Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

* 
Die Damenkränzchen. 
Fine Errungenschaft der Pfahlbauzeit. 
Wie die jetzigen Damen im Kränzchen 
Sich klagen die häusliche Not, 
And niemals verschmähen ein Tänzchen, 
So war's auch zur Pfahlbauzeit Mod'. 
Die Frauen besorgten die Küche, 
Sie kochten auch ziemlich geschickt 
And haben des Abends mit Muhe 
Den Männern die Pelze geflickt. 
And' diese die gingen zum Jagen 
Mit Bogen und steinernem Speer, 
Sie fischten an nebligen Tagen 
And abends, da tranken sie sehr; 
Doch nicht bei den lieblichen Frauen, 
D nein, so wie heut noch beim Wirt, 
Da schwand denn auch olles Vertrauen 
Bei diesen, wie's immer so wird. — 
Dies Treiben das hatte verdrossen 
Die Frau Bürgermeisterin, 
Fines Tages, da war sie entschlossen, 
Zu handeln nach ihrem Sinn'. — 
ẽs war eben Pfahlbau⸗Sitzung, 
Wo's immer sehr stürmisch zugeht 
And die Väter nach so einer Schwitzung 
Bar schleunig sich stärken mit Met. — 
Die Sitzung benützt sie und eilet 
dinauf zum Moränen⸗Wirt 
ünd während sie kurz nur verweilet, 
Ein Mohnkrapfen fertig wird. 
stach diesem die Blicke stierten, 
Dann rief fie: „Hier wollen wir sein, 
Ihr werdet uns Damen bewirten 
Mit Krapfen und Stachelbeerwein. 
Schon morgen wollen wir kommen, 
Die Männer, sie ziehen zur Jagd, 
Da sei zu unserem Frommen 
Fin Damenkränzchen gewagt.“ 
Drauf eilt fie von Hütte zu Hütte, 
Wo Damen von Distinktion 
And bringet nach Pfahlbauern Sitte 
Bar beredte Kunde davon. 
Mit Jubel wird sie empfangen, 
Das Reue, das reizet ja sehr 
Und ein Kränzchen ist aller Verlangen. 
Fin geheimes erfreut fie noch mehr. 
Die Frau Burgermeister frohlockte, 
Dann eilte sie wieder davon, 
Zur Frau des Druiden, die hockte 
ün der Wiege des „Fuünfzehnten“ schon. 
Die sagte mit freundlichen Grinsen: 
„Na, freilich! Ich komme dazu. 
Meine älteste Tochter muß kindsen, 
Dann hab ich den Nachmittag Ruh!“ 
And nachmittags, siehe, da kamen 
Beputzt und im besten Humor 
Die leblichen Pfahlbau⸗Damen 
Zusammen am Wirtshaus-Thor. 
Sei gegrußet, du Kränzchen von Frauen. 
Zersammelt zum erstenmal, 
Nun kommet, die Stube zu schauen, 
Die geziert ich ohne Gemahl.“ 
So sprach die Frau der Moräne 
Und teippelte rasch voran 
In jedem Aug' eine Thräne, 
Die Ehre hat wohl ihr gethan. 
In der Stube, da hingen Guirlanden 
Aus Schilfrohr und Seerosenblatt, 
Auf den Tischen herum, da standen 
Die Weintöpfe alle parat. 
Die Damen fanden's entzückend, 
Man hörte nichts weiter als „Ah!“ 
Da stand schon die Wirtin beglückend 
Mit dampfenden Mohnkrapfen da. — 
‚Wie schön ist's in Eintracht zu leben 
In der jungeren fteinernen Zeit. 
Rachdruc verboten. 
Ohne Zaudern habt ihr gegeben? 
Und gehalten das Wort, was mich freut!“ 
So begann die Frau Burgermeister 
Die Begrüßungsred und fuhr fort: 
„Ein weiser Mann, — nun, wie heißt er? — 
Verzeiht, ich vergeß' manches Wort, — 
Der sprach einst, o hört es mit Grauen 
Und prägt's in's Gedächtnis euch ein: 
Steis unterthan müssen die Frauen 
In allem den Männern sein!“ 
„Ah! Pfui!“ So tönt's durch die Runde 
Wir wollen Emanzipation, 
Das sei dieser herrlichen Stunde 
Errungener Preis und Lohn!“ 
Die Stimmung ward plötzlich gar heiter, 
Fin Prosit um's andre erscholl, 
So tranken die Damen flott weiter 
Und sangen und schrieen wie toll. 
Und als vom Wein kein Tropfen 
Zu finden mehr war im Krug, 
Da vernahm man heftiges Klopfen 
Am Thor und die Wirtin frug: 
„Wer störet unseren Frieden? 
Der Stachelbeerwein ist schon all'! 
Da vernimmt man die Stimm' des Druiden 
Wie nahenden Donners Schall. 
„Wo ist denn die Frau mii den Fünfzehn?“ 
A 
Die jüngste der Damen und bildschön, 
Sprit leis': „Ueberläßt ihn nur mir!“ 
Sie öffnet das Thor. Der Druide, 
Berauscht noch vom Metgenuß, 
Wird der Liebesworte nicht müde, 
Es folget dann Kuß auf Kuß. 
Jetzt naht seine Frau mit den Schönen 
Und spricht: „Vergeben sei dir, 
Auch will ich mich wieder versöhnen 
Wenn dn feierlich schwörest mir 
Und den Damen hier willst geloben 
Unser Kränzchen⸗Fürsprecher zu sein 
Sonst werden im Rause wir toben 
Und dein Gebahren ausschrei'n!“ 
Der Druide versprach's mit Flehen 
Er hielt auch sein pfahlbaulich Wort 
Und seit diesem Tage bestehen 
Die Damenkränzchen noch fort. 
Schenk. 
Allerlei. 
Für die Zukunft. Der Herr X hegeht heute die 
Taufe seines fünfzehnten Kindes. Wie üblich, prangt auf 
der Tafel der riesige Taufkuchen. „Liebe Frau“, sagt auf 
einmal der „err X nachdenklich, „der Kuchen schmeckt mir 
heut' gar nicht, ich meine, das nächste mal wouen wir zu 
einem andern Bäcker gehen!“ 
Nätsel. 
Vorwärts jubelt's, rückwärts nagt's 
Vorwärts klingt's und rückwärts klagt's. 
Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nummer.) 
Auflösung des Rätsels in voriger Nummer: 
Lage — Egal. 
Marktpreise am 20. Oktober 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johann. 
Mark Pfg. NMark Pfg. 
spon 6 60 k60 
bis 8 — 80 
svon 2 20 2 — 
bis 2 80 2 60 
svon — 90 — 90 
sbis 1 — — 
100 Kilo Kartoffeln 
lKuo Butter. 
1 Dutzend Eier. 
Aae er: Gebrader Sofer in Saarbrügen. (Etpedition der Saarbracker Zeitung). 
BRrrteriiec edartente 6. Wganer in Saarbrücken
	        
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