was man suchte; eine Legierung von Kupfer und Zink,
die an sich messinggelb gefärbt war, wurde durch einen an—
gemessenen Zusatz von Nickel silberweiß. Auf dieser Eigen—
schaft des Nickels, mit Kupfer und Zink eine silberähnliche
degierung zu bilden, beruht die Reusilber-Industrie. Neu—
silberne Geräte bieten bei viel größerer Billigkeit dieselben
Annehmlichkeiten wie silberne; uüͤberzieht man sie auf gal⸗
panischem Wege noch mit einer Silberhaut, so sind sie durch
das Auge von echt silbernen nicht zu unterscheiden; den
versilberten, mit Silber plattierten Gegenständen gegenüber
haben sie noch den Vorzug, daß, wenn auch mit der Zeit
der äußerst dünne Silberüberzug sich abnutzt, doch nicht die
unangenehme Kupferfarbe zum Vorschein kommt, was bei
den versilberten Gegenständen geschieht.
Gutes Neusilber enthält 22 und mehr Prozent Nickel,
je gecinger der Gehalt an Nickel und je größer somit der
au Kupfer und Hink, desto weniger silberähnlich ist es.
Weitere Verwendung findet Nickel in der Galvano—
olastik; durch den galvanischen Strom wird nämlich aus
schwefelsaurem Nickelsalz Nickel niedergeschlagen. Man be—
nutzt dies zum Vernickeln oder Vervielfältigen von Holz⸗
schnitten, Druckplatten und Prägestempeln, gewinnt auf diese
Weise sogar abnehmbare Nickelbleche zur weiteren Verar—
zeitung.
Das Nickel bietet somit eines der in der Technik nicht
seltenen Beispiele, daß ein als unbrauchbar und darum als
wertlos auf die Halden geworfener Stoff durch die fort⸗
schreitende Wissenschast besser erforscht, plotzlich einen hohen
Gebrauchswert und große Bedeutung erlaugt.
Zum Schein.
Eine Erzählung von Ludwig Habicht.
(Fortsetzung.)
Ohne auf diesen lebhaften Einwurf zu achten, fuhr der
Weber ruhig fort: „Wir müssen ihm einreden, damit er mit
das Gut zum Schein verkauft, damit er von den Kosten
oskommt.*
„Und was habt Ihr denn davon?“ frug der Musikant
zanz verwundert.
„Hm, ich will ihn ärgern, ein bischen zappeln lassen,“
entgegnete der Weber ausweichend. „Du weißt, daß er bei
mir noch was auf dem Kerbholz hat. Er wird schon ver⸗
kaufen, wenn wir ihm alles hübsch auseinandersetzen.“
Nun, meinetwegen, das soll mir nicht schwer fallen,
ich steckh' ihm schon eine Bremfe in's Ohr. erklärte Franz
mit gewohntem Leichtsinn.
Red' ihm gui zu, lieber Vetter — es soll Dein
Schade nicht sein,“ fuhr der Weber fort.
Ach was, üeber Vetter,“ entgegnete Franz mit bäue—
rischer Grobheit, „sagt, was dabei rund und baar zu ver⸗
dienen, mit solchem Gered', es soll Dein Schaden nicht
sein, lockt man keinen Hund hinter dem Ofen hervor, und
den Vetter Franz erst decht nicht.
Wie wär's, fünf Thaler? — He? — frug der We⸗
r blinzelte zu Franz mit seinen kleinen grauen Augen
inüber,
Fünf Thaler! Die verdien' ich die ganze Woche
nicht; das ist ein schönes Geld — hm, fünf Thaͤler,“ wieder⸗
Vr Franz nachdenklich — ja, wenn Ihr mir zehn Thaler
Jebt.“
Bist Du gescheut!?“ rief der Weber erschrocken. „Du
varst ja eben mit fünf Thalern zufrieden — besinn' Dich
nur, Franz.“
„Wer sagt denn das?“ frug der Musikant und lachte,
„ein schönes Geld ist's — aber wer weiß, was dahinter
stedt — ob Ihr wirklich zum Schein kauft — am Ende
behaltet Ihr das ganze Gut — herrje — da sind fünf—
zehn Thaler nicht zu viel!“
„Du bist wirklich verrückt und schlägst wie die Butter⸗
weiber unter den Händen auf,“ entgegnete der Weber ärger⸗
lich, „hab' ich's denn schon, das Gut? Das ist nicht so,
wie man die Hand umdreht, das wird mir genug kosten.“
„Haha, Ihr habt soviel in die Suppe zu brocken, wie
ich,“ meinte Franz, „und wenn ich dort reden soll und
chlecht sein, so thu' ich's unter fünfzehn Thalern nicht,
denn ich bin ein ehrlicher Kerl und meine Mutter sagt'
sichon: ein gut Gewissen —“
„Ist ein weiches Schlummerkissen!“ ergänzte der We—
der mit einem spöttischen Lächeln, „ich kenn' schon den
alten Weiberspruch. Du bleibst ein wunderlicher Kautz;
nun, zwölf Thaler.“
„Der Spruch ist gut,“ entgegnete Franz, „aber ich ver—
lang' fünfzehn Thaler.“
„Gut, fünfzehn Thaler,“ sagte jetzt der Weber rasch
entschlossen, „denn fonst bist Du im Stande und verlangsi
noch zwanzig.“
„'S wär' nicht zu viel,“ war die Antwort des Musi⸗
kanten, „aber bleiben wir bei fünfzehn Thalern und fünf
Thaler gleich auf Abschlag.“
„Bist Du toll?“ frug der Weber entrüstet,“ wenn er
uns nun nicht traut? — Wenn aus dem ganzen Handel
nichts wird?“
„So soll ich wohl umsonst geredet haben?“ frug Franz
zurück; „nein so haben wir nicht geweitet.“
Der Weber senkte einen Augenblick den Kopf in die
Hand, dann sagte er langsam: „Hm, 's mag sein, Du bist
Teufelskerl — hier sind die fünf Thaler,'s ist freilich
riskant.“
Franz strich das Geld hastig ein und sagte jetzt eifrig:
‚Verlaßt Euch nur auf mich, Vetter — ich will dem Va⸗
lentin den Verkauf so einreden, daß er ihm wie geschmol⸗
zene Butter durch den großen Mund läufi: er unterschreibt
den Verkauf.“
Um seinem Vetter noch mehr Mut zu machen, ging
der Weber an den Schrank und schenkte Franz ein Glas
Branntwein, das dieser in einem Zuge ausirank, dann ver⸗
ießen beide im eifrigen Gespräch das Zimmer. Sie hatten
nicht bemerkt, daß während ihrer letzten Unterhaltung Marie
n die Kammer getreten war und ihr Gespräch belauschen
onnte.
Ganz entsetzt starrte das junge Mädchen den Tavon⸗
gehenden nach — ein heftiger Kampf schien in seinem Her⸗
zen auf und nieder zu wogen. Der Weber hatte in den
etzten Tagen gegen seine Tochter die wunderlichsten Reden
'allen lassen — daß sie bald reich werden würden, während
eine Feinde untergehen müßten — aus dem abgerissenen
Bespräch, das sie jetzt erlauscht, wurde ihr wenigstens soviel
lar, daß ihr Vater dem Bauer Valentin einen schlimmen
Streich spielen wolle und daß es auf seine Unterschrift ab⸗
zesehen sei und nach harten, inneren Kämpfen war sie ent⸗
chlossen, den unglücklichen Mann zu warnen — zu reiten.
In grötzter Aufregung stürzte sie hinaus.
Valentin Walther saß allein in seiner Stube, den sor⸗
zenschweren Kopf auf die derben Fäuste gestützt und starrte
finster vor sich hin. Ein aufgebrochener Vrief lag vor ihm,
der sich schon durch seine außere Form als Vorladung des
Berichts erwies Einiage Bogen vollgeschriebenen Concept-