Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

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eine Stollnkaue geführt und bergmännisch gekleidet mit einem 
Grubenkittel und Beinkleid aus weißer Leinwand, einem 
grauen Filzhute ohne Krämpe und mit dem Bergleder; dazu 
bas Fahrtroß, einen krückenförmigen Bergstock und die 
SGrubenlampe. In früheren Jahren trugen die Bergknappen 
zur Anfahrt einen langen Grubenkittel von weißem Tuche, 
welcher vorne aufgeschuͤrzt wurde und rückwärts eine spitze 
Kaputze hatte, welche über den Kopf gezogen wurde. 
Ueber dem Mundloch des Fürstenstollns steht das Bild⸗ 
nis des Propheten Daniel, des Schußheiligen der tiroler 
Bergleute. Daniel im Propheten-Mantel, den Fürstenhut 
auf dem Haupte, Schlägel und Eisen in der Hand. 
Sperges verrichtete vor dem Stollnmundloche ein kurzes 
Gebet. Der Hutmann des Fürstenbaues und zwei Knappen 
führten ihn durch den ebensöhligen Stolln ca. 600 Klafter 
bis zum Richtschachte, wo die Wasserkunst stand. Der 
Stolin ist gutenteils in Maurung und der First noch mit 
Brettern gefüttert, damit die Tropfen des da und dort 
durchschlagenden Tagwasfsers zur Seite ablaufen. Ein ge— 
ringer Teil ist mit Joch und Stempel verzimmert, eine 
größere Strecke läuft im festen Gesteine. Die Wände, wie 
das Holzwerk sind häufig mit Wetterzotten, einer schimmeligen 
Haut, überzogen. An der Stollusohle hat das aus dem 
Schachte gehobene und das Aufschlagwasser seinen Ubfluß 
zu Tage. Ueber derselben geht eine doppelte Gestängefahrt. 
Der Richtschacht befindet sich in einem geräumigen 
Füllorte. Es sind zwei Schächte, der Richt oder Förder⸗ 
schacht und der Wasserschacht. Das Sumpfwasser wird 
mittels eines Pumpwerkes gehoben. Der Schacht hat 120 
Klafter Teufe; das Druckwerk besteht aus elf Sätzen, einer 
gerade über dem anderen, um das Grubenwasser in einem 
Zuge aus dem Sumpfe zu heben. Jeder Satz hat 4 Röhren 
mit ihren an dem Hauptgestänge eingehängten Pumpen— 
stangen neben einander, welche wechselweise spielen, d. i. 
wenn ihrer zwei Wasser schöpfen, gießen die andern zwei 
das Wasser aus. Der Ausguß geschieht in einen Trog, 
worin die Saugröhre von dem oberen Satze sich bieget, daß 
solchergestalt ein Satz dem anderen Wasser reicht, bis es 
zum Ausguß gelangt. Alle Pumpenstangen spielen zugleich, 
daß sie sämtlich von dem Hauptgestänge regiert werden. 
Dieses hängt an dem großen Waagkreuze und besteht auf 
jeder Seite aus einer Schachtstange; diese aber ist aus 
mehreren zusammengesetzt; an diesen werden die Pump— 
—XV 
eingehängt. Wenn nun die eine Schachtstange aufgehoben 
wird, müssen alle, welche daran hängen mit aufsteigen, da 
indessen die andere Schachtstange zu gleicher Zeit niedergeht. 
Das Pumpwerk wird durch ein 82 Fuß im Durchmesser 
haltendes oberschlächtiges Wasserrad in Bewegung gesetzt. 
Das Aufschlagwasser ist 4 Stunden weit vom Tage in den 
Berg hineingeführt; das Pumpwerk hebt mit einem Hube, 
deren 7—8 pro Minute geschehen, 82 Maß Wasser — 1 
kimer tirol. Dieses Gruhenwasser wird zu Tage zum Erz⸗ 
waschen und zum Betriebe eines Pochwerks verwendet, ebenso 
weiter unterhalb zu einer Schmiede geleitet. 
Der Wasser⸗ oder Kunstschacht, wie der Förderschacht 
haben ihre eigenen Handfahrten. Die Gaͤnge, wie Berge 
werden durch einen Eöpel, dessen Rad von dem Wasser 
des großen Rades in Bewegung gesetzt wird, in kupfernen 
Tonnen gehoben. Der Schacht sirich donlege, damit die 
Tounne mit ihrem Rücken an der Lehnseite des Schachtes 
immer aufliege. Dieser Schacht wurde früher wegen des 
Wasserandranges über zwei Dritteile verstürzt, später wieder 
aufgezogen, wobei man auf sieben Füllorter traf. 
Vom Sumpfe aus fuhr Sperges in eine Zeche. Die 
Zufahrt ist enge und niedrig; bei einigen mußte er auf 
dem Bergleder sitzend harfen. — Die Begrüßung vor Ort 
ist: Gott gebe euch gut Glück und Segen! — Die Gänge 
ühren Silber, Kupfer und eisenschüssig Erz. Schöne viel⸗ 
arbige Stufen fand S. bei Skt. Nothburg und bei den 14 
Nothelfern; häufig findet man auch Malachite und zwar 
zrasgrüne, dunkelblaue, schwarze und lichtblaue. Der Ma— 
achit steht in einem weißen Spaten und wird aus einem 
ninerolischen Bergsafte erzeugt, welcher leicht ftockt und von 
dem Kupferwasser seine schöne Farbe hat. 
Die Truhenläufer, welche das in Tonnen an der Stürze 
des Schachtes anlangende Erz und Gebirge in ihre Truhen 
üllen, laufen zu Tage aus, wo sodann, was von Gängen 
scheidemäßig ist, auf die Scheidebänke, das übrige in's 
Pochwerk gebracht, der Berg jedoch auf die Halde gebracht 
wird. 
Die Schwazer Knappen haben sich vor schlimmen Berg—⸗ 
vetter zu fürchten. Es ist dieses eine von den Erzen auf— 
teigende schweflige und arsenikhaltige Ausdünstung, welche 
bei schlechtem Wetterzuge die Grubenluft trübt und verdickt, 
daß kein Licht brennen will und dem Bergmann der Atem 
benommen wird, ihn wohl auch gar erstickt oder Bergseuchen 
verursacht. Dieses böse Wetter kommt gemeiniglich in alten 
Zechen oder in tief gelegenen vor. Man hat deshalb eigene 
Wettermaschinen. Damals standen 830 Gruben, jede miß 
hrem eigenen Mundloche in Betrieb. 
Nachdem Sperges alles, auch die Taggebäude besich— 
tiget hatte, nahm er in einer Kaue mit Bergbeamten, welche 
eine Abraitung vorgenommen hatten, sein Mittagsmahl ein. 
Hunger ist der beste Koch! 
Von H. Kniebe. 
Auf Schloß Rheinberg war heute großes Festessen. 
Der Besitzer des Schlosses, Herr Oberst a. D. von Rhein⸗ 
berg, feierte seinen Geburtstag. Er hatte vor zwei Jahren 
ein Kommando niedergelegt, weil die Nachwehen des Feld— 
zuges es ihm unmöglich machten, den Dienst noch länger 
zu versehen. Schon in der Garnison war sein gastfreies 
HZaus stets der Mittelpunkt der Geselligkeit gewesen, jetzt 
iuf seinem einsamen Schlosse sah er noch viel lieber fröh— 
iche Gäste um sich, und die Herren Offiziere aus der be— 
nachbarten Garnisonstadt folgten gern einer Einladung nach 
Schloß Rheinberg, denn wie der Herr Oberst auf einen 
zuten Weinkeller, so hielt seine Gemahlin auf. eine feine 
Züche, und man war immer sicher, das Neueste und Beste, 
was die Jahreszeit bot, auf der Tafel zu finden. 
Auch heute war das Mahl ausgezeichnet, und die Gäste 
thaten demselben alle Ehre an. Nur dem Herrn Obersten 
ichmeckte es heute nicht. Ob er nicht gut geschlafen, ob das 
Zipperlein ihn heute besonders plagte, wer konnte das ent⸗ 
cheiden, kurz, er schob eine Schüssel nach der andern zu— 
rück, ohne davon zu kosten. Mit besorgtem Blick hatte die 
znädige Frau dem eine Zeitlang zugesehen, endlich als die 
Leibspeise des Herrn Obersten an die Reihe kam, ein recht 
'nusperig gebratener Truthahn, und er auch davon kein 
Stückchen nahm, konnte sie sich nicht länger enthalten, son⸗ 
dern lagte zu ihm: „Aber, liebster Mann, Du issest ja heute 
zar nichts, und wir hatten uns doch so viele Mühe gegeben, 
alles so schön und appetitlich für Dich herzurichten. Nimm 
doch wenigstens ein Stück von diesem Truthahn, ich glaube 
der Koch des Königs könnte ihn nicht besser zubereiten.“ 
„Daß Deine Köchin sich alle Mühe gegeben hat, den 
Braten schmackhaft zuzubereiten, bezweifle ich gar nicht,“
	        
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