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eine Stollnkaue geführt und bergmännisch gekleidet mit einem
Grubenkittel und Beinkleid aus weißer Leinwand, einem
grauen Filzhute ohne Krämpe und mit dem Bergleder; dazu
bas Fahrtroß, einen krückenförmigen Bergstock und die
SGrubenlampe. In früheren Jahren trugen die Bergknappen
zur Anfahrt einen langen Grubenkittel von weißem Tuche,
welcher vorne aufgeschuͤrzt wurde und rückwärts eine spitze
Kaputze hatte, welche über den Kopf gezogen wurde.
Ueber dem Mundloch des Fürstenstollns steht das Bild⸗
nis des Propheten Daniel, des Schußheiligen der tiroler
Bergleute. Daniel im Propheten-Mantel, den Fürstenhut
auf dem Haupte, Schlägel und Eisen in der Hand.
Sperges verrichtete vor dem Stollnmundloche ein kurzes
Gebet. Der Hutmann des Fürstenbaues und zwei Knappen
führten ihn durch den ebensöhligen Stolln ca. 600 Klafter
bis zum Richtschachte, wo die Wasserkunst stand. Der
Stolin ist gutenteils in Maurung und der First noch mit
Brettern gefüttert, damit die Tropfen des da und dort
durchschlagenden Tagwasfsers zur Seite ablaufen. Ein ge—
ringer Teil ist mit Joch und Stempel verzimmert, eine
größere Strecke läuft im festen Gesteine. Die Wände, wie
das Holzwerk sind häufig mit Wetterzotten, einer schimmeligen
Haut, überzogen. An der Stollusohle hat das aus dem
Schachte gehobene und das Aufschlagwasser seinen Ubfluß
zu Tage. Ueber derselben geht eine doppelte Gestängefahrt.
Der Richtschacht befindet sich in einem geräumigen
Füllorte. Es sind zwei Schächte, der Richt oder Förder⸗
schacht und der Wasserschacht. Das Sumpfwasser wird
mittels eines Pumpwerkes gehoben. Der Schacht hat 120
Klafter Teufe; das Druckwerk besteht aus elf Sätzen, einer
gerade über dem anderen, um das Grubenwasser in einem
Zuge aus dem Sumpfe zu heben. Jeder Satz hat 4 Röhren
mit ihren an dem Hauptgestänge eingehängten Pumpen—
stangen neben einander, welche wechselweise spielen, d. i.
wenn ihrer zwei Wasser schöpfen, gießen die andern zwei
das Wasser aus. Der Ausguß geschieht in einen Trog,
worin die Saugröhre von dem oberen Satze sich bieget, daß
solchergestalt ein Satz dem anderen Wasser reicht, bis es
zum Ausguß gelangt. Alle Pumpenstangen spielen zugleich,
daß sie sämtlich von dem Hauptgestänge regiert werden.
Dieses hängt an dem großen Waagkreuze und besteht auf
jeder Seite aus einer Schachtstange; diese aber ist aus
mehreren zusammengesetzt; an diesen werden die Pump—
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eingehängt. Wenn nun die eine Schachtstange aufgehoben
wird, müssen alle, welche daran hängen mit aufsteigen, da
indessen die andere Schachtstange zu gleicher Zeit niedergeht.
Das Pumpwerk wird durch ein 82 Fuß im Durchmesser
haltendes oberschlächtiges Wasserrad in Bewegung gesetzt.
Das Aufschlagwasser ist 4 Stunden weit vom Tage in den
Berg hineingeführt; das Pumpwerk hebt mit einem Hube,
deren 7—8 pro Minute geschehen, 82 Maß Wasser — 1
kimer tirol. Dieses Gruhenwasser wird zu Tage zum Erz⸗
waschen und zum Betriebe eines Pochwerks verwendet, ebenso
weiter unterhalb zu einer Schmiede geleitet.
Der Wasser⸗ oder Kunstschacht, wie der Förderschacht
haben ihre eigenen Handfahrten. Die Gaͤnge, wie Berge
werden durch einen Eöpel, dessen Rad von dem Wasser
des großen Rades in Bewegung gesetzt wird, in kupfernen
Tonnen gehoben. Der Schacht sirich donlege, damit die
Tounne mit ihrem Rücken an der Lehnseite des Schachtes
immer aufliege. Dieser Schacht wurde früher wegen des
Wasserandranges über zwei Dritteile verstürzt, später wieder
aufgezogen, wobei man auf sieben Füllorter traf.
Vom Sumpfe aus fuhr Sperges in eine Zeche. Die
Zufahrt ist enge und niedrig; bei einigen mußte er auf
dem Bergleder sitzend harfen. — Die Begrüßung vor Ort
ist: Gott gebe euch gut Glück und Segen! — Die Gänge
ühren Silber, Kupfer und eisenschüssig Erz. Schöne viel⸗
arbige Stufen fand S. bei Skt. Nothburg und bei den 14
Nothelfern; häufig findet man auch Malachite und zwar
zrasgrüne, dunkelblaue, schwarze und lichtblaue. Der Ma—
achit steht in einem weißen Spaten und wird aus einem
ninerolischen Bergsafte erzeugt, welcher leicht ftockt und von
dem Kupferwasser seine schöne Farbe hat.
Die Truhenläufer, welche das in Tonnen an der Stürze
des Schachtes anlangende Erz und Gebirge in ihre Truhen
üllen, laufen zu Tage aus, wo sodann, was von Gängen
scheidemäßig ist, auf die Scheidebänke, das übrige in's
Pochwerk gebracht, der Berg jedoch auf die Halde gebracht
wird.
Die Schwazer Knappen haben sich vor schlimmen Berg—⸗
vetter zu fürchten. Es ist dieses eine von den Erzen auf—
teigende schweflige und arsenikhaltige Ausdünstung, welche
bei schlechtem Wetterzuge die Grubenluft trübt und verdickt,
daß kein Licht brennen will und dem Bergmann der Atem
benommen wird, ihn wohl auch gar erstickt oder Bergseuchen
verursacht. Dieses böse Wetter kommt gemeiniglich in alten
Zechen oder in tief gelegenen vor. Man hat deshalb eigene
Wettermaschinen. Damals standen 830 Gruben, jede miß
hrem eigenen Mundloche in Betrieb.
Nachdem Sperges alles, auch die Taggebäude besich—
tiget hatte, nahm er in einer Kaue mit Bergbeamten, welche
eine Abraitung vorgenommen hatten, sein Mittagsmahl ein.
Hunger ist der beste Koch!
Von H. Kniebe.
Auf Schloß Rheinberg war heute großes Festessen.
Der Besitzer des Schlosses, Herr Oberst a. D. von Rhein⸗
berg, feierte seinen Geburtstag. Er hatte vor zwei Jahren
ein Kommando niedergelegt, weil die Nachwehen des Feld—
zuges es ihm unmöglich machten, den Dienst noch länger
zu versehen. Schon in der Garnison war sein gastfreies
HZaus stets der Mittelpunkt der Geselligkeit gewesen, jetzt
iuf seinem einsamen Schlosse sah er noch viel lieber fröh—
iche Gäste um sich, und die Herren Offiziere aus der be—
nachbarten Garnisonstadt folgten gern einer Einladung nach
Schloß Rheinberg, denn wie der Herr Oberst auf einen
zuten Weinkeller, so hielt seine Gemahlin auf. eine feine
Züche, und man war immer sicher, das Neueste und Beste,
was die Jahreszeit bot, auf der Tafel zu finden.
Auch heute war das Mahl ausgezeichnet, und die Gäste
thaten demselben alle Ehre an. Nur dem Herrn Obersten
ichmeckte es heute nicht. Ob er nicht gut geschlafen, ob das
Zipperlein ihn heute besonders plagte, wer konnte das ent⸗
cheiden, kurz, er schob eine Schüssel nach der andern zu—
rück, ohne davon zu kosten. Mit besorgtem Blick hatte die
znädige Frau dem eine Zeitlang zugesehen, endlich als die
Leibspeise des Herrn Obersten an die Reihe kam, ein recht
'nusperig gebratener Truthahn, und er auch davon kein
Stückchen nahm, konnte sie sich nicht länger enthalten, son⸗
dern lagte zu ihm: „Aber, liebster Mann, Du issest ja heute
zar nichts, und wir hatten uns doch so viele Mühe gegeben,
alles so schön und appetitlich für Dich herzurichten. Nimm
doch wenigstens ein Stück von diesem Truthahn, ich glaube
der Koch des Königs könnte ihn nicht besser zubereiten.“
„Daß Deine Köchin sich alle Mühe gegeben hat, den
Braten schmackhaft zuzubereiten, bezweifle ich gar nicht,“