Einen neuen Anstoß fand der in Frage stehende Zinn⸗
bergbau erst wieder, als der Minister Freiherr von Hei⸗
nitz an die Spitze der Berg⸗ und Hüttenverwaltung ge⸗
treten war. Heinitz befand sich in Schlesien, um infolge
eines Auftrages Friedrichs II, vom 15. Juni 1779, „die
dortige Bergwerks⸗-Anstalten nachzusehen und auf alle mög—
liche Verbesserungen zu denken.“ Man hatte damals auf
Grund der Beschreibung eines früheren Steigers auf dem
„Hundsrücken“ — des Obergeschworenen Weiß — von
dem Zustande dieser Grube und der verlassenen Anbrüche,
deren Wiederaufnahmen für Rechnung der Schlesischen
Schurf⸗ und Bergbau⸗Meliorationskasse beschlossen und war
sofort zum Beginn der Vorarbeiten geschritten. Auf einen
Bericht des Ministers antwortete der König am 8. Sep⸗
tember 1779 zustimmend: „Es wird auch sehr gut seyn,
wenn Ihr den Gieébrener verlassenen Zinn-Bergbau, da es
in der Gegend an Holtz nicht fehlet, es auch dorten an
Zinn⸗Ertzen nicht gebricht, wieder in Bewegung zu bringen
suchet, um das Geld, was für fremdes Zinn noch jetzt aus
dem Lande gehet, im Lande zu behalten ꝛc.“
In der Audienz, welche Heinitz am 27. Oktober 1781
in Potsdam beim Könige hatte, kam die Sache nochmals
zur Sprache. „Se. Majestät ließen sich“ — so vermerkt
Heinitz zu den Akten — „bezüglich der Emporbringung des
karnowitzer Bley- und Giehrner Zinnbergbaues
genau detailliren, wie viel Geld annoch für Bley, Glötte
und Zinn außerhalb Landes gehe, und da Allerhöchst⸗
dieselben vernahmen, daß solches
für Bley wenigstens. .. 60000 Rihlr.
für Glötte. 186000 ,
und für Zinn..80000
betragen: so befahlen Allerhöchstdieselben, alle Achtsamkeit
hierauf zu richten und Höchstdenenselben vei Allerhöchstdero
Ankunft in Berlin einen Plan vorzulegen, wie dieser Berg⸗
bau wieder erhoben werden könne. Und da Sr. Majestät
angezeiget worden, daß der Tarnowitzer und Giehrener
Bergbau in den dominiis der Grafen von Henckel und von
vekraffgotseh liege: so trugen Allerhöchstdieselben Sub-
zoripto auf, sich mit diesen beyden Grundherrschaften bald—
möglichst auseinander zu setzen.“
(Schluß folgt.)
Das Nickel.
Welchem Umstande mag dies vor 20 Jahren nur we—
aigen, jetzt jedem Kinde in Deutschland bekannte Metall
seinen sonderbaren Namen verdanken? Daß dieser Name
ein echt deutscher ist, wird wohl niemand bezweifeln; be—⸗
zeichnet man doch mit demselben in vielen Gegenden Deutsch⸗
'ands noch jetzt einen heimtückischen, boshaften Menschen,
der voller Mucken ist. Diesem Umstande dürfte das Metall
wohl auch seinen Namen verdanken. Ein übelgelaunter
Bergmann wird ihm denselbeu beigelegt haben, weil er sich
in seinen Ecwartungen getäuscht sah. Er hatte ein Erz ge⸗—
funden, das seinem Aeußeren nach Kupfererz sein mußte
und das doch trotz aller Bemühungen kein Kupfer hergeben
wollte, ja es erschwerte sogar die Verhüttung der Kupfer⸗
erze, unter die es gemischt war. Verdiente dieses heim—
tückische Zeug nicht „Nickel“ genannt zu werden? Später
erkannte man wohl die wahre Natur dieses Erzes und die
wertvollen Eigenschaften des daraus zu gewinnenden Metalls,
doch mußte es den ihm beigelegten schändenden Namen
trotzdem weiter schleppen, und noch heute führt es denselben
Aiee blos in Deutschland, sondern bei allen Industrie⸗
gdölkern.
Eines der Erze, aus welchen ‚Nickel“ gewonnen wird,
sst das aus alter Gewohnheit mit dem Namen ‚Kupfer⸗
nickel“ bezeichnete. Dasselbe hat das Aussehen eines
Zupfererzes, enthält aber kein Kupfer, sondern Nickel, ge⸗
zunden an Arsenik, so daß der ihm rechtmäßig zukommende
Namen „Arseniknickel“ wäre. Außer diesem Kupfernickel
zibt es noch einige andere Nickelerze; doch finden sich alle
Nickelerze in der Regel nicht in reiner Absonderung, sondern
'ommen meist in Gemenge mit anderen schwefel⸗ und arsenik⸗
zjaltigen Erzen vor, in dem dann das Nickel nur einen ge—
ringeren Bestandteil bildet, und deshalb blos als Neben—
produkt gewonnen wird. Die bedeutendste Quelle für die
NRickelgewinnung ist die bei der Herstellung von Kobaltblau
abfallende sogenannte Speise, die im wesentlichen aus Nickel
und Arsenik besteht.
Die Gewinnung des reinen Nickelmetalls sowohl aus
den Erzen als aus der Kobaltspeise ist eine sehr umständ—
liche, der Preis desselben infolge hiervon auch ein ver—
zältnismäßig hoher; ein Kilogramm kostet mindestens 12
Mark; zur Zeit, als das deutsche Reich zur Auspräguug
von Nickelmuünzen schritt und für die ersten Jahre einen
Bedarf von etwa 15000 Centnern hatte, stieg der Preis
his 30 Mark pro xKg.
Die bedeutendste Produktionsstätte für Nickel ist Johann⸗
zeorgenstadt im Königreich Sachsen; in neuerer Zeit ist
zuch in Nassau und Hessen die Ausbeute bedeutender ge—
worden und zwar gewinnt man es hier aus nickelhaltigen
Zupfer⸗ und Schwefelkiesen. Kleine Nickelerträge ergeben
auch der Maunsfeldsche Kupferschiefer und im Harze einige
Bleierze.
In völlig reinem Zustande ist Nickel fast silberweiß
zoliert zeigt es einen schönen luftbeständigen Glanz; es ist
'o hart und strengflüssig wie Eisen, läßt sich kalt und
zlühend zu Platten strecken und zu Draht ziehen. Mit
dem Eisen hat das Metall noch die Eigenschaft gemein,
daß es voni Magneten angezogen wird; sein spezifisches
Bewicht ist 8289.
Die Verwendung des Nickels ist eine mannigfache. Wegen
ieines silberähnlichen Farbentones und seiner Eigenschaft,
nicht schwarz zu werden, eignet es sich zur Herstellung von
Kunstgegenstände und Schmucksachen; seine Härte und die
dadurch begründete Widerstandskraft gegen Abnutzung hat
hm die Auszeichnung verschafft, als Münzmetall benutzt zu
werden. Der größere materielle Wert des Metalls gestattet
die Nickelmünzen kleiner und handlicher zu gestalten als
dleichwertige Kupfermünzen.
Den Aufang mit der Ausprägung von Nickelmünzen
machte die Schweiz, im Jahre 1850; ihr folgten die Ver⸗
einigten Staaten von Nordamerika, Belgien, Brasilien und
im Jahre 1873 das Deutsche Reich. Doch wird in keinem
dieser Staaten das reine Nickel als Münzmetall verwendet,
sondern eine Legierung desselben mit Kupfer oder mit Silber
und Kupfer. Die Schweizer Nickelmünzen enthalten 5 bis
1500 Silber und 1006 Nickel, während die deutschen kein
Silber, aber 2500 Nickel enthalten.
Die umfangreichste Verwendung aber findet Nickel zur
Herstellung von Neusilber, welches auch unter den klang⸗
holleren Ramen „Argentan,“ „Lunaid“ und „Alfenid“ im
Handel ist. Lange war man vergebens bestrebt gewesen,
aus unedlen Metallen silberähnliche Legierungen herzustellen,
um daraus Geräte zu billigem Preise zu fertigen; anfangs
verwandte man Zinn, welches schon an sich dem Silber an
Farbe und Glanz nahekommt; Zinn ist aber viel zu weich
und auch wegen seines hohen Preises zur Fabrikation bil⸗
liger Waren nicht geeianet. Im Rickel fand man endlich