Full text: Der Bergmannsfreund (5.1875)

als eine Luftschicht herzustellen, durch welche die Wärme nicht 
nach außen hin entkommen kann. — 
Wenn man sich in einen Pelz kleidet, oder zwei Röcke 
übereinander anlegt, so thut man dieses eben unbewußt, 
um die kleinen Lustmengen, welche sich zwischen den 
Fasern des Pelzwerkes befinden, als schlechte Wärmeleiter 
zu benützen. Wohlweislich nimmt man auch die Pelzseite 
nach innen, um der äußeren Luft keinen Austausch mit dieser 
etwas erwärmten zu gestatten. — In Baracken für kältere 
Jahreszeiten legt man eine doppelte Holzwand an und füllt 
die Zwischenräume mit lockeren Stoffen, Torfmehl, Gerber— 
lohe u. dergl. aus, gleichfalls, um die kleinen Luftschichten 
aAs Schutzmittel gegen die Kälte zu benutzen. Die besten 
Häuser, d. h. die wärmsten, am leichtesten zu heizenden, sind 
diejenigen, welche aus hohlen Steinen aufgeführt sind. Die 
Luft dient auch da als schlechter Wärmeleiter. In den feuer— 
festen Geldschränken füllt man die hohlen Wandungen mit 
Asche aus. Die Asche ist locker, wie man sagt, d. h. sie 
enthält zwischen ihren Stäubchen vertheilt eine Menge kleiner 
Lufttheilchen, welche die Wärme sehr schlecht übertragen und 
dadurch die Gluth von den im Schranke selbst enthaltenen 
Papieren abhalten. Am allerschlechtesten leiten, d. h. am 
wärmsten, oder wenn man will, auch am kältesten, halten: 
Hasenhaar, Eiderdaunen, Biberfell, Seide, Wolle. Ein 
Stück Eis, in Flanell gewickelt, schmilzt nicht, weil hier die 
Wolle den Zutritt der Wärme von außen her verhindert. 
— Es ist dem Körper am zuträglichsten, sich stets in Wolle 
zu kleiden, auch im Sommer, da das Wollgewebe auch die 
umgebende Wärme am schlechtesten, am langsamsten über— 
trägt. Was die zu wählende Farbe anbetrifft, so ist die 
weiße, möglichst glänzende, am empfehlenswerthesten, da 
sie am wenigsten Wärme aufnimmt. — Der an sich kalte 
Schnee hält doch die Erde warm, weil er sich durch das 
hlendende Weiß der Strahlung und durch die eingeschlossenen 
Lufttheilchen der Fortleitung der Wärme oder Kälte widersetzt. 
Anwendung von comprimirter Luft zum Betriebe 
von unterirdischen Locomotiven. 
Fast ein Vierteljahrhundert ist es her, daß die compri— 
mirte (zusammengepreßte) Luft zuerst als bewegende Kraft 
bei Bergwerksmaschinen angewandt worden ist. Die öffent— 
liche Aufmerksamkeit wurde auf diese neue Betriebskraft 
hauptsächlich hingelenkt durch die Arbeiten an dem berühm⸗ 
sen Mont⸗Cenis-Tunnel, wo seit 1885 der italienische 
Ingenieur Sommeiller seine Versuche mit einer, durch com⸗ 
Ipele Luft betriebenen Gesteinsbohrmaschine begonnen 
atte. 
Heutzutage hat sich die Anwendung comprimirter Luft 
beim Tunnelbetrieb nicht weniger, wie beim Bergbau 
schon so eingebürgert, daß sie schwerlich mehr daraus ver— 
drängt werden wird. Ein Hauptgrund zu diesem großen 
Erfolge derselben ist neben der Leichtigkeit, mit welcher 
sie ohne Kraftverlust und ohne Belästigung des Gruben— 
betriebes nach den entlegensten Punkten unter Tage hin⸗ 
geleitet werden kann, hauptsächlich darin zu suchen, daß sie, 
dachdem sie ihre Wirkung in den Maschinen bereits gethan 
hat, noch in so ausgezeichneter Weise zur Beförderung des 
Luftwechsels, der Venlilation, in den unterirdischen Arbeits- 
räumen beiträgt. 
Trotz der meist ziemlich kostspieligen Herstellung der 
romprimirten Luft sind in neuester Zeit viele Bergwerke 
hereits dazu übergegangen, starke Maschinen zur dauernden 
Beschaffung von comprimirter Luft aufzustellen. Die letztere 
wird dann verwerthet zum Betriebe theils von Gesteins⸗ 
Bohrmaschinen, theils von oft weit vom Schachte oder 
Stoslenmundloche abliegenden Fördermaschinen, Aufzügen, 
Wasserhebepumpen u. s. w. welche durch Dampf kaum öder 
»och nur in höchst schwieriger Weise zu erreichen wären. 
Nachdem die comprimirte Luft sich für alle genannten 
Zwecke vortrefflich bewährt hatte, lag der Gedanke nahe, 
ruch den unterirdischen Transport auf söhligen Strecken, 
der seither noch durch Menschen oder Pferde bewerkstelligi 
vird, durch Luftmaschinen zu bewirken, also durch Luft- 
ocomotiven. Oft ist hier die Menschenkraft nicht aus⸗ 
reichend, während die Unterhaltung von Pferden in unterir⸗ 
ischen Räumen sehr lästig und unangenehm ist; zudem 
ragen diese Thiere sehr viel zur Verpestung der Gruben— 
uft bei. Viele Bergwerks⸗Besitzer werden es daher selbst 
inter etwas vertheuerten Verhältnissen als einen Vorzug 
ind eine große Annehmlichkeit begrüßen, wenn ihnen ein 
ꝛinfaches Mittel geboten wird, ihren unterirdischen Strecken— 
ransport durch Maschinen zu vermitteln statt durch mensch⸗ 
iche oder thierische Kräfle. Die Versuche, welche in dieser 
dinsicht bereits angestellt sind, lassen nicht zweifeln, daß 
die Frage mittelst comprimirter Luft am besten zu lösen 
st. Bei dem jetzt im Werke befindlichen Bau des St. 
Hotthard-Tunnels sind schon Locomotiven mit Luftbetrieb 
n Verwendung, welche den Transport der losgesprengten 
Besteinsmassen aus dem Tunnel bewirken und welche ihren 
Dienst in befriedigender Weise versehen. Dasselbe läßt sich 
nuf die gewöhnlichen Grubenbahnen beim Erz- und Koblen— 
Bergbau anwenden. 
Die dabei zu lösende Hauptfrage besteht darin, die 
Locomotive mit hinreichendem Luftworrath zu versehen, um 
damit eine gewisse, in vielen Fällen vorgeschriebene Entfer— 
rung durchlaufen zu können. Zu diesem Zwecke erhält die 
docomotive einen Luftvorrathskessel, der auf einem wagen⸗ 
örmigen Untergestell ruht; an diesem Gestell ist auch die 
Zwillingsmaschine angebracht, welche mittelst der compri— 
nirten Luft die Locomotive vor⸗- oder rückwärts bewegt. 
Die Spannung der im Kessel befindlichen Luft nimmt mit 
der Fortbewegung der Locomotive stetig ab und wird zu— 
letzt so gering, daß der Widerstand nicht mehr überwunden 
verden kann. Der zu überwindende Widerstand setzt sich 
zusammen aus dem der Locomotive selbst sowie der damit 
derbundenen Lastwagen. Je größer die Last ist, welche 
man der Locomotive zu schleppen gibt, und je größer die 
Entfernung ist, welche man ohne Erneuerung des Luftvor— 
rathes im Kessel durchlaufen will, desto bedeutender wird 
der Luftvorrath sein müssen, den man für die Reise nöthig 
hat. 
Will man sich einen großen Vorrath an Kraft, gleich 
einer stark zusammengedrückten Feder, in einem möglichst 
geringen Raum ansammeln, so braucht man die Luft nur 
zuf einen hohen Druck zu comprimiren. Bei einer gewissen 
Bröße des Luftvorrathskessels, wie sie sich in Grubenräumen 
Jewoöhnlich von selbst ergibt, läßt sich alsdann die Ent⸗ 
ernung, auf welche man mit der vorbandenen Luft aus⸗ 
reicht, leicht berechnen. 
Kommt man auf eine gegebene Entfernung mit der 
Füllung eines Luftkessels nicht aus, so kann man, ähnlich 
wie bei gewöhnlichen Locomotiven den Tender, zwei oder 
mehrere Vorraͤthskessel mitführen, die unter einander mittelst 
Kautschukröhren in Verbindung stehen. Da aber in den 
Gruben die Rohrleitung für die comprimirte Luft leicht 
der ganzen Strecke nach gelegt werden kann, so ist dadurch 
die weitere Möglichkeit gegeben, in gewissen Entfernungen 
Hähne anzubringen, um die Locomotiven in deren Nähe 
Falien zu lassen und sie mit frischer Luft zu füllen
	        
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