Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

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Bösen, zur treuen Pflichterfüllung in allen Lagen des 
Lebens und in den mannigfachen Verhältnissen, in denen 
Ihr schon jetzt Pflichten zu erfüllen habt und wie Ihr solche 
in erhöhtem Maße im späteren Leben werdet zu erfüllen 
haben — das wünschen alle, die es gut mit Euch meinen; 
das wünschen Eure Lehrer, das wünschen auch alle die 
Herren, die unserer Shhule und damit auch Euch die Ehre 
angethan haben, sich an unserer heutigen Feier zu be— 
eiligen. 
Als vor nunmehr vierzehn Tagen die Kunde zu uns 
kam, daß der Kaiser gestorben, da durchzitterten unsere 
Herzen; da durchzitterte das Herz jedes denkenden und 
fühlenden Deutschen. Vor kaum drei Monaten hatte man 
ihn, den großen Kaiser Wilhelm hinausgetragen in die 
Bruft seiner Väter, ihn, den Begründer des Reichs und 
seiner dominierenden Stellung, ihn, den Vater des Vater— 
andes, ihn, den Wohlthäter insbesondere auch des Arbeiter— 
standes, dem Ihr jetzt noch angehört. Jetzt mußte man 
ihn hinaustragen, den Mithelfer bei der Gründung des 
Reichs, ihn, der seit Jahrzehnteu der Trost und die Hoff⸗ 
nung war unsers Volkes, durfte es doch überzengt sein, 
daß es unter seiner Regierung einer weiteren glücklichen 
Zukunft entgegengehen werde. Als uns die Trauerbotschaft 
af, da hat wohl der gläubige Mensch mit dem heiligen 
Manne des Alten Testaments sprechen können. „Der Herr 
hat ihn gegeben, der Herr hat ihn genommen“, doch wollte 
is nicht aus seinem Herzen und nicht über seine Lippen, 
mit ihm fortzufahren „der Name des Herrn sei gelobet.“ 
Viel näher lag ihm die Frage: „O Herr, warum hast Du 
uns das gethan?“ Ja, des Herrn Wege sind wunderbar. 
In Demut müssen wir uns beugen unter seine gewaltige 
Hand, in demütigem Glauben hoffend und vertrauend, daß 
unser Volk auch aus dieser Trübsal, herrlich hinaus— 
führen werde! 
Vergegenwärtigen wir uns jetzt den theuren Entschlafe— 
zen in seinen hervortretendsten Charakter-Eigenschaften. 
Vor nunmehr 22 Jahren zog der verklärte Herrscher hinaus 
in den Kampf, ein lebensfrischer, thatenfroher Feldherr. 
In kurz aufeinander folgenden Schlägen verjagte er den 
Feind von den Grenzen Schlesiens; bei Königgrätz schlug 
ihm entscheidend auf das Haupt. Seine Mitkämpfer an 
diesem Tage werden es nie vergessen, wie er mit dem 
Scharfblick des wahren Feldherrn die Stelle in der feind— 
ichen Aufstellung erkannte, an der der Feind geschlagen 
verden mußte, um zertrümmert zu sein; werden es nie ver— 
Jjessen, wie er seinen Scharen die Höhen von Horenowes 
zAs das zu erringende Ziel wies, sie in gewaltigem An⸗ 
stturm gegen diese Höhen vorführte und dadurch den Sieg 
in die preußischen Fahnen fesselte, den Feind nicht blos 
desiegte, sondern zerschmetterte. Und im Sommer des Jahres 
1870: wie drang er mutvoll über die französische Grenze, 
den Feind zurückwerfend in das Innere seines Landes, da— 
durch Süddeutschland von der Gefahr befreiend, von den 
eindlichen Massen überflutet zu werden. Weißenburg und 
Wörth sind Blätter des Ruhms in der Geschichte des deut— 
schen Heeres, sie sind auch Blätter des Ruhms in dem 
Ruhmeskranze, welche die Stirne des an diesen Tagen 
ührenden Feldherrn schmückt, dem damaligen Kronprinzen 
Friedrich Wilhelm. Nicht blos schlug er den Feind, nein, 
wie bei Königgrätz, so auch bei Wörth zertrümmerte er 
ihn! Und wie hat er es in den Tagen des Kampfes ver— 
flanden, die Kämpfer aus dem Süden Deutschlands mit 
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zu verbinden. Keine andere Persönlichkeit wäre es so wie 
reim Stande gewesen, die verschiedenen Landsmannschaften 
in Treue zusammenzuschließen. Seine Lentseligkeit, sein 
mildes, freundliches, ungezwungenes Wesen verschaffte ihm 
die Liebe und das Vertrauen bei den Streitern aus Baiern 
Württemberg und Baden in eben so hohem Maße, wie er 
deide bei den Streitern aus dem Norden schon seit Johren 
»esaß. Er ist so recht eigentlich gewesen der Kitt, der den 
Süden mit dem Norden verband, der Kitt, der seine Kraft 
hewiesen hat bis auf den heutigen Tag. — Begleiten wir 
den Helden auf dem Kriegspfade weiter! Wie ist er nicht 
»orwärts gedrungen, als erkannt worden war, daß der 
ranzssische Feldherr von seiner bisherigen Rückzugslinie 
ibgebogen und nach Norden ausgewichen war, um dem in 
Peetz eingeschlossenen Bazaine zu Hilfe zu kommen. Jn 
gewaltigen Märschen führt er seine Corps in der neuen 
sKtichtung vorwärts; die Fühlung mußte wieder gewonnen, 
dem Feinde mußte auf die Hacken getreten werden. Und 
vas anfangs zweifelhaft war, ob es gelingen werde — es 
jelang der vereinten Kraft. Der Feind wurde gestellt und 
in dem großen Abrechnungstage bei Sedan da half er den 
Ring schüeßen, aus dem einer Armee von 100 000 Mann 
ein Entkommen mehr sein sollte — ein eiserner Ring, ge— 
bildet aus todesmutigen, deutschen Männern! Treu hielt 
der Held Wacht an den Befestignngen von Paris. Kämpfend 
vesehte er die Einschließungslinie, kraftvoll und energisch 
pies er die feindlichen Ausfälle zurück, bei den Kämpfen 
urchaus sein Leben nicht schönend; hielt er doch bei dem 
etzten großen Ausfall am 19. Januar kaltblütig in der 
Batterie auf der Höhe bei Bougival, obgleich die feindlichen 
Beschosse bis in diese hineinflogen und Bedienunasmann— 
chaften niederrissen! 
Das ist Friedrich, der Kriegsheld! Ebenso hoch und 
herrlich wie im Ruhme des Kriegsheldentums sehen wir ihn 
As Mann des Friedens. Während seines ganzen Lebeus 
war er ein Freund von Kunst und Wissenschaft, ein För— 
derer des Gewerbfleißes und aller Zweige bürgerlicher 
Thätigkeit; gern siellte er sich in den Dienst edler Unter⸗ 
sehmungen. “Wenn er im Munde des Volkes,Unser Fritz“ 
Jenannt wurde, so war das eine Huldigung für seine Frie⸗ 
Jensthätigkeit, ein Name, der zugleich Liebe und Vertrauen, 
Achtung und Wertschätzung aussprach. — Sein großer 
Vater hatte an dem Tage, an welchem er sich im Angesicht 
son Paris die Kaiserkrone auf sein würdiges Haupt setzte, 
Jerküudet, daß er seine Kaisergewalt nicht nützen wolle, 
im durch kriegerische Eroberungen Deutschlands Macht und 
Bröße zu mehren, sondern daß er Deutschlands Größe nur 
nehren wolle an Gütern des Friedens, dem Sute wahrer 
Freiheit, der Wohlfahrt und der Gesittung. Und wos ver⸗ 
ndet der Sohn des ersten Kaisers, was verkündet Kaiser 
Friedrich? Er verkündet: „Unbekümmert um den Ruhm 
iegerischer Großthaten werde ich dereinst zufrieden sein, 
benn von meiner Regierung gesagt wird, sie sei meinem 
Volke wohlthätig, dem Lande nüssllich und dem Reiche ein 
Segen gewesen!“ 
Das ist Friedrich, der Friedensfürst! Wir trauern, 
daß es ihm nur kurze Zeit vergönnt gewesen, Europa zu 
deweisen, — wir Deutsche haben eines Beweises nicht be— 
durft, — daß seine Frieden kündenden Worte nicht leerer 
Schall, sondern das Ergebnis tiefinnersten Fühlens gewesen. 
Diese Lichtgestalt, die wir schauen in der Glorie des 
striegsgruhms und mit der Palme des Friedensfürsten, sie 
st umflort von dem Schleier eines tieftraurigen Schicksals, 
eines Schicksals, wie es schwerer den Menschen, den Vater 
der Familie, den Freund des Volkes nicht treffen konnte. 
Als ihn sein Volk noch sah in der Fülle der Mannes— 
kraft und vollendeter Mannesschönheit nagte schon in seinem
	        
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