicherte Magareth.
„Nein, das ist er nicht!“ entgegnete Georg mit großer
Festigkeit, der es nicht länger über sich gewinnen konnte, zu
dolchen Verdächtigungen zu schweigen.
Walther erblaßte, ein Zittern ging durch seinen starken
Körper, unruhig blickte er auf Georg. Er wollte sich seinem
Sohn nähern, um ihn von weiteren, unbesonnenen Reden
abzuhalten, aber die Füße schienen ihm den Dienst zu versagen.
„Was weißt Du davon?“ polterte der alte Krahl, der
obhnehin mit seinem Enkel niemals völlig zufrieden war.
„Der Weber ist der Mordbrenner und Du bist ein dummer
Junge und damit Punktum!“
Wenn der alte Krahl gehofft, dadurch in alter, beque—
mer Weise seinen Enkel einzuschüchtern und zum Schweigen
zu bringen, so hatte er sich geirrt. Nur um so hartnäckiger
behauptete Georg: „Der Weber ist unschuldig und wenn er
auch schlecht an meinem Vater gehandelt, unser Haus hat
er damals nicht angezündet, so wahr Gott lebt!“
Georg sprach die Worte mit einer Sicherheit und Ueber⸗
zeugung, wie es nur ein Augenzeuge vermag und der Ge—
richisrat bemerkte rasch: „Dann müssen Sie auch den wah⸗
ren Verbrecher kennen.“
Daß der Rat zu diesem naheliegenden Schlusse kom⸗
men würde, hatte Georg freilich nicht erwartet; sein blasses
Besicht verriet den Schrecken, den ihm diese Frage einge—
flößt und völlig ratlos blickte er auf seinen Vater, als er⸗
warte er von dem die Angabe einer geschickten Ausflucht.
Der Bauer aber fühlte, daß sich endlich jene gewitterschwere
Wolken über ihm zusammengezogen, die sein UAuge schon längst
nit ängstlicher Spannung verfolgt hatte; er wagte nicht
jeinen eigenen Sohn anzublicken und starrte todenblaß zur Erde.
Die Beschuldigungen des alten Krahl und Margareth's
hatte der Weber mit gleichgültigem Lächeln hingenommen,
als aber Georg für seine Unschuld so lebhaft einstand, wurde
er aufmerksam. Schon längst trug er sich mit der dunklen
Ahnung herum, daß wohl der Bauer selbst das Haus an—
zezündet haben könne und auf gut Glück wollte er wenigstens
gegen den verhaßten Gegner seinen vernichtenden Streich fuͤhren.
„Ja, ich bin unschuldig an diesem Verbrechen,“ sagte
der Weber mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit; aber seht dort⸗
hin, wie seine Knie schlottern und sein Auge unstät rollt;
er ist allein der Mordbrenner, nicht ich!“ und er zeigte mit
einer fast stolzen Handbewegung auf den Bauer. Und seht
dort den Sohn,“ fuhr der Weber höhnisch fort, „der sich
nun die Haare ausreißen möcht, daß er seinen Vater end—
—XVB (Fortsetzung folgt.)
Gemeinnütziges.
Abschneiden der Rosen. Es herrscht die Ansicht,
nan schone dadurch seine Rosenstöcke, daß man die einzelnen
Blumen verblühen lasse. Das ist eine irrige Ansicht, denn
jerade in der Zeit des Abblühens entzieht die Blume ihrem
Stocke die meiste Nahrung. Es ist daher zu raten, die
Rose sobald zu schneiden, als sie ihre schönste Form zeigt,
ind sollte man sie nur zur Zimmerzierde u. s. w. benutzen
önnen. Eine abgeschnittene Rosenblume hält sich stets
änger, wenn sie ordentlich gepflegt wird, als wenn fie am
Stocke gelassen wäre.
Der Rosenstock aber entwickelt, wenn fleißig die er—
»lühenden und erblüten Blumen abgeschnitten werden, eine
Menge neuer Knospen.
Sichere Gewitteranzeichen. Ziehen an einem
heißen Tage am tiefblauen Himmel deutlich ausgebildete
Haufwolken, ohne daß sich der Himmel zwischen einzelnen
Wolken trübt, so kommt an dem Tage kein Gewitter.
Dieser Wolkenzug dauert manchmal zwei Tage und es folgt
chönes Wetter. Sind aber die Haufenwolken nicht aus—
Jebilden, sondern wie verwachsen, und überzieht sich der
himmel mit einem weißlichen Schleier, von dem schwarze
Wolkenstücke abstechen, so kommt in ein paar Stunden sicher
ein Gewitter, besonders dann, wenn die Temperatur am
Nachmittag rasch zunimmt. Für den Landwirt sei folgendes
wichtige Hagelanzeichen mitgeteilt. Ziehen die Wolken
bei einem Gewitter aus zwei Richtungen fast senkrecht
zu einander, mit einer halbwegs größeren Geschwindigkeit,
'o hagelt es.
Marktpreise am 12. Mai 1888.
zu Saarbrücken. zu St. Johann
Mark Pfg. Mark Pfg.
svon 5 — —
bis 7 20 7 20
von 2 20 2 20
bis 2 60 2 60
von — 60 — 60
Re— 790 — 79
100 Kilo Kartoffeln.
l Kilo Butter.
1 Dutzend Eier
Drucker und Verleger: Gebrüder Hofer in Saarbrücken. Erpedition der Saarbrücker Aeitung
— ν- — —