Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

XVBI. Jahrgang. 
Ar. J. 
Her gunanugs, —D 
Saarbrücken, 
den 17. Februar 1888. 
—8* 
— 
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute. 
C 
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiestgen Gruben und 
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Vierteljahr bei der Expedition 30 Mpfg., durch die Pöstanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfg. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen. 
Amtliches. 
Versetzt sind die Steiger: Wilhelm Albrecht von Grube 
riedrichssthal nach Grube Göttelborn, 
Jakob Dörr von Grube Heinitz noch Grube Kronprinz und 
Karl Blümer von Grube Kronprinz nach Grube Heinitz. 
Der Zinnerzbergbau zu Giehren in Schlesien. 
GFortsetzung.) 
Wie die Glogauer Kammer, so hat sich insbesondere 
ich der Minister Graf Schlabrendorff) in jener Zeit 
ohr um die Wiederbelebung des Giehrener Bergbaues be⸗ 
aüht. Die Versuche mit Giehrener Schliechproben hatten 
geben, daß das dortige Zinn sich eben so gut wie das 
iltenberger zum Verzinnen der Eisenbleche eignete und daß 
asselbe namentlich auf den Königlichen Eisenwerken zu 
rzanzhausen und Zanzthal vorteilhaft verwendet werden 
unte. Schon allein dadurch war es möglich, eine Summe 
on jährlich 18000 Thaler im Lande zurückzuhalten. Fer⸗ 
erx kam die Verwendung des Zinnes: mit Blei zur Her— 
ellung von Gefäßen, Tellern; mit Kupfer zu Bronze, 
sanonenmetall, Glockenspeise — inbetracht. Diese Umstände 
kten das Augenwmterk auf's neue auf Giehren, als Fried⸗ 
ich der Große im wirtschaftlichen Interesse des Landes die 
hlesischen Gebirge auf ihren Reichtum an nutzbaren Mi—⸗ 
ralien untersuchen ließ. Die zu diesem Behuse im Jahre 
768 entsendete Immediatkommission hatte bereits am 81. 
dai 1769 von Flinsberg aus zur Aufnahme des Giehrener 
ergbaues durch einen bergmännischen, Aufstand“ (Gruben⸗ 
richt) aufgefordert, so daß sie in ihrem Generalberichte 
jm 10. November 1769 bereits anzuführen vermochte, daß 
re Dr. Runge mit mehreren Gewerken das Zinnerzberg⸗ 
rk „Johannes“ bei Giehren mit einem Schachte und einem 
ttollen in Angriff genommen habe, daß ber für die da⸗ 
bst vorhandenen beiden bauwürdigen Bergwerke „Reicher 
rost“ und „Hundsrücken,“ in welchen Zinnerze und HZinn⸗ 
vitter brächen, visher noch keine Gewerfkschaften bestanden. 
kwphre deswegen sogleich mit Treibung eines tiefen Erb— 
llens bei beiden Gruben zu beginnen. Der Erzgehalt 
. Ernst Wilhelm Graf von Schlabrendorff, 1719 im Bran⸗ 
urgischen geboren, war Prasiden? der Magdeburgischen Kammer als 
Friedrich II. zum dirigierenden Provinzialminister nach Schlesien rief. 
tmachte er sich unter anderem uͤm die Einführung des Kartoffel⸗An⸗ 
verdient. Er starb 1766. Ein Bildnis von im besindet ich am 
Imal Friedrichs dekß Großken in Mersin 
vurde bei allen drei Gruben zu 20 Pfund Zinn im Zent— 
ner angegeben. Nach Erlaß der revidierten Bergordnung für 
das Herzogtum Schlesien und die Grafschaft Glatz, auf welche 
durch das Königliche Publikandum vom 9. Dezember 1769 noch 
desonders hingewiesen wurde, erfolgte die Beleihung des 
Dr. Runge und seiner Gewerkschaft mit den Bergwerken 
„Reicher Trost“ und „St. Johannis.“ Aber schon im Jahre 
1771 sah sich Runge genötigt ein Fristgesuch einzureichen, 
weil die ausgeschriebenen Zubußen nicht regelmäßig ein— 
zingen. Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß Runge 
unordentlich wirtschaftete und mehr auf seinen Lebensunter⸗ 
jalt, als auf den Nutzen der Gewerkschaften bedacht war. 
Konnte man diesen nun verdenken, daß sie mit der Leistung 
»on Zubußen zurückhielten? Hatte nicht schon der alte 
Agricola die Hoffaung auf „unermeßliche Reichtümer,“ 
welche aus alten verlassenen Bauen zu holen seien, durch 
die Warnung: „Wir sollen nicht glauben, daß unsere Alt- 
yordern so faul und nachlässig gewesen seynd, daß sie das 
dauwen, welches mit Nutz hätt geschähen mögen, verlassen 
jabendt. Fürwahr zu unseren Zeiten nicht wenig Bergk— 
eut, so sie von alten Weibern Fabelwerken und Gedichten 
dazu beredt waren, das sie die Schächt, die man hat liegen 
assen, wiederumb aufrichtendt, haben sie Mühe und Kosten 
»erloren.“ — sehr erheblich herabgestimmt? Das Ende vom 
Liede war denn auch, daß das Werk, trotz der geübten 
Nachsicht, am 10. April 1773 freigefahren werden mußte. 
Nachdem darauf auch das Oberbergamt zu Reichenstein 
ich um die Zusammenbringung einer neuen Gewerkschaft 
dergeblich bemüht hatte, mutete im Januar 1775 sogar der 
Staatsminister und Oberberghauptmann Freiherr Waitz 
ponn Eschen diesen Bergbau unter dem Namen „St. Jo— 
hann Sigismund.“ Er bildete im März beliehen, auch eine 
GBewerkschaft. Aber Betrieb scheint nicht stattgefunden zu 
haben, weil überhaupt nur 59 Kuxe untergebracht werden 
sonnten und an Zubuße nicht mehr als zusammen 4 Thaler 
eingezahlt wurden. Nach Waitz's Tode war es mit der 
Baulust vollends vorüber. Auch der Betrieb der alten 
‚Görlitzer Zeche,“ die im Jahre 1770 unter dem Namen 
„Morgenröte“ auf's neue gemutet und verliehen worden 
var, ward 1778 wieder eingestellt wegen des angetroffenen 
esten Gesteins und gänzlich ausbleibender Zubuße. So 
ag also nun der gesamte Giehrener Bergbau, um mit dem 
damaligen Oberbergrat von Reden zu sprechen. unverdient 
vie in einem Vauberschlafe darnieder“
	        
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