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schwer halten die Zinsen weiter zu zahlen und die Folge
wird sein, daß die Obligationsinhaber schließlich den ganzen
Bettel an sich ziehen.“
Otto entgegnete nichts; ernst und nachdenklich besah
er die Cigarre, welche er in der Hand hielt, dann trat er,
noch immer schweigend, wieder an das Fenster. Seine
Mutter betrachtete den jungen Mann und murmelte leise
vor sich hin: „Es scheint mir, die stolze Margareth ist dir
doch nicht so gleichgiltig, wie du es zur Schau trägst. Na,
wir werden ja bald sehen, wo der Has im Pfeffer liegt.“
Laut aber wandte sie sich dem Sohne zu und sagte: „Ja,
Dtto, so stehen die Sachan und was meinst Du dazu ꝰ
Dieser antwortete ruhig: „Es ist vielleicht noch nicht
so schlimm, wie Du es Dir vorstellst; wenn es aber so
sein sollte, dann wäre es mir sehr lheid.“
„Was nützt da alles zweifeln,“ fiel Frau Wind jetzt
lebhaft ein, „was ich Dir sage kannst Du glauben.“ Dann
erzählte sie dem erstaunt horchenden Sohne, wie Wohlmuth
vor einigen Jahren sich von dem Zechenschmied Geld ge—
liehen und dieser eine Obligation von 1000 Thalern erhal⸗
ten habe. Der Zechenschmied sei ober während dem Aus—
bruch des Krieges selbst in Verlegenheit geraten, er habe
Seld gebraucht und sei zu Ottos Vater, dem alten Wind,
gekommen und habe 700 Thaler gegen Verpfändung der
Wohlmuthschen Schuldverschreibung von diesem erhalten.
Der Zechenschmied könne sich aber doch nicht mehr halten
und sei gezwungen das Kapital zu kündigen, indem ihr
Mann, der Vater Wind, auf Ordnen der Geschäftssache
dringe.
„Ulso der Vater ist der Dränger, welcher im Hinter⸗
gzrund steht?“ frug Otto mit finsterem Blick; ‚„in seiner
Hand also liegt das Wohl und Wehe von zwei ehrenwerten
Familien?“ Dann trot der Sohn leuchtenden Auges auf
die Mutter zu und sprach mit fester Ueberzeugung: „Zum
Aeußersten kommt es doch nicht, Mutter, dem Zechenschmied
muß geholfen werden, ich will mit dem Vater über die
Sache reden.“
Frau Wind machte große Uugen. ‚Was fällt Dir
denn ein, Oito?“ frug sie, die linke Hand herausfordernd
in die Seite stemmend, „was geht uns der Reinhardt an,
der kann ja selbst sehen, wie er sich aus der Klemme hilft!“
„Mich, mich geht er sehr viel an,“ entgegnete Otto
mit Wärme, „denn ich“? setzte er etwas zögernd hinzu,
denn ich bin seit drei Tagen mit seiner jüngsten Tochter,
mit Helene Reinhardt, verlobt.“
Sprachlos stand die Mutter vor dem Sohne, aber das
Wechseln der Farbe in ihrem erregten Antlitz verriet den
stampf, welcher, ob dem unerwarteten Gestündnis, in ihrem
Innern tobte.
„Wenn das Dein Ernst ist, dann muß ich gestehen,
daß Du, ein Beamter, dem nach unserem Tode ein schönes
Vermögen zufallen wird, es darauf abgesehen zu haben
scheinft, nur dicknäsige Bettlerinnen zu Dir heraufzuheben.
Erst die Johanna und nun gar diese Helene, die arme
Kin dergärtnerin. Bei Gott, das ist doch wirklich zum
Lachen, wenn es nicht gar zu traurig wäre.“ Mit diesen
Worten lief die erregte Frau zur Thüre hinaus.
Wie von einem schweren Druck erlöst, sah Otto der
Enteilenden nach und sagte erleichtert vor sich hin: „Das
wäre nun heraus, wenn auch auf andere Weise, wie es in
meiner Absicht lag. Gut aber ist es, daß ich jetzt klar
sehe. Gott sei Dank, daß ich den Knabenschuhen entwachsen
bin.“ Es war für ihn ein beseligendes Gefühl, den beiden
ihm in letzter Zeit besonders liebgewordenen Familien mit
Rat und That beistehen zu können. Die nicht zu vermeiden—
den Auseinandersetzungen mit seinen Eltern, die nun folgten,
machten ihm wenige Sorgen und er sagte sich, daß er end⸗
sich am Scheidewege angekommen sei. Er nahm seinen
Hut und schritt heiteren Gemütes dem Kirchenplatz zu, um
seiner Verlobten zu begegnen und ihr das Geleite dis zu
der Zechenschmiede zu geben. Bald sah er sie in Gesell⸗
schaft mit Margarethen und Johanna langsam aus der
sirche treten. Otto schloß sich grüßend den drei Freundinnen
an und blieb an ihrer Seite, bis sich die Kirchgänger nach
und nach auf den Heimwegen verzogen hatten. An einer
Stelle, wo er von Vorübergehenden nicht gestört werden
onnte, machte er Halt, und Helenens Hand ergreifend,
stellte er diese den beiden anderen als seine Verlobte, als
seine Braut vor. Helene war verlegen, sie wußte nicht,
was sie sagen sollte, denn diese frühe Veröffentlichung ihrer
Verlobung war gegen alle Verabredung. Johanna und
Margarethe waren gleichfalls überrascht, brachten aber der
Braut und dem Bräutigam die herzlichsten Glückwünsche
dar. Alle Schatten, welche einst sich zwischen Otto und
Johanna Veit gedrängt hatten, waren verschwunden und
eine Thräne nur, welche in den schönen Augen Marga⸗
rethens glänzte, war der Erinnerung an den braven Steiger
jeweiht, der auf Frankreichs Erde ein frühes Heldengrab
zefunden hatte. Beim Scheiden sagte Otto zu der trauern⸗
den Margarethe, ihr die Hand reichend:
„Sie werden bald mehr von mir hören, Fräulein
Wohlmuth; grüßen Sie Ihre Mutter und sagen Sie der
Frau Försterin, daß ich vielleicht heute noch eine angenehme
Nachricht ihr zu bringen imstande sein werde. Bis dahin
leben Sie wohl und auf Wiedersehen!“ Margarethe ahnte,
um was es sich handelte, denn es war ihr ja bekannt, daß
der Zechenschmied das von ihrem Vater aufgenommene
Kapital von 1000 Thalern hatte kündigen lassen, weil er
von dem alten Wind dazu gezwungen worden war.
Otto hielt Wort; unter seiner kräftigen Mitwirkung
wurde die Geldangelegenheit zur Zufriedenheit aller Betei—
ligten geordnet, sein geiziger Vater wurde befriedigt und
Frau Susanna konnte wie bisher im ruhigen Besitz ihres
Figentums bleiben, denn der Zechenschmied war in die an—
genehme Lage versetzt worden, die Kündigung der Obligation
zurückziehen zu können. „Der Mensch denkt, der himmlische
Vater aber lenkt!“ sagte Frau Susanna zu ihrer Tochter,
„daß er aber Otto zu seinem Werkzeug erkoren hat, das
wundert mich. Auch ich hatte eine vorgefaßte Meinung
gegen ihn, und gestehe mit dankbarem Herzen, daß ich mich
dollständig geirrt habe. Der brave junge Mann litt nur
unter dem Schatten, den das wucherische Treiben seines
Vaters auf ihn werfen mußte. Gott segne ihn!“
(Schluß folgt.)
Marktpreise am 1. Dezember 1888.
zu Saarbrücken. zu St. Johann.
Mark Pfg. Mark Pfg.
svon 3 380 6 40
ibis 7 49 7 20
svon 2 20 2 —
Wis 2 40 2 40
pon — 90 —n 80
bis — —
100 Kilo Kartoffeln
1 LKilo Butter
1 Dutzend Fier.
Drucker und Verleger: Gebrüder Hofer in Saarbrücken. Expedition der Saarbrücker Zeitung).
Verantwortlicher Redacteur: H. Waaner in Saarbrücken