Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

„Nein, nein, 's ist mein voller Ernst!“ sagte der We— 
ber, ohne eine Miene zu verziehen. 
„Ich merk's schon, Ihr habt heut' zu viel gefrühstückt,“ 
meinte Franz,“ 's ist zwar sonst nicht Eure Art, nun, über 
die Schnur kann ein jeder mal hauen und ich thu's alle 
Sonntage, aber was hat das Alles mit dem Geld verdienen 
zu thun, von dem Ihr schon eine Viertelstunde schwatzt?“ 
„Nun, siehst Du — Du bist nicht auf den Kopf ge— 
fallen und deshalb kann ich Dich brauchen!“ erklärte der 
Weber in seiner erst unsicher herumtappenden Weise. 
Franz nickte nur selbstgefällig mit dem Kopfe. 
„Wir müssen dem Valentin Angst machen mit den vie— 
len Prozeßkosten,“ meinte der Weber, „daß so eine Schei— 
dung viel hundert Thaler kostet, ja zuletzt das ganze Bauern— 
gut auffrißt —“ 
„Aber lieber Vetter, fahrt nicht so um den Berg 'rum, 
wo soll's denn hinaus?“ rief Franz ungeduldig. 
(Fortsetzung folgt.) 
Der Husten und Schnupfen. 
EFine diluviale Erungenschaft. 
Da sitz' ich voll Husten und Schnupfen 
In waͤrmer, gemuͤtlicher Stub', 
Kaum kann ich die Bücher mehr lupfen, 
In die sich mein Denken vergrub. 
Nun sinn' ich und sinne so weiter, 
Das Schnupftuch in stetem Gebrauch) 
Von der Urzeit, bis endlich so heiter 
Erscheint Tertiäres nun auch. 
Dann solgen gewaltige Stürme, 
Die Gletscher, sie steigen herab 
Und Eisblöcke, hoch, wie die Thürme 
Bereiten den Tieren ihr Grab. 
Noch fröstelt's und schauert's gar mächtig 
Zur Zeit des Diluvium; 
Da schaut sich der Urmensch bedächtig 
Nach Höhlen, dann Psahlbauten um. 
So versetz' ich mich wenn auch marode 
Zurück in vergangene Zeit, 
In die Diluvial-Periode, 
Zum Pfahlbauvolke, so weit. — 
S'ist Winter. Mit Eis überzogen 
Ist ringsum die Fläche des See's. 
Heir ist's, als kämen geflogen 
Die Laute des eigenen Weh's. 
Von zahlreichen Pfahlbau-Stätten 
Vernahm ich das Hustengebell', 
Ich waͤre geflohen schon, hätten 
Nicht Rufe gebannt mich zur Stell' 
Da wurde ich plötzlich gepeinigt 
Von Schnupfen und schneuzte mich laut 
Und, daß ich die Nas' mir gereinigt, 
Das hat so ein Pfahlmann geschaut. 
Kaum hat er das Schneuzen vernommen, 
Da sah ich vom Dorfe herauf 
Den Mann schon auf Schlittschuhen kommen; 
Doch hemmt er vor Husten den Lauf. 
Zunächst bei mir an der Sielle, 
Da packt auch der Schnupfen iyn noch; 
Er holet jetzt unter dem Felle 
Ein Sacktuch mit riesigem Loch. 
Das Tuch war aus Hanfwerch gewoben, 
VBom Höhlen-Urahn war's ererbt. 
Was Wunder, wenn Fäden zerstoben 
Und Alter es braunrot gefärbt! 
„Ihr Armen!“ So fragt ich den Alten: 
„Ist Kartharrh auch bei Euch schon bekannt? 
Nur bei alluvialen Gestalten, 
So meinte ich, würd' er genannt.“ 
Darauf, vom Gehust unterbrochen, 
Erwidert der Pfahlmann: „O, nein! 
staum sind aus dem Ei wir gekrochen, 
Da stellt sich das Teufelszeug ein. 
Wir nennen's Moränen-Baccillen, 
Sie stammen vom Gleischereis her, 
Die Mammuthe alle, die vielen, 
Die hatten's, wie Tropfen im Meer. 
Sie wurden geräuchert genossen 
Vom Sieden, da war keine Red') 
Und hatten uns Höhlenmensch-Sprossen 
Auch angesteckt, wie's halt so geht!“ 
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Die Mammuthe starben, die lieben, 
Das Pfahlbaugeschlecht ist längst tot; 
Nur Husten und Schnupfen verblieben 
Von posiglaçialer Not. 
Miesbach im Winter 1888. 
Schenk. 
Allerlei. 
Glück im Unglück. Vater (entrüstet): „Nun ha 
Du Dich wieder zwei Stunden nach der Schule herum 
zetrieben, statt nach Hause zu kommen.“ — Sohn: „Wi 
ppät ist es denn?“ — Vater (gibt ihm eine Ohrfeige): „Es 
hat eben Eins geschlagen!“ — Sohn: ‚Dann bin ich froh— 
daß ich nicht eine Stunde früher gekommen bin.“ 
Glaube immer, und du wirst wohl dabei fahren, da 
die meisten Menschen nicht halb so gut sind, wie ihr 
Freunde sie schildern, und nicht halb so böse, wie it 
Feinde sie ausschreien. 
Sprüche. 
Proben gibt es zwei, darinnen 
Sich der Mann bewähren muß: 
Bei der Arbeit recht Beginnen, 
Beim Genießen rechter Schluß. 
Rätsel. 
Bist du das, was drei Silben nennen, 
Wird keiner dir die drei Silben gönnen 
Und dich nur zu einem Drittel kennen. 
Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nummer. 
Zearktpreise am 4. Februar 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johaur 
Mark Psfg. Mark Pfg. 
von 6 — 6609 
bis7 — 7 60 
von 1 80 2 — 
bis 2 40 2 40 
ron 80 — 94 
9183 
100 Kils Kartoffeln 
1Kilo Butter 
1 Dutend Gier 
Drucker und Verleger: Gebrüder Hsfer in Saarbrücen. (Expedition der Saarbrücker Keitung) 
rantwmortlicher Redaefeur 5 Wandgner in Ggarhrücken
	        
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