Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

Einige Minuten starrte der Bauer vor sich hin, rang 
sichtlich mit einem Entschlusse und der Weber gab Franz 
rinen Wink, ihn jetzt nicht weiter zu stören. — Hätten 
die beiden gesprochen, dann würden die Gedanken Valen— 
lin's wieder eine andere Richtung erhalten haben — jetzt 
erhob er endlich den Kopf und seine blauen, ehrlichen Augen 
auf das Sesicht seines frühern Feindes heftend, frug er 
langsam: „Weber?! Willst Du mir helfen und es wirk— 
liich ehrlich mit mir meinen? Du bist ja auch mit Schuld, 
daß es so gekommen, das war ein böser Tag!“ 
Es hätte einer größeren Menschenkenntniß bedurft, als 
Valentin besaß, um aus den gutmütig blickenden Augen 
des Webers seine Falschheit herauszulesen, der jetzt mit er⸗ 
heuchelter Freundlichkeit begann: 
„Ich will's gut machen, soviel ich vermag; Du hast 
recht, Valentin, ich bin mit Schuld; wäi' ich nicht so hin— 
eingestürmt mit der dummen Geschichte, dann lebet Ihr 
noch heut' in Frieden — jetzt helf' ich Dir schon Deinem 
Weib zum Possen.“ 
„Hm, meinem Weib zum Possen,“ wiederholte der 
Bauer und dieser Beweggrund machte ihm die Handlungs- 
weise des Webers vollends unverdächtig. „Das ist wahr 
— gut — ich will Dir trauen, wir haben uns arg verfeindet, 
wir wollen nun Frieden machen und uns alles verzeihen, 
wer weiß nicht, was noch wird, ich thu's dem Georg zu 
lieh'.“ 
„Laß' nur das heut', bemerlte der Weber gutmütig, 
„Marie ist noch jung, denk' nicht, daß ich deshalb komm', 
um Dich zu beschwatzen und meine Marie in's Haus zu 
schmuggeln, ich komm' nur, um Dir einen guten Rat zu 
geben.“ 
Der Bauer erhob den Kopf, er kam sich nicht mehr so 
berlassen vor und entgegnete offenherzig: „Das ist recht⸗ 
schaffen von Dir, mir wird wieder leicht, glaub' mir, ich 
bin nicht froh geworden seit unserer Feindschaft, Du sollst 
sehen, daß ich nun Dein Freund bin und alles zehnfach gut 
machen will, wenn ich Dir Unrecht gethan hab'.“ 
'S ist nicht der Rede wert,“ beschwichtigte der We— 
ber, „aber wieder auf unsere Geschichte zu kommen, Bruder 
Valentin, so sag' ich Dir, wenn sich einmal das Gericht 
dineingemischt, dann mußt Du nichtswürdig bezahlen.“ 
„So!' das wär' ja niederträchtig,“ meinte der Bauer, 
„ich bezahl' nichts, sie sollen nur kommen. die Herren vom 
Gericht!“ 
„O, die schicken ihre Executors mit den großen Schil— 
den,“ erläuterie Franz. „Wenn Du nur da muchst, sperren 
sie Dich sechs Wochen ein. Du weißt doch, wie's dem alten 
Jahn ergangen?“ 
„Siehst Du — so eine Scheidung, die geht durch drei 
Instanzen,“ setzte der Weber noch weiter auseinander, „da 
arbeiten sechs Advokaten in der Geschichte; zuerst urteilen 
nur drei — dann sechs — und zuletzt immer mehr — ein 
ganz Dutzend, das ist die höchsie Instanz und je mehr dort 
sitzen und urteilen, je mehr kost's, da werden Dir von den 
bielen Pauschquantums die Haare zu Berge steigen.“ 
Valentin war während dieser Belehrungen an den 
Wandschrank gegangen, hatte sich ein Glas gefüllt und einen 
leichten Schluck genymmen und jetzt das Glas dem Franz 
hinhaltend, sagte er in größter Unsicherheit: „Mir wird schon 
dimmelangst und bange, verlaßt mich nur nicht!“ 
Franz nahm das Glas. „Ja, siehst Du Valentin — 
da hait' ich einen Vetter — Dein Wohlsein, Valentin, der 
hatt auch so eine nichtswürdige Scheidung und da haben 
die Advokaten und die Juristen so lange gewürgt und ge— 
dreht und wie es endlich kommen, vom hohen Tribunal, 
daß er gewonnen, da hat er nicht mehr so viel gehabt, 
sich ein Pries' Taback zu kaufen. Dein Wohlsein, Valen—⸗ 
tin!“ und mit dem zweiten Schluck verschwand der Inhalt 
des Glases in seiner weiten Musikantenkehle. 
„Und so könnt' Dir's gerade gehen —“ meinte der 
Weber. 
Dem Bauer trat der Angstschweiß auf die niedere, 
zlatte Stirn: „Hol' sie der Teufel! Ja, ja, ich werd' auch 
raus müssen aus der Nahrung, ich seh's schon kommen!“ 
und ein tiefer Seufzer entrang sich seiner breiten Brust. 
„Bewahre!“ tröstete der Weber, „wir wollen Dir schon 
helfen, der Fuchs hat auch zwei Löcher, wo er 'raus kann.“ 
„Siehst Du, Valentin,“ schwatzte der Musikant weiter, 
„wenn mein Vetter klug gewest und einen Freund gehabt 
hätt', der mit ihm zum Schein Kauf gemacht', da hätt' ihm 
der Teufel was anhaben könn' und er säß heut' noch in 
seiner Nahrung.“ 
„Zum Schein? Wie meinst Du das?“ frug BValentin 
völlig haltlos. 
„Siehst Du — das ist so,“ erklärte der Weber, „wenn 
Du mir jetzt Oeine Nahrung verkaufst, ohne daß Du Geld 
kriegst, so ist sie doch immer noch Dein — nicht wahr? —“ 
„Nun gewiß —“ sagte Valentin ruhig. 
Die vom Gericht aber müssen denken, daß sie wirklich 
mein ist und dürfen sie nicht antasten,“ bemerkte der We— 
ber, „und müssen mit langer Nase abziehen —“ 
„JUnd auch unter's Protokoll schreiben a — u — 2* 
setzte Franz lebhaft hinzu. „Gelt, Valentin, das wird Dir 
schmecken, ja, weun Du so einen Freund fändest, da wär 
Dir geholfen.“ (Fortsetzung folgt. 
Allerlei. 
Falsch verstanden. Feldwebel: „Was ist dem 
Ihnen eingefallen, das wichtige Dienstschreiben gegen meiner 
usdrücklichen Befehl nicht dem Herrn Hauptmann selbst 
sondern dessen Köchin zu übergeben?“ Ocdonnanz: „Hert 
Feldwebel haben doch ausdrücklich befohlen, ich solle da 
Schreiben au „die Person“ des Herrn Hauptmann abgeben. 
Ein feiner Stich. Ja der Pferdebahn. Ein junge 
Mann steht auf und bietet einer eben eingestiegenen junge! 
Dame seinen Sitz an. Sie okkupiert ihn, ohne sich irgend 
wie für diese Galanterie zu bedanken. 
Er: „Wie meinen Sie Madame?“ 
Sie:,Ich? Ich habe nichts gesagt?“ 
Er: „Pardon! Ich dachte, Sie hätten sich bedankt 
Auflösung des Rätsels aus voriger Rummer: 
Theerosen — Theerofen. 
Wtarktpreise am 18. Februar 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johan 
Mark Pfg. Mark Pfg. 
/von 6 40 6 40 
Wis 7 20 7 20 
/von 2 — 2 — 
Wis 2 40 2 40 
svon 1 — 1 — 
Ibis 1 20 20 
100 Kils Kartoffeln. 
1 Kils Butter 
1 Dutend Fier. 
4 
Drucker und Verleger: Gebräder Hofer in Saarbrücken. (Expedition der Saarbrücker Keitunga) 
cb—” erece In Sarbrüchen
	        
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