Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

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Alle Schlaäfrigkeit schien aus dem Gesicht des Webers 
verschwunden; er hatte sich rasch an den Tisch gesetzt und 
schrieb mit großer Gewandtheit darauf los, ohne sich von 
dem Reden der Freunde siören zu lassen. 
„Wir wollen unterdeß der Flasche auf den Grund 
kommen,“ fchwatzte Franz. „Ja, ja, Bruder Valentin, heil⸗ 
lose Geschichle das — aber wer gute Freunde hat, der 
fommt überall durch.“ 
Valentin war völlig zutraulich geworden und mit einer 
zewissen Bewunderung blickte er auf die Schreibfertigkeit 
des Webers. „Ich hätt's im Weber nvicht gesucht, er ist 
in Militärgeschichten ein kreuzdummer Kerl, aber bei der 
Jdustiz allebonhör.“ 
„Und nun wollen wir schreiben, daß die Uebergabe 
stattgefunden und Du über die Kaufgelder quittirst,“ meinte 
der Weber freundlich zu dem Bauer hinüberlächelnd, „es 
muß so sein, daß sie's glauben.“ 
„Hörst Du? Das geht bei dem wie geschmiert,“ plau⸗ 
derte Franz, „sperr' nur nicht so den Mund auf, sag' Ja, 
laß' ihn nur machen, er wird den Juristen schon eine Nase 
drehen, daß es allen eine Freud'.“ 
Als der Bauer noch zögerte und überlegte, begann der 
Weber von neuem: „Nun, Valentin, das ist so eine not— 
wendige Formel, daß die beim Gericht denken können, '8 
ist ein richtiger Kauf.“ 
„Schreib' nur, es wird schon gut sein,“ erklärte jetzt 
zer Bauer und sich zu Franz wendend, begann er wieder: 
„Teufelskerl das — und ich hab' ihn immer für dumm 
and niederträchtig gehalten, aber 's ist doch ein guter 
stamerad.“ 
„Ich bin gleich fertig,“ ecklärte der Weber, der große 
kile zu haben schien. „und wenn wir dann unterschrieben 
zaben, geh'n wir morgen in die Stadt zum Notar und 
bringen's vollends in Ordnung und dann ist der Schein— 
auf fertig.“ 
„Und Du bist vor allen Kosten sicher und keine Macht 
der Erde treibt Dich aus Deiner Wohnung,“ schwatzte Franz. — 
„ESchön, Bruder, mir is's, als wenn mich die Wölfe 
schon in ihren Klauen gehabt, und ich doch glücklich fortge⸗ 
ommen, so leicht und wohl ist mir um's Herz,“ meinte 
der Bauer treuherzig, „wie soll ich Euch das nur vergelten?“ 
„Ha, vergelten? an mir ist die Reihe!“ murmelte der 
Weber vor sich hin und ein tückischer Blick streifte feinen 
lten Feind. 
„Das wird sich schon finden,“ bemerkte Franz, „zwi⸗— 
schen uns bleibt's beim Faß Branntwein und ein recht 
zroßes, Du kennst meinen unverwüstlichen Durst.“ 
„Und Du, Weber, wie soll ich Dir die Müh' bezah⸗ 
en?“ frug Valentin und schüttelte dem Weber herzlich die 
Hand; „aber werden sie uns auch auf dem Gericht glauben?“ — 
„Bezahlen? Glauben? Dummes Zeug,“ war die kurze 
Antwort des Webers, „wenn wir morgen zum Natar gehen, 
dann ist's ein richtiger Kauf — und ich geb' dir schrift— 
ich, daß es nur zum Schein.“ — 
„Unsinn! Das brauch' ich nicht!“ erwiderte sogleich 
zer Bauer, dessen im Grunde offener, gerader Sinn gar 
nicht an der Ehrlichkeit des Webers zweifeln konnte. „Wir 
änd ehrliche Kerle, Du weißt ja, daß Du das Gut nicht 
kriegst.“ — 
astos Recht und ich bin auch Zeuge darüber,“ erklärte 
Franz, „und was werden die Juristen für Augen machen, 
daß Du die Geschichte so schlau eingefädelt? da wird ihnen 
vor Schteck die Brille von der Liase fallen.“ 
„Hier ist der Kontrakt, Du kannst nun unterschreiben, 
e 9 der Weber und legte die Feder aus der zitten 
en Hand. 
„Trink' nur unoch einmal, dann geht das Schreibe 
besser,“ ermahnte Franz. 
.Nein, laß' ihn, dann gerät die Unterschrift nicht — 
eutgegnete der Weber hastig, „trink' Du selbst und hab 
ihn nicht auf.“ 
„Ja, mein Hals ist Sandboden, der will immer R 
gen haben,“ meinte Franz und lachte selbstgefallig über sa— 
nen guten Witz. 
„O, ich schreib' wie gemalt und wenn ich noch so v 
38 hab'!“ erklärte der Bauer. „Gebt nur die Feh— 
er!“ — 
„Ja, unterschreib' jetzt — Valentin Walther — 
morgen geht's in die Stadt.“ — 
Die Stimme des Webers zitterte jetzt — er mußte de 
Atem anhalten und mit dem Blick des Raubtiers, dol 
zuf seine Beute lauerd, verfolgte er jede Bewegung sewe⸗ 
Feindes. 
„Schon gut, Bruder, ich werd' da sein,“ entgegns 
Balentin und noch immer die Feder müßig in der Ha— 
jaltend, fetzte er hinzu: .Du bist doch eine Seele v 
Menschen und wirklich nicht mehr bös' von früher?“ B 
lentin betrachtete jetzt die Feder, drückt, um sie zu prob 
den Spalt auf den Daumennagel und sagte bedenklit 
„Sie wird schlecht schreiben, ich hab' lieber den Pflug in bä 
Hand, als so ein leichtes Ding!“ und dann buchstabierterd 
sich selbst langsam vor, wie es Leute machen, die mit — 
Schreiben nich recht bewandert sind: „Johann Valentin Ar 
(Fortsetzung folgt.) 
Gemeinnütziges. 
Hausmittel. Gegen rauhe Hände gebrauche 
ronensast. — Mit warmer Milch und Wasser kann man 
Deltuch ohne Seife reinigen. — Eine heiße Schaufel 
DPdöbel gehalten, nimmt weiße Flecken davon weg. — &. 
Hand voll Heu mit Wasser in einen neuen Eimer geth 
rimmt den Geruch der Farbe fort. — Thue nie saure Guf 
n einen Topf, worin adgekochte Butter gewesen ist. — Eẽ 
Mischung von Bienenwachs und Salz macht alle Bügele, 
io glatt wie Glas. — Fische lassen sich viel besser abschup⸗ 
venn man sie einen Augenblick in heißes Wasser hält 
Zähes Fleisch kocht eben so weich, wie anderes, wenn 
deni Wasser ein wenig Essig zufügt. — Um das Weiße 
Fiern schnell zu schlagen, thue eine Messerspitze voll 
ginein; je kühler die Eier sind, desto schneller geben' 
Schaum. — Alte Butter wird wieder wohlschmeckend, r 
man dieselbe mit frischem Wasser gut auswäscht und 
elbe Prozedur nachher mit Milch wiederholt; dann 
man in die Butter ein wenig Puderzucker, streut Salz de 
und die Butter ist wieder gut. 
Varlktpreise am 25. Februar 1888. t 
zu Saarbruücken. zu St. Jobe 
Mark Pfg. NMark 
von 6 40 6 
bis 7 20 n 
von2 — 
bis 2 40 
vsön 1 — 
— 
100 Kilo Kartoffeln 
1Kilo Butter 
1Dugend Eier 
Drucker und Kexrleger: Gebrüter Hofer in Sgorhrüden 
— Je”enritiesn dar Sagarbrückoee Seitfun7 
—RRXEI
	        
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