Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

XVIII. Jahrgang. 
Nr. 48. 
Saarbrücken, 
den 30. November 1888. 
Her — 
—8 
⸗ 
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute. 
— —— 
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Expedition in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und 
— den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen. 
Preis für das Viertelijahr bei der Expedition 80 Mpfg., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfg. 
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monais zu berichtigen. 
Morgenlied. 
Glück auf! Zur Schicht gezogen, 
Vorüber ist die Nacht, 
Es winkt am Himmelsbogen, 
Des Morgens goldne Pracht! 
Der Frühling auf den Auen, 
Und Frühling in der Brust, 
Und festes Gottvertrauen 
Ist deutscher Knappen Lust! 
Drum soll wie Lerchensingen 
Wenn es zum Himmel schwebt, 
Der Dank zum Herrn sich schwingen 
Der mir im Herzen lebt! 
Mein guter Vater droben 
Ist es, der mich bewacht, 
Ihn will zu Tag ich loben 
Und tief im dunklen Schacht! 
Auf ihn will fest ich bauen 
Zu jeder Frist und Schicht, — 
Glück auf! Mein Gottvertrauen 
Das ist mein Grubenlicht! 
Conrad Herrmanu. 
Ueber die Pflege kleiner Kinder im gesunden und 
kranken Zuslande. 
Nachdruck verboͤten. 
(Fortsetzung.) 
Das neugeborene Kind 'ist zufolge der Eintichtung 
seines Verdauungsapparates nur auf eine Nahrungsart, die 
Milch der Mutterbrust oder in deren Ermangelung auf ein 
entsprechendes Ersatzmittel hingewiesen. Mit dem Aelierwerden 
des Kindes verändern sich die Verdauungsorgane dermaßen, 
daß sie bald befähigt werden, auch andere Nahrungsmittei 
zu verarbeiten. Diese Veränderung beginnt schon zu Ende 
des zweiten Lebensmonates. Haupisächüch ist es die Fähig— 
keit, Stärklemehl in Zucker zu verwandeln, welche der Magen 
zu dieser Zeit erhält. Bis zum Ende des ersten Lebens— 
ahres ist der ganze kindliche Verdauungskanal soweit ent⸗ 
vickelt, datz auch schon consistentere Kost vertragen wird; 
desonders sind es die Zähne, welche ihre Funktionen bereils 
auszuüben, bestimmt sind. 
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß man bald bedacht 
sein muß, für andere Nahrungsmittel Sorge zu tragen. 
Welches sind nun in diesem Falle die geeignetsten? Diese 
Frage ist sehr wichtig. Werden diese Nahrungsmittel falsch 
gewählt, so werden alle jene verderblichen Schädlichkeiten 
eintreten, welche die ganze Konstitution eines Kindes unter— 
graben. Wer kennt nicht die Namen jener gefürchteten 
Krankheiten, der Serophutose und der englischen Krankheit 
Rhachitis), welche eine nicht enden wollende Kette von 
Leiden eröffnen und dem unglücklichen Träger derselben für 
sein ganzes Leben ein beinahe andauerndes Kranksein ver— 
heißen? Wem sind nicht die grauenerregenden Brechdurch— 
fälle bekannt, welchen die größte Anzahl der kleinen Kinder 
zum Opfer fällt? 
Fragen wir uns, welches die Ursachen dieser Erkran⸗ 
kungen, dieser Würgengel der Kleinen sei, so müssen wir in 
fast allen Fällen sagen, daß man dem Kinde statt der 
richtigen Nahrung eine falsche oder eine verdorbdene ge— 
reicht hat. 
Solange dem Kinde die Zähne noch mangeln, also 
etwa in den ersten 5—6 Lebensmonaten, gebe man demselben 
nichts anderes als die Brust resp. Kuhmilch. Jeden Tropfen 
einer anderen Speise oder Getränke, mit Ausnahme von 
frischem Wasser oder in Krankheitsfällen Wein oder Arznei, 
detrachte man als Gift! Haben die Zähne sich einzustellen 
begonnen, so darf dem einen regen Appetit zeigenden Kinde 
eine Beispeise gereicht werden. Hier kommen die zu Massen 
vorhandenen sogenannten Kindernährmittel, als z. B. Nest 
le's Kindermehl, Opel's Kinderzwieback ꝛc. ꝛc. in Betracht. 
— Jede Mutter, welche selbst unerfahren ist, mache ja nicht 
ihr Kind zum Probierobjekt, sondern befrage ihren Arzt 
und beratschlage mit diesem, welche Nahrung ihrem Kinde 
verabreicht werden soll. Hat man alsbann dasjenige ge— 
junden, welches dem Kinde am besten zuträglich ist, so gebe 
man demselben diese „Zuspeise“ in dem Maße öfter, als 
die Erstlingsnahrung immer seltener, schließlich jenes hiervon 
zänzlich entwöhnt wird. 
Auch bezüglich der Nahrung, welche dem von der Brust 
entwöhnten und heranwachsenden Kinde zuteil wird, muß 
im allgemeinen gesagt werden, daß immer als Hauptgesetz 
Reinlichkeit, Einfachheit und Regelmäßigkeit gilt. VDas 
Kind soll öfters am Tage und nicht zuviel auf einmal ge— 
speist werden. Die Speisen müssen gewürzlos, nicht scharj 
und pikant, nicht fett und frei von Säure sein; schwer ver
	        
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