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Alle Schlaäfrigkeit schien aus dem Gesicht des Webers
verschwunden; er hatte sich rasch an den Tisch gesetzt und
schrieb mit großer Gewandtheit darauf los, ohne sich von
dem Reden der Freunde siören zu lassen.
„Wir wollen unterdeß der Flasche auf den Grund
kommen,“ fchwatzte Franz. „Ja, ja, Bruder Valentin, heil⸗
lose Geschichle das — aber wer gute Freunde hat, der
fommt überall durch.“
Valentin war völlig zutraulich geworden und mit einer
zewissen Bewunderung blickte er auf die Schreibfertigkeit
des Webers. „Ich hätt's im Weber nvicht gesucht, er ist
in Militärgeschichten ein kreuzdummer Kerl, aber bei der
Jdustiz allebonhör.“
„Und nun wollen wir schreiben, daß die Uebergabe
stattgefunden und Du über die Kaufgelder quittirst,“ meinte
der Weber freundlich zu dem Bauer hinüberlächelnd, „es
muß so sein, daß sie's glauben.“
„Hörst Du? Das geht bei dem wie geschmiert,“ plau⸗
derte Franz, „sperr' nur nicht so den Mund auf, sag' Ja,
laß' ihn nur machen, er wird den Juristen schon eine Nase
drehen, daß es allen eine Freud'.“
Als der Bauer noch zögerte und überlegte, begann der
Weber von neuem: „Nun, Valentin, das ist so eine not—
wendige Formel, daß die beim Gericht denken können, '8
ist ein richtiger Kauf.“
„Schreib' nur, es wird schon gut sein,“ erklärte jetzt
zer Bauer und sich zu Franz wendend, begann er wieder:
„Teufelskerl das — und ich hab' ihn immer für dumm
and niederträchtig gehalten, aber 's ist doch ein guter
stamerad.“
„Ich bin gleich fertig,“ ecklärte der Weber, der große
kile zu haben schien. „und wenn wir dann unterschrieben
zaben, geh'n wir morgen in die Stadt zum Notar und
bringen's vollends in Ordnung und dann ist der Schein—
auf fertig.“
„Und Du bist vor allen Kosten sicher und keine Macht
der Erde treibt Dich aus Deiner Wohnung,“ schwatzte Franz. —
„ESchön, Bruder, mir is's, als wenn mich die Wölfe
schon in ihren Klauen gehabt, und ich doch glücklich fortge⸗
ommen, so leicht und wohl ist mir um's Herz,“ meinte
der Bauer treuherzig, „wie soll ich Euch das nur vergelten?“
„Ha, vergelten? an mir ist die Reihe!“ murmelte der
Weber vor sich hin und ein tückischer Blick streifte feinen
lten Feind.
„Das wird sich schon finden,“ bemerkte Franz, „zwi⸗—
schen uns bleibt's beim Faß Branntwein und ein recht
zroßes, Du kennst meinen unverwüstlichen Durst.“
„Und Du, Weber, wie soll ich Dir die Müh' bezah⸗
en?“ frug Valentin und schüttelte dem Weber herzlich die
Hand; „aber werden sie uns auch auf dem Gericht glauben?“ —
„Bezahlen? Glauben? Dummes Zeug,“ war die kurze
Antwort des Webers, „wenn wir morgen zum Natar gehen,
dann ist's ein richtiger Kauf — und ich geb' dir schrift—
ich, daß es nur zum Schein.“ —
„Unsinn! Das brauch' ich nicht!“ erwiderte sogleich
zer Bauer, dessen im Grunde offener, gerader Sinn gar
nicht an der Ehrlichkeit des Webers zweifeln konnte. „Wir
änd ehrliche Kerle, Du weißt ja, daß Du das Gut nicht
kriegst.“ —
astos Recht und ich bin auch Zeuge darüber,“ erklärte
Franz, „und was werden die Juristen für Augen machen,
daß Du die Geschichte so schlau eingefädelt? da wird ihnen
vor Schteck die Brille von der Liase fallen.“
„Hier ist der Kontrakt, Du kannst nun unterschreiben,
e 9 der Weber und legte die Feder aus der zitten
en Hand.
„Trink' nur unoch einmal, dann geht das Schreibe
besser,“ ermahnte Franz.
.Nein, laß' ihn, dann gerät die Unterschrift nicht —
eutgegnete der Weber hastig, „trink' Du selbst und hab
ihn nicht auf.“
„Ja, mein Hals ist Sandboden, der will immer R
gen haben,“ meinte Franz und lachte selbstgefallig über sa—
nen guten Witz.
„O, ich schreib' wie gemalt und wenn ich noch so v
38 hab'!“ erklärte der Bauer. „Gebt nur die Feh—
er!“ —
„Ja, unterschreib' jetzt — Valentin Walther —
morgen geht's in die Stadt.“ —
Die Stimme des Webers zitterte jetzt — er mußte de
Atem anhalten und mit dem Blick des Raubtiers, dol
zuf seine Beute lauerd, verfolgte er jede Bewegung sewe⸗
Feindes.
„Schon gut, Bruder, ich werd' da sein,“ entgegns
Balentin und noch immer die Feder müßig in der Ha—
jaltend, fetzte er hinzu: .Du bist doch eine Seele v
Menschen und wirklich nicht mehr bös' von früher?“ B
lentin betrachtete jetzt die Feder, drückt, um sie zu prob
den Spalt auf den Daumennagel und sagte bedenklit
„Sie wird schlecht schreiben, ich hab' lieber den Pflug in bä
Hand, als so ein leichtes Ding!“ und dann buchstabierterd
sich selbst langsam vor, wie es Leute machen, die mit —
Schreiben nich recht bewandert sind: „Johann Valentin Ar
(Fortsetzung folgt.)
Gemeinnütziges.
Hausmittel. Gegen rauhe Hände gebrauche
ronensast. — Mit warmer Milch und Wasser kann man
Deltuch ohne Seife reinigen. — Eine heiße Schaufel
DPdöbel gehalten, nimmt weiße Flecken davon weg. — &.
Hand voll Heu mit Wasser in einen neuen Eimer geth
rimmt den Geruch der Farbe fort. — Thue nie saure Guf
n einen Topf, worin adgekochte Butter gewesen ist. — Eẽ
Mischung von Bienenwachs und Salz macht alle Bügele,
io glatt wie Glas. — Fische lassen sich viel besser abschup⸗
venn man sie einen Augenblick in heißes Wasser hält
Zähes Fleisch kocht eben so weich, wie anderes, wenn
deni Wasser ein wenig Essig zufügt. — Um das Weiße
Fiern schnell zu schlagen, thue eine Messerspitze voll
ginein; je kühler die Eier sind, desto schneller geben'
Schaum. — Alte Butter wird wieder wohlschmeckend, r
man dieselbe mit frischem Wasser gut auswäscht und
elbe Prozedur nachher mit Milch wiederholt; dann
man in die Butter ein wenig Puderzucker, streut Salz de
und die Butter ist wieder gut.
Varlktpreise am 25. Februar 1888. t
zu Saarbruücken. zu St. Jobe
Mark Pfg. NMark
von 6 40 6
bis 7 20 n
von2 —
bis 2 40
vsön 1 —
—
100 Kilo Kartoffeln
1Kilo Butter
1Dugend Eier
Drucker und Kexrleger: Gebrüter Hofer in Sgorhrüden
— Je”enritiesn dar Sagarbrückoee Seitfun7
—RRXEI