Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

XVIII. Sahrgang. 
Ar. Y. 
Saarbrücken, 
den 2. März 1888. 
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Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute. 
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Grscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Erpedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und 
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
VLreis für das Vierteljahr bei der Expedition 30 Mpfg. durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfa. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
Amtliches. 
Der Steiger Mathias Schrieder ist von Grube Ger⸗ 
sard nach Grube Friedrichsthal versetzt worden. 
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Dem Frühlinge zu! 
Wenn den Tag wir wachsen spüren, 
Blieb es auch uns unbewußt, 
Fängt sich Hoffnung neu zu rühren 
Wieder an in uns'rer Brust. 
Oob sie gleich auch zögernd keimt, 
Doch im Herzen wird es weit, 
Das von Fruͤhlingstagen träumt 
Mitten in der Winterzeit. 
Martin Greif. 
Die Guttapercha. 
Dieser auch dem Bergmann bekannte Stoff, kommt er 
hm doch bei der Schießarbeit oft genug als Teil des 
Guttaperchazünders“ in die Hände, waͤr vor fünfzig Jahren 
nur sehr wenigen Leuten in Europa bekannt und diese 
wenigen Leuten wußten damit nichts anzufangen. Heute ist 
er ein begehrter, viel verwendeter Artikel; seine vortrefflichen 
Eigenschaften sind anerkannt worden und es ist dem mensch⸗ 
ichen Scharfsinn gelungen, aus ihm oder mit seiner Hilfe 
nancherlei Gegenstaͤnde des täglichen Gebrauchs herzustellen, 
ihn Künsten und Gewerben vorteilhaft dienstbar zu machen. 
Gleich dem Kautschuk, mit welchem die Guttopercha 
iberhaupt viel Uebereinftimmendes befiht, in ihren Eigen— 
Haften und in der von denselben bedingten Verwendung, 
it sie ein Produkt einer tropischen Baumgattung, ein Milch— 
aft. welcher sich zwischen Rinde und Holz entwickelt. Der 
Suttaperchabaum“ findet sich vornehmlich auf der Halb— 
Ifel Malakka und den großen Sunda Jufeln Borneo, 
Sumatra und Java. Er erreicht eine Hohe von 120 
und sein Stamm eine Dicke von 2 .Um den Saft zu 
gewinnen, bohrt oder schneidet man den Stamm an mehreren 
Stellen an; hat das Ausfließen aufgehört, so verbindet 
und verstreicht man die Wunde. Bei sorgfältiger Behand⸗ 
ung der Bäume geben diese alle vier Jahre lohnende 
Hengen; man rechnet, daß ein Exemplar während seiner 
Lebensdauer, die bis hundert Jahre beträgt, 40 kg Saft 
efert Doer ausaeflostene Milchsaft gerinnt sehr bain p 
läßt sich in geronnenem Zustande in beliebige Formen 
neten; meist kommt er in der Form von Broten in den 
Handel. Diese rohe Guttapercha ist von rötlichbrauner 
Farbe, fühlt sich fettig an und hat einen eigentümlichen 
Geruch nach Leder und altem Käse. Bei gewöhnlicher 
Temperatur besitzt sie lederartige Zähigkeit und bedeutende 
absolute Festigkeit; bei etwa 320 C. wird sie biegsam, bei 
480 fängt fie an zu erweichen und läßt sich dei Anwendung 
starken Druckes kneten, bei 600 läßt sie sich walzen und ist 
jo weich und klebrig, daß sich zwei Stücke durch Zusammen- 
drücken vereinigen lassen; mit siedendem Wasser behandelt 
vird sie vollständig plastisch und läßt sich in beliebige For— 
men bringen, die sie beim Erkalten beibehält. — Das weite 
Feld, das diese Eigenschaften der Guttapercha für ihre 
Verwendbarkeit bedingen, wird noch erweitert dadurch, daß 
sie schwer löslich ist. Nur wenige Chemikalien vermögen 
sie aufzulösen; Säuren, Bier, Wein und die größte Mehr— 
zahl der Flüssigkeiten üben keinen oder doch nur sehr ge— 
ringen Einfluß auf sie aus. 
Die rohe Guttapercha muß, damit die aufgezählten 
guten Eigenschaften des Stoffes voll hervortreten, einer 
gründlichen Reinigung unterzogen werden. Diese besteht 
in der Entfernung von Rindenstückchen, Fasern, Erde, Stein—⸗ 
chen u. s. w., welche Stofse ihr unwissentlich oder in be— 
trügerischer Absicht in den Gewinnungsgebieten beigemengt 
worden sind. Zunächst wird die Guttapercha durch Ma— 
chinenkraft in aͤußerst dünne Plättchen zerschnitten, wobei 
die Messer von einem Strome Wasser, dem etwas Chlor⸗ 
talk beigegeben ist, bespült werden. Die zerschnittene Masse 
ommt in siedendes Wasser, wird in demselben durch ein— 
trömenden Dampf und fleißiges Umrühren gehörig durch— 
zinander gearbeitet und sodann einem Zerreiß-Apparat 
übergeben, der sie in dünne Fäden spaltet. Von hier 
werden dieselben in ein Kaltwasserhad gespült, in dem sich 
die fremden Stoffe zu Boden setzen, während die Gutta— 
dercha, die jetzt granweiße Färbung zeigt, oben aufschwimmt. 
Die Verwertung der Guttapercha ist eine überaus 
mannigfache. Ihre Plaͤstizität macht sie geeignet, die ver— 
schiedensten Gegenstände aus ihr zu formen; hunderte ver—⸗ 
chiedener Artikel liefert die Gultapercha-Industrie. Von 
yesonderer Wichtigkeit ist die Herstellung von Röhren, die 
vegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Wasser und die 
veitaus meisten Flässigkeiten ausgedehnte Verwendung finden. 
Picht minder michtis » die Gutttaperch- cfür die Ißirur-
	        
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