Full text: Der Bergmannsfreund (18.1888)

„Nein!“ rief Heinrich. 
Und die andere kriegst du nicht — ich leid's nicht!“ 
‚Das wird sich finden!“ sagte Heinrich entschlossen 
und stand auf. „Ich bin mündig. Und wenn wir länger 
zusammen bleiben sollen, so will ich nicht mehr wie ein 
dummer Bub' behandelt werden, der ewig um Erlaubnis 
fragen oder sich drücken, und um jeden Groschen betteln 
muß. Ich will was bestimmtes haben und nach der Ar—⸗ 
bdeit mein eigener Herr sein, sonst —“ 
Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten. Gleich darauf 
trat Stina wieder ein und erklärte ihre Absicht, so bald 
vie möglich ihre Stellung zu verlassen. 
So hatte sich der alte Winkler durch seine vorschnelle 
Heftigkeit schön hineingeritten, suchte den Fehler aber nach 
Kräften gut zu machen. Zunächst besänftigte er die ehrsame 
Base, was ihm ohne große Mühe gelang. Am folgenden 
Tage, als beide ruhiger geworden, schloß er mit seinem 
rebellischen Sohne eine Art Waffenstillstand, wonach Hein— 
rich etwas mehr Freiheit und ein gewisses, sehr mäßiges 
Taschengeld erhielt, von einer nahen Heirat aber vorab keine 
Rede mehr war. 
Auch dies gelang umso besser, da Lorchen, der Heinrich 
alles brühwarm erzählt, vorgearbeitet hatte. Heinrich freute 
sich im stillen ihrer versöhnlichen Ermahnungen; wenn sein 
RMut auch gewachsen war, dem ersten Kampf mit seinem 
Vater ging er doch noch gern aus dem Wege. 
So verflossen wiederum anderthalb Jahr in erträglichem 
Frieden. Da rief ihn eines Tags, als er am Roten Löwen 
dorbeiging, Fteund Marum zu einer kleinen Besprechung 
herein und verlangte kaltblütig Capital und Zinsen in 
zürzester Zeit. Am liebsten sofort. Heinrich war auf's 
deinlichste überrascht. „So Knall und Fall!“ seufzte er. 
„Wie kommen Sie nur dazu?“ 
„Weil ich mein Geld brauch', könnt' ich dir sagen, und 
es muͤßte dir genug sein“, antwortete Marum. Denn er 
hatte das trauliche Du beibehalten; er wußte, mit wem er 
zu thun hatte. „Aber es kommt mir auf ein paar Worte 
zicht an. Ich glaube, ich hab' mich verrechnet in dir. 
Ich dachte, du wärst bis heute längst selbständig, längst 
vohlbestallter Ehemann und Meister. Du bleibst ein Schle— 
nihl, unmündig, deines Vaters Gesell. Doch das sind deine 
Sachen. Aber wir können doch nicht ewig hängen; ich 
muß endlich mein Geld haben. In vierzehn Tagen komm' 
ich wieder her, sorg' für Geld! Und daß du mich nur ja 
hier triffst! nicht ausbleibst! sonst komm' ich dir ins Haus.“ 
Heinrich ging die nächsten Wochen wie zerschlagen 
inher; nicht nur das scharfblickende Lorchen, sondern auch 
der Vater merkte seine Verstörung, aber anvertrauen mochte 
der Unentschlossene sich keinem. Verheimlichen, sich ducken 
and drücken, das Unangenehme aufschieben, daran war er 
inn einmal seiner Anlage und Erziehnng nach gewöhnt. 
Aber auf die Dauer kommt nichts rechtes dabei herans 
(Schluß folgt.) 
Der Kaiser tot! 
Durch die Stollen, durch die Strecken 
lingt die Botschaft, ernst und klagend — 
Künden thun's die frischen Wetter, 
Murmelnd künden es die Wasser: 
Kaiser Friedrich ist gestorben!“ 
Unser Bergherr ist entschlafen!“ 
Auch zu uns dringt diese Kunde — 
Es entfällt der Hand das Fäustel, 
Bleich, erschrocken stehn wir Knappen, 
Wortlos fragt das bleiche Antlitz: 
„Ist sie wahr, die schlimme Botschaft?“ 
Schlug der Herr uns diese Wunde?“ 
Ja, der Herr hat ihn genommen 
Zu sich in des Himmels Pforten, 
Zu sich in das Reich des Friedens, 
Zu sich in das Land ohn' Schmerzen — 
So verkünden uns die Tropfen, 
Die gleich Thränen niederfallen. 
Und es spricht der ält'ste Hauer, 
Ein getreuer, alter Knappe: 
‚Lasset ruhen jetzt die Arbeit, 
Legt zur Seite Bohr' und Fäustel, 
Beten laßt ein Vaterunser 
Uns für's Heil des lieben Toten!“ 
So geschieht's — voll Andacht flehen 
Wir zum Herrn von Tod und Leben: 
„Nimm ihn auf ins Reich der Sel'gen! 
Bieb ihm Deine ew'ge Ruhe! 
Tröste ihn mit Deinen Freuden, 
Ihn, der hier viel Pein gelitten!“ 
Gleich dem Berggeist spricht der alte 
Wohlerfahrne kluge Hauer: 
„S' war ein Held, der tote Kaiser, 
deld der That, ein Held im Kriege, 
Doch ein größ'rer Held noch war er 
Im Ertragen, Dulden, Leiden“ 
‚Unser Land hat viel verloren, 
Einen weisen, guten Fürsten; 
Er wollt sein ein Fürst des Friedens! 
Nur an Friedensgütern wollt er 
— Würd'ger Sohn des edlen Vaters — 
Unser Vaterland bereichern.“ 
„Wollt auch sein ein Freund der Armen, 
Der Bedrängten, der Verlass'nen; 
Wollte mild das Scepter führen; 
GBnädig und gerecht die Gaben 
Seiner Huld und seiner Milde 
Seinen Vandeskindern spenden!“ 
Lauschend hörten wir die Worte 
Unsers alten Kameraden; 
„Du hast Recht“ spricht jetzt der eine, 
Beifall nicket stumm der andre; 
Einig sind wir in dem Ausspruch: 
„Wr auch haben viel verloren!“ 
Und es spricht der kluge Alte: 
Laßt uns jetzt s'Gezähe fassen, 
Laßt die Arbeit uns vollenden, 
Thun wir unsre Pflicht! — wie Friedrich 
Sie gethan hat — unter Schmerzen — 
Bis zum letzten Atemzuge!“ 
Marktpreise am 16. Juni 1888. 
zu Saarbrücken. zu St. Johaun 
Mark Pfg. Mark Pfg. 
ivvon 6 — 8—7 
bis 7 — 7 — 
/von 2 20 2 — 
bis 2 40 2 40 
svon — 70 — 65 
bis — 75 — 70 
100 Kilo Kartoffeln 
Kilo Butter. 
1 Dutzend Fier. 
Drucker und Verleger: Gebrüder Hofer in Saarbrücken. (Expedition der Soarbrücker Keifung) 
Reaparorcice Gdneten⸗ Raaner in Saoarhrücken
	        
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