Von den gesammten ordentlichen Beiträgen zahlten
die Vereinsgenossen 586,3 Procent und zwar
1) die meistberechtigten 28,2 90;
2) die minderberechtigten 28,1 00;
o. die Vereinswerke 43,7 60,
und betrugen die Beiträge der Werke ungefähr Dreiviertel
von den Beiträgen der Vereinsgenossen.
Beim Saarbrücker Verein sind:
1) die Beiträge der Geuossen allgemein beträchtlich höher
normirt als die vorstehenden;
2) die Beiträge der Meist- und Minderberechtigten
eich;
8) * Beiträge der Werke bilden nicht einen Vruchtheil
der Beiträge der Genossen, sondern sind gleich hoch
wie die Summe der Beiträge sämmtlicher Mitglieder.
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Arbeiterverhältnisse auf den Bergwerken Preußens
im Jahre 1874.
II.
Knappschaftswesen.
Ueber den Stand des Knappschafts wesens, dieses
wichtigsten Institutes für die Bergarbeiter, läßt sich, was
das vorige Jahr betrifft, nur Günstiges berichten. Die rück⸗
gängige Bewegung in der Industrie, insbesondere in der
Eisenindustrie, mußte freilich auch von den Knappschaftsver—
einen empfunden werden; denn auf der einen Seite fehlte
der Zuwachs an jüngeren Mitgliedern und die Erhöhung
der Einnahmen aus den Beiträgen derselben, andererseits
blieben nicht nur die in den letzten Jahren meistentheils
erhöhten Leistungen bestehen oder traten erst in volle
Geltung, sondern es mehrten sich auch vielfach die Fälle
der Invalidisirung, und ebenso wuchsen die Ausgaben für
Krankenlöhne und dergleichen.
Infolge der nunmehr bei allen größeren Vereinen
durchgeführten Erhöhung der Beiträge und infolge zweck—
mäßiger Verbesserungen in der Verwaltung waren die Ver⸗
eine in der Lage, ihren Verpflichtungen nachzukommen und
zum Theil eine nicht unerhebliche Vermögensvermehrung
bewirken zu können. Besonders günstig gestalteten sich nach
den vorlaͤufigen Nachweisungen in dieser Beziehung die
Verhältnisse der Knappschaftsvereine Schlesiens, des Hal—⸗
berstätter und des Mansfeld'schen Vereins und einiger
Vereine des Oberbergamtsbezirks Bonn. Unter den letz—
leren ist der Saarbrücker Knappschaftsverein hervor—
zuheben. Die Einnahme desselben überstieg nämlich im
Jahre 1874 die Ausgabe um 156,227 Thlr. 18 Sgr. 5 Pfg.,
so daß sich das Kapital vermögen, welches am Jahres
schluß 664,358 Thlr. 8 Sgr. 7 Pfg. betrug, um 145,904
Thlr. 15 Sgr. 7 Pfg. höher stellte. Die Zahl der Ver—
einsmitglieder hob sich von 20082 zu Ansang 1874 auf
21800 am Schiuß 1874, also um 1118.
Die Bahl der Knappschaftsmitglieder fiel von Anfang
bis zum Schluß des Jahres 1874:
in dem Oberbergamtsbez. Breslau von 85756 auf 55 166,
—u Halle 286847, 27336,
und stieg Clausthal 11804 11739.
Das Gesammtvermögen der Knappschafsvereine stieg:
rt.
in dem Oberbergamtsbezirk Breslau von 53 auf u
Clausthal 878402, 882390.
Die Gesammtergebnisse der Bezirke Halle, Dortmund
und Bonn liegen noch nicht vor. Nach dem Jahresberichte
des bedeutendsten der westfälischen Vereine, des Märkischen
Knappschaftsvereins zu Bochum betrug:
im Jahre 1873 im Jahre 1874
die Gesammt⸗Einnahme .. 761,410 Thlr. 947,043 Thlr.
usgabe. 6145 879878
Vermögen .. 563266 541,601 .
Die Gesammtzahl der in Preußen bestehenden Knapp⸗
schaftsvereine vermehrte sich im Jahre 1874 um 1 und be—
ziffert sich demnach am Jahresschluß auf 89.
Die Revision der Knappschaftsstatuten sowie die An—
strebung der Verschmelzung der für sich nicht lebensfähigen
kleineren Knappschaften hat im vergangenen Jahre weiteren
Fortgang genommen und wird voraussichtlich auch im lau—
senden Jahre und darüber hinaus fortdauern.
Familien- und Klassenverhältnisse.
Was die sonstigen Arbeiterverhältnisse anbelangt, so
tommen im Jahre 1874 auf die 239,884 betragende Ge—
sammtzahl der Bergarbeiter 416,688 Familienglieder
oder im Durchschnitt auf je einen Bergarbeiter L.r4 Fa⸗
milienglieder, genau wie im Jahre 1878.
Unter jenen 239,884 Bergarbeitern befanden sich im
Jahre 1874 8636 ju gendliche (männliche und weibliche)
Arbeiter, welche größtentheils über Tage bei den Aufbe—
reitungsanstalten oder beim Verladen und Sondern von
Kohlen beschäftigt waren, und 5466 weibliche (erwachsene)
Arbeiter, also zusammen 14098, das macht 5.8 Prozent der
sämmtlichen Arbeiter aus.
Unter der Gesammtzahl der auf den Königlichen
Berg-, Hütten- und Salzwerken 1874 beschäftig—
ten Arbeiter von 42020 waren im Ganzen 1267 jugend—
liche und 276 weibliche Arbeiter. Unter der Arbeiterbeleg⸗
schaft der Königl. Steinkohlengruben von Saarbrücken, welche
1874 21437 Köpfe ausmachte, waren 488 jugendliche Ar⸗
beiter und gar keine weiblichen Arbeiter beschäftigt.
Eine Geschichte aus dem letzten Kriege.
Nach dem Jahre 1848 war die Jugend des Volkes
auch in solchen Gegenden Deutschlands, wo nicht seit Jahr⸗
hunderten allsonntäglich mit dem Messer gerauft und ge—
tochen wird, so aufgeregt und zu Unfug aller Art aufgelegt,
daß einst bei einem Sonntagstanze auf dem Lande ein
dazu kommandirter Polizeisoldat bei einer Prügelei tödtlich
am Halse verwundet wurde. Der Thäter war ein erst
achtzehnjähriger wohlhabender Bauernsohn, welcher auf den
Polizeisoldaten mit einem Pfahle, an dem ein Nagel heraus—
ttand, losschlug und dadurch dessen fast augenblicklichen
Tod veranlaßte.
Welche Bestürzung im Dorfe! Es war Nacht: wie
von Sinnen, wußte der Mörder nirgends anders als zu
ieiner Mutter, einer Wittwe, mit dem Ausruf zu eilen:
„Ich hab' einen Menschen erschlagen, was soll ich thun?“
„Großer Gott!“ schrie das verzweifelte Weib; doch
die Mutterliebe hatte einen Rath, den nämlich, lieber ihren
Sohn auf immer in der Fremde, als in der Heimat im
Gefängniß als Mörder zu wissen. „Nimm Deine besten
und Deine schlechtesten Kleider,“ schluchzte sie, „und hier
diese 150 Gulden, die wir vorgestern für Weizen gelöst,
und geh jetzt gleich diesen Augenblick fort auf Nimmerwieder—
sehen und so schnell und weit, wie Du kannst übers Meer!“
Die arme Frau sank bei diesen Worten ohnmächtig um,
ihr Sohn legte sie in diesem Zustande auf ihr Bett und
entfloh.
Noch in derselben Nacht gegen Morgen nahm er, nicht
auf der ersten, naheliegenden Eisenbahnstation, sondern,
um keinen Verdacht zu wecken, erst auf der zweiten, zwei
Stunden entfernten, ein Billet nach Frankfurt am Main.