gie; die aus ihr gefertigten Sonden, Katheter, Spritzen⸗
röhrchen und wie die chirurgischen Apparate alle heißen
mögen, haben große Vorzüge vor den aus andern Stoffen
hergesiellten; wichtige Dienste leistet sie auch als Verband⸗
mitiel bei Behandlung von Knochenbrüchen. Nicht nur
lassen sich künstliche Kinnladen zur Aufnahme künstlicher
Zähne ans ihr herstellen, wofür man sie blaßrot färbt;
auch künstliche Gliedmaßen werden daraus gefertigt. In
der Galvandplastik spielt die Guttapercha eine wichtige
Rolle, liefert doch kein anderer Stoff Abdrücke von so un—
üͤbertrefflicher Schärfe wie sie. Die seinstgearbeiteten Stahl-
und Kupferstiche werden mit ihrer Hilfe auf galvanoplasti—
ichem Wege vervielfältigt.
Da die Guttapercha bei geringer Wärme hart und
brüchig, bei hoher Wärme klebrig und weich wird, kann
sie für sich allein nur für solche Gegenstände benutzt wer—
den, welche dauernd nur einer mittleren Temperatur aus—
gesetzt sind. Man kennt aber ein Verfahren, durch wel—
ches ihr die Veränderlichkeit infolge wechselnder Tempera⸗
turen genommen wird und die guten Eigenschaften erhalten
bleiben. Meist geschieht dies auf folgende Weise: Man
knetet die Guttapercha mit einer gleichen Gewichtsmenge
Schwefel zusammen, Preßt diese Masse in eisernen Formen
zu den verlangten Gegenständen und setzt sie, in der Form
eingeschlossen, einer Temperatur von 140 - 1500 C. aus.
— Dies Verfahren, welches auch bei Kautschukgegenständen
in ganz ähnlicher Weise zur Anwendung kommt, nennt
man „Vulkanisieren.“ Durch geeignete Zusammensetzungen
rann man der Guttopercha auch Härte und Politurfähigkeit
zeben und sie somit zu einer ganzen Reihe weiterer Ge⸗
brauchsgegenstände geeignet machen.
Die Guttopercha hat endlich eine Eigenschaft, in wel⸗
hher ihr kein anderer Stoff gleichkommt und die ihr die
Alleinherrschaft auf einem wichtigen Gebiete verschafft hat:
ibr Jsolationsvermögen, d. i. die Eigenschaft die Elektrizi—
ät nicht zu leiten. Alle tlektrischen Leitungsdrähte, welche
in den Eidboden oder im Wosser eingebeltet oder durch
feuchte Grubenräume geführt werden sollen, müssen in Gut⸗
lopercha eingehüllt werden, weil allein diese im Stande ist,
das Entweichen der elektrischen Ströme zu verhindern.
Dieses Umhüllen der Drähte läßt sich bei der Plastizität
der Guttopercha leicht bewerkstelligen. Es hat sich aller⸗
dings bei dieser Verwendung der Guttapercha auch ein
Urbelstand bemerkbar gemacht: sie erleidet mit der Zeit
eine Veränderung, die ihr das Isolationsvermögen raubt
und sie somit für ihre Bestimmung untauglich macht. Da
diese Veränderung durch den Sauerstoff der Luft verursacht
wird, so gilt es, die Luft möglichst von der Guttapercha⸗
hülle sernzuhalten. Man sucht dies dadurch zu erreichen,
daß man sie mit Manila-Hanf dicht umwickelt.
Wenn wir hören oder lesen, daß zwischen weit von
einander entfernten, durch gewaltige Wassermassen getrenn⸗
ten Gebieten, z. B. zwischen Europa und Amerika ein Ge—
dankenaustausch in wenigen Stunden stattfinden kann, so
müssen wir anerkennend auch der Guttapercha gedenken,
welche verhindert, daß die schwachen galvanischen Ströme,
welche die Gedanken übermitieln, auf ihrem bis tausend
Meilen langen Wege durch das Weltmeer verloren aehen.
Bilder aus Berlin.
XIV.
Wasserverkehr
Soll etwa Berlin gar noch eine Seestadt sein, in welche
Piͤne amofe und Segelschiffe Erzeuanisse fremder Welt⸗—
teile einführen und europamüden Berlinern Gelegenheitge
zeben, ihr Verlangen nach weiter Ferne zu stillen? Dieseer
Anspiuch darf die Stadt nicht erheben; nichtsdestowenigehe
entwickelt sich im Herzen derselben ein Leben auf dem
Wasser, von dem der keine Ahnung haben und sich keingu
Vorstellung machen kann, der in der Schule weiter nichthie
Jehört hat, als daß die Hauptstadt seines Vaterlandes at.
zer Spree liegt und daß diese ein Nebenfluß der Havbetze
st. Dieser Nebenfluß ist nun aber ein ganz respektablego
Wafserlauf; er ist im Stande Schiffe bis zu 150 und 2061
Tonnen Tragfähigkeit auf seinem Rücken zu schlepperzeb
Breiter und wasserreicher als unsere kanalisierte Saar bietct
die Spree noch den für die Schiffahrt sehr wesentlichen Vomi
deil, daß ihre Wasser ruhig und gleichmäßig dahinfließewne
daß ihr Wasserstand das ganze Jahr hindurch ein faft ganw
Jeichmäßiger ist, dank dem Umstande, daß sie oberhagr
Zerlins eine größere Anzahl größerer und kleinerer Seer
durchfließt und daß ihr schnellflleßende Gebirgswasser über
zaupt nicht zugehen. Ihr mit der „Oder“ auf einige Meil«
jast paralleler, von derselben nur einige Meilen entfernt
Lauf lud dazu ein, sie mit dieser zu verbinden und so eins
durchgehenden Wasserweg von Schlesien und Teilen Posen!
bis Berlin zu schaffen. Die gleichen Umstände gestatteie
zuch, die Havel mit der Oder in Verbindung zu setzen unn
ss auch das nördliche Brandenburg, die Provinz Pommers
ind somit auch die Ostseeküste mit der Hauptstadt durch ein
Wasserader zu verbinden. Nach dem Nordwesten war di
Weg durch die natürlichen Wasserläufe der Spree, Havch
ind Elbe bis Hamburg und der Nordsee gegeben. Wer
aber die Havel die Elbe erst in ihrem Unterlaufe erreich
var der Wegabkürzung wegen eine direkte Verbindung de
Mittellaufes derselben mit der Havel erwünscht. Dühe
vurde in dem „Plauenschen Kanal“ hergestellt.
Somit ist Berlin von allen Richtungen außer dir—
hon Süden, aus großen Entfernungen auf dem Wasserwe
zu erreichen, eine Begünstigung, deren sich wenige Binne
tädte in ähnlichem Maße erfreuen.
Die Stadt wird von der Spree in mehreren Armtp
zurchflossen, von denen für die Schiffahrt ader nur zwzu
hon Bedeuiung sind. Außerdem führt durch dieselbe cku
unsticher Wasserlauf, der Schiffahrtskanol, der oberhadd
Berlins von der Spree abzweigt und unterhalb derselben.
n der Nähe Charlottenburgs, sich mit dieser wieder ver—
einigt. Der letztere hatte die Bestimmung, vornehmlich dem
durchgehenden Verkehr zu dienen, für welchen die natürlichen
Spreeläufe nicht geeignet waren. Im Laufe der Zeit hat
er seiner eigentlichen Bestimmung wohl fortgesetzt gedien
ind dient ihr noch heute, hat aber doch eine weit größere
Bedeutung für den Lokalverkehr, für die Versorqung der
Stadt gewonnen.
Bei den Berliner Schiffahrtsstraßen finden sich aber
nicht, wie an unserer Saar, Leinpfade, dazu bestimmt, das
Fortbewegen der Schiffskörper mittels Pferden Vie
machen; es müssen dieselben hier durch Menschenkraft vost
paris geschoben werden, eine schwere, schweißtreibende vise
Feit vbei welcher außerdem auch die Rase in nicht angk
nehmer Weise belästigt wird. Die städtischen Abwãsi
rühren den Wasserläufen fortgesetzt eine Menge Stoffe;
pelche das träge dahinfließende Wasser nicht fortzuschwemm⸗
dermag und die sehr bald in Gährung und Fäulnis übe
zehen, wobei die Geruchsorgane peinigende Gase entwick
verden. In zahlreichen Blasen steigen diese an die Ob
fläche, wenn der Schiffer seine mächtige Stange, deren
sich beim Fortschieben des Schiffes bedient, auf den Gru
abstöht“ Obaläch seilens der Stadtverwaltung viel“