XVIII. Jahrgang.
Xr. 3.
Saarbrücken,
den 20. Januar 1888.
Her gmanng sem
Gluck —
Wochenblatt zur Unterhaltung und Belehrung für Bergleute.
—— — ——
Erscheint jeden Freitag. Bestellungen nehmen die Erpeditivn in Saarbrücken, alle Postanstalten, sowie auf den hiesigen Gruben und
den benachbarten Ortschaften die besonderen Boten entgegen.
Preis für das Vierteljahr bei der Expeditivn 80 Mpfg., durch die Postanstalten oder durch die besondern Boten bezogen 40 Mpfg.
Der Abonnementspreis ist im Laufe des ersten Monats zu berichtigen.
Amtliches.
Der Berginspektor, Bergassessor Scharf zu Heiniz ist
unter Beileguũg des Charakters als Bergmeister zum Berg—
Rtevierbeamten für das Bergrevier Westlich Dortmund zu Dort⸗
nund ernannt worden.
Der Kohlenmesser der Grube Gerhard, Jakob Barth aus
Lölklingen ist in Ruhestand versetzt worden.
Die Trichinen Krankheit.
Von Dr. P. Niemeyer.
ESchluß.)
Betrachten wir das Tier, welches solche Revolutionen in
unserem Körper zu erzeugen fähig ist, als solches etwas
näher, so ist es ein dem Spul- oder Regenwurm sehr ähn—
icher Fadenwurm, nur erheblich kleiner: die Trichine ist
hbchstens 4.—/3 Linie lang und außerdem ihrer weißen
Farbe und Durchsichtigkeit halber mit bloßem Auge kaum
bahrnehmbar; unter dem Mikroskope unterscheidet man da⸗
ran eine Mundöffnung (am spitzen Ende), einen Darmschlauch
und eine Afteröffnung (am kolbigen Ende; — die Weibchen
desitzen außerdem einen erheblichen Eierstock und jedes ein—
elne derselben ist im Stande 60 bis 80 Junge zur Welt
zu bringen. In diesem freien Zustande finden sie sich im
Vtagen und Darm und schließlich in den Mugskeln; hier
sedoch erscheinen sie bald darauf spiralförmig aufgewunden,
ast regungslos und von einer citronenkernförmigen, durch
Kalksalze undurchsichtigen Hülle umgeben. Letztere kann
durch Behandlung mit Säuren durchsichtig gemacht werden,
pobei zahlreiche Blasen von Kohlensäure entweichen.
Der Unglauben, den noch manche Menschen hegen,
entspringt eben aus der großen Kleinheit der Trichinen; sie
ünnen nicht begreifen, wie ein so mikroskopisches Geschöpf
den ganzen großen Menschen so mitzunehmen im Stande
sein soll. Diese Kleinheit wird aber hinlänglich ausge—
glichen durch die ungeheure Anzahl. Ein Nadelstich ist
was höchst geringfügiges, aber die gleichzeitige Einwirkung
Tausender von Nadeln vermag einen Zustand der Tortur
herbeizuführen.
Die Behandlung anlangend, so glaubt man neuerdings
in dem Benzin einen Arzneikörper gefunden zu haben, wel⸗
cher für die Trichinen — ähnlich wie das Kousso u. dgl.
für den Bandwurm — widrig und tötlich ist; dies Mittel
würde demnach in solchen Fällen Anwendung zu finden
Jjaben, wo die Tiere sich voraussichtlich noch im Magen
und Darmkanal befinden, und seine Wirkung wird durch
Ab führmittel passend unterstützt werden. Sind jene dagegen
hbereits auf der Wanderung, so wird die Heilung haupt—
sächlich der Natur zu überlassen und ein lediglich sympto—
matisches Verfahren einzuschlagen sein. Einreibungen von
flüchtiger Salbe, Essigwaschungen u. dal. haben sich für die
Bliedera nschwellung sehr wohlthätig erwiesen.
Der Schwerpunkt der sachverständigen Beratung
fällt offen bar in die Verhütungsmaßregely. Wer keine
Trichinen schluckt, bekommt auch keine Trichinenkrankheit
und so gewährt jedenfalls die gänzliche Enthaltung von
Schweinefleisch absoluten Schutz. Allein da dieser Grund—
atz nicht unter allen Umständen und aller Orten praktisch
durchführbar erscheint, auch nicht jeder sich gern einer
solchen Entbehrung unterzieht, so draͤngt sich das Bedürf⸗-
nis nach einer milderen Fassung auf.
In dieser Beziehung ist zunächst zu bemerken daß der
Speck des Schweines sowie alle nicht-muskulösen Teile, ins⸗
hesondere die Eingeweide unter allen Umständen frei von
Trichinen sind, also unbedenklich gegessen werden können.
Sodann liegt der Gedanke nahe, daß durch die bekannte
veitere Verarbeitung des Schweinefleisches die etwa vor—
jandenen Trichinen getötet, also unschädlich gemacht werden.
In der That sind das Kochen, Braten und Räuchern Pro—
zeduren, welche das Leben dieser kleinen und zacten Wesen
icherlich gefahrden und die Gründlichkeit, sowie Ausdauer,
velche vormals auf diese Behandlung verwendet wurden,
varen jedenfalls geeignet, den Untergang der ganzen Brut
Jerbeizuführen. Die Schnell-Methoden der Gegen wart aber
cheinen von so wenig durchgreifender Einwirkung, daß
namentlich bei größeren Gesammtportionen eine große Par—⸗
iie, besonders die im Mittelpunkte belegene, in einem rohen
oder beinahe rohen Zustande verharren kann; namentlich
hleibt bei der Schnell-Räucherung des Schinkens der größte
Teil noch frisch, und selbst das Kochen des letzteren hat sich
nicht immer als radikal erwiesen. Die Wurst hat gerade
in letzter Zeit die Ansteckung ouffallend häufig vermittelt
und bei dem Schweinebraten (Cotelettes) ist es abermals
möglich, daß die Hitze nicht überall durchgedrungen ist.
Dagegen ist es durch Versuche festgestellt, daß durch längeres
Einsalzen des Fleisches und vierundzwanzigstündige heiße
Räucherung der Würste die Trichinen getötet werden, daß